erzähl doch mal von früher...

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Kleinbauer.nl
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Re: erzähl doch mal von früher...

#41

Beitrag von Kleinbauer.nl » Fr 19. Sep 2014, 09:00

Ich bin in Holland geboren und aufgewachsen, 200 m Luftlinie von der Nordsee. In der Sommersaison haben wir am Hafen gespielt weil am Strand die Badegästen sich in der Sonne geaalt haben. Außer der Badesaison gehörte der Strand uns. Ein beliebtes spiel war "wer traut sich am längsten stehen zu bleiben wenn die Wellen anrollen." Das dabei auch mal die Schuhe nass wurde war Pech. Dann wurde aus angespültes Holz, das meistens noch feucht war, ein Feuer gemacht. Das Resultat war oft angekokelte Schuhe und stinkende Klamotten. Mutter freute sich, ein paar Tagen Hausarrest gas gratis dazu. Gärten gab es bei uns nicht, Gemüse gab es um die Ecke beim Gemüsehändler. Auch wir haben das ganze Jahr draußen auf der Straße gespielt. Autos gab es kaum. Der Milchmann kam mit Pferd und Wagen. Gartenarbeit habe ich erst hier in Deutschland kenne gelernt, und Spaß daran gefunden. Und ich hoffe das ich es noch lange machen kann. Nichts ist faszinierender als mit zu erleben wie aus ein winziger Samenkorn ein herrliches Stück Gemüse wird.
Die dümmste Bauern haben die dickste Kartoffeln, Kleinbauern weniger

Melusine

Re: erzähl doch mal von früher...

#42

Beitrag von Melusine » Fr 19. Sep 2014, 09:08

So ein bisschen in Erinnerungen kramen....
Bin dieses Jahr nach Neuruppin gefahren-genau deshalb.
Die haben heute noch das gleiche Kopfsteinpflaster.Ich bin zu meiner alten Schule gelaufen.
Manche Trittsteine kenn ich noch mit Namen und heute erscheint mir die Schule so winzig.
Der Weg-teilweise ungefestigt ist es noch heute-und schmal.
Auf dem bin ich stundenlang Fahrrad gefahren-so ein Klapprad.
Mein Vater war so stolz auf den Rosenkohl.Den bekam man nämlich nicht einfach so.
Und ich hab die Röschen abgepult und hab sie vergraben-weil ich wollte das meine Eltern mehr Pflanzen hätten...
Mein Vater hat getobt...die gute Absicht zählte nicht.
Meine Mutter hat eingeweckt wie der Leibhaftige,damit wir genug im Winter hätten.
Einmal fand unser Schaf den Eingang zum Keller.
Das Schnäuzchen rot von Johannisbeer-marmelade kam es wieder aus dem Keller.
Meine Mutter suche ,wo es bluten könnte.
Wir hatten auch auch einen kleinen Teich mit Karpfen.Als der im Winter zufror,spielten wir auf dem Eis.
Die tiefste Stelle 1 m.
Meine dreijährige Schwester stieß mit einer Metallstange ins Eis hinein-genau zwischen beide Füße.
Klischnaß haben wir sie aus dem Eis gefischt-sie konnte drin stehen,aber die Ice-Challange hatten wir schon!

centauri

Re: erzähl doch mal von früher...

#43

Beitrag von centauri » Fr 19. Sep 2014, 09:53

In meinem ersten post kommt es so rüber als hätten wir nicht auch was schönes gemacht. :)
Klar gab es auch schöne sachen die wir erlebt hatten.
Wir haben buden gebaut (im aussenbereich ohne baugenehmigung). Flöße hergestellt, schwarz gefischt, äpfel geklaut usw. :rot:
Unser aktionsradius war so1,5 km ums dorf rum.
Im winter war rodeln, skifahren und eisstockschiessen angesagt. Oder eben nur auf der strasse eine schlitterbahn bauen.
Zum leidwesen der paar autofahrer wurde da natürlich wasser auf die strasse geschüttet. :)
Naja da mussten wir eben des öfteren schieben.
Und was mir heute eben auch so noch auffällt ist was heute den kindern so geschenkt wird!
Bei uns gabs ostern ein nest und gut wars.
Zur einschulung eine schultüte und gut wars.
Zum geburtstag ein paar kleine geschenke, zumeißt anziehsachen.
Zum nikolaus einen teller.
Zu weihnachten ein etwas grösseres geschenk und anziehsachen.
Heute zu ostern ein fahrrad, nikolaus einen gameboy und weihnachten eine wii. :dreh:
Achso wegen fahrad. Ich hatte damals kein eigenes.
Bekam immer den krempel von den älteren.
Irgendwann waren wir soweit und haben sie aus schrott selber zusammen gebaut.
Da kam dann schon der selbermacher durch. :)

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Mika
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Re: erzähl doch mal von früher...

