Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

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Benutzer 4754 gelöscht

Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#1

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 13. Aug 2015, 21:19

Guten Abend,

was haltet ihr von Pflanzenschutz?

(1)Er fängt ja (z.b. bei der Kartoffel) damit an das man die Kartoffelkäfer und ihre Larven absammelt und das Unkraut rauszupft/hakt
geht dann weiter (2)das man nun schon Phyretine gegen die Käfer und läuse einsetzt, und Kupfer gegen die Krautfäule, hakt aber immer noch.
und "Endet" dann (3) bei einer kompletten Spritzfolge mit Herbiziden im VA(mit Bandur und SencorLiquid) und NA einer Pflanzgutbehandlung mit Fungiziden, 2-3 Behandlungen mit Azolen und Strobulinen gegen die Krautfäule sowie die Beseitigung des Kartoffelkäfers und der Läuse mit Karate Zeon, Biscaya und PirimorWG.
Seine Auswüchse zeigen sich dann (4) in der Sikkation (der Kartoffel) und in Stoppelbehandlungen, VS/VA Anwendung mit Glyhosat.

Ich würde mich in der Mitte ansiedeln (2), da ich schon sehr schlechte Erfahrungen "ganz ohne" gemacht hab (Totalausfall einer Reihe Rüben wo ich testen wollte ob es wirklich was bringt;) ) zu viel aber nicht für gut halte. und bei (4) schüttel ich den Kopf.

Wenn jemand sich für Variante 3 begeistern kann kann er seine Kartoffeln auch im laden kaufen ;)

Ich möchte hiermit aber weder den Pflanzenschutz hochloben noch einen Shitstorm lostreten.
Ich hoffe das ist verständlich.

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Nordhang
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Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#2

Beitrag von Nordhang » Do 13. Aug 2015, 21:52

Hallo, in meinem eigenem Garten verwende ich Schneckenkorn um den Jungpflanzen einen Vorsprung zu verschaffen. Der Rest ist vernachlässigbar. Klar habe ich manches biologisches Mittel ausprobiert. Die Kosten stehen aber meist in keinerlei Verhältnis zum Nutzen. Es gibt immer mal Gewächse die kümmern. Hier stell ich mir aber zuerst die Frage, was die Schädlinge begünstigt. Geht eine Sorte ein, versuche ich vielleicht im nächsten Jahr diese erneut an einem anderen Platz. Geht auch Dies schief, veruche ich eine andere Sorte oder sogar eine alternative Art.

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Thomas/V.
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Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#3

Beitrag von Thomas/V. » Do 13. Aug 2015, 21:54

Ich hatte noch nie Kartoffelkäfer.
Meine Kartoffeln sind insofern resistent gegen Braunfäule, das ich auch bei frühzeitigem Ausbruch noch ganz gute Ernten hatte.
Irgendwelche "Mittel" hab ich noch nie benutzt und beabsichtige das auch nicht zu tun.
Auch bei Futterrüben, die ich einige Jahre angebaut hatte, waren keine großen Verluste zu beklagen. Je nach Wetter eben mehr oder weniger zu ernten sehe ich als normal an.
Größte Feinde sind in meinem Garten die Schnecken und das Wetter. Dagegen kommt man nicht mit Chemie an, es sei denn, womöglich, das ich den ganzen Garten und die umliegenden Wiesen, Felder und Grundstücke auch mit behandeln würde.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Manfred

Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#4

Beitrag von Manfred » Fr 14. Aug 2015, 07:38

Wenn man chemischen Pflanzenschutz braucht, ist das immer ein Zeichen, dass man etwas falsch gemacht hat.
Aber Symptome zu behandeln ist halt ungleich einfacher, als sich mit den Problemen wirklich auseinanderzusetzen und sie ursächlich zu lösen.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#5

