Die Naturgefahrenkarten gibts rechtsverbindlich flächendeckend auch in der Schweiz, dort kann man Überschwemmung, Murgang (oder reissende Wildbäche) Erdrutsch, Felssturz, Lawinen, Waldbrand und so weiter nachschauen. Die Karten sind rechtsverbindlich.
Dieses Bild zeigt, warum das im Grunde sinnvoll ist:
< Unwetter Brienz 2005 >
Es bestehen folgende Probleme:
Wer Bauland in der roten Zone hat, wird entschädigungslos mit Bauverbot belegt, denn die Nichteignung als Baugrund ist keine behördliche Enntscheidung, sondern eine Folge der Naturgefahr. Die Karte stellt dies nur rechtsverbindlich fest.
Was ich hierbei unfair finde, ist, dass nicht etwa alle Baulanbesitzer eines Baugebietes solidarisch für den Verlust des Planungsgewinns (Mehrwert des Baugrunds weil eben Bauzone, nutzlose Investition für Erschliessung) einzelner Eigentümer haften, obwohl beim Einzonungs- und Erschliessungsverfahren alle gleichermassen mitmachen und sich beteiligen mussten. Andersrum kann man auch nicht Entschädigung für entgangenen Gewinn aufgrund einer noch nicht erbrachten Leistung auf Kosten des Gemeinwesens fordern. Das Prinzip des Bestandessschutzes lässt kaum eine andere Vorgehensweise zu. Ungerecht ist es trotzdem.
In weniger gefährdeten Zone bekommt man für Neu- und Bestandesbauten recht teure und aufwendige Massnahmen zur Schadensminimierung aufgebrummt.
Der Fehler liegt bei den Behördern früherer Jahre, die Bauland an offensichtlich ungeeigneten Stellen ausgeschieden haben. Im Fall Brienz hätte man sich ja schon beim Aushub der Baugrube der nun zerstörten Häuser fragen können, woher all die grossen kantengerundeten Felsbrocken eigentlich gekommen sind.
Naja, Gier frisst Hirn ...
Wenn ein Hausbesitzer aufgefordert wird, auf eigene Kosten Schadensverhinderung vorzunehmen, dann ist das im Grundsatz korrekt. Warum soll ich mehr Gebäudeversicherungsprämie bezahlen, damit ein anderer im Gefahrengebiet bauen kann, und sein Schadensrisko hiermit quersubventionieren? Nichtstun, im Katastrophenfall hilft man dann denen, die nichts getan haben, weil sie am Schlimmsten betroffen sind?
Bauen von Wohnungen in der 50 -oder 100jährigen Überschwemmungszonen grosser Flüsse ist auch mit Stelzenbauweise unsinnig, denn die ganzen Infrastrukturen (Abwasser, Zugang, Strom usw.) funktionieren dann auch nicht mehr. Dadurch wird das Gemeinwesen mit hohen Versorgungslasten belegt, die vorhersehbar sind und für die der Katastrophenschutz nicht gemacht ist.
Die Geschichte mit der Kernkraft ist eine andere Baustelle. Es ist ein Klassiker der Zusammenarbeit von Lobbyisten, Militär-Betonköpfen und kalten Kriegern auf Kosten der Gesellschaft. Nun, wo die Kacke am Dampfen ist, waren plötzlich alle dafür und folglich müssen nun alle den Schaden und die Entsorgungs- und Rückbaukosten gemeinsam tragen. Davon ausgenommen sind lediglich die, welche daran verdient haben, denn das ist schon längst mobiles internationales Kapital und von den Behörden, selbst wenn der Wille da wäre, nicht mehr zu fassen. Übrig sind da nur noch einige finanziell ausgehöhlte Betreibergesellschaften, die man dann verstaatlichen müssen wird.
Dass damals die freie Meinungsbildung über Vor- und Nachteile der Atomenergie nicht ganz frei war, wird gerne vergessen. Im Demokratie-Modellstaat Schweiz war es übrigens keinen Deut anders.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.