#44

Beitrag von Mika » Fr 19. Sep 2014, 10:45

Hihi, wir haben mal als Kinder den Zulauf eines kleinen Teiches aufgestaut. Der Damm war ziemlich perfekt und die Kuhweide vom Bauern (dem der Teich gehörte) war überflutet. Der hat uns dann bei der "Arbeit" gesehen und ist wie irre hinter uns her. Den letzen hat er erwischt und ihm eine geknallt... und wir mußten den schönen Damm wieder abreißen.
Danach war aber auch wieder gut und wir durften wieder das Pony reiten oder den ganz alten Gaul, der noch aus´m Krieg war.
Ich glaub sowas wäre heut nicht mehr möglich, da gäbe es gleich Anzeigen von den Eltern wegen Körperverletzung und so.

becks
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Re: erzähl doch mal von früher...

#45

Beitrag von becks » Fr 19. Sep 2014, 11:49

ich finds schön, von euren Erinnerungen zu lesen - ohne das irgendwie beschönen zu wollen, vieles ist heute leichter, aber die Erkenntnis ist einfach da, dass man auch mit wenigen und einfachen Mitteln ein schönes Leben führen kann - es kommt auf die Erfahrungen an.

ich erinnere mich, dass meine Oma, als ich kleiner war - das war dann schon nach der Wende - immer noch einen Küchenofen hatte, der die halbe Wohnung mitheizte. Der Keller war voller Braunkohle und sie ist morgens um halb 6 aufgestanden und hat ihn angefeuert, damit wir Kinder es beim Aufstehen halbwegs warm hatten. Ihren kleinen Schrebergarten hat sie bis ins hohe Alter versorgt und Spargel und Blumen gezogen. Auch heute ist die Küche noch ihr Refugium, aus dem sie alle versorgt, obwohl sie neben ihren 9 Kindern auch immer gearbeitet hat. So einen Zusammenhalt, wie ich ihn von der Familie meines Vaters kenne, mit der Oma im Mittelpunkt, kenne ich hier unter meinen deutschen Bekannten gar nicht mehr. Bei der Familie meines Mannes ist es ähnlich familiär und eng, auch wenn ich die Hierarchien manchmal als sehr anstrengend empfinde.

und selbst später im Westmünsterland war ich als Kind immer draußen. Internet gab es damals noch nicht, Computer hatten nur wenige Familien. Sobald wir den dann hatten (da war ich 13 oder so) hockte ich viel mehr drinnen als draußen und ich bedauere bis heute, dass es immer noch so ist. Ich verteufele Computer und Internet nicht und finde sie mehr als nützlich und für mich notwendig. Aber ich gebe zu, dass ich diese Zeiten des Draußenseins oft vermisse - heute trifft man sich eher auf Facebook oder im Szenecafe als einfach mal nen Spaziergang zu machen oder wandern zu gehen, und das finde ich schade.

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Re: erzähl doch mal von früher...

#46

Beitrag von Dagmar » Fr 19. Sep 2014, 12:25

Hallo,

zum Aufstauen eines Teiches, da habe ich auch eine "schöne" Geschichte erlebt.

Wir waren bei Verwandten im Bergischen Land zu Besuch und alle Kinder wollten bei dem heißen Sommerwetter unbedingt baden. Es gab auch einen kleinen aufgestauten Teich, aber der war uns nicht tief genug und da wir gesehen haben, daß der Damm aber bestimmt noch 1,50 m höher war als der damalige Wasserspiegel, sind wir auf die glorreiche Idee gekommen, den Abfluß zuzustopfen um den Teich anzustauen.

Gesagt, getan und alle hofften, daß am nächsten Morgen das Teichwasser höher stehen würde.

Nach einer ruhigen Nacht, wurden wir aber dann vom Geschrei der Eltern geweckt. Unsere tolle Idee hatte dazu geführt, daß der komplette Damm gebrochen war. Was sonst noch passiert war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber der Ärger war groß.


Dagmar
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Re: erzähl doch mal von früher...

#47

Beitrag von Wayan » Fr 19. Sep 2014, 13:13

kleine Episode aus Kindertagen (bei geselligem Zusammensein treten zahllose vergessene Geschichten zutage)

Bei unsren Streifzügen ums Dorf fanden wir unvermutet alte Gleise. Die Spur war schmal, geschätzte 40cm und recht grobschlächtig verlegt. Aus der Umgebung schlossen wir, dass hier früher Torf abgebaut wurde.
In einiger Entfernung fanden wir im Wald sogar eine halbversunkene Lore.
In Kinderköpfen ergibt sich sofort die Kombination: Gleise? + Lore? ---> damit werden wir fahren!

