Zisterne in den Tropen

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ULTRA
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Zisterne in den Tropen

#1

Beitrag von ULTRA » Sa 11. Dez 2021, 05:56

Hey Leute, hätte gerne mal ein paar Einschätzungen zu folgenden Ideen.

Hier in Togo gibt's die Regenzeit von April bis November, ergo von November bis April komplett ohne Niederschlag. Letztes Jahr ist unser Bach ausgetrocknet und Wasser musste aus dem Staubecken per Elektropumpe gepumpt werden. In der Regenzeit tut das die Widderpumpe ganz gratis aus dem Gefälle.

Das Wasser aus der Überflusszeit ist doch speicherbar. Ich besiedle gerade noch ein etwas abgelegenes Gelände am höchsten Punkt des Terrains. Dort oben will ich ne Zisterne bauen. Im Afrika Rundhaus Stil als Ringfundament mit Drahtarmierung gemauert und Strohdach zum Abschluss. Komme in den felsigen Boden nicht hinein, also steht das Ding oben drauf... so der Plan... Meldungen dazu?

5m Durchmesser hab ich mir vorgestellt, macht bei 2m Höhe knapp 30qbm, sollte ne Weile reichen. 15m Zementwand ebenso? Ist schon ne Menge Material. Schalung dann mit Sperrholz schätze ich weil rund und der Kräfte wegen mit nem 6mm Drahtgeflecht innen drin.

eigene Ideen:
Was macht die Wasserqualität auf nacktem Beton bei immer über 20grad ohne Chemie? Alternativen?
Wie baue ich am cleversten den Auslass / Abfluss ohne dafür auftreibbare Spezialteile... Afrika...

Haut eure Ideen in die Tasten, aussondern kann ich immer noch :)

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Re: Zisterne in den Tropen

#2

Beitrag von Dyrsian » Sa 11. Dez 2021, 09:32

ULTRA hat geschrieben:
Sa 11. Dez 2021, 05:56
Das Wasser aus der Überflusszeit ist doch speicherbar. Ich besiedle gerade noch ein etwas abgelegenes Gelände am höchsten Punkt des Terrains. Dort oben will ich ne Zisterne bauen. Im Afrika Rundhaus Stil als Ringfundament mit Drahtarmierung gemauert und Strohdach zum Abschluss. Komme in den felsigen Boden nicht hinein, also steht das Ding oben drauf... so der Plan... Meldungen dazu?
5m Durchmesser hab ich mir vorgestellt, macht bei 2m Höhe knapp 30qbm, sollte ne Weile reichen. 15m Zementwand ebenso? Ist schon ne Menge Material. Schalung dann mit Sperrholz schätze ich weil rund und der Kräfte wegen mit nem 6mm Drahtgeflecht innen drin.
eigene Ideen:
Was macht die Wasserqualität auf nacktem Beton bei immer über 20grad ohne Chemie? Alternativen?
Wie baue ich am cleversten den Auslass / Abfluss ohne dafür auftreibbare Spezialteile... Afrika...
Haut eure Ideen in die Tasten, aussondern kann ich immer noch :)
PCI Dichtschlämme - damit kann man den Beton gut abdichten. Weiß nicht, ob du das Zeug bei euch irgendwie auftreiben kannst. Es ist teuer.
Der Schlüssel zur ´Wasserqualität ist Nähstoffarmut, Dunkelheit, Schutz gegen fäkale Kontamination (Vögel, Fledermäuse). Wenig Nährstoffe, kein Licht - bessere Wasserqualität. Wasser was längere Zeit steht gammelt aber eigentlich immer, also trinken würde ich das nicht oder nur nach Vorbehandlung.

Der Beton könnte Schwermetalle abgeben. Auch da hilft die PCI Dichtschlämme. Die ist meine ich für Trinkwasserbehälter zugelassen. Oder du machst da ne Kunststoffblase rein.