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Fr 14. Aug 2015, 09:58

stimmt das schneckenkorn hab ich vergessen, die bierfallen wirken ja leider nicht so sonderlich zuverlässig, das Schneckenkorn schon ;)

von den "Bio-Mitteln" halte ich nur die Bt-Präparate und die kupferhaltigen Mittel für sinnvoll, den alle anderen Wirkstoffe sind so unbeständig das man nur das erwischt was gerade oben auf der Pflanze sitzt, und für den geringen Erfolg sind sie zu teuer.
Manfred hat geschrieben:Wenn man chemischen Pflanzenschutz braucht, ist das immer ein Zeichen, dass man etwas falsch gemacht hat.
oder das die Forderungen der Abnehmer so hoch sind das sie ohne Hilfe nicht erreichbar sind (z.b. die Ährenfusarien im Getreide)
Manfred hat geschrieben:Aber Symptome zu behandeln ist halt ungleich einfacher, als sich mit den Problemen wirklich auseinanderzusetzen und sie ursächlich zu lösen.
ja das stimmt *schmunzel*
Es ist aber einfacher das ich meine Rüben gegen Ramularia und Cerespora behandelt, statt den Bach daneben trocken zu legen und das Gebüsch weg zu machen (Die Rüben stehen in einer feuchten Ecke an einem Bach im Schatten eines Gebüsches, da wachsen (Blatt-)Pilze einfach optimal ;) )

Aber im heimischen Garten geht ja viel mehr, als auf dem Acker ;) :)

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Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#6

Beitrag von Thomas/V. » Fr 14. Aug 2015, 10:08

ich käme nie auf die Idee, Rüben im Schatten und in feuchten Ecken anzubauen
also versuchst Du, einen Fehler (falsche Pflanze an ungeeignetem Standort) durch den nächsten Fehler "auszubügeln"
damit liegst Du voll im Denken der demnächst kollabierenden Zivilisation, denn die macht das auch immer so: ein Problem lösen, indem man 2 neue Probleme schafft... :aeug:
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Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#7

Beitrag von osterheidi » Fr 14. Aug 2015, 10:45

hi ölkanne
pflanzen kann man auf vielerlei weise "schützen". von wievielen arten des pflanzenschutzes man erfährt liegt auch am pflanzenbauer persönlich und wie offen er ist. mit deinen vorerfahrungen nimmt dich sicher auch jeder biobauer mal gerne zum praktikum. man muß es erleben. ich hoffe du schaust dir noch so einiges an.
ich selbst suche immer nach möglichkeiten wie die pflanze ohne isolierte zusatzmittel auskommt.

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Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#8

Beitrag von wranger » Fr 14. Aug 2015, 14:13

Manfred hat geschrieben:Wenn man chemischen Pflanzenschutz braucht, ist das immer ein Zeichen, dass man etwas falsch gemacht hat.
Aber Symptome zu behandeln ist halt ungleich einfacher, als sich mit den Problemen wirklich auseinanderzusetzen und sie ursächlich zu lösen.
Im Prinzip hast Du recht: Was würdest Du einem Kartoffelbauern raten? Einmalig spritzen um eine Schlechtwetterperiode auszugleichen um noch einen mittleren Ertrag zu erzielen oder aber nicht spritzen mit Totalausfall?

Ich verteufel den Einsatz nicht per se nur den momentane Umgang damit + die Großbetriebe. Spritzmittel gezielt bei besonderen Ereignissen, Beikräuterbekämpfung nur mechanisch!

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Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#9

Beitrag von Landfrau » Fr 14. Aug 2015, 14:46

Von Pflanzenschutz halte ich sehr viel als halbwegs Selbstversorgerin, denn für eineSelbstversorger kann es ja keine Alternative sein, die erdbeeren im Laden zu kaufen, nur weil man sie kampflos den Schnecken überlassen hat.
Und natürlich schütze ich auch meine Ernte, also die Vorräte.....

Also, ich schütze

- den gesamten Gemüsegarten vor einwandernden SChnecken mittels Schneckenzaun
- Gemüsepflanzen vor vorhandenen Schnecken mittels SChneckenkorn
- Kohl und Porree vor fliegenden Schadtieren von Kohlweißling bis Taube mit Netzen
- Kirschen vor Vögeln mit Netzen
- Erdbeeren vor Vögeln mit Netzen
- Weintrauben vor Wespen mit Wespenfallen (hilft nicht viel)
- die Tomaten vor regen mittels Folientunnel
- austreibende FRühkartoffeln vor Frost mit Folie
- blühende Erdbeeren vor Frost mit Folie
- frisch gepflanzte Obstbäume vor dem verdursten mit Wasser
- und vor dem immer wieder Abgerissenwerden der Wurzeln mit Anbindung
- und vor dem verhungern durch Düngung
- den Boden vor Kohlhernie durch Fruchtfolge
- den gesamten Gemüsegarten vor den Hühnern, indem ich diesen einzäune
- die Gemüsekultur vor Nährstoffkonkurrenz des Unkrauts mit Bändchengewebe
- Blumenkohlköpfe vorm Gelbwerden durch Umknicken der Blätter
- Obstbäume vorm Vergreisen durch regelmäßigen SChnitt
- Pfirsichbäume vor der Kräuselkrankheit durch Spritzen mit Fungizid