Es kostete viele NAchmittage und besondere Überzeugungsabeit, weil das aussichtslose Unternehmen an einigen Hürden aufgegeben werden sollte. Es ging aber vorwärts: Die Kippmulde der Lore konnte entfernt werden; mit Baumstämmen wurde das halbversunkene Fahrgestell aus der Erde gehebelt; eine längere Distanz ohne Gleise musste überwunden werden; die Gleise selbst waren am Anfang ziemlich überwuchert - aber dann folgte eine schöne freie Strecke recht abschüssig, die war das Ziel

Als nach bestimmt 2 Wochen Strapazen der große Tag gekommen war, startete die erste Testfahrt:
Knüppel, die als Bremsen gegen die Räder gehebelt werden sollten wurden verlacht und abgelehnt. Ganz vorn wollte keiner Mitfahren, also wurde der Kleinste dazu verdonnert. In der Mitte fuhren, glaube ich, 2 Burschen mit und 3 fanden es ganz hinten am besten. Anfangs ging es nur sehr mühsam mit Anschieben vorwärts aber irgendwann nahm die Fuhre Fahrte auf...
Es wurde schneller und immer schneller!!! Wir rumpelten so schnell hinunter, dass sich alle irgendwie nach hinten lehnten. Durch den sehr engen Randstand hoben sich irgendwann die Vorderräder. Das Teil entgleiste, stellte sich quer und schlitterte noch eine ganze Strecke.
Als alles zum Stehen gekommen war, dauerte es eine ganze Weile, bis wir alle wieder zusammengekrochen waren. Der Unfall passierte gerade an einem Brücklein über einen Bach. Einer war komplett rein gefallen, einer stand bis zum Bauch drin, die anderen lagen unterhalb des Bahndammes oder am Gleis...
Keiner hatte sich ernsthaft verletzt. Blutige Abschürfungen, Prellungen, Verstauchungen und vor allem kaputte Klamotten waren zu beklagen, mehr nicht. Da waren wir erstmal sehr still. Wir hatten mitgekriegt, dass das sehr böse hätte ausgegehen können.

Schon am nächsten Tag waren die schlimmsten Schmerzen vergessen und die zweite Fahrt sollte mit Bedacht unternommen werden. Da fanden wir die Lore mitten in der Mitte durchtrennt... Wir merkten, dass unweit in der anderen Richtung Häuser waren (ein Betrieb?) und dort blieben unsere Unternehmungen offenbar nicht unbemerkt...
Heute wird dieses Abenteuer bei Klassentreffen gerne noch einmal analysiert, wobei die Nichtdabeigewesenen etwas neidisch schauen. Es gab aber noch mehrere Anlässe, wo wir mehr Glück als Verstand hatten. Unsere Eltern erfuhren das meist erst viiiiiel später. :pfeif:
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Re: erzähl doch mal von früher...

#48

Beitrag von Reisende » Fr 19. Sep 2014, 13:48

eine lore! :verknallt:
ich wollte als kind immer sooo gerne mit einer draisine fahren! bei uns im ort gabs auch eine kleine gleisstrecke für die papierfabrik. die wurde dann aber irgwann nicht mehr benutzt. ich hab mir damals vorgestellt, dass man mit so einer draisine ganz alleine gaaaaanz weit weg fahren könnte. so ohne eltern / andere erwachsene und so. :mrgreen:
ich glaub ich fänd das heute noch saucool mal mit so einem ding zu fahren.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: erzähl doch mal von früher...

#49

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Fr 19. Sep 2014, 21:40

Reisende hat geschrieben: ich glaub ich fänd das heute noch saucool mal mit so einem ding zu fahren.
kein Problem ;)
http://www.youtube.com/watch?v=R7R6WI-AYbQ

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Re: erzähl doch mal von früher...

#50

Beitrag von Rallymann » Fr 19. Sep 2014, 21:43

Ihr habt ja ne tolle Kindheit gehabt.
Warum bleiben bei mir immer nur die schlimmen Sachen in Erinnerung??

So wie die stillgelegte Puddingfabrik, in der wir herumkletterten. Dort fand ich eine Zaubersubstanz, mit der sich toll spielen lies.
Flüssig und metallisch zugleich. Wenn man die Flüssigkeit auf den Boden goss, bildeten sich einzelne Tropfen, die man einfach wieder zusammenfügen konnte.
Auch blieb daran kein Dreck haften. Heute weis ich, dass es Quecksilber war.
Und dann die Polizei, die versuchte uns auf dem maroden Dach zu fangen............. Naja am ende sind wir denen in die Arme gelaufen.
Der Beamte wollte mich nicht festhalten, weil ich so dreckig war und sagte ich solle nicht weglaufen, denn er wäre schneller.
War er nicht :mrgreen:
Aber der Beamte, der an dem Ausgang stand.......... von dem konnte ich ja nichts wissen.
Mama hat sich gefreut, dass die Herren mich im Streifenwagen unter den Augen der Nachbarn nachhause gebracht haben :rot:

Oder der Baggersee mit seinen verlockenden Fliesbändern, auf denen wir weite Wege zurücklegten. Bis ich in so nem Trichter festklemmte und das mit noch nassem Sand behaftete Gummiband mir die Pelle von den Knochen schmiergelte. Beide Hüften, Knie, Schulterblätter..... Das rohe Fleisch
Die DLRG war so nett mich mit etwas brennendem zu desinfizieren und ich hab zum Dank den ganzen See zusammengebrüllt. Dann gings mit Blaulicht ins Krankenhaus und als mein Vater mich dort abholte, sah ich ihn das einzige mal im Leben weinen.

Naja ich überleg mir mal, ob es auch was lustiges gab. Könnte etwas dauern :schmoll:

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