Kleinkläranlage - aha?!

zaches
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Kleinkläranlage - aha?!

#1

Beitrag von zaches » Di 10. Jul 2012, 14:26

Ihr LIeben,

wir sind seit nun 3 Wochen ja Besitzer einer Klienkläranlage. So ganz den Sinn dieses Dingens habe ich n icht verstanden, schon in den Beratungsgesprächen wurde uns klar gesagt, daß es eher ein Krücke im modernen Lebens ist, als eine funtionierende Abwasser-Sauber-Mach-Anlage...

1. Medikamente werden nicht "Vernichtet", sondern wandern im besten Fall in die Grabenentwässerung, im Schlimmstn töten sie die ind er KLäranlage befindlichen "guten" Bakterien. ABs sind also ganz böse.

2. Putzmittel - alle Arten von Bakterientötenden Putzmittel sind zu vermeiden. s.o. der Anlagenbauer kommt ja häufig stinend nach Hause, sein Frau weicht dann die Kleidung in Domestos etc ein, und schüttet den Eimer in die botanik, denn sort sei es nach 90 Tagen abgebaut, die Bakterien in der Anlage würden das aber nicht überleben.

3. Alkohol - alle Arten von Saufgelagen sind zu vermeiden, oder die Kerle sollen in die Büsche pissen - denn der erhöhre Alkspiegel im Urin tötet alle Bakterien... s.o.

4. Fette - keine fettigen Pfannen etc spülen, bitte nur mit papiertüchern auswaschen (das wird unseren Verbracuh davon drastisch erhöhen) und dann die nahezufettfreien Pfannen heiß spülen. Frittenfett verbietet sich schon wegen der zuführenden LEitungen, wäre sonst der Killer schlechthin.

5. Heftige Temperaturschwankungen sind zu vermeiden - denn Bakterien mögen das n icht. hm - Im Winter wärmer duschen? Im Sommer lieber kälter?

6. Keine Tampons, wenig Klopapier, keine Kondome (blasen sich auf die lustige Pilze) ... okay, damit habe ich bisher auch gelebt.

7. Heftige ph-Wert Wechsel sind ebenfalls zu vermeiden. Vielelicht sollten wir jetz alle mal auf die basische Ernährung umstellen?

8. ich frage mich, bei wievielen Kleinkläranlagen die dazugehörigen Menschen sich an diese Punkte halten?

lg, zaches - die jetzt locker 10.000 Euro im Vorgarten verbuddelt hat und sich auf dem hinterbliebenden Schlachtfeld so ein wenig unschlüssig und staunend umguckt und sich ihre Gedanken macht....
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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#2

Beitrag von Kerstines » Di 10. Jul 2012, 14:53

Hallo Zaches,

da mach Dir mal nicht so viele Gedanken drum.
Wir hatten auf unserem Grundstück ca. 8 Jahre lang sehr gute Erfahrungen mit unserer biologischen Kleinkläranlage (versucht, dem Anschlußzwang zu entkommen und dann doch geordnet den Rückzug angetreten - na gut, die Anlage existiert weiter und wir können sie, wenn nötig, mit wenig Aufwand wieder aktivieren.).

War eine alte Drei-Kammer-Grube, Abwasser über Rindenmulch geleitet, danach in ein Schilfbeet und dann das Restwasser (mit Superqualität) im Garten eingesetzt.

Soo zimperlich sind wir mit unseren Bakterien nicht umgegangen.
Gut, Weichspüler und andere Umweltsünden vermeide ich sowieso. Aber auch im Winter waren die Bakterien nicht kleinzukriegen. Ich habe einmal gedankenlos bei einer Rohrverstopfung Rohrreiniger in größerer Menge benutzt und dann erst hinterher auf der Verpackung gelesen "Tötet Bakterien"! Ups, da war doch was? Selbst DEN Anschlag (mitten im Winter!) hatten die überlebt, zwar stark dezimiert, aber sich einen Monat später wieder erholt. (Rohrreiniger habe ich nie wieder benutzt.)

Selbst mit Alkohol und sogar mit starken Medikamenten (von einer Chemotherapie) sind sie zurechtgekommen.

Auch unsere Koch- und Abwaschgewohnheiten mußten wir nicht ändern, und die Feststoffe wie Toilettenpapier etc. werden doch auch bei eurer Anlage irgendwie getrennt.

Wenn ihr nicht gerade daran gewöhnt seid, die Toilette als Müllschlucker zu mißbrauchen, sollte es keine Probleme geben.

