Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

Benutzer 72 gelöscht

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#131

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 14. Mär 2017, 18:16

Manfred hat geschrieben:Wir haben in D zu wenig Vieh, um unsere Nährstoff- und Wasserkreisläufe aufrecht zu erhalten.
Wieso müssen wir dann soviel Futter importieren?
Das verstehe ich jetzt irgendwie gar nicht.....

Wieso braucht man Vieh, um die Wasserkreisläufe in Deutschland aufrecht zu erhalten?

danke! :)

Rati
Beiträge: 5549
Registriert: Di 8. Mär 2011, 14:58
Wohnort: ein Sachse unter Niedersachsen

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#132

Beitrag von Rati » Mi 15. Mär 2017, 12:51

ina maka hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:Wir haben in D zu wenig Vieh, um unsere Nährstoff- und Wasserkreisläufe aufrecht zu erhalten.
Wieso müssen wir dann soviel Futter importieren? .....
falsche Verteilung und falsche Haltungsmethoden Ina.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#133

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mi 15. Mär 2017, 13:36

ina maka hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben:Wir haben in D zu wenig Vieh, um unsere Nährstoff- und Wasserkreisläufe aufrecht zu erhalten.
Wieso müssen wir dann soviel Futter importieren?
Mit der Milchmenge aus dem Grundfutter (Mais-/Grassilage, Heu) rechnet sich keine Kuh.

Heimische Eiweißfuttermittel sind schlicht teurer als Importeiweiß,
egal ob daraus Milch, Fleisch oder Eier werden.

Manfred

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#134

Beitrag von Manfred » Mi 15. Mär 2017, 14:48

@Ina: Importiert werden nur ca. 8% der Futtermittel. Und davon ist ein Großteil Ölkuchen (Sojaschrot etc.) und Körnermais.
Gleichzeitig exportieren wir Getreide.
Und das ist, wie Ölkanne schreibt, in erster Linie eine Kostenfrage.
Wenn man die Pflanzenmasse gegenrechnet, die in die Biogaserzeugung fließt, könnten wir unseren Futtermittelbedarf wohl gut decken, gäbe es diese ökonomischen Zwänge nicht.

Wenn ich mehr Tiere schreibe, meine ich mehr lebende tierische Biomasse. Das führt nicht zwangsläufig zu mehr Produktion an Fleisch und Milch.
Um ein kg Rind- oder Schaffleisch zu erzeugen brauche ich z.B. viel mehr lebende Biomasse als für ein kg Masthähnchen. Und erzeuge ich die Hähnen "extensiv" auf der Weide, braucht ich 2 oder 3 x so viel Biomasse wie bei der Intensivmast im Stall. Und ziehe ich sogar die Bruderküken der Legehennen auf, bin ich schnell beim 6-fachen oder noch mehr, weil die so langsam wachsen.
Aber im was es mir eigentlich geht ist eine Landwirtschaft in Anlehnung an natürliche Abläufe. Wenn ich auf dem Ackerland mögl. eine ganzjährige Bodenbedeckung- und Durchwurzelung will, wenn ich mögl. artenreiche Ansaaten will, die es für ein funktionierendes Bodenleben braucht, und wenn ich den Einsatz von synthetischen Stickstoffdüngern vermindern will (der ebenfalls das Bodenleben negativ beeinträchtigt, weil die Pflanzen das Bodenleben nicht durch Wurzelsekrete füttern, wenn sie den Stickstoff auch für lau oder mit weniger Aufwand kriegen) dann fällt dabei viel Aufwuchs an, der durch den Menschen direkt nicht verwertbar ist. Dieser ist sinnvoll durch Grasfresser zu nutzen. Zusätzlich spielen die Tiere eine wichtige Rolle in den Nährstoffkreisläufen. Sie bereiten in ihrem Verdauungstrakt die Nährstoffe für das Bodenleben und für die Pflanzen auf.

In unserem feuchten Klima könnte man diese Pflanzenmasse auch außerhalb der Tiere durch Mikroben zersetzen lassen. Aber dann brauche ich halt umso mehr Anbaufläche, wenn ich einen so großen Anteil des Pflanzenertrags nicht nutze. Und die ökologischen Nischen der Grasfresser bleiben unbesetzt, was eine ganze Kette von Lebewesen nach sich zieht, deren Lebensgrundlage dann ebenfalls fehlt.