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emil17
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Re: Zisterne in den Tropen

#3

Beitrag von emil17 » Sa 11. Dez 2021, 10:36

Bei dem Drahtgitter würde ich mehr als 6 mm nehmen, weil die Zugkräfte wegen dem Wasserdruck doch erheblich werden. Wichtig sind Abstandhalter, damit die Bewehrung auch mittig bleibt und nicht irgendwo die Schalung berührt. Die kann man als Betonklötzchen mit Bindedraht auf einer Seite fertig kaufen, oder auch selber machen.
Du musst beim Mischen des Betons vor Ort die Sieblinie des Zuschlages beachten, damit er nicht porig wird (wenn Zuschläge gewisser Korngrössen fehlen oder übervertreten sind). Ebenso muss der Zuschlag sauber sein, also gewaschen. Das kann man nur bis zu einem gewissen Grad mit mehr Zement ausgleichen.
Maximale Korngrösse sollte nicht über 1/3 der kleinsten Abstände hinausgehen, also wenn das Bewehrungsgitter mittig ist und die Wand 15 cm dick werden soll, nicht viel über 2 cm hinausgehen. Sonst bilden sich Brücken oder Kiesnester und darunter Löcher.
Den Beton mit einem elektrischen Rüttler verdichten, damit er einigermassen wasserdicht wird. Zudem wird nur so bei der engen Schalung der Beton überall reingehen.
Bei der Tankgrösse 5 m Durchmesser, 2 m hoch gibt es etwa 32 m2 Wandfläche und das sind bei 15 cm Wanddicke rund 5 m3 Schalvolumen, ohne Boden.
---> Du brauchst *viele* Helfer und einen guten Mischer.

Wenns gemauert wird, Ringeisen in jede Lagerfuge legen, Stösse in jeder Lage versetzt und reichlich überlappen oder verschweissen. Steine sehr gut vornässen und Fugen ausreichend dick machen, damit die Steine nicht auf dem Eisen liegen. Steine nach dem Vermauern mit Plastik abdecken, damit der Mörtel bis zum Abbinden feucht bleibt.
Dann von innen mit Dichtputz abdichten.
Vorteil, man hat weniger Stress als mit Betonieren.

Die Zisterne braucht einen dichten Deckel, damit es keine Mückenzucht wird. Bei 5m Durchmesser nicht ganz einfach.

Regenwasser ist chemisch aggressiv und kann bei Kupfer oder Inox-Leitungen zu Lochfrasskorrosion führen. Die Betonwand wirkt dem entgegen. Wenn der Beton durch einen Dichtanstrich geschützt wird, kann man ein paar Kalksteinbrocken in den Tank geben, um das abzumildern.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Zisterne in den Tropen

#4

Beitrag von ULTRA » Mo 13. Dez 2021, 05:48

sehr detaillierte Antwort, Danke, wieder was gelernt.
Nur verstehe ich die Funktion der Ringeisen bei Mauersteinen nicht. Dachte auch eher an mauern um die Steine vorzubereiten und auf komplizierte Verschalung zu verzichten...

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Re: Zisterne in den Tropen

#5

Beitrag von emil17 » Mo 13. Dez 2021, 07:35

Wenn die Zisterne mit Wasser gefüllt ist, will sie wegen dem Innendruck, der durch das Gewicht des Wassers zustande kommt, ihren Umfang vergrössern - stell dir vor es wäre eine Wanne in der gleichen Form aus Plastik. Diese Kräfte werden in der untersten Lage durch den Zisternenboden aufgenommen. Weil du sowieso eine Bodenplatte brauchen wirst, damit die Sache dicht ist, solltest du dort ein Bewehrungsgitter einlegen, wenn sie auf Sand, Erde oder Kies zu stehen kommt.
Da Mauerwerk ohne weitere Vorkehrungen keine Zugspannungen aufnehmen kann oder soll (Ausnahmen bestätigen die Regel), bekommt es dann Risse. Das kann man durch Einlage von Ringeisen verhindern. Die haben die gleiche Funktion wie die Reifen einer Tonne und sollten deshalb im äusseren Drittel der Lagerfuge eingelegt werden.
Wichtig ist eine gute Einbettong in den Mörtel; wenn Luft dazukommt, fängt es an zu rosten und die Sache geht kaputt. Rost braucht mehr Platz als Eisen und treibt die Fugen auf.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Zisterne in den Tropen

#6

Beitrag von ULTRA » Di 21. Dez 2021, 00:20

soweit verständlich, doch wie genau diese Ringeisen bauen
welche Form aus welchem Material, Auswahl begrenzt... Skizze?

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Re: Zisterne in den Tropen

#7

Beitrag von emil17 » Di 21. Dez 2021, 21:16

Schau halt, was du kriegen kannst - Rundstahl ist am einfachsten zu verbauen
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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