Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

Forenschänke und Smalltalk
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marion
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Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#1

Beitrag von marion » Sa 23. Sep 2017, 11:55

Moin,

sagt mal, wie macht ihr Singles das so eigendlich ? Tierhaltung z.B. ?
Ich hab ja jetzt 6 Enten und 6 Hühner und einen Hund und eine Katze. So weit so gut - oder auch nicht.
Ich hab jetzt einen Notfall und müsste dringenst 3-4 Tage weg und hab mal im Freundes,-Familienkreis nachgefragt. Antwort: keine Zeit, zu stressig mit den ganzen Tieren, keinen Bock etc.
Sooo hatte ich mir das nicht vorgestellt, zumal fast ständig Besuch da ist, weil es hier ja soooo schön ist und lecker Essen (frisch vom Feld ) gibt es auch noch dazu.
Na danke, hab gerade echt den Kaffee auf. Wahrscheinlich tu ich mir gerade selber leid, aber verdammt noch mal - ich bin sofort zur Stelle wenn was ist, reiste an manchen Tagen 1000 Kilometer am Tag um mal eben die Kohlen aus dem Feuer zu holen, hab monatelang neben meinen vier Jobs und Familie andere Menschen gesund gepflegt oder beim sterben begleitet und jetzt sowas ??? Jedesmal wenn ich jemanden brauche, ist keiner da. Hey...was mach ich denn verkehrt ???
Boh, bin ich wütend und enttäuscht. Jedes Mal und jedes Mal, egal ob schwere OP und ich kann danach alleine zusehen das ich klar komme oder ich mal Hilfe brauche...nix.

Kann Tierhaltung als wirklich alleinstehender Single funktionieren ? Ich hab gerade den Verdacht das nicht. DAS hatte ich irgendwie nicht bedacht....und nu ? Herzlich willkommen schmerzhafte Realität....
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

jesamine
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Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#2

Beitrag von jesamine » Sa 23. Sep 2017, 12:30

Ich glaube dein Problem sind weniger die Viecher als die sogenannten Freunde. :hmm:
Leider ist es jetzt zu spät zum ausloten und aussortieren. Ggf. Kann man jemanden für den du schon viel getan hast auch mal etwas deutlicher ansprechen.
Vielleicht kannst du die Versorgung auch so weit aufteilen, dass nicht alle Tiere von der selben Person betreut werden müssen. Manch einer hat vielleicht Hemmungen mit dem Geflügel, könnte sich aber um Hund und / oder Katze kümmern.
Tendenziell denke ich auch, dass es gefährlich ist die Versorgung von Tieren ganz allein zu stemmen. Man braucht noch irgendjemanden der bei Krankheit einspringen kann,selbst wenn man im Urlaub nicht fortgeht.
Ich wünsche dir viel Erfolg und dass du noch eine gute Seele findest.

Liebe Grüße
Jesamine

Griseldis

Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#3

Beitrag von Griseldis » Sa 23. Sep 2017, 12:55

Allein mit Tieren funktioniert bei mir so: ich überlege und kläre! VOR Anschaffung der Tiere, wer sie im Ernstfall auch für mehr als einen Tag versorgen würde oder könnte. Dann überlege ich mir gründlich, ob das wirklich zumutbar wäre, auch wenn Bereitschaft signalisiert wird. Nicht alle Tiere sind mal so nebenbei und schnell versorgt, deshalb habe ich z.B. weder Kaninchen noch einen Hund.

