Kalkputz

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karl-erwins-frau
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Re: Kalkputz

#11

Beitrag von karl-erwins-frau » Do 4. Sep 2014, 14:11

Hmm,
Du weißt ja, dass es hier steht, abe rich poste es trotzdem nochmal:
Nach wie vor bei " Gelb und Gut" zu haben. Zumindest hatte er's letztes Jahr noch.
Ungelöschten gibt's bei uns in der Gegend nirgens mehr. Würde ich aber auch nicht nehmen, wenn sich's vermeiden lässt :hmm:
Grüssle,
KEF
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Benutzer 3162 gelöscht

Re: Kalkputz

#12

Beitrag von Benutzer 3162 gelöscht » So 7. Sep 2014, 09:20

Huhu KEF,

ungelöschten wollte ich wirklich nicht ausprobieren. Der Kuhn hat den auch, hatte ich mal angerufen, hab halt nur das falsche Produkt bekommen.

Grüßle zurück

lockenleo
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Re: Kalkputz

#13

Beitrag von lockenleo » Di 10. Feb 2015, 18:33

Auch wenn das Thema schon älter ist, wollte ich gerne noch einmal kurz aufklären und zusammenfassen:

Kalk ist nicht gleich Kalk.
Ungelöschter Kalk (CaO) reagiert durch Zugabe von Wasser zu CaOH2.

Und dieses Calciumhydroxid (CaOH2) ist das was man als Bindemittel in einem Kalkmörtel oder einer Kalkfarbe hat.

Man muss also nicht unbedingt ungelöschten Kalk kaufen. (Erstens sollte man wissen was man tut, zweitens gibs fertiges CaoH2)

Es gibt Techniken, zum Beispiel wenn man Zuschläge in einer Trockenmischung löscht und dadurch Farbnuancen herstellt, wo CaO interessant sein könnte.

Zweitens ist das was man gemeinhin als Kalk kaufen kann meistens mit einem hydraulischen Bindemittel (Zement, Trasskalk, etc.) versetzt, da in der Industrie Zuschlagsstoffe unter 5% Masseanteil nicht angegeben werden müssen.

Da liegt das Problem beim Einsumpfen mit Weißkalkhydrat und anderen Industrie-Kalkprodukten. Die hydraulischen Anteil im Kalk binden unter Wasser ab, also während des Einsumpfens.

Wer hochqualitativen Kalkputz herstellen möchte muss sich oft an teure Firmen wie Falkenloewe oder Hundisburg Kalk wenden.

Dennoch ist es auch möglich einen Industriekalk einzusumpfen. (Selber schon gemacht, dabei binden möglicherweise einige hydraulische Anteil ab, die muss man rausfiltern.)

Mann kann aber auch direkt den Kalk aus dem Sack zu seinem fertigen Putz, etc anrühren.

Das Einsumpfen macht den Kalk grundsätzlich cremiger, streichfähig und einfacher zu verarbeiten.

Um aus dem Kalk nun ein Putz zu machen:

Kalkputz = Kalk:Sand 1:3

Kalkschlemme = Kalkputz nur mit feinen Sand und mehr Wasser

Kalkmilch = Kalk + Wasser

Der Mythos ein Kalkputz bräuchte etwas Zement damit er schön stabil wird ist Unsinn.

Kalk bindet ab in dem das CaOH2 etwas CO2 aus der Luft aufnimmt und zu CaCO3 wird,

paradoxerweise passiert das vor allem gut wenn man viel Feuchtigkeit an den frischen Putz lässt.

Also täglich den Putz neu anfeuchten. Die Regel sagt pro 1mm 24h Abbindezeit, bei 10 mm Putz als ruhig 10 Tage anfeuchten.

Dann erhält man einen sehr stabilen Putz.

Das war die ganz knappe Zusammenfassung. Bei Fragen, fragen. :)

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karl-erwins-frau
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Re: Kalkputz

#14

Beitrag von karl-erwins-frau » Di 10. Feb 2015, 18:43

Dem habe ich fast nichts hinzuzufügen, außer dass ich bezweifle, dass in einem Sack Weißkalkhydrat CL90 noch was anderes drin ist außer Weißkalkhydrat. War zumindest bei mir bisher so :holy:

Gute Zusammenfassung. Die Mischverhältnisse stehen in der Regel auch auf den Säcken drauf, für die, die sich's nicht merken wollen.

