Elektro-Microcar

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emil17
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Re: Elektro-Microcar

#11

Beitrag von emil17 » Do 18. Nov 2021, 10:19

Ich wohne in der Schweiz, das sind die Reisezeiten eher umgekehrt.
Und wenn du da bist, musst du das Auto loswerden. Viele Betriebe subventionieren deshalb das öV, um Parkplätze zu sparen (gilt natürlich nicht für Direktoren)
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

penelope
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Re: Elektro-Microcar

#12

Beitrag von penelope » Do 18. Nov 2021, 11:14

In ländlichen Gebieten Deutschlands besteht der öV ganz oft einfach nur aus einem Schulbus, der zweimal am Tag fährt und das war es dann. Auch in den meinsten Kleinstädten ist nur ein sehr drüftiger Busverkehr vorhanden. Sämtliche Einkaufsmärkte usw werden auch nach wie vor in den meisten Fällen noch irgendwo am Stadtrand geplant, wo sie mit den Öffis absolut unerreichbar sind, aber wo man viel Platz für Parkflächen hat. Deutschland ist halt leider "Autonation" und das merkt man auch abseits der wenigen tatsächlichen Großstädte sehr deutlich.

Ohne irgendeine Form von Individualverkehr geht es in vielen Gebieten fast gar nicht. Ich lebe ja leider auch in einem 2-Personen Haushalt mit zwei Autos vor der Tür. Inzwischen hat sich unsere Situation aber zum Glück so verändert, dass es durchaus realistisch erscheint, mittelfristig wenigstens auf eines von beiden zu verzichten und ich übereg daher auch, was denn eine Alternative sein könnte. Für 80% unserer Strecken würde ein elektrisches Huschtefiedel (= plattdeutsch für Kleinwagen ;) ) ausreichen. Aber für viele Strecken wäre auch schon irgendwas, was bei Wind, bei Regen und im Dunkeln komfortabler und schneller ist als ein Fahrrad gut. Ich überleg daher auch in letzter Zeit viel darauf rum, ob vielleicht ein E-Bike schon reichen würde, um deutlich weniger Auto zu fahren, ob bei einem S-Ebike die Vor- oder Nachteile überwiegen, ob Velomobile nur war für Nerds sind oder man man die Dinger auch wirklich alltagstauglich einsetzen kann, ob ich mir vielleicht einfach ne Mofa kaufe (ob elektrisch oder nicht) oder eben auch, ob so Kleinkabinenroller nicht vielleicht was wäre.

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si001
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Re: Elektro-Microcar

#13

Beitrag von si001 » Do 18. Nov 2021, 20:39

Ganz schlimm wird es, wenn man wie ich für den Weg zur Arbeit nicht nur die Kreisgrenze, sondern auch noch die Grenze vom Regierungsbezierk überqueren muss. Dann ist mit dem ÖPNV nix mehr. Es gibt keine direkte Verbindung ins Nachbardorf. Ich habe gerade mal nachgeschaut: Für meinen Weg zur Arbeit müsste ich über 50 Km fahren, Zeit knapp 3 Stunden. Mit dem Auto sind es 14 km, Fahrzeit 16 Minuten.

Aber zurück zum Mini-Elektroauto: Ich habe neulich den Citroen Ami in Echt ;) gesehen. Kostet wohl in Frankreich unter 8000 Euro. Das ist ne Kiste! Da ist der Aixam ein (großes) Auto gegen. In den "Kofferraum" des Ami kann man vielleicht seine Jacke legen. Als ich davor stand habe ich das Bild der Isetta vor mir gesehen. Mehr ist das nicht. Alles Plastik, Innenraumgestaltung potthesslich (gut, das ist Geschmackssache). Aber E-Auto.

