Bohlen aus Stämmen selbst sägen

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Renysol
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Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#1

Beitrag von Renysol » So 27. Feb 2022, 12:43

Es gibt allerhand Videos, wo man mit Vorrichtungen mithilfe eine Kettensäge aus Baumstämmen selbst Bohlen, Bretter oder Balken sägen kann. Bei den hohen Holzpreisen könnte das inzwischen lohnenswert sein, besonders, da die Baumstämme selbst noch nicht teurer geworden sind.

Was ich bei den ganzen Filmen dazu noch nicht gefunden habe:

Welche Holzart sollten die Baumstämme am besten haben?
Müssen die Baumstämme zuerst jahrelang trocknen?
Oder müssen die gesägten Bohlen usw. nach dem Schneiden trocknen, wie lange?

Hat jemand Erfahrung damit?

Konkret brauche ich einige Balken ca. 10 mal 15 Zentimeter, eine ganze Menge Bohlen mit 4 cm Stärke, und allerhand Bretter mit ca. 20 mm Stärke.

Danke
R.

Wurzltrockner
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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#2

Beitrag von Wurzltrockner » So 27. Feb 2022, 19:35

Am besten sägen die Stämme sich in frischem Zustand.
Ich würde einfach Fichte nehmen, das ist das übliche Bauholz.

Die geschnittenen Balken und Bretter sollten trocknen, ca. 1 Jahr pro cm Stärke. Aber es wird oft auch frisch(er)es Holz verbaut.

Am schicksten ist es mit einer Logosol oder einem sonstigen kleinen Sägewerk.
Aber es gehen auch selbstgebaute oder kleinere Vorrichtungen.

Küstenharry
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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#3

Beitrag von Küstenharry » So 27. Feb 2022, 21:47

Um wieviel holz geht es denn hier, damit sich das rechnet?
Man benötigt eine leistungsstarke säge mit längsschnittkette und langem Schwert. Dazu noch eine Auflageschiene oder Leiter und die Vorrichtung.

Nadelholz wird eigentlich für den konstruktiven Bereich genutzt.
Frisch kann man es draussen gleich verbauen, wenn man mit den Schwundmasen leben kann.
Für den Innenbereich muss man es auf 10% Holzfeuchte runter trocknen.
Gruss von der Küste

Harry

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Tscharlie
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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#4

Beitrag von Tscharlie » Mo 28. Feb 2022, 08:24

Rundholz kaufen.

In kleines Sägewerk bringen (lassen) zum Lohnschnitt.

Balken, Bretter und Reste abholen (lassen), fertig.

Oder aber wie unsere Vorfahren.

Grube ausheben, damit der Untermann Platz hat, dann Rundholz auflegen und mit der Zweimann-Zugsäge die Balken und Bretter aussägen. Dann weiß man schnell warum die schon mal nur abgeflachte Rundhölzer verbaut haben.

Oder noch älter: Mit dem Beil einfach alles von Rundholz weghacken was man nicht braucht.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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emil17
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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#5

Beitrag von emil17 » Mo 28. Feb 2022, 08:31

In meinem Kindheitsdorf hatte es einen Schreiner, der allerlei Obstbaumstämme und sonstige seltene Baumarten für seine Arbeit aufbereitet hat.
Man muss die Stämme aufladen und transportieren können, wenn man es nicht im Wald machen kann.
Drehwüchsiges Holz ist nicht geeignet, krumm gewachsenes je nach Anwendung. Achtung bei Holz vom Waldrand (eingewachsene Weidedrähte).
Für anspruchsvollere Arbeiten ist es wichtig, dass man genau parallel schneiden kann, sonst hat man nachher sehr viel Hobelverluste.
Die Bohlen werden auf Dicke plus Schwundmass plus Hobelverlust gesägt. Breite Ware muss noch mittig aufgetrennt werden.
Nach dem Einschneiden gleich aufhölzeln: Man nimmt Holzleisten, die man im Abstand von ca. 1.5 m quer in den Stapel legt, so dass jedes Brett Luf hat und sich nicht werfen kann. Das kann man bei jedem Holzhändler und jeder Sägerei sehen.
Die Stapel werden gedeckt, müssen aber luftig liegen.
Faustregel war, 1 Jahr pro cm. Es braucht also ein sehr grosses Lager.

Bei leicht erhältlichem Holz wie Fichte und wenn du Zufahrt zur Baustelle hast, würde ich trotz höherer Preise erst schauen, was die Balken kosten und ob sich der Aufwand lohnt.
Wenn es ein Transportproblem ist, kann man die Stämme auch aufbocken, mit der Schlagschnur anzeichnen, mit der Kettensäge (langes Schwert, starke Säge und wenn man hat Längsschnittkette) von Auge auftrennen und dann mit einem Elektrohobel (es gibt auch Hobelaufsätze für die Kettensäge) in Form bringen.

All das lohnt sich aber nur, wenn man Spass daran hat oder es situativ kaum anders geht. Sehr oft kann man auch Rundholz verbauen, das man nur dort bearbeitet wo es nötig ist. Ist halt mühsamer, bis man es gewohnt ist, weil man keine Anschlagkanten zum Anzeichnen hat.
Ein Kollege von mir hat so im Tessin, am Berg ohne Zufahrt, Balken aus Kastanie gesägt.
Diese frischen Balken taugen für unterlüftete Dächer und dergleichen, sind aber sehr schwer. Man muss auch immer damit rechnen, dass sich einzelne Stücke beim Trocknen doch verdrehen oder verziehen. Wenn man zum Holzhändler geht, hat man dieses Problem nicht (Ware auslesen, Mehrpreis lohnt) und die Ware ist schon trocken.

