Newsticker zur Energiewende

Sonne, Wind und Feuer
Manfred

Re: Newsticker zur Energiewende

#281

Beitrag von Manfred » So 1. Okt 2017, 20:29

Das Prinzip des adiabaten Druckluftspeichers ist ja altbekannt.
Im großen Umfang zur Stromspeicherung scheint aber bisher noch keiner zu laufen?
RWE wollte vor einigen Jahren eine größere Testanlage (100 MW?) in Sachsen-Anhalt bauen, hat das Projekt aber wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive wieder eingestellt.

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Re: Newsticker zur Energiewende

#282

Beitrag von emil17 » Mo 2. Okt 2017, 11:31

Ich denke, es soll zur kurzfristigen, flinken Puffenrung von Last-oder Produktionsspitzen dienen, also zur Netzstabilisierung.
Diese Aufgabe wird vor allem von Pumpspeicherwerken übernommen, man kommt damit auf etwa 75% Wirkungsgrad und die Kapazitäten sind riesig.
Das Hauptproblem des adiabaten Speichers ist, dass viel Energie in Wärme umgewandelt wird. Kühlt sich der Speicher auf Umgebungstemperatur ab, weil die Energie zu lange nicht abgerufen wird, geht ein Teil des Druckes verloren und wenn man dann rasch grosse Energiemengen braucht, muss man den Speicher heizen. Das ist auch der Grund für die schlechten Wirkungsgrade solcher Anlagen.

Zudem müssen Druckbehälter regelmässig überprüft und gewartet werden - man will sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn so ein aufgeladener Speicher im 100MW-Bereich zerknallt. Das ist der Vorteil von Druckbehältern in Tunneln, wo die Auflast die Druckkräfte übernehmen kann.

Leider sind geeignete unerirdische Bauten oft sehr abgelegen von den Orten des Verbrauchs. Interessant wäre es ja, sowas unter Städten anzulegen; man könnte die beim Verdichten entstehende Abwärme auch in ein Fernheizungsnetz einspeisen und es braucht nicht lange Leitungen mit grossen Querschnitten, um die Speicher mit genug Übertragungsleistung ans Stromnetz anzuschliessen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Newsticker zur Energiewende

#283

Beitrag von emil17 » Di 3. Okt 2017, 07:55

Solarkollektoren für Dächer von denkmalgeschützten Gebäuden:
https://www.laliberte.ch/info-regionale ... ues-410330
(französisch)
Das Bild im Link zeigt ein Dach auf einer Scheune von 1859 mit PV-Anlage.
Die Eindeckung ist typisch für alte Ökonomiegebäude. Es sind Press-Falzziegel der ersten mechanischen Ziegelfabriken.
Diese Fabrikziegel sind erheblich billiger gewesen als die handgefertigten Biberschwänze, und sehr dauerhaft. Sie ermöglichten es zum ersten Mal, dass "gewöhnliche" Bauern ihre Gebäude wartungsarm eindecken konnten. Deshalb sind um die Mitte des 19.Jahrhunderts die alten Deckungen aus Stroh oder Schindeln aus Fichtenholz (es gab in der Gegend nichts anderes) bald verschwunden.
Solche Entwicklungen, die Landschaftsverträglichkeit der Energieerzeugung, sind sehr wertvoll, auch wenn es rein von der Technik der Energieerzeugung her gesehen keine Sensation ist.
Es geht um die Gleichberechtigung aller Hausbesitzer, auf ihren Häusern Energie einfangen zu können. An sich gibt es ja genug hässliche Gebäude, wo ästhetisch mit Solarkollektoren nichts verdorben werden kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Newsticker zur Energiewende

#284

Beitrag von Manfred » Di 3. Okt 2017, 11:36

Ja. Einer der vielen Gründe weshalb ich dafür bin, die Energiewende nicht gar so zu überstürzen.
Anreize zu setzen ist richtig, aber die technologische Entwicklung braucht ihre Zeit. Optisch attraktive Solar-Dachplatten werden in einigen Jahren wohl zum Standard werden.
Jedes Mal, wenn ich auf alten Fotos und Gemälden sehe, wie attraktiv die Dörfer unserer Region vor nicht mal hundert Jahren waren, und dann vor Augen haben, was die Bausünden der letzten Jahrzehnte alles an Hässlichkeit geschaffen haben, wird mir bewusster, was wir an Lebensqualität zerstört haben.
Evtl. schaffen wir ja irgendwann eine Trendwende, wieder weg von immer mehr m2 Wohnfläche pro Person hin zu kleineren und dafür attraktiven Bauten.