Mein Sohn ist vor einigen Jahren einen Aixam Diesel gefahren. 1,5 Liter/100 km, Kofferraum für 4 (Bier-)Kisten. Ja, 45 km/h, aber er ist mir seinen 16, 17 Jahren allein zu seiner Lehrstelle gekommen. Dazu ist er über Ortsverbindungswege gefahren, nicht über die Bundesstraße. Das war ihm zu gefährlich. Er fuhr übrigens den gleichen Weg wir ich, nur zu anderen Zeiten.
Ich war froh, dass ich ihn nicht fahren musste und er hatte die Freiheit. Egal bei welchem Wetter.
Liebe Grüße, si001!
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Re: Elektro-Microcar

#14

Beitrag von Dyrsian » Sa 20. Nov 2021, 21:03

Es ist ein Witz. wenn es nicht so traurig wäre: Der ÖPNV im Ruhrgebiet, einer der größten Metrolpolregionen Europas ist unfassbar schlecht und das weiß auch jeder. Ich wohne und arbeite in Duisburg und brauche für die 9 km zu Arbeit wie gesagt fast eine Stunde.
Will ich meine Mutter in Dortmund besuchen, brauche ich mit der Bahn 2 Stunden von Tür zu Tür und es kostet sagenhafte 30,80€. Für 60 km oder so. Das ist, wohlgemerkt, ein Verkehrsverbund - der VRR.
Fun-Fact am Rand: Wir sind vor einigen Wochen mit dem ICE nach Karlsruhe gefahren: 350 km, mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern für 30 Euro. Gut, da sind 10€ Verspätungs-Erstattung mit eingerechnet, aber das kann man bei so langen Strecken eigentlich einplanen bei der DB.
Wir haben hier Mittelstädte ohne Bahnanschluss.

Ich danke allen für die Tips. Ich hab mir die Aixam Autos angesehen und auch den Elektrosmart, aber die kosten ja schon ähnlich viel wie z.B. ein Skoda Fabia Kombi, und das ist halt ein richtiges Auto. Der Aixam Diesel ist mit 3 Liter angegeben, mein Fabia verbraucht 4 bis 4,5 Liter. So richtig attraktiv ist das alles nicht. :hmm:

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Re: Elektro-Microcar

#15

Beitrag von Rohana » Mo 22. Nov 2021, 16:43

Da muss ich mal ne Lanze für den ÖPNV brechen, ich hab in Göttingen nie ein Auto gebraucht in den 13 Jahren. Arbeitsweg einmal quer durch die Stadt 30 Min mit Bus, vermutlich 20 Min mit Auto aber ohne Parkplatz. Weg zum Pferd 15 Min, aber nur alle halbe Stunde. Was soll's ^^ Studententicket, später bei der Arbeit ein Monatsticket für 32 Euro (sagenhaft günstig, ich gebe ja zu da hat mein Arbeitgeber gut verhandelt).

Hier wohne ich schon diverse km von der nächsten Schulbushaltestelle weg, und mehr als den Schulbus gibts hier draussen nicht. Im Haushalt 3 Autos + ein Dienstwagen für 5 aktive Fahrer. Mal gucken ob eins davon mal ein E-Auto wird.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Elektro-Microcar

#16

Beitrag von Sven2 » Di 23. Nov 2021, 00:08

Das ist einfach ganz krass Ortsabhängig. Vorhin hat mir ne bekannte erzählt, dass bei uns viel öfter Busse fahren als bei ihnen, faktisch drei Dörfer weiter, weil wir ein anderer Kreis sind.

Manfred

Re: Elektro-Microcar

#17

Beitrag von Manfred » Di 23. Nov 2021, 16:09

ÖPNV im klassischen Sinn ist auf dem Land in den meisten Fällen, außer im Schülerverkehr, ökologischer und wirtschaftlicher Unfug.
Und in den Großstädten verstehe ich nicht, wieso man ihn derart subventionieren muss.
Aber selbst in der Großstadt können Querverbindungen schon problematisch sein und sehr lange dauern.

In beiden Fällen wären mit einer Automatisierung gemäß der heutigen technische Möglichkeiten massive Verbesserungen zu erreichen.
Auf dem Land wären das autonome Sammeltaxis, die nach Bedarf fahren.
In der Stadt kann man diese mit autonomen, koppelbaren Schienenfahrzeugen kombinieren.
Dann bräuchten außerhalb der Stoßzeiten keine leeren Kapazitäten Energie zu fressen und in den Stoßzeiten könnte man die Taktung gegenüber menschlicher Steuerung vielfach erhöhen.
Projekte wie die 2. Stammstrecke in München sind doch vom technischen Fortschritt längst überholt worden. Auf der vorhandenen Stammstrecke könnten locker 4 x mehr Menschen transportiert werden.
Auch die Straßen der Großstädte lassen sich viel besser auslasten.

