Komposttoilette

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Zacharias
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Re: Komposttoilette

#351

Beitrag von Zacharias » So 10. Mär 2024, 23:12

Zwei weitere Jahre Erfahrung mit Trenntoilette später, weiß ich, dass man Ammoniakgeruch mit heißem Wasser zuleibe rücken kann. Die Zucker-EM-Sauerkraut Geschichte war dauerhaft nicht so der Bringer, ich habe immer mehr davon gebraucht.
Heute eine andere Frage aus aktuellem Anlass: Was macht ihr, wenn ihr Medikamente nehmen müsst oder eine Narkose beim Zahnarzt hattet? Wie lange sollte man warten, bis die Ausscheidungen wieder auf den Kompost dürfen?
Grüße,
Birgit

Tausch
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Re: Komposttoilette

#352

Beitrag von Tausch » Mo 11. Mär 2024, 08:50

Interessant, dass bei dir die Milchsäuregärung vom Urin nicht funktionierte. Bei mir ging es ohne Geruch, ich hatte es nur einmal angeimpft, dann ab und zu Zucker hinzugefügt, und immer ein bisschen drin gelassen im Kanister.

Zu den Medikamentenrückständen: Es kommt wirklich auf das Produkt drauf an. Da musst du bei jedem Medikament recherchieren, wie gut die Abbaubarkeit im Boden ist. Das schwierigste sind Antibiotika, da sie Resistenzen bei den Bakterien verursachen wenn du sie niedrig dosiert im Garten einbringst. Es könnte auch dazu führen, dass die Milchsäuregärung vom Urin nicht funktioniert.

Bei Medikamenten die auch in der Tiermedizin genutzt werden, kannst du dir an der Absetztfrist orientieren.

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Zacharias
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Re: Komposttoilette

#353

Beitrag von Zacharias » Mo 11. Mär 2024, 09:08

Ich würde jetzt nicht sagen, dass es nicht funktionierte, mir hat eine Freundin chemisch erklärt, warum das nicht dauerhaft funzt, kann ich aber jetzt nicht mehr wiedergeben. Die Kochend-Wassergeschichte klappt aber tadellos und mache ich auch nur alle paar Monate, also nicht aufwändig. Ich denke, Urin ist auch nicht Urin und Eimer nicht Eimer. Ich hampele nach wie vor mit einem alten Farbeimer rum, weil Edelstahleimer grundsätzlich eher hoch und schmal sind und keinen Deckel haben. Da müsste ich das Klo auf ein Podest bauen. Das ist natürlich gestankstechnisch suboptimal. Ich hab halt keine Lust täglich den Pinkelkellner zu machen, den Farbeimer muss ich nur einmal die Woche leeren.

Antibiotika nehme ich grundsätzlich nicht. Ich war beim Zahnarzt, wurde betäubt und habe mich vorher selbst mit Schmerzmitteln betäubt. Bei Ibuprofen kriegt man die Abbauzeit vielleicht noch raus, aber keine Ahnung, was beim Zahnarzt genommen wird und ich denke, das ist ein bissel härter als das wenige Ibuprofen, was ich nehme (selten, daher reicht Niedrigdosierung). Ich habe gestern den Eimer auf der Straße geleert (nicht asphaltiert), das erschien mir am umweltfreundlichsten, da kein Gewächs unmittelbar betroffen ist. Nutzen tu ich den Urin nicht, aber ich möchte halt trotzdem nicht den Wald mit Betäubungsmitteln verseuchen.
Grüße,
Birgit

Eberhard
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Re: Komposttoilette

#354

Beitrag von Eberhard » Mo 11. Mär 2024, 11:02

Der Inhalt der Trenntoilette geht auf den Kompost?
Der Bioreaktor im Komposthaufen
Wenn man das verinnerlicht, brauchst Du bei einem gut geführtem Kompost (lebensreich und -vielfältig) nur sinnvolle Mengenverhältnisse und Zeit. Vier Kubikmeter Kompost verarbeiten Deinen Eimerinhalt besser als wenn Eimer auf Eimer trifft.
Bei Normalerde statt Kompost ist es ähnlich, wobei dort das Leben eher armseliger sein wird.

Ggf. machst Du bei bekannt oder erwartet problematischen Inhalten einen Sonderkompost, gibst diesem mehr Zeit und bringst ihn nicht gerade in der Nähe von Deinem Gemüse aus, sondern an Hecken und anderem längerlebenden Grünzeug.
mir hat eine Freundin chemisch erklärt, warum das nicht dauerhaft funzt
Kannst Du die Erklärung weiterreichen? Jemand, der erklärt, muss auch nicht alles verstanden haben (gilt für alle Seiten).
Ich habe gestern den Eimer auf der Straße geleert (nicht asphaltiert), das erschien mir am umweltfreundlichsten, da kein Gewächs unmittelbar betroffen ist.
Nicht, dass die Straße jetzt grün wird ...
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Zacharias
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Re: Komposttoilette

#355

Beitrag von Zacharias » Mo 11. Mär 2024, 13:24

Die Feststoffe gehen in den Komposter, Urin habe ich schon immer separat entsorgt. Der "Kackpott" ist auch gleichzeitig mein Kompost, also materialmäßig schon gut durchmischt. Dein Link funzt übrigens nicht, ich nehme an, du willst damit sagen, dass sich die Medikamente über den Kompost abbauen? Das sicherlich, aber da ich keine wissenschaftliche Untersuchungen mit dem Kompost anstellen kann, ist mir das zu heikel. Ich verwende Kompost nur für den Anbau, als Einzelperson mit Tieren fällt bei mir nicht genug Kompost an, um den großzügig unter die Büsche zu kippen.