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Re: Kalkputz

#15

Beitrag von emil17 » Di 10. Feb 2015, 19:53

Wenn du Kalkhydrat verlangst, kriegst du reines blendendweisses Kalziumhydroxid, z.B. Kalkfabrik Netstal gibt Gehalt > 99% Ca(OH)2 an.

Dass der Kalkputz nur abbindet, wenn er feucht ist, ist leicht zu verstehen.

Ca(OH)2 + CO2 --> CaCO3 + H2O ist nur die Summenformel des Prozesses.
Das Kalkhydrat ist ein Feststoff. In Gegenwart von Wasser löst es sich es etwas zu Ca++ und 2 OH- (weswegen Kalkwasser basisch ist).
Ebenfalls in Gegenwart von Wasser wird aus dem Kohlensäureanhydrid (wie CO2 korrekt bezeichnet werden müsste) Kohlensäure H2CO3.
Die gibt ihre Protonen im basischen Milieu sofort ans Hydroxid ab: H2CO3 + 2 OH- --> 2 H2O und CO3--
Dieses fällt mit dem Ca++ als Kalziumkarbonat CaCo3 aus, d.h. kristallisiert, bindet ab.
Durch das Abbinden entsteht also neben Kalk auch Wasser, weshalb alte Mauern aus Luftkalkmörtel lange feucht bleiben.
Der Abbindeprozess wird immer langsamer, weil das Luft-CO2 durch den bereits abgebundenen Mörtel diffundieren muss, um an das noch nicht abgebundene Kalkhydrat zu gelangen.
Ohne Wasser löst sich Ca(OH)2 nicht, und es passiert nichts.
Unter Wasser bindet Kalkhydrat nicht ab sondern löst sich auf, weil sich, wenn der pH zu wenig basisch ist, nur das leicht lösliche Calciumhydrogencarbonat bildet: CO2 + H2O -> H+ + HCO3- (Kohlensäure ist eine zu schwache Säure, um bei neutralem oder gar saurem pH beide Protonen abzugeben). Das ist der Grund, warum sich Kalkgestein im Regenwasser langsam auflöst und sich Höhlen bilden.


Es ist ein ähnliches Prinzip wie beim Brausepulver, wo ein saurer und ein basischer Feststoff (Z.B. Zitronensäure und Natriumhydrogencarbonat, Natron) gemischt sind, aber erst reagieren, wenn man Wasser hinzugibt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kalkputz

#16

Beitrag von Benutzer 3162 gelöscht » Mo 5. Okt 2015, 21:33

Hallo zusammen,

jetzt gibt es zu diesem Thema noch einen Nachschlag.

Ausgangspunkt waren u. a. die Türen, Türrahmen, Dielenböden, die mit unterschiedlichstem Zeug "beschmiert" waren. Ein Hauptpunkt war, daß ich keine dunklen Holzdielen haben wollte, damit waren alle Öle aus dem Rennen, Kunstprodukte sowieso.

Die genial einfache, wenn auch nicht einfach umzusetzende Lösung für Kieferholzdielen: Olivenseifenlauge ( 20 g Seife auf 1 l kochendes Wasser) - möglichst heiß auftragen und dann mit klarem Wasser nachwaschen).
Habe ich an einer kleinen Fläche ausprobiert: Lauge mit der rauhen Seite von einem Spülschwamm aufgetragen, dann mit der weichen, gelben Seite den Dreck abgetragen. Auch hartnäckige Flecken verschwinden nach mehrfacher Behandlung.

Für die großen Flächen: Wischmop für den Auftrag der Lauge und Mikrofaser Wischdings zum Dreck abwaschen.

Der Boden wird mit jeder Behandlung heller und bleibt matt und es riecht richtig gut.

Ich werde noch mal mit einer feineren Körnung schleifen, damit sich die Fasern nicht aufstellen, aber mit dem Zwischenergebnis bin ich wirklich sehr zufrieden.

Liebe Grüße

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Re: Kalkputz

#17

Beitrag von emil17 » Di 6. Okt 2015, 20:35

Auch noch Nachschlag:
Ungelöschter Kalk gibt mehr aus als gelöschter, d.h. ist leichter zu transportieren.
Deshalb wurde früher auf der Baustelle und nicht beim Kalkofen gelöscht.
Heute macht man das kaum mehr, weil saugefährlich und weil das Transportproblem keins mehr ist.

