Speicherbedarf für die Energiewende

Sonne, Wind und Feuer
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emil17
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Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#21

Beitrag von emil17 » Mi 3. Jan 2018, 20:17

Manfred hat geschrieben: Es geht ja nicht darum, keine Energiewende zu wollen.
...
Ich persönlich schätze, dass wir realistisch evtl. 10% des Bedarfs durch Pumpspeicher decken könnten.
Wer hat den Bedarf gemacht? Kommt der wie die Gravitationskonstante direkt vom lieben Gott? Falls nicht, warum wird der Bedarf dann bei Energiewendediskussionen immer wie gottgegeben und unveränderlich behandelt?
Manfred hat geschrieben: - Die Entwicklung preiswerter, großer, elektrochemischer Langzeitspeicher (z.B. Redox-Flow-Batterien) und anderer evtl. preiswert nutzbarer Speichertechnologien.
- Die weitere deutliche Kostensenkung bei der Umwandlung regenerativer Energie. Je billiger der regenerative Strom wird, desto eher können wir es uns leisten während Erzeugungsspitzen Überkapazitäten abzushalten oder den Strom thermisch zu verwerten. Ich denke das Ziel müsste sein, die Gestehungskosten für Solarstrom auf unter 1 Cent / kWh zu drücken.
Wie definiert man jetzt die Energiewende? Regenerativen Strom für <1cent/kWh? Und als Nebeneffekt einige Millionen Tonnen Schwermetalle in Speicherbatterien herumstehen haben?
Wenn man das einzig vernünftige Kriterium NACHHALTIGKEIT nimmt, sicher nicht. Was billig ist wird verschwendet, und weil haushalten unbequem ist, müssen bessere Technologien her?
Ebensowenig kann man Wirtschaftlichkeit von Energieformen an Dumpingpreisen für fossile Energie messen, denn da bezahlt die Umwelt und die Zukunft den grössten Teil der Zeche. Der Verbraucher freut sich, weil er durch die Gesellschaft und die Natur quersubventioniert wird. Gegen Ressourcenplünderung ist jede andere Beschaffungsform unwirtschaftlich. Die Quittung kommt erst, wenn die Ressourcen alle sind.
Ich seh den Weg in Energieeffizienz und Abstellen sinnloser Ansprüche.
Mit einem BMW X5 Brötchen holen oder unbesetzte Ferienwohnungen voll durchheizen ist ein Unsinn, der für unsere Gesellschaft symptomatisch ist und nicht durch bessere Methoden der Bereitstellung von immer mehr billiger Energie immer so weitergehen kann.
Energieeffizienz gibts von selbst, wenn Energie so richtig was kostet.
Manfred hat geschrieben:Und als dritte Baustelle: Versorgungssicherheit.
Was tun, falls z.B. durch den Ausbruch eines Megavulkans oder einen großen Meteoriteneinschlag die Atmosphäre über mehrere Monate bis Jahre so verdunkelt wird, dass uns große Teile der regenerativen Energieversorgung wegbrechen bei gleichzeitig explodierendem Energiebedarf für die Nahrungsmittelerzeugung und Heizwärme?
Dann ist eh der Ofen aus, was Dir eine einfache Hochrechnung zeigen könnte:
Deutschland hat 51% der Gesamtfläche landwirtschaftliche Nutzung, da müsste man grob 200Watt (1/4 der natürlichen Sonneneinstrahlung in der Vegetationsperiode) pro Quadratmeter draufleuchten, damit die Vegetation nicht wegen Lichtmangel unproduktiv wird. Rechne das mal durch bei 357'000 km2 Fläche. Es geht auch pro Kopf, bei 82.5 Mio. Einwohnern trifft es auf jeden 860 Kilowatt Leistungsbedarf.
Und das ganze ist sehr nett gerechnet, denn wenn der böse Meteorit auf eine Stromleitung fällt oder der Supervulkan ein Kraftwerk kaputtmacht, was er nicht darf, dann klappt es sowieso nicht.
Für gewisse Szenarien ist beten allemal die beste Strategie, die von dir entworfene gehört dazu.
860 Kilowatt sind reichlich 70 Liter Diesel pro Stunde bei 100% Wirkungsgrad, damit man sich auch was drunter vorstellen kann.