Die landwirtschaftliche Erzeugung die mir vorschwebt hat Bill Mollison in den kurzen Ausspruch "Think Crayfish!" (Denkt wie Krebse) gepresst.
Je besser wir uns in die natürlichen Kreisläufe einfügen und je besser wir das in diesen Kreisläufen erzeugbare Nahrungspotential nutzen, desto kleiner wird unser ökologischer Fußabdruck.
Heißt im Kleinen: Wenn du mit dem Unkraut aus deinem Garten ein Karnickel fütterst, satt es auf den Kompost zu werfen, dann hast du ohne der Umwelt was zu tun 1,5 kg Fleisch mehr, die nicht irgendwo industriell erzeugt werden müssen. Und läuft dazu ein Huhn durch deinen Garten, dass all die Käfer und Würmer und Schnecken verwertet, die dort eh erzeugt werden, hast du evtl. 50 bis 100 Eier, für die nicht extra Futter angebaut werden muss. Mit der Hühnerkacke und den Schlachtabfällen kannst du Fische füttern usw.
Und so ist das im Großen auch in der Landwirtschaft möglich und wird mehr und mehr praktiziert. Das gute Getreide landet im Brot, das Ausputzgetreide im Hühnerfutter, die Rinder und Schafe fressen die Untersaaten und Zwischenfrüchte und erzeugen dabei Trampelmulch, der den Boden schützt. Die Hühner picken die Insekten aus den Mistfladen und ernten die Regenwürmer etc. Die Bäume liefern Früchte und Holz und Schatten und Windschutz für die Tiere. Und je mehr solche Zwischenschritte es gelingt einzubauen und ne näher man damit natürlichen Abläufen kommt, desto besser wird dieses "künstliche" Ökosystem.
Als Allesfresser (wie der Krebs, der alles nutzt, was für ihn irgendwie fressbar ist) kann ich so mit einem viel geringerem ökologischen Fußabdruck leben als jemand, der seine Ernährung auf z.B. pflanzliche Produkte beschränkt. Um diese pflanzlichen Produkte naturnah zu erzeugen, braucht es auch dieses ganze Ökosystem, aber alles aus der Pflanzen wird dann nicht genutzt und man braucht entsprechend mehr Fläche.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10751
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#135

Beitrag von emil17 » Mi 15. Mär 2017, 20:29

Danke für die Erklärung! Ich meine das nicht ironisch.
Was fehlt: Rückführung der menschlichen Exkremente.
Dir ist aber schon klar, dass dieses System hoffnungslos der Preiskonkurrenz der industriellen Landwirtschaft unterlegen ist, wenn man alles inmportieren und fast gratis transportieren kann und wenn die Kollateralschäden - hierher das Nitratproblem - ein rein finanzielles Problem sind, die man durch Lobbyismus negieren oder durch Abwälzen oder Ignoranz sonstwie nicht einberechnen muss?
Wegen der viel zu billigen Energie sind ja zum Beispiel Kühe, die sich ihr Futter auf der Weide selber suchen, unrentabel gegenüber Intensiv-Stallhaltung.
Bei der Veggi-Fraktion wirst du dir mit diesem ganzheitlichen Ansatz auch keine Freunde machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5318
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#136

Beitrag von Rohana » Mi 15. Mär 2017, 21:11

emil17 hat geschrieben:Wegen der viel zu billigen Energie sind ja zum Beispiel Kühe, die sich ihr Futter auf der Weide selber suchen, unrentabel gegenüber Intensiv-Stallhaltung.
Das stimmt so nicht. Es braucht einfach wesentlich mehr Platz und Zeitaufwand(!) um Milchkühe auf der Weide zu halten, da ist noch keinerlei Energie im Spiel - und nen Stall brauchts für den Winter sowieso.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Manfred

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#137

Beitrag von Manfred » Mi 15. Mär 2017, 21:36

Die Rückführung der menschlichen Ausscheidungen ist natürlich wünschenswert.
Und Klärschlamm wird ja auch nach wie vor ausgebracht.
Das Problem ist aber die Verunreinigung. Und dabei sind heute in D nicht mehr die Gewerbeabwässer das Hauptproblem, sondern eher Medikamentenrückstände und Haushaltchemikalien.
Unser Abwasserkonzept ist halt auch weit weg von einem ganzheitlichen Ansatz...