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Re: Newsticker zur Energiewende

#285

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Di 3. Okt 2017, 13:32

Manfred hat geschrieben:Ja. Einer der vielen Gründe weshalb ich dafür bin, die Energiewende nicht gar so zu überstürzen.
Anreize zu setzen ist richtig, aber die technologische Entwicklung braucht ihre Zeit. Optisch attraktive Solar-Dachplatten werden in einigen Jahren wohl zum Standard werden.
Jedes Mal, wenn ich auf alten Fotos und Gemälden sehe, wie attraktiv die Dörfer unserer Region vor nicht mal hundert Jahren waren, und dann vor Augen haben, was die Bausünden der letzten Jahrzehnte alles an Hässlichkeit geschaffen haben, wird mir bewusster, was wir an Lebensqualität zerstört haben.
Evtl. schaffen wir ja irgendwann eine Trendwende, wieder weg von immer mehr m2 Wohnfläche pro Person hin zu kleineren und dafür attraktiven Bauten.
Hi Manfred, auch vor hundert Jahren wurde in den Dörfern weit überwiegend nach rein ökonomischen Gesichtspunkten gebaut, und dass die damalige Materialauswahl uns heute attraktiv erscheint, hat viel mit der medialen Darstellung, den Sehgewohnheiten, und natürlich auch mit der damals zwangsläufigen Verwendung der am Ort verfügbaren, natürlichen Materialien zu tun (hier z.B. Schiefer).
Dass die Verfügbarkeit nahezu aller Baumaterialien heute flächendeckend gegeben ist, es also fast keine regionaltypischen Stile mehr gibt (bei Neubauten), kann man bedauern, und über den Denkmalschutz entsprechende Veränderung alter Bausubstanz verhindern.
Wie ich in einigen Dorferneuerungs-Projekten aber erkennen musste, sind die wenigsten Hausbewohner bereit, im Interesse des äußeren Gesamtbildes, auf persönlichen Komfort (oder was dafür gehalten wird) zu verzichten, oder z.B. teuren Naturschiefer statt billige Betonziegel zu verbauen (es sei denn, sie bekommen die Differenz aus Förderprogrammen bezahlt). Ähnlich dürfte es mit dem Recht aussehen, PV auf's Dach zu schrauben, d.h. die weniger hässlichen PV-Ziegel kommen nur auf's Dach, wenn sie (den Hauseigner) nicht mehr kosten, als die üblichen Module.
Der Faktor Wohnfläche/Bewohner war schon immer, ist heute, und wird es auch in Zukunft sein: hauptsächlich abhängig vom materiellen Wohlstand des Einzelnen, der Gesellschaft, in der er lebt, und der Bevölkerungsdichte.
Einen Modetrend zu "small is beautyful" im Bereich Wohngebäude sehe ich nicht. :hmm:

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Re: Newsticker zur Energiewende

#286

Beitrag von emil17 » Di 3. Okt 2017, 16:49

Lieber Frodo, leider hast Du recht.
Besitzer, Immobilienspekulanten, Städteplaner und Architekten haben vermutlich mehr Bausubstanz zerstört als die Bomben des Krieges.
Oft verhindern auch seltsame Vorschriften eine schonende Umnutzung von geschützen Gebäuden, weil die zuständigen Behörden verlangen, es müsse alles möglichst authentisch bleiben.
Es gibt auch Ausnahmen, aber die bestätigen die Regel.

Seltsamerweise finden es trotzdem viele Leute schön, in solch alten verwinkelten unpraktischen Gebäuden zu sein, deshalb machen auch viele Gaststätten auf alt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 146 gelöscht

Re: Newsticker zur Energiewende

#287

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Di 3. Okt 2017, 17:04

Um Missverständnissen vorzubeugen - ich bin da in keiner Weise eine Ausnahme:
Ich finde alte Häuser mit niedrigen Decken und kleinen Fenstern auch gemütlich und günstig zu beheizen, aber ich bin in einem Haus BJ 61 aufgewachsen, mit riesigem West-Fenster im Wohnzimmer und kilometerweitem Fernblick - und als es so weit war, habe ich mir ein Haus BJ 70 mit ebensolcher Lage und Fenstern gekauft, weil ich es liebe, einen weiten Überblick aus dem Haus zu haben - das ist mir wichtiger als das Aussehen des Hauses und die gesparte Heizenergie :rot:
Allerdings ist jetzt, dank Isolierung, das Zimmer mit den großen Fenstern auch das Wärmste ;)

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Re: Newsticker zur Energiewende