Viel Spaß mit der Anlage

Kerstines

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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#3

Beitrag von Oger » Di 10. Jul 2012, 15:07

Hallo Zaches,

10.000 € sind schon etwas happig, unsere hat für 6 EW ca. 5.500 incl. Einbau gekostet. Es ist schon richtig, dass man etwas mehr aufpassen muß was man in den Abfluß schüttet, aber eigentlich gehören die meisten Dinge auch sonst nicht ins Abwasser, auch wenn man ans Netz angeschlossen ist. Ich finde eine Kleinkläranlage sehr praktisch, weil sie ein Stück unabhängiger macht. Im Abwasser er KKA könnte man sich auch die Hände waschen, da riecht nichts.

Gruß
Oger

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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#4

Beitrag von Rati » Di 10. Jul 2012, 15:26

Hi zaches,

hauptsächlich wurde ich mal sagen wurde dir das alles erzählt um die Garantigewährleistung möglichst klein zu halten.

ABs sind problematisch, das ist klar.
Reinigungsmittel in größeren Mengen sicherlich auch.
Und die anderen Dinge haben natürlich Einfluss, aber wenn die pH Werte nicht gerade zwischen 4 und 10 schwanken und du nicht grad 10 oder mehr% Alohol in deiner Kläranlage hast (das wären in 1000L Abwassser 100L reiner Alkohol!), ist das eher unproblematisch.
Klar die Aktivität wird etwas schwanken aber killen wirst du deine kleinen Helfer nicht so schnell.
Wichtiger ist es möglicherweise darauf zu achten das dort wo Sauerstoff benötigt wird auch Sauerstoff da ist. Nachtrag da ist vielleicht der bezug zum Fett, wenn alles mit Fett/Öl bedeckt ist klappt es nicht mehr mit der Sauerstoffzufuhr. Aber für so etwas könnte mensch ja einen Fettabscheider einrichten. Ich kann mir aber irgendwie nicht vorstellen das ihr einen so große menge an Fett/Öl wegwerft das es relevant wäre. Nachtrag ende Was die anderen Sachen (Papier u.ä.) betrifft, ist das ja eher ein Problem für eventuell vorhandene Pumpen oder Siebe/Filter als für die Baktis.

Grüße Rati
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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#5

Beitrag von Theo » Di 10. Jul 2012, 18:53

zaches hat geschrieben:So ganz den Sinn dieses Dingens habe ich n icht verstanden,
Wieso habt Ihr die angeschafft?
zaches hat geschrieben:schon in den Beratungsgesprächen wurde uns klar gesagt, daß es eher ein Krücke im modernen Lebens ist, als eine funtionierende Abwasser-Sauber-Mach-Anlage...
Am meisten stört mich der Wartungsaufwand und die komplizierte Technik + Stromverbrauch.
zaches hat geschrieben:2. Putzmittel - alle Arten von Bakterientötenden Putzmittel sind zu vermeiden. s.o. der Anlagenbauer kommt ja häufig stinend nach Hause, sein Frau weicht dann die Kleidung in Domestos etc ein, und schüttet den Eimer in die botanik, denn sort sei es nach 90 Tagen abgebaut, die Bakterien in der Anlage würden das aber nicht überleben.

3. Alkohol - alle Arten von Saufgelagen sind zu vermeiden, oder die Kerle sollen in die Büsche pissen - denn der erhöhre Alkspiegel im Urin tötet alle Bakterien... s.o.

4. Fette - keine fettigen Pfannen etc spülen, bitte nur mit papiertüchern auswaschen (das wird unseren Verbracuh davon drastisch erhöhen) und dann die nahezufettfreien Pfannen heiß spülen. Frittenfett verbietet sich schon wegen der zuführenden LEitungen, wäre sonst der Killer schlechthin.

5. Heftige Temperaturschwankungen sind zu vermeiden - denn Bakterien mögen das n icht. hm - Im Winter wärmer duschen? Im Sommer lieber kälter?

7. Heftige ph-Wert Wechsel sind ebenfalls zu vermeiden. Vielelicht sollten wir jetz alle mal auf die basische Ernährung umstellen?

8. ich frage mich, bei wievielen Kleinkläranlagen die dazugehörigen Menschen sich an diese Punkte halten?
Wenn das alles stimmen würde, wäre das Ding für den normalen Gebrauch völlig ungeeignet. Mir hat man nichts dergleichen erzählt. Steht auch nicht im Handbuch.
Gruß
Theo

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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#6

Beitrag von tyr » Di 10. Jul 2012, 19:06

Theo hat geschrieben:Wieso habt Ihr die angeschafft?
In vielen Gemeinden werden die Dinger pflicht, wenn Du nicht an die Kanalisation angeschlossen bist.

