Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

Sonne, Wind und Feuer
martin_x
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Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#1

Beitrag von martin_x » Di 18. Okt 2022, 11:21

Hallo

Hat jemand Erfahrung mit Holzgas und Notstromaggregat?

Ich würde mir da gerne was bauen, so dass am Ende mind. 2 KW zur Verfügung stehen.

Was für Motoren in dieser Größe "vertragen" Holzgas?

Falls sich da jemand auch schon mal mit befasst hat oder ggf. sogar so etwas betreibt, würde ich mich über Tipps und Anregungen freuen.


Dank und Grüße

Martin

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Tscharlie
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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#2

Beitrag von Tscharlie » Di 18. Okt 2022, 17:36

An sich kann jeder ältere Benzinmotor mit Holzgas betrieben werden.

Statt der Benzinzufuhr wird das Holzgas zugeführt.

Mein Fiat Panda 1,2l Benzin 60 PS Benzin läuft auch mit Gas (Popan-Butangas) ohne Probleme.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi

Kirschkernchen
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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#3

Beitrag von Kirschkernchen » So 23. Okt 2022, 11:56

@ Martin

Holzgas ist ein Gemisch, was recht aufwendig gereinigt werden muss, sonst verkleistert es dir recht schnell die Brennräume im Zylinderkopf. Im Netz finden sich grobe Bauanleitungen für die verschiedenen Abscheider, das ist durchaus selber baubar. Wenn du Strom mit Holz erzeugen willst, wandelst du ja die im Holz enthaltene Energie erst in Gas um, dann das Gas in ca. 2/3 Wärme und 1/3 kinetische Energie und dieses Drittel dann mit einem Wirkungsgrad von z.B. 90% in elektrische Energie um. Die im Holz enthaltene Energie wird dadurch zu etwa 23% "in Strom" umgewandelt. Für den Überbrückungsfall spielt das wohl keine Rolle, solltest du jedoch einen Dauerbetrieb anstreben, müsstest du ausrechnen, ob sich das für dich lohnen kann. Wenn du das heiße Kühlwasser verwenden kannst, sieht die Rechnung sicher recht gut aus. Holzgaser brauchen möglichst trockene und grobe Hackschnitzel, du müsstest schauen, in wie weit die für dich in der benötigten Menge beschaffbar sind. Holzgaser mit echten Resten zu betreiben, den dadurch schlechten Nachschub/Nachrutschen immer wieder zurecht zu fummeln und diese ungleichmäßigen Stücke in großen Mengen vor zu halten, kann zum Tamagotchi werden.

Kirschkernchen

martin_x
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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#4

Beitrag von martin_x » Mo 24. Okt 2022, 10:00

Hallo "Kirschkernchen"

Prima. Lieben Dank für die Zusammenfassung. Grundsätzlich bin ich mir auch dessen bewusst.

In Notsituationen auf unbestimmte Zeit haben wir mit PV ca. 230V/1.200 W und 4 Autobatterien. Das reicht für Kühlschrank, Gefriertruhe, Haustechnik und Licht.
Ab und zu braucht es aber zusätzlichen Strom, immer nur temporär für 1-3 Stunden wo mind. 2 kw zur Verfügung stehen sollten plus "Luft" für Einschaltströme, für den Betrieb von Holzsäge, Werkzeugmaschinen und Waschmaschine etc.

Wir sind umgeben von Holz und auch wenn die Effizienz nur bei 15 % liegen würde, wäre das noch akzeptabel. Das Holzgas bekomme ich recht sauber.
Wichtig ist ein guter kleiner Motor, der etwas toleranter ist und mit Holzgas zuverlässig läuft ... und dessen Ventile entsprechend robust sind. Schließlich ist ja im Holzgas kein Blei oder Bleiersatz und das Zylinderlaufbuchsen etc. gut mit Holzgas klarkommen.
Wünschenswert wäre keine(!) elektronische Zündung sondern traditionell, wo man den Zündzeitpunkt noch selber einstellen kann.

Wie sind da Deine Erfahrungen?


Herzliche Grüße

Martin

Kirschkernchen
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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#5

Beitrag von Kirschkernchen » Mo 24. Okt 2022, 12:46

Die Verbleiung oder Bleiersatz sind nur dazu da, den Verschleiß beim Aufschlagen des Ventilrandes auf den Ventilsitz zu mindern. Früher gab es da wohl noch keine Werkstoffe, die dem permanenten Schlag bei gleichzeitiger thermischer Beanspruchung wirklich stand hielten. Später wurden dann in die alten Motoren andere Ventilsitze eingearbeitet ("Bleifreiringe"), dann konnte man den alten Motor auch "ohne Blei" fahren. Generell wird dein Motor ja nicht allzu schnell laufen, eher in etwas höherem Standgas. Dabei sollten die Fliehkräfte, Temperaturen und das Aufschlagen nicht allzu kritisch sein. Die relativ geringen Temperaturen können m.E. dazu führen, dass sich eher mehr als weniger Ölkohle ablagert, zumindest ist das bei den BHKW´s mit Rapsöl so gewesen. Viele waren von der Wartungsintensität der Rapsmotoren so frustriert, dass sie wieder auf Diesel umstellten.