Und was die Wirtschaftlichkeit angeht:
Inzwischen ist das ganze Zukaufzeug so teuer, dass am unteren Ende der Skala der Platz für Low Cost Erzeuger größer wird.
Das Problem ist in D aber, an die nötigen arrondierten Flächen zu kommen.
Ich habe ja schon an verschiedenen Stellen eine Milchproduktion vorgeschlagen, die eine Mischung aus dem Neuseeländischen Milchproduktionskonzept und einer preiswerten Überwinterung der dann trockenstehenden Tiere mit stehendem Futter auf der Weide wie bei Fleischrinderherden weltweit darstellen würde.
Also kein Stall, nur Melkhaus oder Weidemelkstand, Blockabkalbung im Frühjahr, Melken bis in den Spätherbst, über den Winter trockenstellen und auf der Weide mit einem mögl. hohen Anteil stehendem Futter über den Winter bringen.
Kleine Grundfutterkühe ähnlich Kiwi Cross. (ca. 450 kg Lebendgewicht). Für D aber etwas fleischlastiger, um die Kälber verwerten zu können und als Reserve für die längeren und härteren Winter.
Ich bin fest überzeugt, dass man damit deutlich wirtschaftlicher Milch produzieren könnte als mit unserer heutigen Stallhaltung.
Aber man braucht die Flächen. Und das Kostenrisiko das als erster zu machen ist so groß, dass sich dafür kaum ein Landwirt finden wird. Da müsste man mal etwas staatliches Geld in die Hand nehmen, und ein paar Testbetriebe in unterschiedlichen Regionen aufbauen.
Wenn dann die Kinderkrankheiten ausgemerzt sind, würden auch Landwirte einsteigen, die die Chancen sehen.

Auch mit meiner Low Cost Mutterkuhhaltung werde ich wirtschaftlich immer besser und bin noch lange nicht am Ende der Fahnenstange.
Aber im Nebenerwerb geht man halt leichter neue Wege als jemand, der voll vom landwirtschaftlichen Einkommen abhängig ist.
Ich wünschte, mehr junge Bauern würden diese Chancen sehen und wahrnehmen.

Manfred

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#138

Beitrag von Manfred » Do 16. Mär 2017, 10:06

Gerade gefunden. Ich stelle es mal hier ein, passend zu den letzten Beiträgen:
https://phys.org/news/2016-09-first-of- ... ystem.html

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10751
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#139

Beitrag von emil17 » Do 16. Mär 2017, 21:59

Manfred hat geschrieben: Inzwischen ist das ganze Zukaufzeug so teuer, dass am unteren Ende der Skala der Platz für Low Cost Erzeuger größer wird.
Das Problem ist in D aber, an die nötigen arrondierten Flächen zu kommen.
Vielleicht eine Chance für Landfluchtgebiete oder Gebirgslagen? Da muss man dann aber wohl Winterfutter bevorraten.
LowCost geht wohl nur, wenn man keine grossen Zinslasten hat. Es würde auch eine betriebliche Sicherheit bedeuten, denn man muss nicht irgendwas machen, bloss um die Fixkosten reinzubringen.
Hier werden viele solcher Flächen vertragslos bewirtschaftet, weil alles kleinparzellig ist. Ein Risiko für den Bauern, denn wenn plötzlich Hobbypferdehaltung gemacht wird, weil immer mehr Ärzte und Rechtsanwälte zuziehen, die für Weideland Preise jenseits des Ertragswertes bezahlen können, dann ist man die Flächen schnell wieder los.

Kann man auf der Absatzseite etwas machen? Solches Fleisch ist doch viel hochwertiger und es müsste eigentlich genug Leute geben, die dafür auch etwas mehr bezahlen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10751
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#140

Beitrag von emil17 » Di 4. Apr 2017, 13:13

Heute in den Medien:
Anhaltend hohe Pestizidbelastung in kleinen Bächen
Medienmitteilung BAFU hat geschrieben:Kleine Fliessgewässer sind mit einer Vielzahl von Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden belastet. Eine im Auftrag des Bundesamts für Umwelt erstellte und heute publizierte Studie zu fünf Schweizer Bächen zeigt: In keinem Fall wurden die gesetzlichen Anforderungen an die Wasserqualität eingehalten. Selbst Stoffkonzentrationen, die für Gewässerorganismen als akut toxisch gelten, wurden überschritten.

Die Einzugsgebiete der untersuchten Fliessgewässer sind typisch für eine starke landwirtschaftliche Nutzung. 128 verschiedene Wirkstoffe aus Acker-, Gemüse-, Obst- und Rebbau wurden nachgewiesen, 61 Herbizide, 45 Fungizide und 22 Insektizide. Im Schnitt wurden in jeder Probe nicht eine, sondern 20 bis 40 Substanzen gefunden.
Für Stephan Müller, Leiter der Abteilung Wasser des BAFU, bestätigen die Ergebnisse, dass Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft – neben den Mikroverunreinigungen, die via Kläranlagen ins Gewässer gelangen – die aktuell bedeutendsten stofflichen Verunreinigungen der Schweizer Oberflächengewässer sind.
Dies betrifft die Situation ladwirtschaftlich genutzter Gebiete in der Schweiz. BAFU = Schweiz. Umweltministerium
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Antworten

Zurück zu „Wasser, Regen und Abwasser“