Wenn es nur wegen den Kosten ist, würde ich eher nach Holz vom Abbruch schauen.

@Tscharlie: Die Sägewerke sind auf Effizienz und Durchsatz grosser Mengen optimiert, die richten ungern das Gatter um und stapeln die Ware extra, weil einer mit Kleinmengen (= weniger als ein Holzlaster voll) daher kommt. Selbst wenn du so ein Werk in vernünftiger Nähe hast, das einzelne Stämme von Gelegenheitstätern annimmt, musst du im Wald aufladen und transportieren können, das geht mit PKW und den üblichen Anhängern dafür eher nicht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#6

Beitrag von Rohana » Mo 28. Feb 2022, 11:17

Renysol hat geschrieben:
So 27. Feb 2022, 12:43
Es gibt allerhand Videos, wo man mit Vorrichtungen mithilfe eine Kettensäge aus Baumstämmen selbst Bohlen, Bretter oder Balken sägen kann. Bei den hohen Holzpreisen könnte das inzwischen lohnenswert sein, besonders, da die Baumstämme selbst noch nicht teurer geworden sind.
Ich glaube finanziell lohnt sich das nur wenn du sämtliches Equipment eh schon hast und dazu die nötigen Kenntnisse und die Zeit um was gescheites zu machen. Wenn wir irgendwas gesägt brauchen fahren wir eben ein paar schöne Stämme zum Sägewerk :im:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#7

Beitrag von Tscharlie » Mo 28. Feb 2022, 18:15

Ich schreibe ja nicht einfach so.

1990 haben wir unser Bauholz bei einem Bauern gekauft, er hat den Transport ins Sägewerk organisiert, danach auch den Transport auf die Baustelle. Ersparnis damals etwa 1/3 der kosten. Das war nur der Dachstuhl und die Deckenbalken für ein 7x9 m Haus.

Akut haben wir bei einem Bekannten Tannen fällen lassen, die werden in einem Sägewerk vorbreitet, dann in einem Hobelwerk als Fußboden gehobelt.

Kostet mich am Ende 42 €/m². Könnt ja mal versuchen aktuell einen Vollholztannenboden (in Raumlänge) für diesen Preis zu bekommen.

Kleine Sägewerke sind es gewohnt für ihre Kunden kleine Partien zu sägen. Kleine Hobelwerke sind es gewohnt für ihre Kunden kleine Partien zu hobeln.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#8

Beitrag von Renysol » Mo 28. Feb 2022, 22:14

Danke allen. Ich werde das nochmal durchdenken.

Küstenharry
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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#9

Beitrag von Küstenharry » Di 1. Mär 2022, 09:37

Tscharlie hat geschrieben:
Mo 28. Feb 2022, 18:15
Ich schreibe ja nicht einfach so.

1990 haben wir unser Bauholz bei einem Bauern gekauft, er hat den Transport ins Sägewerk organisiert, danach auch den Transport auf die Baustelle. Ersparnis damals etwa 1/3 der kosten. Das war nur der Dachstuhl und die Deckenbalken für ein 7x9 m Haus.

Akut haben wir bei einem Bekannten Tannen fällen lassen, die werden in einem Sägewerk vorbreitet, dann in einem Hobelwerk als Fußboden gehobelt.

Kostet mich am Ende 42 €/m². Könnt ja mal versuchen aktuell einen Vollholztannenboden (in Raumlänge) für diesen Preis zu bekommen.

Kleine Sägewerke sind es gewohnt für ihre Kunden kleine Partien zu sägen. Kleine Hobelwerke sind es gewohnt für ihre Kunden kleine Partien zu hobeln.
Aber ist Tanne nicht viel zu weich, als nutzbarer Fußboden.
Wie bekommst du die raumlangen Dielen auf 8% Holzfeuchte getrocknet, für den Innenraum?
Gruss von der Küste

Harry

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Re: Bohlen aus Stämmen selbst sägen

#10

Beitrag von Tscharlie » Di 1. Mär 2022, 09:59

Die Tanne wird nur geseift, daher kann sich das Holz immer wieder zurückbilden, wenn mal Dellen verursacht werden. Sie darf auch grau werden, wird also nicht gelaugt.

Die Tannen sind auf ca. 1200 Meereshöhe langsam gewachsen, das erhöht die Qualität ungemein, und natürlich im Winter zum richtigen "Zeichen" geschlagen.

Raumlänge ist maximal 5,90 m, das ist in der Trockenkammer des Hobelwerks kein Problem.

Außerdem sind die Dielen nur 9-15 cm Breit, da ist der Schwund nicht so schnell sichtbar und wenn die Fugen im Winter zu groß werden ist das nur ein Hinweis, dass wir zu trocken leben, das kann man ja ändern. (Wäschetrocknen im Raum, oft nass wischen, ja nass denn ich kann auch 10 Liter Wasser auf den Boden schütten ohne Schäden zu verursachen.

Oberflächen sind seit fast 30 Jahren mein Geschäft.

Aber zum Holz zurück. Ich kann euch nur bestärken, sucht euch einen Waldbauern, mit dem ihr eure Bäume sucht, den Rest zu organisieren ist nicht so tragisch.

Es ist was tolles, "seine" Bäume zu kennen mit denen man lebt.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

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