Ich würde einen Motor nehmen, den du kennst und du leicht zerlegen kannst und dann einmal im Jahr den Kopf runter machen und Brennraum und Ventile "schrubben". "Zündzeitpunkt selber einstellen", könnte eine gute Idee sein, wenn du dafür Geduld hast. (Bei alten Autos verstellt der sich leider immer mal.) Dein erlesener Holzqualm wird sich ja beim Explodieren nicht genauso wie Benzinnebel verhalten. Bedenken könntest du noch, wie du die Drehzahlanhebung unter Last basteln willst. Ich würd mir das vielleicht bei einem moderneren Notstromaggregat abkucken.

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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#6

Beitrag von manne63 » Mo 24. Okt 2022, 21:04

Ich würde mich erstmal in diversen Quellen und z.Bsp.bei einem Betreiber von einem Holzgasfahrzeug schlau machen, wie die Erfahrungen beim Gas sind. Holzgas in Verbrennungsmotoren ist ja auch nicht ohne. Höherer Verschleiß, starke Verkokung, enthaltene Säuren, kürzere Ölwechselintervalle,
Korrossion, das Handling (z.Bsp. wie lange vorher anheizen) etc....
Hinzu kommt die Drehzahlregelung welche beim Generator die Spannung regelt und bei einem sich ständig veränderndem Brennstoff wie Holzgas über die Brenndauer nun mal ist, noch wichtiger erscheint.
Wenn alle Menschen Idealisten wären ,wäre die Welt dann ideal?

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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#7

Beitrag von Tscharlie » Di 25. Okt 2022, 06:07

Ich denke auch. Ein Notstromaggregat mit einem Pflanzenöltauglichen Dieselmotor wäre sinnvoller.
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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#8

Beitrag von Till » Mi 26. Okt 2022, 10:10

martin_x hat geschrieben:
Mo 24. Okt 2022, 10:00
Holzsäge, Werkzeugmaschinen und Waschmaschine etc.
Für den Preis einer zuverlässigen Holzgasverstromung kannst du dir ein ganzes Lager PKW(LKW)-batterien zulegen. Alles Standardteile aus industrieller Massenproduktion, überall und ohne Expertenwissen leicht erhältlich und in der Anwendung ganz ohne hochgiftige Gase, Abgase und Problemabfall.
Die sich übrigens auch einzeln gut wieder verkaufen lassen, falls du Geld brauchst oder sie doch nicht in dem Umfang benötigt werden.

Statt die bestehenden Batterien mit Autobatterien zu erweitern, wäre es auch denkbar, zur Erweiterung Pedelec-Akkus für ein Lastenfahrrad zu verwenden. Die kann man nämlich abwechselnd durchtauschen und hat noch Zusatznutzen.

Die meisten deiner Anforderungen lassen sich durch mechanischen Direktantrieb leicht und vor allem hocheffizient erfüllen. Das heißt: Öl-/Benzin Verbrennungsmotor mit Riemenscheibe. Wenn dann aus der Not heraus Heizöl verdieselt wird, lässt sich das immer noch nachverzollen.
(Bei vielen Maschinen tuts als Antrieb übrigens auch ein verhältnismäßig preiswertes AKKU-Gerät mit großzügig nachgerüsteter Schwungmasse. Achsen und Einzelradaufhängungen mit Bremsscheiben, Rad und Reifen sind von Haus aus gut ausgewuchtet.)

Nur bei der Waschmaschine ist es noch einfacher und superbillig, weil der große Strombedarf von der elektrischen Heizung kommt: Du schaltest auf KaltProgramm und füllst nach dem Einspülen das heiße Wasser mit Waschmittel selber ein.
Der Strombedarf fürs Schleudern ist gering.

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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#9

Beitrag von Tscharlie » Mi 26. Okt 2022, 12:37

Das mit dem Waschen ist nicht so einfach.

Wäsche wird kalt eingeweicht und schon mal gewaschen, dann erst wird das Wasser erwärmt.

Grund: z.B Blut wird bei warmem Wasser sofort im Textil fixiert, "für immer".

Wir hatten einen Toplader. Wäsche wurde auf dem Holzofen zuerst kalt eingeweicht, dann mit Holz erwärmt und zum spülen und Schleudern in die Waschmaschine geschüttet.

Der Toplader hatte aber auch einen Umbau auf 1000 Watt Heizstab, damit konnte man in der Übergangszeit waschen, dauert nur etwas lönger weil die Waschmaschine wartet bis die Temperatur erreicht ist und bei 1000 Watt statt 2000 Watt dauert das eben länger.
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Re: Notstromaggregat mit Holzgas - Wer hat da Erfahrung?

#10

Beitrag von emil17 » Do 27. Okt 2022, 10:51

Unterm Strich brauchen Maschinen mit geringerer Leistungsaufnahme sogar mehr Energie fürs Aufheizen: Während der Zeit, wo das Wasser erwärmt wird, hat man bereits Wärmeverluste, deshalb dauert das Erwärmen mit 1kW mehr als doppelt so lange wie das mit 2 kW.
Heizt man mit Solarenergie, muss man einen Kompromiss finden, denn so hohe Leistungen stressen die Batterien.
Da kann dann separat kalt Vorwaschen und nur für das Schlussprogramm die Maschine im Kurzprogramm mit Warmwasserspeisung laufen lassen effizienter sein.
Bequemer hat man zwei WaMas und lässt eine kalt für Vorwäsche, die andere mit Warmwasserspeisung fürs Endprogramm laufen. Weil gebrauchte gute WaMas nicht allzu teuer sind, kann sich sowas durchaus lohnen. Macht man das mit Nachbarn zusammmen in der gemeinsamen Waschküche, ist der Aufwand für jeden klein - wenn die Nachbarn mit einem kompatible sind.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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