Altbau besser isoliert als gedacht?

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Spottdrossel
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Altbau besser isoliert als gedacht?

#1

Beitrag von Spottdrossel » Do 30. Dez 2010, 13:25

Der Weihnachtsfrieden ist vorbei, das böse Wort mit D ist wieder da... ;)
Letztens steige ich auf den Dachboden und finde eine Schneewehe vor, der Wind muß die feinen Krümel durch die Ritzen gepustet haben.
Nach der ersten Überraschung dann die Erkenntnis: selbst direkt über dem Herd war der Schnee liegengeblieben, nur im direkten Umfeld zum Schornstein lag nix.
Die Wand hinterm Herd hat morgens noch 30 Grad, von daher müßten die Temperaturen an der Decke direkt darüber ja innen noch höher sein - von daher frage ich mich grade, ob das mit der obersten Geschoßdecke weit weniger dramatisch ist, wie gerne behauptet wird.
Weiß jemand, wie man sich den U-Wert mit Innen- und Außentemperatur selber rechnen kann?
Bei Wikipedia finde ich nur "die Software rechnet", was mir natürlich nicht so ganz weiterhilft.
Da ich den Deckenaufbau nicht kenne, würde ich gerne einfach die tatsächliche Dämmwirkung der Decke rechnen, was auch immer darin versteckt ist.
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luitpold
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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#2

Beitrag von luitpold » Do 30. Dez 2010, 13:36

Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

BernhardHeuvel
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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#3

Beitrag von BernhardHeuvel » Do 30. Dez 2010, 13:45

http://www.bastelitis.de/u-wert-rechner


Ich habe null Dämmung in der Decke und null Dämmung unter Dach. Dadurch pfeift der Wind leise durch den Dachboden - das dort sich sammelnde Wasser in Form von Luftfeuchte wird mit der Wärme rausgetragen. Schön trocken!

Da meine Wände auch nicht gedämmt sind, wird die Luft fortwährend durch die Wände hindurch getauscht. Ich komme im Winter vollständig ohne Lüften aus - und habe immer frische Luft! Zum Atmen ist das genial. Vor kurzem haben meine Frau und ich bei jemanden mit Zentralheizung übernachtet - viel zu trockene und abgestandene Luft trotz Lüftens(!).

Ich sage immer, ich baue kein Haus um Wärme-/Energie zu sparen, sondern, um angenehm darin zu leben.

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Bernhard

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Spottdrossel
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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#4

Beitrag von Spottdrossel » Do 30. Dez 2010, 13:58

luitpold hat geschrieben:hi,
http://www.selbstversorgerforum.de/view ... 8&start=60

lg
luitpold
Dankeschön - bin mal gespannt, was dabei rauskommt.
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Spottdrossel
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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#5

Beitrag von Spottdrossel » Do 30. Dez 2010, 14:06

BernhardHeuvel hat geschrieben:
Da meine Wände auch nicht gedämmt sind, wird die Luft fortwährend durch die Wände hindurch getauscht.
Baustoffe sind mein Job und ich frage mich grade, durch welche Wände Luft getauscht werden kann?
Zumindest beim Mauerwerk wüßte ich da nix...
Hier lüftet sich´s auch selbsttätig, allerdings durch eine geschickt angeordnete Kombination aus undichten Fenstern, Haustüren und Kellerfenstern :mrgreen: .
Wenn aber der Schnee an rumstehenden Schuhen erst nach 1 Woche taut, deutet das für mich darauf hin, das zumindest bei der Kellerdecke eine Dämmung nicht schaden könnte.
Nebenbei, hat hier schon jemand dieses Buch http://www.amazon.de/Energetische-Sanie ... 652&sr=1-6 in den Händen gehabt?
Wüßte gerne, ob es was taugt, bei dem Preis mache ich ungern Experimente.
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Landfrau

Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#6

Beitrag von Landfrau » Do 30. Dez 2010, 14:24

Nein, das Berechnen der Werte setzt ja gerade voraus, dass man den Deckenaufbau kennt.
Es ist beruht auf dem Summieren der Widerstände der einzelnen Schichten, deren Material und Dicke man dazu kennen muss.

Wir haben unser Haus im Herbst teilweise dämmen lassen und es sind einige angenehme Effekte aufgetreten ,die mich aber nicht überraschten
- die Aufheizzeiten der Räume sind kürzer
- die Auskühlzeiten sind länger (=es bleibt länger warm)
-die Oberflächentemperaturen der Wände, Decken sind höher, damit die "Kälteabstrahlung" der Wände geringer, somit die Behaglichkeit auch bei niedrigeren Lufttemp größer.

