Alte Kellerwand verputzen?

SunOdyssey
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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#11

Beitrag von SunOdyssey » Sa 5. Feb 2022, 11:56

Hab ich oben bereits beschrieben! Und ich brauche kein Fachwissen von 25 Jahren dafür, sondern nur meine Nase, die reicht schon

Aber wenn du gern recht haben willst, dann bin ich raus hier...
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Und ich sage.....blöde Autokorrektur

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Tscharlie
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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#12

Beitrag von Tscharlie » Sa 5. Feb 2022, 17:30

Für alle die die technischen Hintergründe interessieren.

Man hat Kalkfarben um sie abriebfester zu machen früher mit Leinöl versehen. Da das Öl sich im wässrigen Kalk aber nicht einmischen läßt, braucht man einen Emulgator. Der ist in der Landwirtschaft vorhanden gewesen, denn die Mich enthält als Emulgator Casein. Nun haben die Vorfahren überlegt, wo ist denn wohl am meisten Casein drin? Da kamen sie auf den Magerquark. Aber natürlich kann man auch Molke nehmen, auch da ist Casein drin. Heute nimmt man gleich nur Casein, das sich technisch leicht aus Mich gewinnen läßt.

Ganz was anderes sind Kalkcaseinfarben. Die entstehen aus 3 weißen Pulvern,

Das ist eine nette Geschichte für größere Kinder. Man hat 3 weiße Pulver die fast gleich aussehen. Wenn man egal welche 2 Teile in Wasser vermischt passiert nichts, es entsteht jeweils eine weißliche Flüssigkeit bei der weiter nichts passiert. Wenn man aber alle 3 Pulver zusammenmischt ergibt das einen starken Klebstoff. Eben das Kalkcasein. Die 3 Pulver sind: Weißkalkhydrat (Sumpfkalk dem man das Wasser entzogen hat), Casein (eben aus Mich gewonnen) und Borax (ein Salz). Der Kleber ist auch sehr gut geeignet Hölzer zu verkleben, aber besser keine Eiche damit verkleben, weil die Gerbsäure der Eiche in der Verbindung mit Kalk, schwarze Flecken gibt, die Eiche baut auf Mooreiche um. Dieser Kleber ist auch das Bindemittel in den Kalkcaseinfarben.
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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#13

Beitrag von penelope » Sa 5. Feb 2022, 18:44

Mal eine Frage zu dem Thema: ich kann mich erinnern, dass wir früher Stallwände gekalkt haben und dabei wurde dem Kalk so eine blaue Paste zugegeben, die wir "Witscherbleue" genannt haben. Das ist mit Sicherheit ein regionaler Begriff (witschern ist Plattdeutsch für anstreichen). Ich hab danach schon lange und viel gegoogelt und kriege aber nicht mehr raus, was genau das war.

Vielleicht kann irgendwer hier sagen, was das war?

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Tscharlie
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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#14

Beitrag von Tscharlie » So 6. Feb 2022, 08:43

Da es ja eigentlich kein "Weiß" gibt, denn es hat ja immer eine "Richtung".

So kommt uns ein Weiß das etwas schwarz enthält als edel vor. Wenn braun beigegeben wird, dann erscheint es uns wärmer. Blau hat man genommen um ein möglichst weißes Weiß zu erzeugen, ein "Persil-Weiß", eben. Das kann man übrigens mit allen Farben so machen. Einen sonstigen technischen Grund gab es meines Wisssens nicht.

Aber auch interessant bei Kalkfarben, um Nikotinflecken zu überstreichen, hat man einen halben getrockneten Kuhfladen beigemischt. Ob der Raum dann etwas nach Kuhmist gerochen hat, merkte wohl im Umfeld eines Kuhstalles niemand. ;)


PS: Kalkfarben sind gleichzeitig ein Desinfetionesmittel, alle Bakterien, Viren, Milben, ect. werden vom PH-Wert 12 abgetötet. Mit ein Grund warum man Ställe öfter gestrichen hat als es vielleicht nötig gewesen wäre.
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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#15

Beitrag von penelope » So 6. Feb 2022, 11:25

Ah ok - vielen Dank. Dann funktioniert das wohl auch ohne dieses Zeug. Dass das desinfizierend wirkt, ist schon klar, aus dem Grund haben wird das ja immer mal wieder gemacht.

