zerfallene Lehmwand retten

EschenAu
Beiträge: 12
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 09:21
Familienstand: in einer Beziehung

zerfallene Lehmwand retten

#1

Beitrag von EschenAu » Di 3. Jun 2014, 07:54

Grüß Euch!
Ich habe eine Wand aus ungebrannten Lehmziegeln, die von unten her (fehlender Wetterschutz?) zerfällt. Wie würdet Ihr das angehen? Ich habe noch nie mit Lehm gearbeitet.
Mein momentaner Plan ist, in kleinen Abschnitten ein Fundament einzubauen, dann eine Schicht gebrannter Ziegel und anschliessend mit Lehm weiter.
Das Fundament, weil jetzt nur auf (kleinen) Bruchsteinen fundiert ist und ich damit Bewegungen verkleinern will.
Die Schicht gebrannter Ziegel, um Höhe zu gewinnen und den (feuchtigkeitsempfindlichen) Lehm ein wenig vom Erdboden zu heben.
Den Lehm, damit ich an die Seitenwände anschliessen kann und dort wieder kraftschlüssig bin.

Damit endet auch schon die Gewissheit.

Ob (und wie) ich mit Ziegel weiterbaue, oder viele (Putz-Bewurf-wasauchimmer)-Schichten auftragen soll, ist mir unklar.
Ich überlege auch, Mauerschliessen und Stützbalken einzubauen - also quasi ein nachträglich eingezogenes Fachwerk.
Dateianhänge
Loch in Wand.jpg
Loch in Wand.jpg (56.55 KiB) 2380 mal betrachtet

centauri

Re: zerfallene Lehmwand retten

#2

Beitrag von centauri » Di 3. Jun 2014, 08:53

Hallo.

Sieht sehr weit fortgeschritten aus.
Ohne abstützung würde ich da erst mal nix machen (und ich trau mich schon einiges).
Grundsätzlich würde ich da stück für stück ein fundament einbringen.
Würde warscheinlich mittig anfangen.
Betonfundament, horizontalsperre, eine bahn klinker und noch eine horizontalsperre drauf.
Dann könnte man mit lehmsteine weiter machen.
Bis zur horizontalsperre würde ich dann mit sanierputz verputzen.
Darüber würde ich kalkmörtel verwenden.
Aber wie gesagt ohne abstützung lieber nicht.

woidler
Administrator
Beiträge: 787
Registriert: Fr 16. Aug 2013, 00:03

Re: zerfallene Lehmwand retten

#3

Beitrag von woidler » Mi 4. Jun 2014, 00:35

Hallo Eschenau,

den Rat von Centauri mit dem Abstützen ist mir beim Anschauen des Bildes auch sofort gekommen.
Das ganze kommt mir etwas bekannt vor. Die Sitaution hat erst mal nix mit Lahmbau im klassischen Sinn zu tun.
Ich nimm eher an, daß der Mörtel zwischen den Ziegeln mit einem lehmhaltigen Sand mit wenig Kalk hergestellt wurde.
Wahrscheinlich ist das ganze noch relativ feucht, was dazu führt , daß sich der Mörtel weiter auflöst.
Bevor Du Dir gedanken über Lehmputz an den Innenwänden machst , musste erstmal ein Fundament mit Feuchtigkeitssperreals Basis schaffen, auf das Du dann im wörtlichen Sinn drauf Mauern kannst.

Hat das ganze vielleicht noch ein krönendes Gewölbe ? Dann musste aufpassen, daß die Widerlager der Bögen nicht nach außen wegbrechen und die gewölbefelder nach unter fallen, wenn Du mit dem Unterfangen anfängst. Letzteres geht unter Umständen blitzartig . Vor großen Abenteuern lieber gezielt zum Einsturz bringen.


da woidler

EschenAu
Beiträge: 12
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 09:21
Familienstand: in einer Beziehung

Re: zerfallene Lehmwand retten

#4

Beitrag von EschenAu » Mi 4. Jun 2014, 10:05

Danke mal für´s Ansehen.
Abstützen ist klar, wobei die angrenzenden Wände in deutlich besserem Zustand sind.
Das Bild zeigt die Westwand, die auch gleichzeitig die Giebelwand (ohne Dachvorsprung) ist.
Norden und Süden sind (zumindest äusserlich gesehen) vollständig - also ohne solche Löcher.