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Thomas/V.
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Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#4

Beitrag von Thomas/V. » Sa 23. Sep 2017, 13:12

Am sinnvollsten ist wohl, sich mit tierlieben oder selbst Tiere haltenden Nachbarn zusammen zu tun.
Da kann man sich für langfristig geplante Urlaube, aber auch für Notfälle eine Versorgung sichern.
Mir käme es nie in den Sinn, weit weg wohnende Verwandte oder Bekannte zu fragen, da ich es als Zumutung ansehe, denen so eine lange Fahrt aufzuzwingen.
Das man sich vor Anschaffung von Tieren darüber kundig macht, wer sie im Notfall versorgt, sollte eigentlich klar sein...
Ansonsten bleibt Dir wohl nur, jemanden dafür zu bezahlen. Ob der das dann auch richtig macht, ist wieder ne andere Frage. Dazu müßte man diesen Menschen ja auch erstmal kennen.
Wenn Du hier in der Nähe wohnen würdest, würde ich Dir sofort meine Hilfe anbieten, aber es ist ein bischen weit weg...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Landfrau
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Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#5

Beitrag von Landfrau » Sa 23. Sep 2017, 13:50

Was du beschreibst, Marion, halte ich für einen Erscheinung modernen Lebens.
Jeder will unabhängig sein, viele wollen allein oder nur mit Partner oder als Kleinstfamilie (was ich für ein Verbrechen an den Kindern halte) leben. Das hat dann eben zu Folge, dass niemand da ist, wenn man jemanden braucht.

Gewachsene Strukturen (Dörfer mit wenig Zugezogenen) und wasserfeste (Sippen) Strukturen funktionieren besser - weil es eigene soziale Normen gibt und alle aufeinander angewiesen sind und es sich keiner leisten kann, auszuscheren aus dem System gegenseitigen Unterstützens - keiner kann es sich leisten, die Unterstützung der anderen zu verlieren. (und ich behaupte nicht, dass diese Lebensformen jeden glücklich machen - sonst wäre die moderne Vereinzelung ja nicht ein so gern angenommenes System).

Dass dein Umfeld es sich anscheinend leisten kann (oder will), deine Unterstützung zu verlieren, indem sie ihrerseits nicht zur Hilfe bereit sind, zeigt, dass dein Wert (oder der deiner Tiere) in diesem System nicht allzu hoch ist (Was ich, bitte sehr, nicht persönlich oder herabsetzend meine, in keinem Fall). Man stelle sich vor, du hättest den einzigen Stamm Zuchtenten oder -hühner in erreichbarer Nähe und alle sogenannten "Freunde" wäre von den Jungtieren, den Eiern, dem Fleisch abhängig, das zu erzeugst. Da sähe die Welt anders aus. Aber Eier gibt es im Supermarkt und wegen der oben beschriebenen gesellschaftlichen Vereinzelung rennt jeder für sich selber und das rund um die Uhr (wenn zwei Leute (ich schreibe jetzt nicht Frauen, weil das provoziert immer so schön) den Haushalt für 12 Personen "schmeißen" ist das wirtschaftlicher, als wenn 12 Personen mit Hängen und Würgen je einen einzelnen HH haben ....) und hat dann auch "keine Zeit" nach fremden Getier zu sehen.

(Einschub: dass das Zusammenleben in frei gewählten Gemeinschaften nicht löppt, beobachte täglich in einem benachbartem Ökodorf. Klatsch, Tratsch, Neid, Mißgunst, Partnertausch und Patchworkfamilien und Fluktuation in einem Ausmaß, dass einem die neubausiedlung mit den adretten Schuldenhäuschen und entsprechend angespannten Bewohnern wie ein Hort des Friedens vorkommt. Von Unterstützung keine Spur. Da ist eine ganze Familie mit Baustelle im Haus und 3 Kindern krank - und wer kocht denen mal nen Topf Suppe? Genau - niemand.
Im alten Dorf dagegen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass im Falle von Konfirmation, Hochzeit, Trauerfall etc. die Nachbarinnen die Küche schmeißen.