Ein solches Szanario vorbeugend im Griff haben zu wollen erinnert mich an ein Interview im Schweizer Radio, wo ein Berufskraftfahrer gemosert hat, dass die Räumdienste es nicht mal schaffen, die Autobahnen frei zu halten, wenn es mal ein wenig schneit (es waren bloss 60 cm Schnee in 24 Stunden): Lakonische Antwort des Strassenmeisters: Man kann nicht vorbeugend Schnee pflügen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

centauri

Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#22

Beitrag von centauri » Mi 3. Jan 2018, 20:49

@Emil :daumen:
Und nicht nur Strom müsste einfach teurer sein sondern auch Transportkosten.
Wenn nur jede private Paketfracht verdoppelt würde und jede Rücksendung bezahlt werden müsste wären die Strassen mit Sicherheit nicht so voll. Dafür wären wahrscheinlich die regionalen Geschäfte aber voller. :aeh:

Manfred

Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#23

Beitrag von Manfred » Mi 3. Jan 2018, 22:11

Wenn ihr beiden die Diktatoren Deutschlands währt, wäre es evtl. realistisch, den Stromverbrauch deutlich zu reduzieren.
Man kann sich natürlich in solchen theoretischen Gefilden bewegen.
Ich gehe davon aus, dass die meisten meiner Mitmenschen relativ wenig Willen zu radikalen Änderungen ihres Lebenswandels hin zu mehr Askese besitzen, ein mehr an Konsum aber gerne mitnehmen. Deshalb wird m.E. der Bedarf an elektrischer Energie, alleine schon wegen des Wandels hin zur Elektromobilität, weiter deutlich zunehmen wird.

Sollte, könnte, hätte, wenn...

Wenn wir alle vernunftbegabte und disziplinierte Wesen wären, gäbe es längst keinen Krieg mehr auf der Erde und wir hätten das vorhandene Wissen über Nachhaltigkeit und Wiederaufbau in die Tat längst umgesetzt.
Die Frage ist, welche Lösungen gibt es für die Menschen, die wir sind, nicht für die, von denen wir gerne hätte, dass alle andere sie wären.

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Thomas/V.
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Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#24

Beitrag von Thomas/V. » Mi 3. Jan 2018, 23:09

welche Lösungen gibt es für die Menschen
Keine.
Du schreibst ja selber, warum es keine geben kann:
Ich gehe davon aus, dass die meisten meiner Mitmenschen relativ wenig Willen zu radikalen Änderungen ihres Lebenswandels hin zu mehr Askese besitzen, ein mehr an Konsum aber gerne mitnehmen.
Und so lange das 99% der Menscheit nicht ändern wollen, gibts auch keine Lösung.
Man kann natürlich so weiter machen und sich einreden, wie unsere Fortschrittsgläubigen das gerne tun, das bis zum kompletten Kollaps noch irgendeine Wunderwa.....technologie uns im letzen Moment errettet und mit billiger, umweltschonender Energie die Party weiter gehen kann.
Oder man glaubt an Außerirdische, die uns eine solche bringen, oder den lieben Gott, der uns ins Paradies führt.
Allen Gläubigen ist gemein, das sie daran glauben, das sie "irgendwer", irgendwelche Experten, Politiker oder wer auch immer, schon retten wird. So braucht man nämlich selber nichts tun.
Da dieses Konzept (jemand soll irgendwas tun, damit ich es nicht selber machen muß) die Grundlage unserer Zivilisation bildet, wird sich wohl erst etwas ändern, wenn diese wieder verschwindet. Denn wie wir aus der Geschichte wissen, wurden wir von den Angebeten immer nur beschissen, belogen und betrogen.
:fypig:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