Gewölbe gibt es keines und auch der Dachstuhl spreizt nicht, sondern ist abgefangen.
woidler hat geschrieben: Das ganze kommt mir etwas bekannt vor. Die Situation hat erst mal nix mit Lahmbau im klassischen Sinn zu tun.
Ich nimm eher an, daß der Mörtel zwischen den Ziegeln mit einem lehmhaltigen Sand mit wenig Kalk hergestellt wurde.
Ich glaube nicht, dass da Kalk und Sand beteiligt waren.
Meine Annahme ist eher, dass zuerst Ziegel aus (am Grund vorhandenen) Lehm geformt wurden, die wurden dann luftgetrocknet und mit nassem Lehm gemauert/verklebt/gestappelt - oder wie auch immer man das nennen will.

Der Lehmputz auf den Innenwänden ist für mich noch sehr weit weg. Ich überlege, noch, wie ich Fundament und Ziegellage mit dem Lehm verbinde - was meint Ihr? Soll ich die neuen "harten" Bauteile als Zinnen ausführen, um besser mit dem Lehm zu verkrallen? Oder eine Fuge, in dem die neue Mauer steht? Ich habe ausreichend Wandstärke.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10817
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: zerfallene Lehmwand retten

#5

Beitrag von emil17 » Mi 4. Jun 2014, 20:50

Abstützen
Alles was morsch ist raus
(wenn du es bei diesen beiden Punkten eilig hast, solltest Du vorher deinen Nachlass geordnet haben)
Fundamentsohle erstellen
mit Beton ausgiessen
Horizontalsperre
nach Wahl ausmauern

Weil da die Spriesse und Unterfangungen im Weg sind, ist das eine mühsame Arbeit. Auch deshalb kann es angezeigt sein, das aufgehende Mauerwerk ganz abzubrechen. Kommt aber drauf an, ob und wie man die Auflast unterfangen kann - ohne vor Ort zu sein kann man keine seriösen Aussagen hierzu machen.
Das entscheidet der Meister, nicht der Lehrling!
Man kann z.B. unter der Decke Durchbrüche durch die Mauer machen, Kantholz oder H20-Schalungsträger einziehen, mit Bauspriessen nach oben drücken und dann die entlastete Mauer abbrechen.
Eine neue Mauer aus 18er oder 22er Betonhohlblocksteinen trägt ausreichend und du hast wegen der geringeren Mauerdicke auch noch einiges an Platz gewonnen. Die oberste Lagerfuge muss man kraftschlüssig ausmörteln, das ist auch nicht ganz einfach.


Wenn die Auflast runterkommt oder tragende Gebäudeteile absacken, wird keine Versicherung den Schaden übernehmen, da du ja dein eigenes Gut kaputtgeflickt hast. Wenn du es machen lässt, haftet das Unternehmen und du kannst in der Zeit etwas anderes machen.

Für jemanden, der mit altem Mauerwerk wenig Erfahrung hat, taugt diese Baustelle jedenfalls nicht.

Meint emil, der in seinen reparierten Altbauten alt werden will und es deshalb vielleicht zu vorsichtig angeht. Ich hatte auch solche Reparaturen, aber nicht so arg. Es kommt immer viel mehr Zeug raus und runter als man meint und Löcher in alten Mauern halbwegs sauber auszumauern braucht sehr viel Zeit.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

EschenAu
Beiträge: 12
Registriert: Mo 26. Mai 2014, 09:21
Familienstand: in einer Beziehung

Re: zerfallene Lehmwand retten

#6

Beitrag von EschenAu » Do 5. Jun 2014, 09:34

emil17 hat geschrieben:Eine neue Mauer aus 18er oder 22er Betonhohlblocksteinen trägt ausreichend und du hast wegen der geringeren Mauerdicke auch noch einiges an Platz gewonnen.
Und wie verbindest Du Betonhohlblocksteine mit einer Lehmwand???
Lehm bewegt sich völlig anders als Beton - die Anbindung Lehm-Beton ist also immer eine Bewegungsfuge. Und die baue ich mir sicher nicht in zwei Ecken ein.

