Sida East als Energieholzalternative?

Sonne, Wind und Feuer
Manfred

Sida East als Energieholzalternative?

#1

Beitrag von Manfred » Fr 17. Mai 2013, 10:48

Sida East (Sida hermaphrodita l. rusby) ist auf dem deutschen Markt noch neu. In Polen scheint es schon einige Erfahrungen zu geben.
Das Zeug soll im Mittel über 20 Tonnen Trockenmasse pro ha und Jahr bringen.
Verbrennungseigenschaften deutlich besser als Miscanthus.
Feuchteghalt bei der Ernte nur ca. 20%.
Ernte sollte mit einreihigen Maishäckslern möglich sein, also einzelbetrieblich zu relativ geringen Kosten möglich.
Einziges Manko ist der große Lagerraumbedarf. Die Schüttdichte ist niedriger als bei Miscanthus.

Wer eine Energieholzplantage für seine Hackschnitzelfeuerung plant, sollte diese Pflanze evtl. auch ins Auge fassen.
Man könnte die Schnitzel auch zu Briketts pressen.

http://www.landtreff.de/sida-east-t73000.html
http://www.energiepflanzen.info/pflanzen/sida/

Benutzeravatar
tipopaar
Beiträge: 525
Registriert: Do 2. Jun 2011, 22:20
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Tirol

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#2

Beitrag von tipopaar » Fr 17. Mai 2013, 14:17

Hi!
Klingt interssant, danke fürn Tipp. Werd mir gleich mal ein paar Pflanzerl organisieren und schaun wie die bei mir wachsen. :)

sG Ernst

Lehrling
Sponsor 2016
Sponsor 2016
Beiträge: 1759
Registriert: So 3. Jul 2011, 18:04

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#3

Beitrag von Lehrling » Fr 17. Mai 2013, 21:21

wird hier http://www.nachwachsende-rohstoffe.biz/ ... sida_east/ auch als interessant für Imker und :bieni: :bieni: beschrieben .


liebe Grüße
Lehrling
Ist die Heilung von PatientInnen ein nachhaltiges Geschäftsmodell?
...Frage über erfolgreiche Medikamente und daß dadurch weniger PatientInnen zu behandeln sind...

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#4

Beitrag von emil17 » Sa 18. Mai 2013, 06:52

Was im Link dazu steht, macht mich misstrauisch:
"Einsetzbar als Futter in der Landwirtschaft (chemischen Zusammensetzung wie Luzerne) und Substratpflanze mit 30 % Protein, aber zur Gewinnung von Bioenergie. Imker schätzen die spät blühende Pflanze mit einem Honigertrag von bis zu 120 kg/ha. Der nachwachsende Rohstoff ist mit Kiefernholz vergleichbar. Auch kann die Pflanze als Grundstoff zur Herstellung von Dämmstoffen und Zellulose Verwendung finden.
Sida-Kulturen können min. 20 Jahre lang genutzt werden. Die Pflanze hat keine besonderen Standortansprüche. Sie gedeiht durchaus auch auf problematischen Böden. Allerdings benötigt diese Pflanze genügend Wasser, so dass auf leichten und sandigen Böden mit niedrigen Erträgen gerechnet werden muss. Dafür ist sie winterfest bis -35 Grad C."
Da passt nach meinem Verständnis irgendwas nicht:
-Luzerne ist eine Leguminose mit Stickstoff-Fixierung durch Wurzelbakterien. Malvengewächse holen alles aus dem Boden. 30% Protein in der Trockenmasse bei "bis zu 20 t Trockenmasse pro ha und Jahr" wie Manfred schreibt, würde einen Stickstoffentzug von 20 t * 0.3 * 0.16 = 960 kg N pro ha und Jahr bedeuten (durchschnittlicher N-Gehalt in Protein 16 Gewichtsprozent, Quelle wiki). Die natürliche jährliche Stickstoffnachlieferung in Böden durch Lufteintrag und Bodenbakteien liegt irgendwo bei 10 - 20 kg/ha.
Das bedeutet, dass diese Art nur auf erstklassigen Böden solchen Ertrag bringen kann, und auch nur wenn die Wasserversorgung und die Länge der Vegetationszeit passt (Frosthärte besagt noch nicht, dass die Art unter nasskalten Witterungsbedingungen im Sommer ertragreich ist). In der Praxis dürften also nur Bruchteile davon zu erwarten sein, zumal Pflanzen, die auf sehr guten Böden sehr gute Erträge bringen, auf bescheidenen Böden schlechter sind als Arten die auf solche Standorte angepasst sind.
Da stellt sich die Frage, ob der Heizwert von dem Zeug ausreichen würde, um nach Ernteaufwand usw. den Energieaufwand für die Herstellung und Audsbringung des erforderlichen Kunstdüngers auszugleichen.
Dann stellt sich noch die Frage nach Krankheiten und Schädlingen.
Arten, die viel Fasermasse erzeugen, sind in der Regel Spezialisten, die das kostbare Protein sehr rasch wieder aus dem Gewebe zurückziehen, wenn die Zellteilungsaktivität abgeschlossen ist. Entsprechend sind die Proteingehalte in typischen Faser- und Biomassepflanzen (Schilf, Stroh, Holz) niedrig bis sehr niedrig.

