Wie lange sitzt du denn an so einem Kunstwerk ?
Tasche: 20-40 Stunden mit Punzierung ODER Innentaschen/Futter.
Einschwänzige Peitsche aus Känguru mit dem vollen Pipapo des Wässerns, Schneidens etc: 40-80 Stunden.
Maske: 40 Stunden.
Köcher mit voller Punzierung, Bemalung, Vergoldung, Aufsetzen von Antilopenhörnern: 40-80 Stunden.
du wohnst nicht zufällig um die Ecke ?
;-) Glaub nicht.
mir geht es nicht darum viel Geld mit überhaupt irgendwas zu generieren, die Zeiten sind glücklich überstanden !
Mir geht es darum das Wissen erstmal zu sammeln und dann weiter zu geben an desillusionierte und traumatisierte junge Menschen !
Meine praktische Erfahrung besagt, dass Kinder mit viel Vorgeschichte eine Mittelschule mit geringem Anspruch besuchen werden, weil eine Lehre zu anspruchsvoll wäre. (Der geringe Anspruch ist ein Politikum und keine Reform ändert was am rapide sinkenden Niveau.)
Dieser Tage teilte mir eins meiner Kids mit, die Eignungsprüfung für eine Mechanikerlehre sei enorm schwer, da würde Allgemeinwissen verlangt.
Ich habe überlegt, einen Kreativkurs mit Leder anzubieten. Aber wer zahlt das sündteure Material und Zubehör? Die Eltern jedenfalls nicht, die zahlen ja nicht mal einen Bus für eine Fahrt in die Schauhöhle XY oder das Freilichtmuseum AB.
Und ich will auch nicht mit einer Billigwerkstätte die Leute schädigen, die wirklich etwas können.
Dann gibt es da noch die leidige Sache namens "Talent". Mein Vater ist gelernter Buchbinder, übt also ein dem Leder verwandtes Handwerk aus. Erstens hat er mir die Geduld und Geschicklichkeit vererbt. Zweitens war ich von klein auf mit feiner Handarbeit konfrontiert und mein eigenes Interesse am Flechten wurde gefördert. Ich bekam (teilweise teure) Fachbücher und Material.
Ich brauche für die Arbeit mit Leder die gleichen Fertigkeiten, die ich als Biologin brauche: Viel Theorie = Fachkunde, genaue Beobachtungsgabe, die Fähigkeit sehr genau zu arbeiten. Ein Splitter funktioniert ähnlich wie ein Mikrotom und für Flechtungen mit 1mm starken Strängen arbeite ich genau so konzentriert wie beim Pollenfischen unterm Mikroskop.
Die Ausdauer für sowas und die Bereitschaft, sich durch x Fehlschläge etwas Neues zu erarbeiten, fehlt der Generation Handy zum großen Teil. Außerdem krankt es am Lesen, an den Grundrechenarten, an handwerklicher Übung abseits vom Handy-Tipfeln. (Kein Wunder - Ausschneidebogen scheinen out zu sein, Laubsägen ist out, Lesen ist out....)
Ich wünsche dir Supertalent weiterhin viel Freude und auch viele Menschen, denen es genug Mehrwert bedeutet so ein Unikat von dir zu bekommen !
Danke. Peitschen erzielen einen angemessenen Preis.
Allerdings will ich nicht leugnen, dass die Interessenten etwas mühsam sein können, mit dem Begriff "Distanz" Probleme haben und jeden anderen Menschen für polygam halten. Die Kundenpflege erfordert viel Toleranz und man wird sein Zeug auch ausprobieren müssen. Man muss wissen, wie so ein Teil "fliegt" und wie sich ein Treffer anfühlt. Egal ob man drauf steht oder nicht.
Taschen kannst vergessen. man bietet dir 50 Euro für 80 Stunden Arbeit. Es gibt ja Billig-Lederwaren an jeder Ecke und den Leuten fehlt der Bezug zum Handwerk, weil es ihnen zu mühsam ist.
Hundezubehör geht, wenn billig und strapazierfähig. Schöne Sachen enden im Dreck bzw. werden wegen des hohen Preises nicht gekauft. Mein Hund wird auf Festln sehr bewundert. Welche Rasse?-> Unikat. Woher ist das Lederzeug? -> Unikat.
Pferde hab ich noch nicht versucht. Ich weiß nicht viel über Pferde, bin allergisch auf sie. Pferdezubehör muss sehr genau zum Pferd passen, sonst wird das Tier krank. Das Vermessen, Gangbild beurteilen etc. kann ich eben nicht.