Autismus

[fuxi]

[Ich] möchte aber jetzt schon mal anmerken, das die meisten Autisten genauso wenig "geheilt" werden möchten, wie Linkshänder oder Schwule.

<- Das da möchte ich nochmal hervorheben, damit es in diesem Herumtheoretisieren nicht untergeht.

Interessant, finde ich.
https://www.youtube.com/watch?v=rM6OakOQhS8

"Impfen löst Autismus aus" und "Natriumchloritlösung heilt Autismus". Das Video ist beim Bullshit-Bingo schon mal ganz weit vorne dabei.

Vielleicht klickt man sich nicht durch irgendwelche reißerischen Filmchen, sondern fragt direkt bei denen nach, die sich auskennen und um die es geht: Autisten (oder besser gesagt "Personen im Autismus-Spektrum", denn es gibt da kein 1 oder 0)
>>Die 10 großen Irrtümer über Autismus und andere Fakten<<
>>Quergedachtes (Autismus aus Sicht eines Autisten)<<
>>Aspies e.V. - eine Selbsthilfeorganisation von und für Menschen im Autismusspektrum<<
>>Ist Autismus wirklich häufiger geworden oder wird heute einfach mehr diagnostiziert?<<

[Benutzer 3370 gelöscht]

viktualia hat geschrieben:
[Ich] möchte aber jetzt schon mal anmerken, das die meisten Autisten genauso wenig "geheilt" werden möchten, wie Linkshänder oder Schwule.

<- Das da möchte ich nochmal hervorheben, damit es in diesem Herumtheoretisieren nicht untergeht.

" Autismus wird von der WHO zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet" quelle: >>Die 10 großen Irrtümer über Autismus und andere Fakten<<

Vielleicht ist es unter diesem Gesichtspunkt etwas problematisch Autisten mit Linkshändern und Schwulen zu vergleichen

und man könnte unter " Heilung" die unter Punkt 9 beschriebene Problematik verstehen.

".... können vielfach nicht ihr Potential entfalten, weil sie anders lernen und eine angepasste Lernumgebung bräuchten"

letztendlich geht es darum, dem wie auch immer betroffenen Menschen ein menschenwürdiges, lebenswertes Leben zu ermöglichen, allerdings aber auch nicht nach den Bedürfnissen und Vorstellungen von NORMMenschen, sondern den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Menschen entsprechend.

Ein respekt und liebevoller Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen bringt nach meiner Erfahrung eine "Heilung" auf beiden Seiten mit sich.

[viktualia]

"Heilung" auf beiden Seiten

@Richard, genau so.

Sowohl Schwule als auch Linkshänder würden sich wohl als "heile" bezeichnen, wenn man sie -sie selber- sein lässt.
Und ich denke, es ginge den meisten Autisten auch so.
(Wenn sich ein Querschnittsgelähmter funktionierende Beine wünscht, will er in der ihm bekannten Welt agieren können.
Ein Autist möchte nicht -für sich- in der Welt der neuronal Normalen funktionieren, er möchte seine Welt zusammenhalten, kennenlernen, sortieren, "verwalten". Er hat keine andere. Erst wenn er sich sortieren "darf", kann er versuchen, im Alltag klarzukommen. Oder sie.)
In schwerwiegenden Fällen ist es sicher nötig, mehr Hilfe anzubieten um den Alltag zu schaffen, aber dies sollte dann schon unter Regie des Betroffenen stattfinden, denn dieser leidet sonst unnötig.

Ich hab auch erst vor nem guten Jahr geschnaggelt, dass der fehlende Ausdruck von Gefühlen ja so was von überhaupt nicht mit dem fehlen von Gefühlen gleichzusetzen ist -im Gegenteil.
Menschen, die nicht lügen, die Notwendigkeit nicht raffen, ja mei; kein Zickenzank, keine Berechnung (ich tu mich ja selber schwer damit, zu begreifen, dass Menschen, die mir sagen "Findest du nicht, dass es hier kühl ist?" meinen, ich solle das Fenster schliessen. Ich hasse das.) Und Autisten könnten so was gar nicht. Hach.

Die WHO pflegt eine Art Idealismus, den ich nicht nachvollziehen kann:

„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“[

Dann kann eine vorhandene "Abnormität" ja einen selber zufrieden und alle anderen unbeschädigt sein lassen und es ist dennoch ungesund, nee danke.