#288

Beitrag von Fred » Di 3. Okt 2017, 17:14

Thomas/V. hat geschrieben: Da das System "Kapitalismus" allgemein als alternativlos angesehen wird, darf bei Strafe des Unterganges eben das Gesamtsystem nicht "sparen", sondern muß weiter wachsen. Und wenn eine erhebliche Anzahl an Leuten ihren Konsum einschränken würde, würde eben ein Zwangskonsum befohlen werden.
Haben wir doch schon. Oder als was soll man Feuermelder, GEZ-Gebühr, Upgrade-Vorschriften bei Reperaturen (Zählerkasten, Wärmedämmung, Heizungssystem...) usw. usf... sonnst ansehen, ausser als erfolgreiche Lobbyarbeit Richtung Zwangskonsum. IT Industrie macht ja schon lange vor, wie man Menschen zu regelmäßigem Neukauf zwingt, obwohl man nicht wirklich was anderes tun will als bisher.

Benutzer 146 gelöscht

Re: Newsticker zur Energiewende

#289

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Di 3. Okt 2017, 18:06

Fred hat geschrieben: Haben wir doch schon. Oder als was soll man Feuermelder, GEZ-Gebühr, Upgrade-Vorschriften bei Reparaturen (Zählerkasten, Wärmedämmung, Heizungssystem...) usw. usf... sonst ansehen, ausser als erfolgreiche Lobbyarbeit Richtung Zwangskonsum. IT Industrie macht ja schon lange vor, wie man Menschen zu regelmäßigem Neukauf zwingt, obwohl man nicht wirklich was anderes tun will als bisher.
Und die Kfz-Industrie schafft es sogar, aus einem nachgewiesenen Massenbetrug, eine Quasi-Zwangskonsum-Regelung zu erzeugen :bang:
Weitere Beispiele sind die Abschaffung des terrestrischen, analogen Rundfunks und TV, der analogen Telefonanschlüsse, der zwangsweise Einbau von "smarten" Stromzählern, von automatischen Notrufsystemen in Neuwagen ab nächstem Jahr, wobei Letzteres, so wie die Rauchmelder, nur zwei von einer ganzen Reihe von Vorschriften sind, die unter dem Motto "Sicherheit" das BSP steigern sollen. Ansonsten ist unter der Überschrift "Innovation" eigentlich immer früher oder später der Zwang zum Konsum gegeben, um in der Gesellschaft keine Isolation zu riskieren.
(Ganz OT: Merkwürdig eigentlich: bei Rauchmeldern, Auto-Notrufsystemen, TÜV-Prüfungen, Schornsteinfegern etc. setzt man auf Zwangsregelungen "zum Wohle des Bürgers", auch gegen dessen evtl. vorhandene Uneinsichtigkeit, - nur beim generellen Tempolimit auf Autobahnen hält sich der Gesetzgeber zurück und vertraut auf das Verantwortungs- und Risikobewusstsein der Bürger... :pfeif: )

Fred
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Re: Newsticker zur Energiewende

#290

Beitrag von Fred » Di 3. Okt 2017, 18:12

Manfred hat geschrieben:
Anreize zu setzen ist richtig, aber die technologische Entwicklung braucht ihre Zeit. Optisch attraktive Solar-Dachplatten werden in einigen Jahren wohl zum Standard werden.
https://utopia.de/tesla-solar-roof-dach ... ach-52076/
Marketingtechnisch tun uns die Amerikaner noch immer den Schneid abkaufen. Die einzige Frage ist wohl die aufwändige Verkabelung, hoffe, daß dies nicht in US-Manier erfolgt, a-la:...http://www.swen-balthasar.de/bilder_bil ... sa_011.jpg
Jedes Mal, wenn ich auf alten Fotos und Gemälden sehe, wie attraktiv die Dörfer unserer Region vor nicht mal hundert Jahren waren, und dann vor Augen haben, was die Bausünden der letzten Jahrzehnte alles an Hässlichkeit geschaffen haben, wird mir bewusster, was wir an Lebensqualität zerstört haben.
Die Idee, daß Lebensqualität das Ziel unserer Gesellschaft ist, ist völlig abwegig bei derzeitigem Stand. Bei der Einheitsfeier in Stuttgart stand ich in einem Länderpavillion mal vor einer Wandfüllenden Visualisierung, Blick auf Dresden von vor 100 Jahren ... mir kamen schier die Tränen. Samuel Langhorne Clemens (aka. Mark Twain) hat nach seiner Europareise ja gesagt: "Wer nicht auf einem Floß den Necker hinuntergefahren ist, der weis nicht was Schönheit ist".

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