Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

Manfred

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#71

Beitrag von Manfred » Di 17. Jan 2017, 19:02

ihno hat geschrieben: hier wird seit ca . 20 Jahren vermehrt Mais für die Biogasanlagen angebaut , seit 10 Jahren steigt der Nitratwert in den Brunnen für die Wasserwerke. Also entweder sind die Richtwerte für die Ausbringung zu hoch oder sie werden einfach nicht eingehalten.
Das Problem beim Biogas ist, dass die Humusgehalte im Boden sinken, weil zu viel Kohlenstoff abgefahren bzw. zu wenig zurückgeführt wird.
Das Biogassubstrat enthält fast keinen Kohlenstoff (der wird ja in der Anlange in Methan umgewandelt), im Gegensatz zu den Wirtschaftsdüngern aus der Tierhaltung.
Und je geringer der Humusgehalt des Bodens ist, desto schlechter kann der Boden Stickstoff zwischenspeichern und umso schneller landet er im Grundwasser.
Deshalb haben wir ja diese gegenläufigen Effekte. Wo viel zu viel Vieh steht, wie in den Intensivmast-Hochburgen im Nordwesten ist zu viel Stickstoff da. Und wo die Tiere fehlen, wird der ausgebrauchte Kunstdünger mangels Humus nicht ausreichend im Boden festgehalten wie z.B. in den Ackerbau- und Weinbaugebieten Unterfrankens. Beides führt zu erhöhten Nitratgehalten.
In den Grünlandregionen Süd- und Ostbayerns gibt es trotz der vielen Rinder und der bis vor kurzem noch erteilen Ausnahmegenehmigungen für mehr als 170 kg N / ha aus Wirtschaftsdüngern fast keine Probleme, weil die hohen Humusgehalte der Böden den Stickstoff puffern und für die Pflanzen nach Bedarf verfügbar machen.

Mit etwas Vernunft wäre das alles relativ einfach zu lösen:
Die Tierhaltung besser über die Fläche verteilen und Humus aufbauen, wo er fehlt.

Würde die zulässige Stickstoffdüngung sich am Humusgehalt der Böden orientieren und gäbe es eine sinnvolle Flächenbildung in der Tierhaltung, mit entsprechendem Außenschutz, dann, hätten wir einige Probleme weniger.
Dann könnte niemand mehr 300 kg N aus Kunstdünger auf Böden mit 1,5% Humus werfen und die Ballung der Intensivtierhaltung an den Rheinhäfen wäre auch Geschichte oder würde durch Abtransport des Wirtschaftsdüngers in Mangelregionen (viel mehr als das bisher schon geschieht) abgemildert.

Griseldis

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#72

Beitrag von Griseldis » Di 17. Jan 2017, 20:33

Buchkammer hat geschrieben:7 Seiten Nitrat im Trinkwasser und vielleicht hatte ich die Frage schonmal gestellt, aber gibt es eine zuverlässige Methode, dass eigene Trinkwasser aus der Leitung mal auf den Nitratgehalt zu überprüfen? Ohne ein Chemie-Labor zu besitzen - rein mit Bordmitteln aus der Apotheke oder anderen Chemikalien/Utensilien, die erhältlich sind?
Auf der Webseite Deines Wasserversorgers solltest Du die Werte für Dein Trinkwasser finden.

Rati
Beiträge: 5549
Registriert: Di 8. Mär 2011, 14:58
Wohnort: ein Sachse unter Niedersachsen

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#73

Beitrag von Rati » Mi 18. Jan 2017, 12:04

Griseldis hat geschrieben:
Buchkammer hat geschrieben:7 Seiten Nitrat im Trinkwasser und vielleicht hatte ich die Frage schonmal gestellt, aber gibt es eine zuverlässige Methode, dass eigene Trinkwasser aus der Leitung mal auf den Nitratgehalt zu überprüfen?
Auf der Webseite Deines Wasserversorgers solltest Du die Werte für Dein Trinkwasser finden.
ich fürchte ja Zahlen von offiziellen Stellen sind keine Alternative für Buchkammer. (Achtung, es folgt eine subjective Unterstellung)
Weil da gilt prinzipiell: "you are fake news" oder so ähnlich. ;)