Wenn ich die Altgrünen mit ihren 70er-Jahre-Fantasien von der Reaktivierung von Bahn- und Busstrecken auf dem Land höre, die sie heute noch bei jeder Gelegenheit predigen, könnte ich mir die Haare raufen. Die haben 50 Jahre lang nichts dazu gelernt...
Da wird die nächste Regierung viel Geld sinnlos verbrennen, statt es in die Zukunft zu investieren.

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Re: Elektro-Microcar

#18

Beitrag von penelope » Di 23. Nov 2021, 23:51

Hier in der Gegend gibt es gerade eine Initiative zur Reaktivierung einer Bahnstrecke im Niemandsland. Da wird durchaus ein Bedarf gesehen und ich würde mich auch freuen, wenn die kommt.

Auf der S-Bahn-Strecke, die ich in Hamburg zur Arbeit fahren muss, fahren die Bahnen zu Hochzeiten schon im 2 Minuten Takt. Da können automatisierte Bahnen nicht mehr was wesentlich verbessern. Aber Kern einer sinnvollen Verkehrsplanung sollte es auch aus meiner Sicht nicht sein, die Straßen und Schienen bis auf das allerletzte Optimum auszunutzen (das macht das ganze ja auch nur noch anfälliger für Störungen), sondern unnütze Wege zu vermeiden. Ich denke, dass wir da zwar schon ein Stück auf dem richtigen Weg sind (Homeoffice etc.), aber da ist noch sehr viel Luft nach oben (beispielsweise bei der Planung von riesigen reinen Wohnbaugebieten auf der einen Seite und Einkaufzentren auf der grünen Wiese auf der anderen Seite).

Zudem hoffe ich sehr, dass sich in Zukunft auch auf dem Land Carsharing-Angebote etablieren werden. Es ist sicherlich utopisch zu denken, dass dann die Leute in den ländlichen Gegenden komplett auf ein eigenes Auto verzichten, aber realisitisch betrachtet gibt es hier auch praktisch kaum Haushalte mit "nur" einem Auto. Aber durch so ein Angebot könnten viele bestimmt auf einen Zweit- oder Drittwagen verzichten. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass wir eines der beiden Autos verkaufen würden, wenn es jetzt beispielsweise bei uns im Dorf am Sportplatz oder sonstwo zentral einen Standort für Carsharing-Autos geben würde.

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Re: Elektro-Microcar

#19

Beitrag von Rohana » Mi 24. Nov 2021, 11:11

Die Lösung könnte sein, auch auf dem Land etwas mehr "zusammenzurücken". Ich wohne in einer Grossfamilie, da kann man so viel teilen... die Arbeit, das kochen, die Autos...
Solche Strukturen müssen ja nicht nur durch Heirat oder Verwandschaft entstehen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Manfred

Re: Elektro-Microcar

#20

Beitrag von Manfred » Mi 24. Nov 2021, 15:37

So dramatisch, wie sich die wirtschaftlichen Perspektiven für Deutschland verschlechtern, wird das wohl die nächsten Jahrzehnte aus Not wie von selbst geschehen.

Wieso man krampfhaft die Zahl der PKW pro Haushalt reduzieren will, verstehe ich dagegen nicht.
Wichtig ist doch, wie viel gefahren wird und nicht wie viele Autos herumstehen.
Mancher hat halt gerne eine Sonntagskarre oder einen Oldtimer. Und wenn 4 Familienmitglieder auf dem Land in vier verschiedenen Richtungen und zu verschiedenen Zeiten zur Arbeit, Schule, Ausbildung, dem Arzt etc. müssen, geht das halt oft nur mit mehreren PKW.
Es würde ja schon helfen, wenn diverse rechtliche Hürden für privates Carsharing und private Personenmitnahme beseitigt würden.

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