Was lernt man daraus?
1. Man "zahlt" in Form von Hilfeleistung tunlichst in ein tragendes, dauerhaftes und heimatliches System ein, dessen Mitglieder in der Nähe sind und bleiben werden und die einem irgendwann - manchmal ist es die nächste generation - zurück"zahlen" werden. Und man sollte seinerseits etwas zu bieten haben, an dem andere Nutzen haben. Fähigkeiten wie Fliesenlegen, EDV - Support, Physiotherapie, Autofrickeln stehen zb hoch im Kurs. (Hühnerzucht es derzeit nicht) Dann ist man was "wert", verfügt über eine starke Währung.


2. Man "zahlt", wenn einem danach ist, in Form von Hilfeleistung oder materiell auf das Konto "Karma" ein, Konto beim lieben Gott oder bei Allah (im Islam ist das noch stärker systematisiert als bei der sonntäglichen Kollekte). Man gibt einem Straßenmusiker, einem Obdachlosen, einem fernen freund in Nöten - einfach so. Und weil es sich gut anfühlt. Das ist auch in Ordnung. Hier hat man aber nicht die Erwartung, dass einem irgendwann die Blumen gegossen oder der Hund gegassit wird.

Okay, das war das Wort zum Samstag.

Das Wort zur Praxis:
Nach etlichen Jahren Hardcore - Selbstversorgerei stellten wir fest, dass es auch noch eine Welt "Draußen" gibt und dass die ihre Reize hat. Um diese wahrnehmen zu können trotz Viecherei, haben wir organisiert. Bisher sind wir max. 48 Stunden außer Haus, ich halte 2 - 3 Übernachtungen für möglich.

Geflügel: Hat Futterautometen und Wassertank
Schafe: haben ausreichend große Weide und Wasser
Katzen: sind draußen, bekommen vor der Abfahrt maximal viel frisches fettes Fleisch und noch einen kleinen Vorrat. Ansonsten: SV durch Mäuse
Hunde: Haben ca. 1 ha eingezäuntes Land, rassebedingt sind sie extrem genügsam. Geben wir ihnen Futter für 2 Tage auf einmal, ist am dritten oft noch welches vorrätig.

So what?

Gut, das ist nicht im Sinne des TSG, nachdem jedes Tier einmal täglich in Augenschein zu nehmen ist. Aber wer fährt schon immer 50 im Ort?

Ansonsten halte ich Tierhaltung und alleine Leben durchaus für fahrlässig, wenn man nicht in einer tragenden Nachbarschaft (Nachbar: nah buur - der in der Nähe (an)baut) lebt.
Der NAchbar hört nämlich das Geschrei, wenn der Fuchs im Hühnergehege ist, sieht die ausgebrochenen Schafe herumrennen und fängt sie selbsttätig wieder ein.

Ich erinnere mich an eine Situation - das war ich 30 JAhre jünger und dümmer als heute), als ich einer frisch Gekalbten ein Ferkel in die NAchbarbox sperrte. Sie kannte keine Scheine und hielt Mr. Piggy für eine Bedrohung ihres NAchwuchses. Beim Versuch, die Bedrohung "zu erledigen", verbog die Kuh eine Gatter und zerstörte die Stalltür. Kuh und Kalb fingen die Nachbarn in meiner Abwesenheit wieder ein, das Schwein saß, als ich zurückkam, unter einer Tanne - seeeehr glücklich.
Das alles war in 8 Stunden Abwesenheit passiert - waraus man lernen kann, dass die Frage, ob man gute Nachbarn hat, wichtiger ist als die Frage "wie lange kann ich wegfahren".

.....

Nun geht es wieder den echten Dingen zu - ich wünsche dir eine brauchbare Lösung und ein funktionierendes soziales Umfeld!

Alles Gute, LAndfrau
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Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#6

Beitrag von Zottelgeiss » Sa 23. Sep 2017, 14:01

Bleibst zuhause, gut is'. Soll sich jemand anderes um den Notfall kümmern. Ja, ich weiß wie sich das anhört. Man sollte immer tun, was man kann, aber das kann auch ein abendliches Telefonat sein oder ein Päckchen oder auch eine Kerze in der Kirche. Mehr geht dann halt nicht.