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Benutzeravatar
fuxi
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 5900
Registriert: Di 3. Aug 2010, 10:24
Wohnort: Ruhrgebiet, Klimazone 8a
Kontaktdaten:

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#74

Beitrag von fuxi » Mi 18. Jan 2017, 13:20

emil17 hat geschrieben:Es gibt so Stäbchentests, die ähnlich wie pH-Papier durch Farbwechsel anzeigen.
Die Stäbchen/Papierstreifen gelten meines Wissens nach unter Aquarianern als nur minimal genauer als Auspendeln. :pfeif: Besser sind die Flüssig-Tests. Die gibt es für Nitrit, Nitrat und noch einige andere auch separat zu kaufen; Da braucht man nicht das volle Aquarien-Programm. Die Handhabung ist nahezu ähnlich leicht wie die Teststreifen, aber die Ergebnisse sind differenzierter.
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Benutzeravatar
Buchkammer
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 3911
Registriert: Di 30. Nov 2010, 13:01
Wohnort: Thüringen
Kontaktdaten:

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#75

Beitrag von Buchkammer » Mi 18. Jan 2017, 14:16

Rati hat geschrieben:
Griseldis hat geschrieben:
Buchkammer hat geschrieben:7 Seiten Nitrat im Trinkwasser und vielleicht hatte ich die Frage schonmal gestellt, aber gibt es eine zuverlässige Methode, dass eigene Trinkwasser aus der Leitung mal auf den Nitratgehalt zu überprüfen?
Auf der Webseite Deines Wasserversorgers solltest Du die Werte für Dein Trinkwasser finden.
ich fürchte ja Zahlen von offiziellen Stellen sind keine Alternative für Buchkammer. (Achtung, es folgt eine subjective Unterstellung)
Weil da gilt prinzipiell: "you are fake news" oder so ähnlich. ;)
Na ja, mit Fake News würde ich es nicht vergleichen, aber diese Statistiken - kann man denen wirklich trauen? Vielleicht werden einfach fix die Grenzwerte angepasst? :aeug:
Aber du kennst mich schon ziemlich gut, hmm? :hmm:

Werde mal in die Zoohandlung reiten und dort nachfragen. Danke für eure Hinweise.

@fuxi
Diese Flüssig-Tests für Nitrit, Nitrat - bekomme ich auch in einer gut sortierten Zoohandlung?
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

Rati
Beiträge: 5549
Registriert: Di 8. Mär 2011, 14:58
Wohnort: ein Sachse unter Niedersachsen

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#76

Beitrag von Rati » Mi 18. Jan 2017, 14:58

Buchkammer hat geschrieben:...Na ja, mit Fake News würde ich es nicht vergleichen, aber diese Statistiken - kann man denen wirklich trauen? Vielleicht werden einfach fix die Grenzwerte angepasst? :aeug:
Aber du kennst mich schon ziemlich gut, hmm? :hmm: ?
;) dich kennen wäre übertrieben, aber zumindest einen kleinen Einblick die Denkweise anderer liefert so ein Forum ja schon (selbst wenns ein bot wäre)

Aber was ich dir eigentlich schreiben wollte,:
Aus eigener Praktikantenerfahrung kann ich dir sagen, das die aktuellen Werte täglich in den Labor's der Trinkwasseraufbereiter gemessen werden und du da nicht nur Statistiken bekommst.
In wie weit du nun der Arbeit einfacher Menschen (das sind die im Labor) trauen möchtest ist natürlich deine Angelegenheit. :)

viele Grüße
Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Benutzeravatar
fuxi
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 5900
Registriert: Di 3. Aug 2010, 10:24
Wohnort: Ruhrgebiet, Klimazone 8a
Kontaktdaten:

