ein Gnom

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einSein

ein Gnom

#1

Beitrag von einSein » Sa 24. Sep 2011, 12:31

viel oder wenig

Das Fahrzeug wendete auf der schlammigen Piste, Pikka hatte den Werkzeugkasten in der Blockhütte vergessen. Zu schnell am Lenkrad gedreht, da Pikka gedankenversunken an seine Jugend in Vorgaktika dachte, wo es auch immer Backsteine regnete.
Langsam, als wenn eine Armada von Engeln sich der Motorhaube entgegenstellen würde, sehr, sehr langsam glitt der Landrover der Kante zum steilen Abhang hin.
Pikka, nahm dies jedoch nicht wahr, sein unbewußter Bereich übernahm die Kontrolle der Handlungen. Amygdala konferierte mit Hippocampus und Thalamus, einige kortikale Regionen verrechneten Daten; und dann geschah es...

Es gesellten sich noch mehr Engel vor die Motorhaube, jedoch der mächtigen Anziehung des Schicksals konnten sie nicht trotzen. Sie stemmten sich mit all ihren guten Eigenschaften dagegen, doch das Auto bewegte sich weiter auf den Abhang zu.

Pikka merkte von all dem nichts. In Trance tauchte er immer tiefer in seinen Erinnerungen ein. Er war bei seiner Mutter und aß gerade Apfelstrudel. Er wollte mit seinem kleineren Bruder Fischen gehen.
Pikka: Mama, dein Apfelstrudel ist wirklich genial. So wie du eben.
Mama: Na du alter Schmeichler, was willst du denn schon wieder.
Pikka: Woher willst du denn wissen, das ich schoooooooooooon wieder etwas will.
Mama: Deine Augen verraten Dich, ich kann in ihnen lesen wie in einem offenen Buch.
Pikka: Ok, ich geb´s ja zu. Hausaufgaben sind schon erledigt, also bitte..
Mama: Also bitte was...
Pikka: Bitte las mich mit Eetu zum Fischen gehen.
Mama: Hmmm, gerade heute, heute wollten wir doch das Dach ausbessern, ich brauche da deine Hilfe...
Pikka: Mama, morgen ist auch noch ein sonniger Tag, dann helfe ich dir ganz bestimmt; aber heute ist doch der letzte Tag von Eetu, bevor er..., bevor er weg muß
Mama: Weg muß, dass hört sich so endgültig an. Er kommt doch nach der Operation wieder zu uns; die Ärzte meinten, es ist ein Standardeingriff
Pikka: Klar, aber bis dahin ist er drei Wochen im Krankenhaus, und dann ist die Angelsaison vorbei; ich wollte ihm doch dieses Jahr die Lachse zeigen.

Unmerklich schlich sich eine Pause ein, um Pikka wurde es dunkel und darauf grell hell. Stimmengewirr und Rufe aus der Weite. Undeutlich, er fühlte die wohlige Nähe seines geliebten Bruders...

P: Eetu schau dort drüben auf dem großen Stein ist der ideale Platz.
E: Ja komm lass uns schnell rüberschwimmen.

Die Luft war erfüllt von wildem Efeu und Lavendel. Die Sonne regierte von Westen und überschüttete die Pflanzen mit einer Flut von Strahlen. Es war als ob ihre Strahlen Ruhe und Frieden evozierten.
Die letzte Kraniche zogen still und vornehm dem Leben entgegen, welches schon
Jahrtausend auf Jahrtausend folgte.

P: Nein, laß uns noch dem Flußlauf folgen, etwa fünf Minuten nach der Biegung gibt´s einen kleinen Steg
E: Ach warum denn noch so lange warten, komm hüpfen wir rein

Die Zeit wurde von einem mächtigen Finger zurückgehalten, wie der Sand der
aus einer Kinderhand seiner Bestimmung entgegenrieselt. Pekka sah Eetu
in der Luft dem reißenden Bach entgegenkriechen.
Langsum und unmerklich tauchte Eetu in den Fluten ein und nur noch sein
ausgestreckter Arm war zu sehen.
Pekka sprang seinem Bruder nach und versuchte ihn aus dem Wasser zu ziehen.

Der Wagen sank mit einem letzten Zittern in die Tiefe. Nur noch das Weinen und
Flügelgefallter der Myriaden von Engeln war zu hören.

Pekka kam langsam zu sich, er sah die Engel, die ihn traurig ansahen. Es mutete ihm
jedoch seltsam an, das er einen muffigen schlamigen Geschmack auf der Zunge hatte. Wo
war er. Ein Engel deutete neben ihn und dann verschwand die Engelsschaar.

Neben ihm stand ein einbeiniger grüner Gnom mit Augenbinde. Mit dünner Stimme fistelte
er: Es ist nicht immer dunkel dunkel und hell nicht immer hell. Als ich ein junger
Gnom war, verlor ich auch meinen Bruder....
Pekka blinzelte und der alte Gnom war verschwunden.
Pekka mußte lange lachen, ein alter Gnom hatte ihn aus dem Auto gezogen...

eso es

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