Faser- und Dämmstoffe lassen sich auch aus sonst minderwertigem Material herstellen, das sowieso anfällt (Schilf, das bei Naturschutzpflege geschnitten wird, Stroh, Restholz, minderwertiges Heu usw.) - bevor dieses Potential nicht ausgenützt wird halte ich es für wenig zielführend, bestes Ackerland für derartige Zwecke zu verwenden.


Die Versuchspflanzung ist sicher lohnenswert, ich habe die Art im botanischen Garten gesehen. Sie ist auch schön - z.B. als Zierpflanze im Hintergrund. Aber Wunder, und ein solches ist im verlinkten Text beschrieben, sind selten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#5

Beitrag von Manfred » Sa 18. Mai 2013, 10:47

Emil, die Frage ist, wann die Pflanze geerntet wird.
Für die Futternutzung müsste man die Pflanze jung schneiden, im vollen Wachstum. Dann ist Eiweißgehalt und damit der Stickstoffentzug hoch und es muss nachgedüngt werden oder der Ertrag geht zurück.
Für die Energienutzung wird die Pflanze im Winter geerntet, wenn die oberirdischen Pflanzenteile abgestroben und eingetrocknet sind.
Die Pflanze verschendet ihre Nährstoffe natürlich nicht, sondern zieht ist vor dem Absterben in die Wurzel zurück oder lässt sie als Blätter auf den Boden fallen, wo sie das Bodenleben zur baldigen Wiederverwendung aufbereitet.
Stehen bleiben überwiegend Kohlenstoffe, die die Pflanze jederzeit im Überfluss aus Luft (CO2) und Wasser (H20) wieder herstellen kann.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10753
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#6

Beitrag von emil17 » So 19. Mai 2013, 08:16

Genau das steht aber nicht im verlinkten Artikel.
Vielelicht gibt es ja etwas darüber bei staatlichen landwirtschaftlichen Versuchsanstalten - die sind ja dafür da, solche DInge auszuprobieren und wissenschaftlich zu begleiten. Dann wüsste man wenigstens, was in der Realität zu erwarten ist.
Die meisten hoch produktiven einheimischen Grünlandpflanzen sind in Europa bezüglich Biomasseproduktion den Exoten mindestens gleichwertig, weil sie an das, was Westeuropa in der Vegetationszeit wettermässig bietet - typisch ist das Wetter was wie jetzt gerade haben - am besten angepasst sind. Die Ami- und Chinesenpflanzen legen sich zwar mächtig ins Zeug, aber erst nachdem es richtig warm ist. Aber das ist bei uns regelmässig ab Ende Juni der Fall, und dann werden die Tage schon wieder kürzer. Ein typisches Beispiel ist der Silomais: Anfang Juli, wenns dem wettermässig so richtig passt, decken die Kulturen noch nicht mal die Hälfte des Ackers, d.h. die halbe Sonneneinstrahlung wird nicht ausgenützt, sondern geht auf den nackten Boden. Das deshalb, weil diese Pflanzen bei unserem Frühjahrsklima nicht richtig in Gang kommt. Bevor der Mais richtig gekeimt hat, bringt die Dauerwiese mit einheimischen Hochleistungsgräsern schon die erste Vollernte.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Sabi(e)ne
Beiträge: 8711
Registriert: Di 3. Aug 2010, 16:34
Wohnort: Weserpampa

