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von Manfred » Mi 15. Mär 2017, 14:48
@Ina: Importiert werden nur ca. 8% der Futtermittel. Und davon ist ein Großteil Ölkuchen (Sojaschrot etc.) und Körnermais.
Gleichzeitig exportieren wir Getreide.
Und das ist, wie Ölkanne schreibt, in erster Linie eine Kostenfrage.
Wenn man die Pflanzenmasse gegenrechnet, die in die Biogaserzeugung fließt, könnten wir unseren Futtermittelbedarf wohl gut decken, gäbe es diese ökonomischen Zwänge nicht.
Wenn ich mehr Tiere schreibe, meine ich mehr lebende tierische Biomasse. Das führt nicht zwangsläufig zu mehr Produktion an Fleisch und Milch.
Um ein kg Rind- oder Schaffleisch zu erzeugen brauche ich z.B. viel mehr lebende Biomasse als für ein kg Masthähnchen. Und erzeuge ich die Hähnen "extensiv" auf der Weide, braucht ich 2 oder 3 x so viel Biomasse wie bei der Intensivmast im Stall. Und ziehe ich sogar die Bruderküken der Legehennen auf, bin ich schnell beim 6-fachen oder noch mehr, weil die so langsam wachsen.
Aber im was es mir eigentlich geht ist eine Landwirtschaft in Anlehnung an natürliche Abläufe. Wenn ich auf dem Ackerland mögl. eine ganzjährige Bodenbedeckung- und Durchwurzelung will, wenn ich mögl. artenreiche Ansaaten will, die es für ein funktionierendes Bodenleben braucht, und wenn ich den Einsatz von synthetischen Stickstoffdüngern vermindern will (der ebenfalls das Bodenleben negativ beeinträchtigt, weil die Pflanzen das Bodenleben nicht durch Wurzelsekrete füttern, wenn sie den Stickstoff auch für lau oder mit weniger Aufwand kriegen) dann fällt dabei viel Aufwuchs an, der durch den Menschen direkt nicht verwertbar ist. Dieser ist sinnvoll durch Grasfresser zu nutzen. Zusätzlich spielen die Tiere eine wichtige Rolle in den Nährstoffkreisläufen. Sie bereiten in ihrem Verdauungstrakt die Nährstoffe für das Bodenleben und für die Pflanzen auf.
In unserem feuchten Klima könnte man diese Pflanzenmasse auch außerhalb der Tiere durch Mikroben zersetzen lassen. Aber dann brauche ich halt umso mehr Anbaufläche, wenn ich einen so großen Anteil des Pflanzenertrags nicht nutze. Und die ökologischen Nischen der Grasfresser bleiben unbesetzt, was eine ganze Kette von Lebewesen nach sich zieht, deren Lebensgrundlage dann ebenfalls fehlt.
Die landwirtschaftliche Erzeugung die mir vorschwebt hat Bill Mollison in den kurzen Ausspruch "Think Crayfish!" (Denkt wie Krebse) gepresst.
Je besser wir uns in die natürlichen Kreisläufe einfügen und je besser wir das in diesen Kreisläufen erzeugbare Nahrungspotential nutzen, desto kleiner wird unser ökologischer Fußabdruck.
Heißt im Kleinen: Wenn du mit dem Unkraut aus deinem Garten ein Karnickel fütterst, satt es auf den Kompost zu werfen, dann hast du ohne der Umwelt was zu tun 1,5 kg Fleisch mehr, die nicht irgendwo industriell erzeugt werden müssen. Und läuft dazu ein Huhn durch deinen Garten, dass all die Käfer und Würmer und Schnecken verwertet, die dort eh erzeugt werden, hast du evtl. 50 bis 100 Eier, für die nicht extra Futter angebaut werden muss. Mit der Hühnerkacke und den Schlachtabfällen kannst du Fische füttern usw.
Und so ist das im Großen auch in der Landwirtschaft möglich und wird mehr und mehr praktiziert. Das gute Getreide landet im Brot, das Ausputzgetreide im Hühnerfutter, die Rinder und Schafe fressen die Untersaaten und Zwischenfrüchte und erzeugen dabei Trampelmulch, der den Boden schützt. Die Hühner picken die Insekten aus den Mistfladen und ernten die Regenwürmer etc. Die Bäume liefern Früchte und Holz und Schatten und Windschutz für die Tiere. Und je mehr solche Zwischenschritte es gelingt einzubauen und ne näher man damit natürlichen Abläufen kommt, desto besser wird dieses "künstliche" Ökosystem.
Als Allesfresser (wie der Krebs, der alles nutzt, was für ihn irgendwie fressbar ist) kann ich so mit einem viel geringerem ökologischen Fußabdruck leben als jemand, der seine Ernährung auf z.B. pflanzliche Produkte beschränkt. Um diese pflanzlichen Produkte naturnah zu erzeugen, braucht es auch dieses ganze Ökosystem, aber alles aus der Pflanzen wird dann nicht genutzt und man braucht entsprechend mehr Fläche.