/* Thread ausbuddel */
Sehr interessanter Thread!
Also daß es ein bestimmtes Ereignis gab, kann ich nicht explizit sagen. Es gab über die Jahre verteilt immer wieder einen kleinen konkreten Auslöser. Also von daheim kennen tu ich das schon: meine Eltern haben seit jeher zwei große Gärten mit Gemüse und Obstanbau. Zudem einige Hektar Wald. Also war ich es gewohnt, daß man da mithelfen muß und fand das auch nie schlimm. Auch mithelfen beim Einkochen usw. ist mir von Kindheit an vertraut und für mich etwas völlig normales. Wußte auch, wie man mit ner Handsense umgeht, Holz spaltet usw.
So als junger Erwachsener hatte ich das dann nicht mehr auf dem Schirm, man war unabhängig und hatte eigenes Geld. Gegessen wurde oft in der Kantine oder irgendwelches Fast Food. Ergebnis: auf einmal hatte ich alle möglichen Allergien und einige viele Pfunde zuviel auf den Rippen. Ernährung umgestellt, nur noch frisch gekocht, 27 Kilo abgespeckt. Einige Jahre später waren die Allergien wieder weg!
Dann begann ich zu studieren (hab erst mit 25 angefangen, davor viel gearbeitet und das Geld dafür zur Seite gepackt), und wollte eigentlich nicht mehr in meine Heimat zurückkehren. Ich studierte in einem eher kleineren Städtchen und wohnte da auch ganz am Stadtrand, also auch wieder sehr ländlich. Dort lernte ich meinen Freund kennen, der in einer Großstadt hauste, nie aufs Land ziehen wollte und so der typische Städter war. Konsum, Events, was zuviel gekocht wurde, ab in den Müll, Stadtbummel und shoppen als Zeitvertreib... Dann der permanente Lärm und die Hektik, immer alles voller Menschenmassen. In der Zeit, wo ich immer wieder bei ihm war, merkte ich, nein, das ist kein Leben für mich, NIE will ich in der Stadt leben. Bin da eingegangen wie eine Primel bei 30° im Schatten.
Es ergab sich, daß ich das Haus meiner Oma erbte. 200 Jahre altes, wunderbares Haus; mit viiiiiel Platz: alte Werkstatt, zwei Dachböden, großer Scheunenbereich. Dafür ging ich zurück in meine Heimat, nahm berufliche Abstriche in Kauf, sanierte. Zum Haus gehörte auch ein alter Gemüsegarten. Mit gärtnern hatte ich aber eigentlich nix am Hut. Somit hatte meine Mutter 3 Gärten an der Backe. Meine Schwester, die den betreiben wollte, erwies sich nicht als ausdauernd und hatte auch keine Freude daran. Das hat sich bis heute gehalten; sie nimmt lieber das fertige Gemüse von uns
Dann hatte ich ein neues Kaninchen als Haustier, das sich als völliger Snob erwies: wollte nur Grünzeug. Gespritzte Äpfel ausm Supermarkt hat man nicht angerührt. Also dachte ich mir: bau dem Vieh doch ein wenig so Futterzeugs an. Meine Mutter gefragt, ob sie was dagegen hat, wenn ich nen Teil von dem Garten (der ja eh bei mir eigentlich dazu gehörte), dafür benutze. Na klar war sie dafür! Und sie war auch gar nicht dumm, sie meinte nämlich, "ach, wenn Du schon dabei bist, willst Du Dir nicht ein paar Tomaten in den Garten pflanzen und nen Zucchini? Ich hab noch Pflanzen übrig." Das waren Sachen, die ich gern gegessen hab, und so sagte ich ja, und damit gings dann los.
Sie zeigte mir, was so zu tun ist. Zu den Tomaten und Zucchini gesellten sich noch ein paar Kartoffeln und im Grunde hatte ich ab da Blut geleckt. Im Jahr darauf meinte ich zu ihr, wenn sie mir zeigt, wie so das einzelne geht, bestell ich die ganzen Beete. Dazu waren jede Menge Beeren schon immer vorhanden. Das war 2010. Mittlerweile hab ich einen zweiten Garten für Kartoffelanbau (und mal kucken, was noch so kommt), also im Moment eher noch ein Feld; aber alles von Hand umgestochen, bei einem steinreichen Boden; bau einen Großteil an Gemüse selbst an, hab Beeren aller Art en masse und Äpfel. Ich muß wenig zukaufen. Ich halte einige Hühner, backe seit Jahr und Tag Brot und Brötchen selber, hab da auch (also inoffziell natürlich...) zwei Kundinnen, die jede Woche bei mir ihr Brot holen und mache auch im Freundeskreis Brot/Brötchen-"Catering" für private Veranstaltungen. Die Pflanzen zieh ich zumeist selbst her und je nach Bereich fragt meine Mutter heute mich um Rat
Aber natürlich ist es auch noch umgekehrt, wo sie mir mit jahrzehntelanger Erfahrung um Längen voraus ist. Ich hab natürlich auch viele Fehler gemacht anfangs, aber nur so lernt man daraus, man muß sie selber machen. Kochen tu ich jeden Tag auf dem alten Holzherd meiner Oma, der immer noch tadellos intakt ist mit seinen knapp 80 Jahren.
Gesundheitlich hatte ich vor zwei Jahren einen massiven Einbruch wegen berufllicher Überarbeitung. Also zurückgefahren, (viel) weniger Geld aber viel mehr Lebensfreude. Ich weiß, mit meiner SV bin ich im Vergleich zu anderen hier noch auf nem niedrigen Level, aber wenn ich zurückblicke und sehe, daß es ja erst ein paar Jahre sind, wo ich angefangen habe, bin ich doch recht zufrieden.
Letztes Jahr hab ich mal nem Imker über die Schulter geschaut und bin nun seit diesem Jahr seine "Azubiene", im Herbst werde ich einen Ableger von ihm bekommen. Also Schritt für Schritt wirds immer mehr. Von meinem Ziel, auch milchgebende Tiere zu haben wie Schafe oder Ziegen bin ich im Moment noch etwas weit entfernt. (vor allem, weil ich alles alleine mache) Auch habe ich keine Möglichkeit, Getreide anzubauen. (d.h. anzubauen vielleicht schon, aber ernten, dreschen...?) Aber meinen kompletten Jahresbedarf an Mehl und Getreide kann ich über die Einnahmen des verkauften Brotes decken, sodaß ich es dadurch umsonst habe. Und mal sehen, was die Zukunft bringt, wer weiß das schon
Das wurde jetzt ein wenig eine längere Ausführung, aber es regnet und ich kann grad draußen nichts machen