Im Wohnhaus habe ich auch überwiegend Kalk- und teilweise Lehmputz. Den habe ich allerdings einfach schon fertig gekauft. So was gibt es beispielsweise von Kreidezeit oder von Haga Naturbaustoffe. Vielleicht ist das auch für den Keller eine Alternative. Wenn man sich ansonsten alle Komponenten in kleiner Menge einzeln zusammen sucht, kommt man damit vermutlich auch nicht wesentlich billiger.

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Tscharlie
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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#16

Beitrag von Tscharlie » So 6. Feb 2022, 11:36

Die billigste Variante wäre es sich einen Sack Weißkalkhydrat zu kaufen, den in Wasser einrühren.

Wenn Du im Keller schon Kalkfarbe an der Wand hast, braucht es keine weiteren Inhaltstoffe, Du kannst das nur mit der Deckenbürste auftragen, die "Kalkmich" sollte sehr flüssig sein, daher geht rollen nicht, aber an den Wänden geht das ja mit der Bürste ganz gut.

Wichtig ist, wie schon ganz vorne beschrieben, dass der Kalk langsam trocknen kann. Und nicht meinen: dick anmachen = höhere Deckkraft, dann verbrennt der Kalk und wird irgendwann abblättern.

Die angerührte Kalkfarbe kannst Du auch so wie Sumpfkalk ewig aufheben, nur frostfrei sollte es sein und immer ein wenig Wasser auf der Oberfläche stehen.
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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#17

Beitrag von emil17 » So 6. Feb 2022, 12:09

penelope hat geschrieben:
So 6. Feb 2022, 11:25
Wenn man sich ansonsten alle Komponenten in kleiner Menge einzeln zusammen sucht, kommt man damit vermutlich auch nicht wesentlich billiger.
Weisskalkhydrat, Calciumhydroxid, gelöschter Kalk kriegst du im Baustoff-Fachhandel. Nicht im Baumarkt, dort hat mir der fachkundige Verkäufer erklärt, dass das veraltet sei und man heute bessere Mittel habe.
Nicht verwechseln mit hydraulischem Kalk, der kein blendend weisses Pulver, sondern von eher hellbrauner Farbe ist.
Man kann es auch als Schneckenbekämpfungsmittel, zum Abstumpfen stark saurer Speisen wie Rhabarbercreme (ist als Lebensmittelzuschlagstoff E526 zugelassen) und in Mischung mit Holzasche als Farbentferner für alte Möbel verwenden.
Ein 25-kg-Sack ist billig.
Es hält sich trocken aufbewahrt unbegrenzt lange. Angebrochenen Sack in Müllsack stecken und den zubinden, oder in eine blaue Tonne umfüllen. Vorsicht beim Umschütten, das Zeug staubt wie Sau und ist stark augen- und nasenreizend.

Noch ein Hinweis zum Verputzen: Den fertig eingestellten Mörtel aus Sand und Kalkhydrat vor dem Anwerfen zehn Minuten ruhen lassen und nochmal durcharbeiten, er haftet dann viel besser. Beim Verarbeiten Handschuhe und Schutzbrille tragen. Spritzer auf der Haut machen nach einiger Zeit schmerzhafte Wunden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Alte Kellerwand verputzen?

#18

Beitrag von Wurzltrockner » So 6. Feb 2022, 16:07

In Lehmputz- und mörtel wird / wurde auch Kuh- oder Pferdemist verwendet - das trägt zur Geschmeidigkeit und Verarbeitbarkeit bei. Da riecht nix nach Stall hinterher ... das wird vom Lehm aufgenommen :)

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