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#77

Beitrag von fuxi » Mi 18. Jan 2017, 15:57

Buchkammer hat geschrieben:Werde mal in die Zoohandlung reiten und dort nachfragen. Danke für eure Hinweise.
@fuxi
Diese Flüssig-Tests für Nitrit, Nitrat - bekomme ich auch in einer gut sortierten Zoohandlung?
Ja, absolut. Ansonsten machen viele Zoohandlungen auch für wenig Geld einen Wassertest vor Ort (auf Aquaristik-relevante Stoffe, zu denen auch Nitrat gehört). Einfach mal die Mitarbeiter ansprechen. Wenn man wirklich nur einmal die Werte haben will, kann das günstiger sein. Wenn man immer mal wieder nachkontrollieren möchte, lohnt es sich, die Test-Reagenz zu kaufen.
We have normality. Anything you still can’t cope with is therefore your own problem.

Manfred

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#78

Beitrag von Manfred » So 12. Feb 2017, 12:14

Ein weiterer hörenswerter Rundfunkbeitrag von Udo Pollmer, veröffentlich am 18.11.2016.

(rechts unten im Bild auf "Hören" klicken)

http://www.deutschlandradiokultur.de/di ... _id=371719

Manfred

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#79

Beitrag von Manfred » So 19. Feb 2017, 23:38

"Die Nitratbelastung des Grundwassers ist landesweit nirgends so hoch wie in den Weinbaugebieten im Rheingau und an der Bergstraße. Das hessische Umweltministerium sieht dennoch keinen Grund zur Besorgnis."

http://www.fr-online.de/rhein-main/uebe ... 86036.html

Grundwasserverunreinigungen durch den Flughafen Frankfurt:
"Nitratschadensfall = Abbauprodukt des als Enteisungsmittel verwendeten technischen Harnstoffs. Flächenmäßig größter Schadensfall am Frankfurter Flughafen."

https://www.frankfurt.de/sixcms/media.p ... chwarz.pdf

Manfred

Re: Nitrat im Trinkwasser - wo liegen die Ursachen?

#80

Beitrag von Manfred » So 19. Feb 2017, 23:46

Einige Karten aus dem Nitratbericht 2016:
http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten ... 016_bf.pdf

Das neue Messstellennetz (das noch immer eine Auswahl hoch belasteter Brunnen darstellt, der Großteil der gering belasteten Brunnen ist nach wie vor nicht berücksichtigt, obwohl wenigstens die Zahl der Brunnen deutlich erhöht und damit der Durchschnitt der Belastung deutlich gesenkt wurde).
Rot markiert die Gebiete, in denen 50% der Ausgewählten Messstellen über den Grenzwerten liegen.
Nitratbericht_2016_1_Messstellen.jpg
Nitratbericht_2016_1_Messstellen.jpg (75.42 KiB) 1095 mal betrachtet
Überlappung der belasteten Gebiete mit Ballungszentren:
Nitratbericht_2016_2_Ballungszentren.jpg
Nitratbericht_2016_2_Ballungszentren.jpg (69.46 KiB) 1095 mal betrachtet
Überlappung der belasteten Gebiete mit Gebieten mit hoher Viehdichte:
Nitratbericht_2016_3_Viehdichte.jpg
Nitratbericht_2016_3_Viehdichte.jpg (66.55 KiB) 1095 mal betrachtet
Nähe zu großen Flughäfen:
Nitratbericht_2016_4_Flughäfen.jpg
Nitratbericht_2016_4_Flughäfen.jpg (80.03 KiB) 1095 mal betrachtet
Überschneidungen mit Weinbaugebieten:
Nitratbericht_2016_5_Weinbau.jpg
Nitratbericht_2016_5_Weinbau.jpg (55.07 KiB) 1095 mal betrachtet

Interessant wäre auch eine Karte mit den Gemüsebaugebieten.

Antworten

Zurück zu „Wasser, Regen und Abwasser“