Ich hab noch mal nachgehakt bei meiner Freundin. Ihre Antwort: EM enthält Bakterien die Harnstoff zu Nitrat umwandeln können. Diese Synthese läuft über Ammoniak. Der Zucker kann diese Synthese auch nochmal anheizen weil er Energie liefert.
Grüße,
Birgit

Eberhard
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Re: Komposttoilette

#356

Beitrag von Eberhard » Mo 11. Mär 2024, 14:23

Der Bioreaktor im Komposthaufen - landmensch
Fazit: Da kann eine Menge abgebaut werden, übrigens gründlicher, als wenn Abwasser durch die meisten öffentlichen Abwasseraufbereitungsanlagen läuft und dort im Schnitt nur einige Stunden verbleibt.
Ihre Antwort: EM enthält Bakterien die Harnstoff zu Nitrat umwandeln können
Wenn Du auf #338 und den dortigen Link zurückgehst: Milchsäurebakterien (sind auch wesentlicher Bestandteil von EM, und gerade in so einer Anwendung würde ich nie auf EM zurückgreifen, weil zu teuer) bewirken gerade das Gegenteil, sie unterbinden Urease und damit den Zerfall von Harnstoff im Ammoniak. Harnstoff wird nie direkt Nitrat, Nitrifikation hat einige Stufen.
Wenn es um Geruch geht: Nitrat ist da recht neutral, Harnstoff riecht schon, Ammoniak riecht sehr kräftig, und da lügt auch die Nase nicht: Ammoniak ist giftig, also auf Abstand halten.

Das versteht ja auch nicht jeder: Stinkende Gülle und jene Jauche aus Biogasanlagen sind ammoniakgeschwängert und damit nicht nur ein Wirtschaftsdünger für Stickstoffbereitstellung, sondern auch Bodengifte, die bei flächiger Überladung des Bodens beim Ausbringen auch ihre Wirkungen haben. Daher empfehlen namhafte Experten, diese Wirtschaftsdünger zu behandeln (MO, Gesteinsmehle, Pflanzenkohle, ...).
Wenn es nicht mehr stinkt, ist der Stickstoff besser gebunden und bleibt besser verfügbar, und einen nichtstinkenden und ungiftigen Dünger kann man auch leichter und akzeptierter ausbringen.
Ingrid Bauer // Aufbereitung der Gülle für Gesundheit, Boden & Klima // Symp. "Aufb. LW" 2022
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Bernd Belgien
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Re: Komposttoilette

#357

Beitrag von Bernd Belgien » Mo 11. Mär 2024, 15:49

Ich hätte 2 Fragen zu diesem Bereich:
Ich kenne eigentlich nur die "gut gemeint" Variante in Europa und die "gut" Variante aus Skandinavien ( also die Sägemehl Sache)...
Muss die Trennung wirklich Erfolgen?
Mist ist ja auch ein Gemisch.
2.
"Glück auf"?
Von wo ?
(Anna, Emil)

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Re: Komposttoilette

#358

Beitrag von Zacharias » Mo 11. Mär 2024, 15:55

Komposttechnisch weiß ich das nicht, könnte mir vorstellen, dass das eine Menge zu viel Urin ist. Aber damit beschäftige ich mich gar nicht, denn es geht mir um das Vorher. Gemischt gibt das ein äußerst unerquicklicher Gestank, den ich von den Vorbesitzern im Haus hatte und nie wieder riechen möchte. Gut, die haben den Pott auch erst geleert, wenn er randvoll war. Aber will man täglich leeren? Ich jedenfalls nicht und da gibt es geruchsneutral nur die Trenntoilette.
Grüße,
Birgit

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Re: Komposttoilette

#359

Beitrag von Sven2 » Mo 11. Mär 2024, 19:02

Ich Rede jetzt in absoluter Unkenntnis über Medikamente im Kompost, aber:
Wenn du beim Zahnarzt eine einmalige Narkose bekommst, denke ich nicht, dass das eine Auswirkung auf die Umwelt hat. Die meisten Medikamente werde im mg und Mikrogramm- Bereich gegeben und durch den Stoffwechsel verarbeitet, weswegen ja die Wirkung nachlässt. Im Urin ist das ganze dann noch verdünnt und wird dann auf eine relativ große Fläche verteilt. Gilt jetzt für Einzelpersonen, nicht vom gesammelten Mist eines Pflegeheims oder Krankenhauses ;)
Bei längerer Medikation würde ich schauen, was es ist. Antibiotika ist raus, und über Chemo- oder Nukleartherapie müssen wir glaube ich nicht reden, dass würde ich auch nicht kompostieren. Wenn du jetzt eine Dauermedikation hast, die sich anreichern könnte, würde ich auch nachfragen, aber auch hier glaube ich nicht dass einmalige oder kurze Einnahme unglaublich große Auswirkungen hat. Hormone lass ich jetzt auch mal außen vor.
Die Dosis macht ja, dass ein Ding kein Gift ist

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Re: Komposttoilette

#360

Beitrag von Zacharias » Mo 11. Mär 2024, 19:31

Vielleicht mache ich mir da tatsächlich zu viel Kopf. Naja, der erste Eimer ist im Straßenbelag gelandet, das Meiste wird wohl nach einer Woche ausgeschieden sein.
Grüße,
Birgit

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