Hat der Kuhstall früher gewärmt?

Manfred

Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#31

Beitrag von Manfred » Fr 4. Dez 2020, 09:48

Alles Aussagen, die ihren Kern an Berechtigung haben.
Und diese Kerne beruhen alle auf dem gleichen Übel: Einzelproblemfixierte Entscheidungen.
Heute haben wir mit dem ganzheitlichen Management die Möglichkeit, all das zu beheben.
Leider wird diese Möglichkeit bisher kaum angenommen bzw. ist den meisten Menschen nicht mal bekannt.

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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#32

Beitrag von Dyrsian » Mo 7. Dez 2020, 10:15

Rohana hat geschrieben:
Mi 2. Dez 2020, 10:56
Irgendwann werden halt auch die letzten merken dass man "Naturschutz" nicht essen kann. Natürlich ist es noch ein langer Weg bis dahin ;)
Für mich persönlich wird's jetzt serious business, zum Jahreswechsel übernehmen wir den Hof. Mal schauen wir lange wir das Vieh noch halten können bevor es auch für uns heisst Stall bauen oder aufhören.
Auch ich wünsche euch viel Erfolg bei der Hofübernahme!
Naturschutz kann man sehr wohl essen, das sieht man zum Beispiel am Rückgang der Bestäuberinsekten, man sieht es aber auch an der Nitratbelastung, der Bodenerosion und vielen anderen Dingen.
Die Grundfrage ist doch eher, ob wir eine industrielle Landwirtschaft wollen und ob diese uns das bringt was wir uns davon erhoffen. Ich bin mir nicht sicher, ob man Weizen für unter 200€ die Tonne verkaufen muss damit niemand Hunger hat oder einfach weil man es kann und der Günstigste sein will oder muss. Auch frage ich mich, ob es sinnvoll und richtig ist, dass ich mit den Subventionen und der Gülle, die ich auf meinem Acker verklappe mehr verdiene als mit der Frucht die darauf wächst.
Zudem werden wir mit der globalen Landwirtschaft, und wenn wir es noch so sehr versuchen, nicht mithalten können. Dafür ist in anderen Ländern zuviel Platz und zuwenig Regeln. Trotzdem versuchen wir - staatlich gefördert - zu wirtschaften wie USA oder Brasilien. Das führt zu Landschaften wie in Teilen Nordostdeutschlands, wo wie teilweise Schläge von 100 Hektar Größe haben auf denen dann Mais wächst. Das sind Landschaften, da will keiner mehr leben, weder Mensch noch Tier. Kann das sinnvoll sein?

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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#33

Beitrag von Rohana » Mo 7. Dez 2020, 20:49

Ich nehme an du hast weder die Landwirtschaft in Brasilien noch in den USA gesehen bisher... genau das machen wir hier *nicht*, auch nicht die grösseren Betriebe im Osten! Hast doch schon erwähnt im Satz vorher - woanders gibts mehr Platz und weniger Regeln. WESENTLICH weniger Regeln.

Industrielle Landwirtschaft will anscheinend niemand, aber immer volle Regale und billige Preise, das wollen alle ;) industriell hin oder her, der Kuhstall wärmt. Alles andere wurde schon durchgekaut. Danke für die guten Wünsche!
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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#34

Beitrag von sybille » Mo 7. Dez 2020, 21:17

Rohana, die große Masse will billig, billig. Aber es gibt auch die, die etwas Anderes wollen. Schaut euch doch mal um ob es in eurer Gegend nicht anders geht. Ich bekomme seit 3 Jahren mein Gemüse von einer SoLWi und letztes Jahr war der Landwirt ausverkauft. Er hatte vor 4 Jahren angefangen und es lief richtig gut. Seit letztem Jahr hatte er sich mit einem Bäcker zusammengetan und liefert auch leckere Vollkornbrote mit Natursauerteig oder Backferment von seinem Getreide. Erkundigt euch! Es wäre schade wenn wieder ein Hof zugrunde geht!
Auch wenn das Jahr 2020 wetter- und auch erntemässig nicht so gut war, ich bleibe dabei weil ich einfach keine Lust mehr habe mein Gemüse im Supermarkt zu kaufen.
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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#35

Beitrag von emil17 » Di 8. Dez 2020, 08:26

sybille hat geschrieben:
Mo 7. Dez 2020, 21:17
Rohana, die große Masse will billig, billig.
Daran wäre nichts auszusetzen, wenn es nicht zu Lasten Dritter (der Umwelt, der Leute welche die Emissionen ertragen müssen, der Gemeinden, welche Mehrkosten für die Trinkwasseraufbereitung haben, der Erntearbeiter usw.) geschieht, denn so funktioniert die Marktwirtschaft.
Dass die Produzenten oder Händler gut davon leben können, ist in diesem Spiel nicht Regel, sondern Gewinnziel.
Der Staat hat in diesem Spiel die Rolle, durchzusetzen, dass alle Kosten auf den Produktpreis kommen, damit der Preis wenigstens eine halbwegs faire Vergleichsbasis bietet. Subventionen privater Gewerbe durch die öffentliche Hand sind damit nur soweit zulässig, wie sie mit klar erkennbaren Mehrleistungen des unterstützten Gewerbes für die Allgemeinheit verbunden sind. Verzicht auf Umweltbelastung genauso wie Schaffung von Arbeitsplätzen ist noch keine subventionswürdige Mehrleistung in diesem Sinne.
Hierher gehört auch das ganze Transportwesen: Die grossen Internet-Versandorganisationen wie Am*zon &Co. sind nur konkurrenzfähig, weil ihre Kunden nicht den ganzen Preis dafür bezahlen müssen, dass das System nur funktioniert, weil Heerscharen von schlecht bezahlten Kurieren die Auslieferung besorgen. (Weil die Genzen ja offen sind und man Polen noch schlechter bezahlen muss als Deutsche und die auch noch flexibler sind, haben die ihre Logistikzentren für Deutschland Ost auf der polnischen Seite der Grenze eingerichtet.)