centauri

Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#25

Beitrag von centauri » Do 4. Jan 2018, 08:37

Eigentlich ist es wie auf anderen Nebenschauplätzen des Forums auch.
Wie z.B. beim Glyphosat.
Es können sich auch ein Gros an Landwirten und Gärtnern niemals vorstellen das es ohne gehen soll. Was ich aber weis ist das es irgendwann gehen muss. Weil es einfach verboten wird. Vielleicht schon im März. Und dann wird wohl die Welt zusammen brechen. :pfeif:
Und so ist es auch mit der Energie. Und da sind wir deutschen nicht die großen Vorreiter. Z.B. E- Mobilität! In Norwegen ist jedes 2te Neufahrzeug ein E- Mobil. In Deutschland ist es jedes 109te. Das komische daran ist das der Deutsche in seiner Förderungsverliebtheit da noch nicht mal mit Geld zu locken ist. Von 600 Mio. Fördergelder die zur Verfügung stehen, wurden bisher 65 Mio abgerufen. Große Ausrede ist immer die geringe Reichweite und das nicht ausgebaute Tankstellennetz, was eigentlich bei vielen Blödsinn ist. Dafür brauche ich nur hier aus dem Fenster schauen. Die meisten hier fahren keine 50 km am Tag und Tanken könnte man auch zu Hause. Und Nachts ist sowieso immer genug Strom vorhanden gewesen.

Manfred

Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#26

Beitrag von Manfred » Do 4. Jan 2018, 09:15

Machen kann man vieles, wenn man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen.
Norwegen deckt seinen Strombedarf zu 95% aus Wasserkraft.
Neue E-Autos sind dort idR billiger als gleichklassige Verbrenner, weil sowohl die 25% Umsatzsteuer, die Importsteuer und die Kfz-Steuer entfallen. Dazu kommen der dort billigere Strom (19 Cent), das relativ teure Benzin (1,70 Euro) und der massive, vom Staat finanzierte Ausbau des Ladestationen-Netzes.
Durch die 95% Wasserkraftanteil in Norwegen sind E-Autos dort vermutlich sogar ökologisch sinnvoll und verlagern nicht nur den Auspuff ins Kohlekraftwerk.

Manfred

Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#27

Beitrag von Manfred » Do 4. Jan 2018, 13:01

Das DLR bringt in einer neuen Studie regelbare thermische Solarkraftwerke in Nordafrika ins Spiel, um den Netzausbau-Bedarf und den Speicherbedarf in D zu reduzieren. Diese sollen über Gleichstrom-Direktleitungen ans deutsche Stromnetz angebunden werden.

http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.as ... lery/29443

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emil17
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Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#28

Beitrag von emil17 » Do 4. Jan 2018, 14:07

Manfred hat geschrieben:Wenn ihr beiden die Diktatoren Deutschlands währt
Heil Emil ... klingt doch gut :) ich will aber nicht.
Manfred hat geschrieben:wäre es evtl. realistisch, den Stromverbrauch deutlich zu reduzieren.
Du nimmst den Schluss schon vorweg, man könne den Verbrauch nicht reduzieren.
Manfred hat geschrieben:Man kann sich natürlich in solchen theoretischen Gefilden bewegen.
Ich gehe davon aus, dass die meisten meiner Mitmenschen relativ wenig Willen zu radikalen Änderungen ihres Lebenswandels hin zu mehr Askese besitzen, ein mehr an Konsum aber gerne mitnehmen.
Schreib doch mal Verbrauch statt Bedarf - denn das ist nicht das selbe und da liegt das Problem.
Energiesparen hat mit Askese nichts zu tun und mit radikaler Änderung des Lebenswandels erstmals auch nichts.

Deine Art Energiewende lautet kurz "wasch mich, aber mach mich nicht nass dabei"

Natürlich hat Norwegen bessere Voraussetzungen. Die hat jedes Land, wo man den Finger bereits ausm Hintern genommen hat.

regelbare thermische Solarkraftwerke in Nordafrika: Super Idee. :bang: Bald kommt dann ein Gaddhafi II und stellt euch den Strom ab, wenn ihr nicht nach seiner Pfeife tanzt. Die Deutsche Regierung wird sich dann wahrscheinlich beschweren, weil der das laut Vertrag gar nicht darf.