Für den Fall, das Du mal zum Forentreffen fahren möchtest oder was anderes Schönes machen: Hund mitnehmen, Katze(n) einsperren und mit ausreichend Futter, Wasser und Klöchen versorgen, für die Enten einen Futterautomaten besorgen und evtl. Selbsttränke (mit Enten kenne ich mich nicht so aus). Alte Leute aus dem Dorf bitten, nach dem Rechten zu schauen. Da würde sicher auch jemand füttern. 3-4 Tage sind ja nicht viel.
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Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#7

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 23. Sep 2017, 14:06

bei mir funktioniert das mit den tieren so, dass ich jemanden in der nähe hätte, der sie verlässlich versorgen kann und jemanden habe, den ich darüber hinaus darum bitten könnte. würden beide stricke reissen, könnte ich meinen nachbarn bitten, meine viecher immer dann zu füttern wenn er seine versorgt.

auf allen drei ställen hängt eine laminierte liste mit futterangabe/futtermenge/telefonnummern für den notfall und eine checkliste was zu tun ist/keinesfalls gemacht werden soll.

gebraucht hab ich das noch nie, ich habe mich bewusst für ein leben mit tieren entschieden, das hier vor ort stattfindet und versorge sie auch mit eingeklemmtem ischiasnerv oder sonstigen beschwerden. die versorgungsvertretung wäre nur für notfälle.
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Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#8

Beitrag von Zottelgeiss » Sa 23. Sep 2017, 14:17

Ich bin demnächst 10 Tage verreist. Meine 40 Hühner bekommen in der Zeit 50 kg Pellets auf zwei Hängefutterrinnen verteilt, Wasser ebenfalls über hängende Tränken. Hab da schon ein bombensicheres Exemplar im Einsatz. Bei diesen Temperaturen in der Voliere gammelt das auch nicht. Die bleiben eingesperrt, weil sie sonst der Fuchs holt. Kleingartensiedlung, da ist kein Nachbar. Wenn alle zwei bis drei Tage einer gucken kommt, müssen drei Leute nur einmal hin. Und ich frag nicht so, das ein Nein eine Option wäre :lol: Mein sonstiger Hühnerversorger ist bockig :aeh:
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viktualia

Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#9

Beitrag von viktualia » Sa 23. Sep 2017, 15:22

Und ich frag nicht so, das ein Nein eine Option wäre :lol:
Das hast du schön gesagt, Zottel.

Marion, nen Partner haben, nur damit ich weg von Zuhause kann,
hmm, klingt echt nach Krise.

Ich wette, dein ganzer Bekanntenkreis ist beeindruckt davon, wie gut du für deine Lieben sorgst und traut sich das schlicht nicht zu.
Alle Vorschläge umsetzten, die oben stehen und das klappt.
Teile und Herrsche!
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Re: Das funktioniert so nicht. Tiere und alleine leben.

#10

Beitrag von osterheidi » Sa 23. Sep 2017, 16:19

Auch ich kenne jede menge nette leute. Aber ob aus dem dorf oder freunde in gewisser entfernung....es klappt nicht. Ausser die eventuell die geld angeboten bekommen und es auch brauchen. Deshalb habe ich mich gegen tiere entschieden wenn ich mal ganz alleine sein sollte . Und zwar auch katze oder sowas. Allein ist allein ist allein.
Ausnahme ist wenn jemand nettes bei mir wohnt, was momentan z.b. Der fall ist. Das wird dann meist recht sorgfältig gemacht. Geht aber höchstens wenn es nicht wie notfall rüberkommt.
Wenn du aber zur hilfe eilst dann überdenke jedes einzelne mal. Das kann ich dir nur wärmstens ans herz legen!
Ich wünsche dir ein weises vorgehen und entscheiden.

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