"Tiefgreifende Entwicklungsstörung" heist erst mal, dass die Entwicklung andere Voraussetzungen braucht und das dringend.
Für Eltern ist das sicher heftig, alles ist anders, bis auf die Wichtigkeit des Erkennens.
Aber das müssen ja alle Eltern: hinschauen, was für ein Wesen da bei ihnen gelandet ist.

Mir scheint, dass die fehlende Kultur des "Reifen Menschen" es da den betroffenen Eltern auch nicht leichter macht, auf die "normalen" Signale des Kindes zu verzichten. (Ich hab keine Kinder, aber ne Menge Ideen darüber, wie man sie nicht belästigt, sondern pflegt. Und könnt jetzt furchtbar ablästern über schwarze Pädagogik, Macht und unreife Gesellschaft. Aber ich spar es uns.)

@Fuxi, ich hab mir die links noch nicht angeguckt, aber die WHO Sache musste ich loswerden.

[fuxi]

@Fuxi, ich hab mir die links noch nicht angeguckt, aber die WHO Sache musste ich loswerden.

Ich denke, du bist da bereits gut im Thema. Das war eher für einige andere der Schreiber gedacht (und auch, damit andere Mitleser nicht so ein einseitig verzerrtes Bild bekommen).

[si001]

Das Schlimmste an solchen "Abnormitäten" (ich schreibe das ganz bewusst mit Ausführungszeichen) ist, dass die Gesellschaft nicht bereit ist, die Menschen in ihrer Vielfalt zu alzeptieren. Es muss jeder in einem vorgegebenen Raster funktionieren, sonst ist er unnormal und wird auszusortieren. Echt eine Katastrophe! Das geht schon im Kindergarten los.

Ich habe mit Autismus wenig Erfahrung, aber ein Kind, welches mit LRS und ADS durch die genormte Schullaufbahn gehen musste / gehen konnte. Alternativ wäre die Sonderschule seine Laufbahn gewesen. Obwohl er einen gemessene IQ hat, der locker zum Abitur reichen würde!
Mit einen strukturierten Tagesablauf, Liebe und Verständis in unserer Familie und enger Zusammenarbeit mit den Lehrern der weiterführenden Schule ist er zu einem liebenswerten, höflichen und umgänglichen jungen Mann heran gewachsen. Er hat einen 1er! Realschulabschluss gemacht und lernt jetzt seinen Wunschberuf. Er hat gelernt mit seinem Defizit (Aufmerksamstörung) umzugehen.

Was ich damit ausdrücken will: Alles Rumdoktern bringt nichts. Die Menschen so nehmen, wie sie sind und ihnen die Möglichkeit zur freien Entfaltung geben ist die einzig ware Medizin!

[Zottelgeiss]

Moin, was Dich das an Zeit und Nerven gekostet hat, kann ich mir vorstellen....Oft führt ein "Wir müssen über ihren Sohn sprechen!!!" zu einem Lehrerberuhigungsgespräch, d.h. wir sprechen nicht über den Sohn (außer das mir erst lang und breit erklärt wird, das er mal wieder nicht funktioniert hat) sondern über das, was der Lehrer "eigentlich" mitbringt, nämlich die Schnittstelle zwischen diesem total kranken Bildungssystem, den gesellschaftlichen Auswüchsen und persönlicher Überforderung damit zu sein. Neulich hatte ich an einem Tag zwischen acht und fünfzehn Uhr ACHT Telefonate mit dem Schulleiter, Schulsozialarbeiterin und meinem Sohn. Als ich jeden einzelnen soweit wie möglich an die Position gecoacht hatte, sich wieder mehr aufeinander einzulassen, lief es plötzlich doch. Und da kommen wir zur Verbindlichkeit, denn sowas geht nur, wenn ich mich verbindlich auf jeden Menschen einlasse, d.h. nämlich in erster Linie ein Angebot zu machen und es auszuhalten, bis der jeweils andere sich dem annähern und bestenfalls darauf einlassen kann. Meistens geht es ab dem Zeitpunkt besser, wenn man dem/der Gegenüber spiegeln kann, das man sein/ihr Grundproblem erkannt hat und sich verantwortlich darum kümmert, das dieses nicht zusätzlich im Konfliktlösungsprozess angetriggert wird. Männern fällt es oft viel schwerer, sich auf irgendetwas außer Macht und Kontrolle einzulassen, die schwingen nur ganz wenig (->mangelnde Resonanz), das muss man richtig ausfedern und leider häufig erst sehr deutlich stabile Position beziehen, weshalb ich mich mit Lehrern und Schulleitern auch gern mal fetze, bis die Position geklärt ist. Dann geht's besser.
Meinem Sohn werden häufiger mal "autistische Züge" attestiert, aber ich finde ihn völlig normal. Er ist ein richtiges Zeigerkind, wenn es irgendwo nicht läuft, blockiert er. Asperger ist negativ getestet. Inzwischen macht er keine Tests mehr, beim letzten Mal ist er aufgestanden mit dem Kommentar, das wäre alles Schwachsinn (stimmt) und gegangen. Die Psychologin meinte dazu, er müsste in die geschlossene Psychiatrie, damit er sich nicht entziehen kann