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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#7

Beitrag von emil17 » Mi 11. Jul 2012, 07:57

Die Dinger sind viel besser als das Rohr, das wie früher üblich irgendwo im Gebüsch einfach aufhört.
Gut sind sie nicht, wenn man sie am Standard einer Grosskläranlage misst. Hauptproblem ist allerdings nicht, dass Besoffene durch das Pinkeln die Anlage desinfizieren (das ist biochemisch unmöglich, anch wenn die Kerle ordentlich was vertragen und danach saufen), sondern die wechselnde Auslastung bei Kleinanlagen. Da passiert mal 3 Wochen fast nix, weil man in Urlaub ist, und dann kommen 100 Liter Seifenlauge aufs Mal. Da läuft dann halt schon mal was ungeklärt durch.
Binden und so n Zeug darfst du aus dem Grob-Vorabscheider fischen, also wirf sie lieber gleich in den Müll statt ins Klo; die Reinigung einer Klärgrube gehört nicht zu den schönsten Arbeiten.

Einfache Klärgruben arbeiten weitgehend anaerob - hier werden komplizierte organische Verbindungen zu einfachen abgebaut; die oxidative Stufe, d.h. der Abbau zu CO2 und Wasser und anorganischen Verbindungen, findet dann im Versickerungsbereich statt. Um Phosphate und Nitrate aufzunehmen, kann man deshalb einen Versickerungsteich mit raschwüchsigen Sumpfpflanzen anordnen. Die kann man dann mähen und kompostieren.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#8

Beitrag von tyr » Mi 11. Jul 2012, 08:49

Also das mit dem einfachen Rohr gibts nicht mal hier mehr, zumindest ein Grube hat jeder mindestens seit 100 Jahren.
Na gut, Sachsen war ja mal eines der fortschrittlichsten Industrieländer.... ;)
Ich seh allerdings noch nicht wirklich die Vorteile gegenüber den alten Gruben, bzw den neueren Dreikammerklärgruben.
Die neuen Anlagen funktionieren nur einigermaßen, wenn sie auch regelmäßig gewartet werden.....ob das in der Praxis so der fall sein wird, darf bezweifelt werden.
Das ganze riecht mir wieder nach Industrieförderung......
Die, mit Abstand, größten Eintragungen in Oberflächengewässer stammen immer noch aus der Intensivlandwirtschft, nicht aus Klärgruben.
Einfache Klärgruben arbeiten weitgehend anaerob - hier werden komplizierte organische Verbindungen zu einfachen abgebaut; die oxidative Stufe, d.h. der Abbau zu CO2 und Wasser und anorganischen Verbindungen, findet dann im Versickerungsbereich statt. Um Phosphate und Nitrate aufzunehmen, kann man deshalb einen Versickerungsteich mit raschwüchsigen Sumpfpflanzen anordnen. Die kann man dann mähen und kompostieren.
Das setzt aber auch ein Grundstück vorraus, welche die Möglichkeiten solcher Anlagen hergibt.

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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#9

Beitrag von Rati » Mi 11. Jul 2012, 09:23

emil17 hat geschrieben:...Hauptproblem ist allerdings nicht, dass Besoffene durch das Pinkeln die Anlage desinfizieren (das ist biochemisch unmöglich, anch wenn die Kerle ordentlich was vertragen und danach saufen), sondern die wechselnde Auslastung bei Kleinanlagen. Da passiert mal 3 Wochen fast nix, weil man in Urlaub ist, und dann kommen 100 Liter Seifenlauge aufs Mal. Da läuft dann halt schon mal was ungeklärt durch....
ja, sehe ich auch so, es ist eben eine Kleinanlage, das ist wie in einem Gartenteich, je kleiner, des to komplizierter ist er im Gleichgewicht zu halten.

Wenn jemand einen persönlichen Nutzen davon und Lust am beschäftigen damit hat, ist so eine Kleinanlage sicherlich nee interessante Sache. An sonsten würde ich (bezogen auf tyrs Hinweis der Pflicht bei nicht Kanalanbindung) doch lieber die Anbindung ans öffendliche System vorziehen.

Grüße Rati
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Re: Kleinkläranlage - aha?!

#10

Beitrag von roland » Mi 11. Jul 2012, 09:40

Hi zaches:
nich falsch verstehen, aber die gleichen Probleme hat die grosse Anlage auch!! Medikamente landen im Bach, Desinfekitonsmittell machen große Probleme in den Anlagen.
Nur durch die große Menge können die halt mal was vertragen, wenn aber jeder mit Desinfektionsmittel (um jetzt mal ein beispiel rauszugreifen) wäscht, gehen denen die Bakterien auch Hops.
Auch Fett und Öl in größeren Mengen (also sparsam anbraten is da nicht gemeint ;) )sind übel, weil sie die Luft absperren. große Anlagen haben Sprudler, damit ist das Problem reduziert. Aber bis zum Klärwerk stört es und ist auch in den Abwasserverordnungen verboten!

Also, der Unterschied ist nur der, das Du nun merkst, wenn du der Umwelt schadest ;)
Aber- auch ich denke, der gute hat da etwas übertrieben.

Roland

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