Dem Kunden ist nicht zuzumuten, dass er für jedes Produkt umfangreiche Studien über Herstellung, Eigenschaften der Zusatzstoffe usw. anstellt, bevor er entscheidet, was er aus dem Regal nimmt. Die Lebensmittelbehörde stellt sicher, dass das, was ich in irgendeinem Laden aus dem Regal nehmen kann, nicht direkt gesundheitsschädlich ist. Wenn man die Lebensmittelkonzerne nach ihrer eigenen Werbung beurteilen würde, würde es diese Behörde gar nicht brauchen.
Der Staat hätte genauso die Aufgabe sicherzustellen, dass Importprodukte nach gleichen Regeln produziert werden wie es von einheimischen Produzenten gefordert wird. Tut er das nicht, wird er zum Gehilfen multinationaler Grosskonzerne.

Bitte beachtet, dass das alles nicht speziell für Landwirtschaft gilt, sondern für jeden Industriezweig.

Was die Landwirtschaft angeht, so kann ich keine prinzipiellen Unterschiede in der Produktionsweise "der grösseren Betriebe im Osten" zu denen in Übersee erkennen.
Warum Schweinefarmen und Eierfabriken dem Landwirtschaftsgesetz unterstellt sind und nicht als gewöhnliche Industrie behandelt werden, habe ich auch nicht begriffen: Die kaufen Rohstoffe (Futtermittel) ein, machen Produkte draus, und entsorgen ihre Abfälle. Genauso funktioniert auch eine Schrauben- oder Uhrenfabrik - wo die steht ist eigentlich egal, solange die Infrastruktur funktioniert. Deshalb ist es auch Beschiss, wenn die Landwirtschaftssubventionen kriegen, und dem Steuerzahler wird gesagt, Landwirtschaft habe eine wichtige Umweltfunktion und deshalb seien Subventionen gerechtfertigt.

Irgendwie sind die Deutschen ja auch ein wenig selbst schuld an der Misere, der Slogan "Geiz ist geil" ist ja nicht zufällig in diesem Land erfunden und berühmt geworden.
Ja, das war jetzt ein Rundumschlag. Es gibt auch in D genug Leute, die Lebensmittel nicht nur über den Preis kaufen. Die muss man als Produzent pflegen und umwerben. Solidarität mit grossindustrieller Landwirtschaft ist hier fehl am Platz, und noch schlechtere Beispiele lassen sich für so ziemlich jeden Missstand finden.
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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#36

Beitrag von Rohana » Di 8. Dez 2020, 09:51

Hier in der Nähe gibts keine gescheite SoLaWi, da hab ich schon vor einiger Zeit nach gesucht. Für Gemüseanbau sind wir hier eh nicht prädestiniert. Ich überlege noch am Folientunnel dranlang ^^

Schlüsselsatz bei Emil: "Der Staat hätte genauso die Aufgabe sicherzustellen, dass Importprodukte nach gleichen Regeln produziert werden wie es von einheimischen Produzenten gefordert wird. Tut er das nicht, wird er zum Gehilfen multinationaler Grosskonzerne"
Is halt nicht so, und daran hakt es gewaltig.
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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#37

Beitrag von sybille » Di 8. Dez 2020, 19:00

Rohana, die SoLaWi's machen sich nicht nur im Gemüse stark. Bei uns wird auch dafür gesorgt das die Kunden Biofleisch von frelaufenden Rasserindern, -schweinen und -hühnern kaufen können.
Die Kunden bestellen ihre gemischten Fleischpakete und wenn das mit dem Gewicht eines Rinds oder Schweins paßt dann wird geschlachtet. Auch Bioeier und Biobrot können bestellt und jeden Freitag abgeholt werden. Eine SoLaWi in der Umgebung bietet Biomilch an und das scheint sehr gut zu laufen.
Schlüsselsatz bei Emil: "Der Staat hätte genauso die Aufgabe sicherzustellen, dass Importprodukte nach gleichen Regeln produziert werden wie es von einheimischen Produzenten gefordert wird. Tut er das nicht, wird er zum Gehilfen multinationaler Grosskonzerne"
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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#38

Beitrag von Rohana » Di 8. Dez 2020, 22:26

Wir schlachten in zwei Tagen wieder und Eier und Milch muss ich ja nicht erwähnen... bloss für Gemüse hätte ich gerne eine SoLaWi. Trauere immer noch meiner alten SoLaWi in Göttingen nach, aber da hat damals meine Arbeitskollegin meinen Anteil übernommen und den hat sie immernoch :grinblum:
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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#39

Beitrag von Renysol » Mi 9. Dez 2020, 22:48

Vielen Dank euch allen, dass aus meiner banalen Frage so eine interessante Diskussion geworden ist. Ich war ein paar Tage nicht da. Das muss ich alles erstmal sinken lassen. Super

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Re: Hat der Kuhstall früher gewärmt?

#40

Beitrag von emil17 » Do 10. Dez 2020, 00:02

Was vielleicht auch dazu gehört: Bei Häusern der Bauweise, wo der Stall und der Wohnteil unter einem Dach sind, war der Heustock oft auch noch über dem Wohnteil. Dieses Heu wurde zuletzt verfüttert, damit hatte der Wohnbereich darunter eine vorzügliche Wärmedämmung zum Dach hin. Bei der Umnutzung der Bauernhäuser hat man dann Platz, da noch ein bewohnbares Stockwerk unterzubringen, ohne dass das Dach höher muss.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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