Benutzeravatar
Rallymann
Sponsor 2016
Sponsor 2016
Beiträge: 1672
Registriert: So 26. Mai 2013, 18:10
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Erwitte
Kontaktdaten:

Re: zerfallene Lehmwand retten

#7

Beitrag von Rallymann » Do 5. Jun 2014, 18:05

EschenAu hat geschrieben:
emil17 hat geschrieben:Eine neue Mauer aus 18er oder 22er Betonhohlblocksteinen trägt ausreichend und du hast wegen der geringeren Mauerdicke auch noch einiges an Platz gewonnen.
Und wie verbindest Du Betonhohlblocksteine mit einer Lehmwand???
Lehm bewegt sich völlig anders als Beton - die Anbindung Lehm-Beton ist also immer eine Bewegungsfuge. Und die baue ich mir sicher nicht in zwei Ecken ein.
Die Gefache eines Fachwerkhauses haben sogar eine Anbindung zum Holz und das Arbeitet sicher mehr als Lehm.
Sollte nicht so ein Problem sein eine Verbindung über Gewebematten hin zu bekommen. Ich würde ein Holzständerwerk aber vorziehen und das dann ausfachen.
Verputzen musste ja eh.
Eventuell ist es auch sinnvoller die Wand komplett zu erneuern ( die grösse sieht man auf dem Bild schlecht) und an die angrenzenden Wände, Riegel oder ne Armierung zu basteln.

centauri

Re: zerfallene Lehmwand retten

#8

Beitrag von centauri » Do 5. Jun 2014, 19:09

@rallymann.

Basteln, welch schönes wort! :mrgreen:

Benutzeravatar
Rallymann
Sponsor 2016
Sponsor 2016
Beiträge: 1672
Registriert: So 26. Mai 2013, 18:10
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Erwitte
Kontaktdaten:

Re: zerfallene Lehmwand retten

#9

Beitrag von Rallymann » Do 5. Jun 2014, 19:35

:mrgreen: Ja! Ich bastel immer

Benutzer 3370 gelöscht

Re: zerfallene Lehmwand retten

#10

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Do 5. Jun 2014, 22:24

Ich hatte ähnliches Mauerwerk in meiner Hütte (Futterkammer) auch eine Giebelwand und eine Zwischenwand zur Scheune. Leider habe ich nie Fotos gemacht, wollte Misere nicht auch noch dokumentieren :)
Bei der Giebelwand außen bin ich wie folgt vorgegangen. Die Holzspange( 14x14, Tram), die den Dachstuhl zusammen hält hab ich an den Mauerbänken mit Eisenwinkel und Klampfen gesichert, damit der Dachstuhl nicht auseinander fährt. Dann habe ich die Gib Elmauer stückweise abgetragen (Docktorarbeite.) Den Querbalken (Tram) mit Eisenstehern gesichert. Alle brauchbaren Ziegel sortiert und getrocknet. Ein etwa 1 Meter tiefes Fundament aus Beton gemacht und die Ziegelwand wieder aufgebaut.
Bei der Zwischenwand (50 cm) habe ich von einer Seite die Ziegel im Fundamentbereich (25 cm) abgetragen ebenfalls ein Fundament gemacht und dasselbe von der anderen Seite wiederholt (immer Stückweise nicht die ganze Wand auf einmal).
In beiden Fällen stehen die Wände nur um den Dachstuhl zu halten, also weder um gemauerte Rundbögen oder ein zweites Geschoss zu tragen.
Hier einige Fotos von der abgerissenen Giebelwand und dem späteren Wiederaufbau.
Dach (10).JPG
101.JPG
100_0837.JPG
Lehm-Sand und Wasser in der richtigen Mischung gilt im allgemenen als Mörtel, der der Funktionsfestigkeit eines Kalkzementmörtels in nichts nachsteht sofern die Mauer nicht ständig unter Bewässerung steht. In meinem Fall ist alles mit den vorhandenen Feldbrandziegeln und Lehm-Sand vom eigenen Grund wieder aufgemauert.

Antworten

Zurück zu „Gebäude, Zäune etc.“