Da wir zu zweit in einem zu großen HAus leben, keine unnötige Feuchtigkeit verbreiten (ZImmerpflanzen, Aquarien, Wäsche trocknen, häufiges Duschen....) und mit Einzelöfen heizen - die ja permanent die feuchtebeladene Luft aus den Räumen "absaugen" insgesamt ein sehr angenehmes Klima, obwohl hier zu meinem bedauern keine Lehmwände sind.

Ein mensch gibt pro Stunde 40 gr Wasser über HAut und Atemluft ab. Macht fast 1 l Wasser pro Person und Tag.
Ohne Kochen, Duschen, Putzen, Grünpflanzen, nasse Jacken und Stiefel trocken etc. - das kommt noch dazu.

Diese Feuchte muss entweder rausgeheizt und -gelüftet werden (warme Luft rauslassen und möglichst Frostluft rein, alle Fenster kurz und ganz aufreißen, mehrmals täglich) oder sie kondensiert an der kältesten Fläche.
Wenn die kälteste Fläche das fenster ist - bingo. Hier kann man das Waser abwischen.

Früher daheim lag immer ein HAndtuch auf der Fensterbank unter den einfachverglasten Fenstern.
Allerdings muss man das draußen (!) trocknen, sinnigerweise.

Heut sind die Fenster gut gedämmt und wenn es kondensiert (und schimmelt) dann meist in dem Ecken hinter den Möbeln.
Durch die kalten Scheiben hatte man einen definierten "Feuchteabscheider" in jedem Zimmer.
Aus ungedämmten ALtbauten kenne ich auch keine Schimmelprobleme.

Das fing erst mit der Dämmerei und Zentralheizerei an - und leider gehören das dazu nötige Wissen um Thermodynamik und Klimatechnik nicht zum Schullehrstoff.
Und wenn, dass hätte man das nach Ende der Schulzeit eh vergessen, wie auch den Rest der NAturwissenschaften.

Upps, hoffentlich habe ich hier jetzt nicht Inhalte, die zu verschiedenen Dämm/heizfäden gehören, vermischt....

Anyway, ein gutes WOhnklima gibt es nicht zum Nulltarif und ein Mieterbund rechnete vor ein paar Monaten mal vor, dass durchgeführte Dämmmaßnahmen, im Rahmen des mietrechtlich Zulässigen auf die Mieter umgelegt, die Miete deutlich stärker erhöhen würden als die vermutliche Heizkostenersparnis die Wohnkosten senkt. Sprich, eine besser gedämmte Wohg wird für den Mieter unterm Strich teurer, bei etwas verschobenen prozentualen ANteilen der Kaltmiete und Heizkosten.
Es hieß, Dämmmaßnahmen, die zu 100 Euro Kaltmietenerhöhung führen würden, stünden nur 30 Euro Heizkostenersparnis gegenüber. Also insgesamt 70 Euro mehr monatliche Kosten.

Was mal wieder zu der Frage führt. Cui bono?

Wer hat was davon?
und wessen Interesse vertritt eine Regierung, die Dämmaßnahmen vorschreibt?
Weder die von Mietern noch Vermietern noch der "umwelt", sondern die der Industrie, welche daran Umsatz macht.
Die Umsätze der (ausländischen) Gas- und öllieferanten werden evtl geringer, die der BAumärkte und HAndwerker steigen. Ergo, die Steuereinnahmen in D. Und was damit paxsiert, gehört nun endgültig in eine andere Diskussion.

Landfrau

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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#7

Beitrag von Spottdrossel » Do 30. Dez 2010, 14:46

Landfrau hat geschrieben:Nein, das Berechnen der Werte setzt ja gerade voraus, dass man den Deckenaufbau kennt.
Es ist beruht auf dem Summieren der Widerstände der einzelnen Schichten, deren Material und Dicke man dazu kennen muss.
Das summieren der Werte ist doch die "Krücke", damit man nicht selber messen muß.
Mit der Formel, auf die Luitpold verlinkt hat, kann man die gesamte Decke messen, so wie vorher im Labor die einzelnen Baustoffe gemessen wurden (um damit dann die schicken Rechenprogramme zu füttern).
Landfrau hat geschrieben: Was mal wieder zu der Frage führt. Cui bono?