Und nach der Ernte schütze ich diese vor Gefahren wie Frost, Schadnagern, Austrocknen, Austreiben .....

Man sieht, eigentlich besteht das ganze Gartenjahr fast nur aus Pflanzenschutz!
Und ohne die Rückfallebene Supermarkt wird einem die Notwendigkeit auch klar.

Übrigens schütze ich auch meine Haus- und Nutztiere z.b.
- vor Endo- und Ektoparasiten
- vor Nährstoff- und Energiemangel
- vor Vergiftungen
- vor Raubzeug
- vor Diebstahl
- vor zu frühem Trächtigwerden

da man im Garten aber eh nur minimale Prozente des tgl. Energiebedarfes erntet und sich die Masse der Kalorien (getreidiges, Leguminoses, Öle, Fette, Tierisches) im LAden kauft, ist es dann auch nicht so schlimm, wenn der Kohlkopf stinkt, weil voller Raupenkot, die Erdbeeren von der Drosseln geerntet, die Himbeeren unreif von den Wespen verzehrt und die Stachelbeeren vom Mehltau dahingerafft sind. Und die Pfirsiche in D sind eh Anmaßung!!

Solange es nicht Ernst ist, kann man auf Pflanzenschutz getrost verzichten und die tgl. Gartenarbeit als reine Körperertüchtigung betrachten.

Landfrau, Pflanzen- und Tierschützerin
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

Manfred

Re: Was haltet ihr von Pflanzenschutz?

#10

Beitrag von Manfred » Fr 14. Aug 2015, 14:47

@wanger: Es geht nicht ums verteufeln und um Pflanzenschutzmittel als Notlösung um eine Ernte zu retten. Es geht darum, dass ganze Pflanzenschutzprogramme der Standard sind und zumindest im konventionellen Sektor gar nicht über Alternativen nachgedacht wird. Reinkulturen auf großen Flächen und in enger Fruchtfolge und oft auch noch auf ungeeigneten Standorten sind nun mal Ursache Nr. 1 für die hohen Schädlingsdichten. Das ist eine Henne-Ei-Problem. Und natürlich kann man das nicht dem einzelnen Landwirt vorwerfen. Die Frage ist: Wie kommt man aus diesem System wieder raus? Und das mit mögl. wenig Schaden für alle Beteiligten?
Dazu muss man erst mal wirtschaftlich, ökologisch und sozial tragfähige Alternativen anbieten können. Und da hapert es noch gewaltig, auch wenn bereits Erfolge zu verzeichnen sind.
Die allermeisten Landwirte sind offensichtlich nicht willens oder in der Lage, selbst Alternativen zu suchen. Also braucht es bewährte Konzepte, die man als Landwirt erlenen und auf seinem Betrieb erfolgreich umsetzen kann.
Aber das wird nie wie beim Baukastensystem aus Dünge- und Spritzmitteln nach Schema-F funktionieren. Also braucht es auch eine andere Art von Ausbildung, die die nötige Flexibilität im Denken, im Beobachten und im Management vermittelt.
Alternativen kriegen wir nur dann auf größere Flächen, wenn sie für die Landwirte attraktiver sind als das bisherige Wirtschaften.
Deutschland hinkt da leider mal wieder weit hinterher. Ob das zum Teil an unserer verschulten Ausbildung und der wuchernden Bürokratie liegt? Beides wird Innovationen massiv entgegen. Das stabilisiert zwar kurz- und mittelfristig, aber langfristig führt es dazu, dann man völlig den Anschluss verpennt...

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