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#7

Beitrag von Sabi(e)ne » So 19. Mai 2013, 08:53

Die Thüringische Landesanstalt hatte schon zu DDR-Zeiten mit Sida-Anbau experimentiert - es ging da aber in erster Linie um Eiweißfutter/Sojaersatz für alle möglichen Tierarten, nicht um Energiepflanzen. Die ersten Versuche liefen da schon Mitte der 60er, und in Polen wohl auch.
Futtereignung ist bewiesen, auch siliert.
Das Problem ist wohl, daß die Pflanzen im ersten Jahr nur eine Rosette bilden und unkrautfrei gehalten werden müssen, wie auch bei der Silphie, und erst danach alleine klarkommen.
Vor allem muß man sie pflanzen, und kann sie nicht einfach aussäen - ist eine teure Nummer, und man muß 100% sicher sein, daß man die Fläche über die ganze lange Kulturdauer auch behält.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Benutzeravatar
tipopaar
Beiträge: 525
Registriert: Do 2. Jun 2011, 22:20
Familienstand: verpartnert
Wohnort: Tirol

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#8

Beitrag von tipopaar » Fr 24. Mai 2013, 11:28

Probieren geht über studieren :) Meine Sidapflanzen kommen nächste Woche und gleich noch ein paar Sylhhia und Miscantus dazu.
Wenns keinen Nutzen bringt dann ists halt nur ein Schattenspender für's Getier und ein paar blüten für die optik und Einstreu-, Mulch- und Kompostmaterial :rot:
Werd dann berichten....

sG ausm Tirolerland

holzgaser
Beiträge: 429
Registriert: So 26. Jun 2011, 20:20
Kontaktdaten:

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#9

Beitrag von holzgaser » Fr 7. Jun 2013, 15:12

Servus!

zu Energieholz, Hecken und KUP gibt es keine Alternative.

Sida East ist bei uns nicht heimisch -> Risiko einer unkontrollierten Ausbreitung und Verdrängung heimischer Arten
Aussaat und Ernte mit viel Energieaufwand -> Die Pflanze muss jährlich geerntet werden, zu geringe Energiedichte beim Brennstoff erfordert evtl. ein brikettieren
nur begrenzt einsetzbar
geringe Humus Aufbauleistung

Energieholz, Hecken und KUP

einmal angelegt lange Nutzungsdauer -> geringste Energiemengen notwendig
heimische Pflanzen stellen kein Risiko das sondern fördern sie Artenvielfalt
Holzbestände fördern die Qualität von Luft Wasser und Boden
Hecken sind aktiver Klimaschutz
Hervorragender Rohstoff für die Energiegewinnung (Strom und Wärme)
Holzkohle für Terra Preta aus Agroforstsystemen fördert die Fruchtbarkeit und baut Humus auf
Agroforstsysteme ermöglichen Energiegewinnung und Lebensmittelproduktion auf einer Fläche ohne Verringerung der Erträge
Agroforstsysteme führen zu Energie autarken Höfen

Agroforstsystem -> der Waldgarten n der Landwirtschaft


Aber Holz als Rohstoff bedarf einer vernünftigen Planung

Gruß holzgaser

http://www.holzgasjournal.de
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10732
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Sida East als Energieholzalternative?

#10

Beitrag von kraut_ruebe » So 22. Mai 2016, 07:02

inzwischen schreiben wir 2016....gibt es schon foreninterne praxisversuche?

hat schon jemand die vermehrung über wurzelteile versucht?
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Antworten

Zurück zu „Regenerative Energien und Energiesparen“