Wer hat was davon?
und wessen Interesse vertritt eine Regierung, die Dämmaßnahmen vorschreibt?
Weder die von Mietern noch Vermietern noch der "umwelt", sondern die der Industrie, welche daran Umsatz macht.
Die Umsätze der (ausländischen) Gas- und öllieferanten werden evtl geringer, die der BAumärkte und HAndwerker steigen. Ergo, die Steuereinnahmen in D. Und was damit paxsiert, gehört nun endgültig in eine andere Diskussion.

Landfrau
Letztens eine kleine Grafik im FOCUS zum Thema "was braucht wie lange, um sich zu amortisieren".
Entgegen der üblichen Vorgaben "erst dämmen, dann schwächere neue Heizung einbauen" hat sich die neue Heizung am schnellsten bezahlt gemacht, die Dämmung macht sich, wenn ich´s richtig im Kopf habe, erst über 20 Jahre später bemerkbar.
Was zu meiner persönlichen Strategie führt: es wird nichts blind verteufelt und nichts blind hochgejubelt, egal, ob alte oder neue Bauweise.
Es wird da nachgebastelt, wo mich was stört, und dann, wenn ich es finanzieren kann.
Und wenn ich mir bei etwas nicht sicher bin, ob es sich mit dem Altbau verträgt, läßt man´s erstmal bleiben, bis mehr Informationen da sind.
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Thomas/V.
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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#8

Beitrag von Thomas/V. » Do 30. Dez 2010, 15:36

Früher daheim lag immer ein HAndtuch auf der Fensterbank unter den einfachverglasten Fenstern.
hier im Haus gab es Doppelfenster, die mit Haken aneinander befestigt waren, man konnte also im Sommer einen Satz rausnehmen
das Fensterbrett hatte eine Rinne, darin ein Ablaufloch und unterm Fensterbrett war ein Schubkästchen, das das Wasser auffing, in die Mauer eingelassen

erstaunlich, was man früher so mit einfachen und billigen Mitteln zustande gebracht hat, ohne Chemie und 10 000e zu investieren :pfeif:

ansonsten ist es hier wie beim Bernhard, das ungedämmte Dach sorgt sogar dafür, das der Schnee teilweise abtaut, was wiederum die Dachlast verringert
dafür, das ich keine Unmengen Geld investieren muß, nehme ich auch in Kauf, das es früh in der Küche jetzt 11° sind, allerdings glaubt man es kaum, wie man sich daran gewöhnen kann! im Herbst kamen einem 15° anfangs kalt vor, jetzt sind es 15°, wenn wir mit Frühstücken fertig sind und eigentlich reicht das erstmal aus....
wenn es im Vorratsraum zu kalt wird, mache ich die Küchentür auf und heize notfalls das Treppenhaus mit einem kleinen Ofen, der dort steht, so ist es immer überschlagen und kann zum Dachboden ziehen

großartig Lüften müssen wir nur im Bad und Schlafzimmer, ansonsten hat man hier gute LF im Winter, erkältet waren wir schon seit ewigen Zeiten nicht mehr
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#9

Beitrag von BernhardHeuvel » Do 30. Dez 2010, 15:50

Thomas/V. hat geschrieben:.... erkältet waren wir schon seit ewigen Zeiten nicht mehr
Ich mache das auch an der Raumluft fest. Ich war noch nie so selten/nie krank, wie in den Jahren, in denen ich in der aus einfachen 1cm dicken Holzbrettern bestehenden Hütte gelebt habe. Ich konnte durch die Wand sehen, wegen der ganzen Ritzen und Spalten zwischen den Brettern.

Auf der anderen Seite war ich noch nie so oft krank, wie in den Jahren in der Mietswohnung, wobei das Haus 1999 nach neuesten Standards gebaut wurde. Ich hatte damals sogar Allergien entwickelt - was mir als Landei völlig fremd war und heute in meiner Frischluftbude wieder fremd ist!

Ich bin lieber "out" und ein Spinner - dafür gesund und mehr oder minder munter.

Bernhard

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Re: Altbau besser isoliert als gedacht?

#10

Beitrag von Theo » Do 30. Dez 2010, 15:58

Thomas/V. hat geschrieben:erstaunlich, was man früher so mit einfachen und billigen Mitteln zustande gebracht hat, ohne Chemie und 10 000e zu investieren :pfeif:
Zumindest bis 1914 waren Mauern oft massiv gemauert und 50 cm stark, da braucht man keine Dämmung.
Gruß
Theo

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