Kardiermaschine selber bauen

Manfred

Re: Kardiermaschine selber bauen

#21

Beitrag von Manfred » Mi 30. Jan 2013, 10:59

Interessant.
Die scheint da massig Unkrautsamen drin zu haben? Wie kommen die wieder raus? Oder werden die einfach mit verarbeitet? Zum Saatband-Pullover?

Sabi(e)ne
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Re: Kardiermaschine selber bauen

#22

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 30. Jan 2013, 11:13

:lol: Nach dem Kardieren liegt schon eine Menge Zeugs unter der Maschine, und beim Spinnen kann man auch viel rauszupfen - was das Spinnen aber nicht schneller macht....
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Griseldis

Re: Kardiermaschine selber bauen

#23

Beitrag von Griseldis » Mi 30. Jan 2013, 11:22

Manfred hat geschrieben: Zum Saatband-Pullover?
:haha: :haha: :haha: Danke!

Ein großer Teil der Verunreinigungen fällt bei der Weiterverarbeitung (Kardieren, Spinnen, Waschen) noch raus, große Teile entferne ich beim Spinnen.
Ich persönlich! finde die Wolle aus dem Filmchen schon reichlich verschmutzt und würde die wohl nur verarbeiten, wenn sie von meinen eigenen Tieren käme, Geld bezahlen würde ich für eine solche Qualität nicht. Geht aber gut als Dämmung :)
Wobei ein paar Krümel Natur auch im fertigen Pullover nicht stören. :hhe: Das toleriere ich eher als den Gedanken an die chemische Behandlung der Wolle, um Pflanzen- und andere Reste aufzulösen.

Es gibt auch Unterschiede zwischen Alpaka und Schafwolle. Ich bilde mir ein, Alpaka gibt Krümel wegen es fehlenden Fettgehaltes der Fasern leichter her als Schaf. Alpaka wasche ich z.B. generell nach dem Spinnen, ungewaschene Schafwolle ist für mich nur mit Vergnügen verspinnbar, wenn die Qualität 1+++ ist. Zumindest einmal im sonnengewärmten Wasser muss die gewesen sein.

Bei mir wird Rohwolle 1-2 mal durch eine kleine Ashford Wild Carder gedreht, das reicht völlig. Und ich entsorge verunreinigte Teile großzügig als Unterlage in Blumenkästen als Wasserspeicher und Dauerdünger.

Ich bin aber immer noch gespannt auf den Bericht der Kardiermaschinenbastlerin. :)

Griseldis

Re: Kardiermaschine selber bauen

#24

Beitrag von Griseldis » Mi 30. Jan 2013, 12:17

Manfred hat geschrieben: Zum Saatband-Pullover?
Vielleicht ist das eine Marktlücke?
Saatband, handgesponnen :haha: ,
wenn man es teuer genug anbietet... für Mini-Schweden-Hühnerhäuser jenseits der 2000€-Grenze scheint es auch einen Markt zu geben...

Manfred

Re: Kardiermaschine selber bauen

#25

Beitrag von Manfred » Mi 30. Jan 2013, 12:58

Und beim Militär, Jägern und Naturfotografen könnte es rege Nachfrage geben.
Ein paar Tagen im Regen auf der Leine lassen, und fertig ist der Ghillie Suit. ;)

Hotzenwalder
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Re: Kardiermaschine selber bauen

#26

Beitrag von Hotzenwalder » Mi 30. Jan 2013, 23:20

Manfred hat geschrieben::hmm:
Wenn beim Streichgarn die Fasern kreuz und quer liegen sollen, wie bekommt das die Kardiermaschiene hin?
Diese zwei Nagelwalzen müssten die Fasern doch tendenziell parallel zur Laufrichtung der Walzen ausrichten, weil querliegende Fasern von den Nägeln mitgenommen werden?
Oder greifen die Nägel gar nicht eineinander?
Oder kann man die Verteilung von längs- zu querliegenden Fasern durch den Abstand der Walzen einstellen? D.h. dadurch, wie stark die Nägel ineinander greifen?
Wie gesagt: Der Vorgang des Krempelns ist zunächst für Kammgarn und Streichgarn gleich.
Die Parallelisierung ist jedoch nach dem krempeln noch unvollkommen.
Für Kammgarn wird nun dieses Vlies zu einem Band zusammengeführt, dieses wird (eventuell mit der Zwischenstufe Kämmen) auf Strecken doubliert und
wieder verzogen. Dadurch verbessert sich sowohl die Gleichmäßigkeit als auch die Parallelität der Fasern, die vor allem duch das Verstrecken entsteht.
Z.B. 8-fache Doublierung also 8 Bändern nebeneinander werden wieder 8-fach verstreckt ergibt im Ergebnis wieder 1 Band, in diesem liegen jedoch die
Fasern deutlich paralleler als in den Ausgangsbändern. Diesen Vorgang kann man mehrfach hintereinanderschalten.
Beim Streichgarn wird das Vlies in Bändchen geteilt ("Nietschelwerk"), diese Bänden werden werden leicht verfestigt und kommen dann als Vorgarn direkt
auf die Streichgarnspinnmaschine. Parallelität der Fasern und Gleichmäßigkeit des entstehenden Garnes sind deutlich schlechter als beim Kammgarn.
Durch die teilweise Wirrlage hat das Streichgarn mehr Volumen und weniger Zugfestigkeit, es sind nur relativ grobe Garne möglich.
Naturfasern sind umso feiner je länger sie sind. Kurz gewachsene Fasern sind auch gröber. Als Richtwert gilt, daß ein Garn nicht weniger als 80 Fasern
im Querschnitt haben sollte. Je feiner und länger die Fasern, umso feiner kann also auch das Garn gesponnen werden.

