Patent-Befestigung Hackenstiele

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Nachtkauz
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Patent-Befestigung Hackenstiele

#1

Beitrag von Nachtkauz » Di 3. Sep 2019, 00:38

Nabend!

Beim Lesen des Grabhacken-Stiel-Themas erinnerte ich mich an eine Art der Stielbefestigung wie ich sie bei alten Kreuzhacken gesehen habe.
Leider hab ich hier nur einen Beilkopf zur Hand, doch das Prinzip der Befestigung ist das Gleiche.
Beilkopf.jpg
Beilkopf.jpg (130.69 KiB) 2400 mal betrachtet
Beilkopf2.jpg
Beilkopf2.jpg (96.45 KiB) 2400 mal betrachtet
Bei den Hacken hatte die Tülle nur zwo, statt einer Schraube.

Mit Google fand ich zu "Kreuzhacke DRP" nur dieses eine passende Foto.
alte-Hacke-Kreuzhacke-DRP-altes-Werkzeug.jpg
alte-Hacke-Kreuzhacke-DRP-altes-Werkzeug.jpg (15.04 KiB) 2400 mal betrachtet
Warum hat sich diese Befestigung nicht druchgesetzt? Ich errinner mich als Halbwüchsiger mit so einer Spitzhacke Wurzelstöcke aus der Erde gehebelt zu haben. Die Hacke konntest du verwenden wie ein Brecheisen. KEINE Beweglichkeit des Kopfes in irgendeiner Art und Weise. Der Stiel ist vorne eckig, also denkbar einfach anzustielen, und wenn er locker ist zieht man einfach die Muttern (das waren noch viereckige *gg) nach. Eigentlich nix was nicht ein Schmied mit einer schnell selbst gefertigten Form aus dicken Blech dengeln könnte.

Wer kennt sowas, und was haltet ihr davon?


Grüße, Kauz
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emil17
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Re: Patent-Befestigung Hackenstiele

#2

Beitrag von emil17 » Di 3. Sep 2019, 09:02

Danke fürs Einstellen.
Das ist so eine Erfindung von der Art, die sich trotz guter Eignung nicht durchsetzen konnte. Vermutlich hat es mit dem Herstellungsverfahren zu tun; die meisten Werkzeugköpfe werden aus einem Stück geschmiedet und das Befestigungsloch wird mit einem Dorn auf dem Amboss gemacht.
Ausserdem bracht man dazu Schrauben, die gab es vor der Industrialiserung auf dem Lande kaum.
Mich hat im Saalburgmuseum beeindruckt, dass die Zimmermanns- und Gartenhandwerkzeuge der Römer fast genauso aussehen wie die heutigen.

Heute wäre das alles kein Argument mehr. Dennoch ist das offenbar ein Gebiet, auf dem man nicht reich werden kann, und deshalb ist es so wie es eben ist.
Man findet hingegen oft hochbeanspruchte Werkzeuge mit angeschweisster oder angegossener Stieltülle oder gar mit Ganzmetallstiel (z.B. Zimmermannshämmer).
Ein Zwischending sind zwei winklig abgebogene Bleche mit sehr kurzem und sehr langem Schenkel, die seitlich mit dem Stiel durch das Loch im Werkzeugkopf geschoben werden. Der lange Schenkel liegt am Stielschaft an und wird mit diesem verschraubt. Der kurze Schenkel liegt vorne vor dem Werkzeugkopf. Dadurch kann z.B. ein Beilkopf nicht davonfliegen, wenn er locker geworden ist. Ich kann mich damit nicht recht anfreunden, denn ein wackeliges Beil taugt auch dann nicht viel, wenn es nicht zur Selbstzerlegung neigt, und einen locker gewordenen Stiel kann man mit diesem System nicht wieder stramm reinklopfen.

Bei Handwerkzeugen, die als Hebel eingesetzt werden sollen, z.B. bei einem Sappie, ist die Stielbefestigung entsprechend der Belastung.
Ansonsten hilft es, ein Brecheisen zu nehmen, wenn man ein Brecheisen braucht :)

Die traditionelle Befestigung mit Keil ist etwas zeitaufwendig, aber gar nicht so schlecht. Meist wird sie nicht richtig gemacht und, was ebenso schlimm ist, die Werkzeuge werden auf dem Kopf stehend auf dem Boden aufbewahrt. Dann zieht die Bodenfeuchte in den Werkzeugkopf und ruiniert die Befestigung.

Um es gut zu machen, braucht man eine Werkbank, ein Ziehmesser oder Raspel, eine Feinsäge und einen Holzkeil von der richtigen Form.
Der Stielkopf muss nach dem Einpassen vorne für den Keil passend eingesägt werden. Das kann man auf der Bandsäge oder auch gut mit einer Hand-Metallsäge mit neuem Blatt machen. Der Schlitz im Stiel muss keilförmig werden, damit der Keil auf seiner ganzen Länge wirkt! Wenn der Keil eingeleimt werden muss, damit er drin bleibt, dann stimmt etwas nicht.
Die Metallkeile, die man im Werkzeughandel dafür kaufen kann, sollen das Einsägen ersparen, sie halten meiner Erfahrung nach aber nicht so gut.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Till
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Re: Patent-Befestigung Hackenstiele

#3

Beitrag von Till » Di 3. Sep 2019, 14:25

Bei Werkzeugen für Wege-, Tief- und Erdbau ist so ein Anschlagschutz viel weiter verbreitet. Die obige Konstruktion hat einen Riesennachteil: Es muss durch den zähen Werkzeugstahl gebohrt werden.
Eine bessere Schäftung gibt es zB. Beim Pionierpickel von Krumpholz
https://www.baforga.de/pionierpickel-kr ... ge-97.html

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Re: Patent-Befestigung Hackenstiele

#4

Beitrag von Nachtkauz » Mi 4. Sep 2019, 01:21

Ein BW-Pionierpickel mit einer solchen Schäftung hab ich, kommt aber von der Festigkeit trotzden nicht an die DRP-Geschichte ran. Das mit dem Löcher bohren für die Nieten ist ein Argument. Allerdings früher erheblich mehr als heute.
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Re: Patent-Befestigung Hackenstiele

#5

Beitrag von emil17 » Mi 4. Sep 2019, 07:27

Man hätte die Befestigung auch aus Temperguss machen können, mit formschlüssiger Befestigung des Werkzeugkopfes.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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