Ich habe inzwischen bei mir innen verputzt, mit Kalkputz. Nicht Sackware von irgend einem Hersteller, sondern selber angemacht, nach Rat von einem alten Maurer aus der Nachbarschaft.
1/3 hydraulischer Kalk (Otterbein, irgendwas anderes dürfte auch gehen, der Baustoffhändler meines Vertrauens hat nun mal dieses Produkt)
2/3 Kalkhydrat (das Zeug ist gemäss Angabe auf dem Sack auch als Lebensmittelzuschlag zugelassen, d.h. kann als Hilfsstoff zur Zuckerraffinierung verwendet werden. Da ist also vermutlich nichts drin, was man nicht in der Wohnung haben will).
Sand vom Kieswerk "bis die Mischung stimmt". Kommt auf den Sand an, muss man etwas ausprobieren.
Zu mager: das Zeug kommt wieder runter
Zu fett: gibt Schwindrisse, Effekt zeigt sich nach einigen Stunden.
Also so einstellen, dass es eben noch gut haftet.
Vor dem Verwenden einige Zeit (30 Min oder so) ruhen lassen und nochmals durcharbeiten, er verarbeitet sich dann viel besser.

Sackware hat den Vorteil, dass man stur nach Rezept Wasser zugeben und loslegen kann, die Zeitersparnis ist auf kommerziellen Baustellen offenbar den Mehrpreis wert.

Nicht an der vollen Sonne verputzen, nicht bei zu heissem Wetter und nicht bei Frost.
Hilfsperson die Verputz anmischt und aufs Gerüst bringt ist von Vorteil, damit man nass in nass arbeiten kann.
Nachnässen war nicht nötig, hat nach einigen Tagen gut abgebunden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kalkputz

#18

Beitrag von karl-erwins-frau » Mi 7. Okt 2015, 07:29

Nachschlag von mir:

Hydraulisch macht aber dicht. Würde ich ergo nicht nehmen. Kommt halt drauf an wo. Zumindest nicht für innen.

>Sand vom Kieswerk "bis die Mischung stimmt". Kommt auf den Sand an, muss man etwas ausprobieren.

Die Mischung stimmt genau bei 3 Teilen Sand zu einem Teil Kalk ;-)
Plus etwa ein Eimer Wasser.

Sand ist nicht gleich Sand. Ich habe diesmal teilgewaschenen Mainsand genommen. Der ist der absolute Oberhammer! Durch die Feinanteile, die nicht ausgewaschen wurden, hat man größere Band breite der Körnung. Und das merkt und sieht man. Es lohnt sich also die Kieswerke abzuklappern und anzufragen, welchen Sand es dort genau gibt. :-)

Ich habe noch eine Wand vor mir in der Werkstatt, dann ich leider nichts mehr zu verputzen (http://karl-erwin.blogspot.co.uk/2015/0 ... eil-3.html)

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Re: Kalkputz

#19

Beitrag von 65375 » Mi 7. Okt 2015, 09:20

Wie ist die benötigte, oder geeignete, Sandkörnung? Hab noch nie verputzt, aber ein paar Wände sind hier noch übrig.

Ist der Putz auch für draußen unter Dach geeignet? Wir haben eine Durchgangsscheuer, die ich gerne bearbeiten würde.

Und hat hier jemand auch Rezepte für stabilen Außenputz? Da hätte ich auch Bedarf.
Und am Januar viel Zeit; und wenn's wieder keinen Winter gibt, könnte ich mich ein bißchen austoben.

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Re: Kalkputz

#20

Beitrag von emil17 » Mi 7. Okt 2015, 11:28

karl-erwins-frau hat geschrieben: Ich habe diesmal teilgewaschenen Mainsand genommen.
gibts hier nicht ....
Wenn du Feinanteil willst, kannste ungewaschenen Bruchsand nehmen.
Früher hat man genommen, was es gab, das war in sandlosen Gegenden auch mal Zusammenkehre von den Strassen (das, was die Wagenräder aus dem Strassenschotter gemacht haben).
Hat an unserem Wohnhaus über 100 Jahre gehalten.

Das Wort teilgewaschen kannte ich übrigens noch nicht, dürfte aber den Suaberkeitszustand unseres Jüngsten recht treffend beschreiben, wenn man ihm sagt, er soll vor dem Essen Hände und Gesicht waschen ...
karl-erwins-frau hat geschrieben:Hydraulisch macht aber dicht. Würde ich ergo nicht nehmen. Kommt halt drauf an wo. Zumindest nicht für innen.
Bei 1/3 offenbar noch nicht, meiner ist jedenfalls schön saugfähig geblieben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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