Alle Walzen müssen natürlich im Abstand verstellbar sein. Die Kratzen greifen niemals ineinander, sondern werden mit Fühlerlehren auf Abstand eingestellt. Sehr wichtig ist dabei daß die Walzenabstände über die ganze Breite gleich sind.

Grüße vom Hotzenwalder.

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Re: Kardiermaschine selber bauen

#27

Beitrag von Sabi(e)ne » Mi 30. Jan 2013, 23:40

:daumen: :daumen: :daumen: Wowwowwow!
Ich bin begeistert! Du bist der erste Mann im Internet, der versteht und erklären kann, wie das geht. :engel:
Aber dem hier
Als Richtwert gilt, daß ein Garn nicht weniger als 80 Fasern
im Querschnitt haben sollte. Je feiner und länger die Fasern, umso feiner kann also auch das Garn gesponnen werden.
Das gilt für kommerzielle Verarbeitung, aber nicht bei den Spezialisten.
Beim "Longest-Thread-Contest" wird durchaus gern relativ kurzes extrem feines & krauses Merino genommen, und aktuell liegt die Faseranzahl eher bei 10-12 im Faden einfädig, zu 99,9% ist das aber nur mit extrem leichten Handspindeln machbar (im Wettbewerb geht es um den längsten Faden zweifädig aus 10g Faser), und der Faden muß die maschinelle Abwicklung ohne Riß überleben).
Und es muß Schafwolle sein - mit Seide wär es ja zu einfach.... :lol:
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Re: Kardiermaschine selber bauen

#28

Beitrag von Manfred » Do 31. Jan 2013, 00:05

Hotzenwalder hat geschrieben: Alle Walzen müssen natürlich im Abstand verstellbar sein. Die Kratzen greifen niemals ineinander, sondern werden mit Fühlerlehren auf Abstand eingestellt. Sehr wichtig ist dabei daß die Walzenabstände über die ganze Breite gleich sind.
Ich verstehe zwar glaube ich noch nicht alles, was du schreibst, aber es ist sehr spannend.
Wird der Abstand gezielt verstellt um verschiedene Effekte beim Garn/Vlies zu erreichen, oder ist das eine fixe Vorgabe des Herstellers der Kardiermaschine?

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Re: Kardiermaschine selber bauen

#29

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 31. Jan 2013, 00:26

Naturfasern sind umso feiner je länger sie sind.
Ähhh, das gilt nicht für alle - meine heißgeliebten Wensleydales liegen bei 25-30mic bei bis zu 50cm Haarlänge in einer Saison.
Dafür haben Longwools einen absolut tollen Lüster/Glanz (=glatte Oberfläche) - das haben "normale" Wollen nicht.
Und allerfeinste Merinokammgarne (der aktuelle Rekord liegt bei 12,5mic) geben bei entsprechender Behandlung & Webart die allerfeinsten Anzugsstoffe, die nicht umsonst schweineteuer sind. Und die Merinos haben alle keine lange Faserlänge, nur einen spinntechnisch tollen crimp, weil diese Wolle dann elastisch ist - was die Wens leider nicht sind.
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Re: Kardiermaschine selber bauen

#30

Beitrag von Hotzenwalder » Do 31. Jan 2013, 00:35

Manfred hat geschrieben: Wird der Abstand gezielt verstellt um verschiedene Effekte beim Garn/Vlies zu erreichen, oder ist das eine fixe Vorgabe des Herstellers der Kardiermaschine?
Das hängt ab von der Feinheit der Fasern und der Feinheit der Kratzen (die wieder zu den Fasern passen müssen)
Von den Herstellern gibt es Richtwerte.

Ein guter und bekannter Hersteller ist Graf:

http://www.graf-companies.com/de/produk ... zenkrempel

Grüße vom Hotzenwalder

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