Das mit der Steuerbefreiung der E-Autos könnte bei Euch auch klappen, wenn die Autolobby nicht wäre. Die können ja nicht mal Abgase messen. Was passiert den Verantwortlichen? Nix. Wenn du sowas machst wie die mit ihren Abgaswerten, kriegste mindestens Gewerbeverbot.
D kann ja genausogut den Spritpreis auf 1.70 fixieren.
Es ist einfach ein man will nicht und behauptet, es gehe nicht. Lies meine Signatur.

Du musst übrigens nicht auf den Staat warten, damit der endlich mal was tut (eine sehr deutsche Krankheit), du kannst dir ein E-Auto kaufen und den Strom dafür selber machen. Verbietet dir keiner. Und hebt die Laune besser als die sollten, aber keiner tut was.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#29

Beitrag von Manfred » Do 4. Jan 2018, 15:02

Welchen Anteil am deutschen Verbrauch kannst du denn ohne Verlust an Komfort einsparen?
Und bitte nicht nur an den Haushaltsstrom denken, sondern auch ans Gewerbe und seine Wettbewerbsfähigkeit sowie an den wachsenden Bedarf im Verkehrssektor.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bedarf_an ... d_2011.png

Bitte konkrete Vorschläge inkl. realisitischer Umsetzungsperspektive, sprich welche Gesetzgebung wäre dafür erforderlich und welche Mehrheit setzt diese durch und dem daraus resultierenden Einsparpotential.

centauri

Re: Speicherbedarf für die Energiewende

#30

Beitrag von centauri » Do 4. Jan 2018, 15:09

@ Manfred
Ich würde sagen das nötige Gesetzt drücken die selben Idioten durch die die Dämmstoffverordnung durchgesetzt haben. Wer das durch kriegt bekommt auch sowas durch. ;)
Das Nordafrikadingens finde ich ja auch idiotisch. Der Bürgerstromhandel scheint da für mich schon interessanter zu sein. Bei dem Wüstenprojekt gebe ich mich von vorn herein schon in eine Abhängigkeit. Und nicht nur in die Abhängigkeit eines Despoten.
Sondern in die Abhängigkeit einiger weniger Konzerne samt Aktionäre. Und so wie das ja meistens läuft wird wahrscheinlich der Staat den Krempel in die Wüste stellen und die Konzerne betreiben das und schöpfen die Gewinne ab. Und wenn das nicht so ist gibts dafür irgendwelche Förderungen, Subventionen und Vergünstigungen.
Der Bürgerstromhandel ist da eine eher regionale Geschichte. Und sowas möchte eigentlich keiner haben wird uns schon seit Jahren von Regierung und Konzernen suggeriert. Natürlich mit dem Schreckgespenst das dann die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet ist. Das ist doch absoluter Blödsinn. Also ich hätte Dachfläche für die Stromversorgung von 3 Nachbarn. Bräuchte ich aber gar nicht weil mein Nachbar schon 100 m² auf seinem Dach hat. Der könnte eigentlich mich mitversorgen.
Hier in der Gegend jedes Dorf noch ein Windrad. Viele hätten ein E- Mobil die wiederum als Stromspeicher dienen könnten.
In der Stadt würde ich das genauso machen. Dächer und Fassaden gibt es ja genug.
Jetzt kommt bestimmt das Argument das man das nicht kann. Doch, kann man. Ein Volk das sich eine Dämmstoffverordnung audrängeln lässt, lässt auch das mit sich machen.
Ach so was machen wir mit der Industrie? Naja die baut auch Ihre eigenen Anlagen auf ihren Dächern, Fassaden und Freiflächen. Wenns nicht reicht müssen sie eben etwas dazu pachten und Windenergie die dann ja genug zur Verfügung stehen müsste nutzen. Ach so, die Windräder reichen nicht. Dann bauen wir welche. Wohin? In die Braunkohlegruben in Garzweiler passen bestimmt 1000 Stück hin. In Lippendorf könnten auch 500 stehen und 500 weitere in den Niederlausitzer Gruben. Ev. finde ich noch ein paar Flächen in den nächsten 5 Min. Das Argument mit der Verschandelung der Landschaft kann ich hier leider nicht gelten lassen.
Ach ja den Berliner Flughafen (BER) könnten wir auch noch zupflastern, wird ja eh nicht fertig. :mrgreen:
Das könnte so schön sein. :kaffee:

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