[si001]

er müsste in die geschlossene Psychiatrie, damit er sich nicht entziehen kann

Das heißt ja nichts anderes als "damit wird er gezwungen, sich der -allgemeinen Norm- bedingungslos anzupassen. " Dort lernt er aber nicht, sich seine Nieschen zu suchen, um ein für sich freies Leben leben zu können. Er ist eben etwas anders, als der Rest der Schüler. Meiner Meinung nach, muss ein guter Lehrer auf jeden Schüler eingehen können, auch wenn es Nerven kostet. Für die "auffälligen" Schüler ist das Leben auch kein Zuckerschlecken.

Komischerweise kommen die meisten Kinder, die ich kenne, in ihren Familien gut klar....

[viktualia]

@si001 und @Zottelgeiss, ich möcht euch meine Hochachtung aussprechen.
Bescheuerte Welt, da mach ich 20 Stunden in der Woche meinen Job und bekomm auch noch Geld dafür, ihr macht es 24 Stunden am Tag und müsst euch dummes Zeug anhören.....
Die Psychotante, @Zottelgeiss, hat offensichtlich eine eher geringe Frustrationstoleranz und arbeitet wahrscheinlich in einer Praxis oder für die Schulbehörde, wäre sie je in einer Klinik angestellt gewesen müsste sie wissen, dass eine Zwangseinweisung auf die Geschlossene nicht ganz so einfach ist. Solange du und dein Sohn glaubhaft machen können, dass er weder sein, noch das Leben anderer gefährdet, ist er auf der sicheren Seite. Das bestimmen ja nicht nur die Ärzte, da muss auch ein Richter kommen und es kostet die Allgemeinheit über 150 Euronen am Tag.
Also war es nur Geschwätz. Saudummes.

[Zottelgeiss]

Ich bin auch "vom Fach", wollte aber nicht mehr gegen diese Strukturen anarbeiten. Diese defizitorientierte "Erziehung" geht mir total auf den Keks, deshalb hab ich die JA- Berichte immer schöngeschrieben Die Aussage "Mir geht's schlecht und Du musst Dich ändern" ist ja in verschiedenen Versionen allgegenwärtig. In der Schule mit nicht-stromlinienförmigen Kindern begegnet mir immer wieder die Tendenz "Ich komme mit den Strukturen nicht klar, deshalb muss der Junge sich anpassen". Kann ja nichts werden, Kinder sind mit so einem Auftrag komplett überfordert. Da wird ein Konfliktlösungspotential vorrausgesetzt, das die meisten Erwachsenen nicht haben. Neulich habe ich meinem Sohn erklärt, das die Schule einen Bildungsauftrag hat, den die Lehrer nicht umsetzen können, wenn sie ihn permanent vor die Tür setzen. Das war irgendwie einleuchtend, jetzt läßt er sich nicht mehr rauswerfen Tut aber auch einiges dafür, das er nicht vor die Tür gesetzt wird.
Es ging bei der Psychologin nicht um eine Zwangseinweisung, die wurde wahrscheinlich nur noch nie von einem 12jährigen sitzengelassen.
Er kann alles, was er in seinem Alter können muss, er macht es nur nicht in der Schule, weil er da nicht ernst genommen wird. Er ist halt die Ziege in der Schafherde...Herde ist nicht soooo schlecht, aber der Zaun ist für die Schafe
Er redet übrigens nur, wenn er was zu sagen hat und wenn man zuhört. In der Schule spricht er mit manchen Leuten kein Wort mehr.

[Manfred]

Ein Vortrag von Dr. Stephanie Seneff über mögliche Zusammenhänge zwischen dem stark gestiegenen Glyphosateinsatz für GVO-Pflanzen und explodierenden Zahl von Autismus-Diagnosen in den USA:

https://www.youtube.com/watch?v=a52vAx9HaCI