Leitfaden - Energetische Sanierung

Sonne, Wind und Feuer
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emil17
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Re: Leitfaden - Energetische Sanierung

#11

Beitrag von emil17 » Mo 10. Okt 2016, 09:33

Was du auch noch vergessen hast zu erwähnen, ist die Unfallverhütung. Einen ganz im Dreck versenkten Keller aussen freilzulegen ist diesbezüglich ohne Vorstudien ziemlich leichtsinnig.
SymbioH hat geschrieben:Meiner Meinung nach wurde früher oft noch besser gebaut. Bei fast jedem Neubau entdecke ich mittlerweile im Vorbeilaufen einen Fehler, der später mal zu Problemen führt.
Wenn man noch bedenkt, unter welchen Umständen man früher bauen musste - viele Materialien und Maschinen gab es noch nicht, dafür dauernd die glorreichen Ersatzstoff-Zeiten, dann habe ich allen Respekt vor der Leistung unserer Vorfahren.

Die Fehler an Neubauten sind übrigens oft Modediktate der Bauherren. Zur Zeit sind Dinge wie anständige Vordächer oder konstruktiver Holzschutz (bloss nicht! Das behindert in der freien Gestaltung der Traumvilla!) eben gerade nicht in Mode. Der Architekt bezahlt ja nicht die Unterhaltskosten.

Ansonsten bin ich wie du der Meinung, dass jeder, der sich nicht selbst damit auskennt, sich einen lokalen Experten an den Bau kommen lassen sollte. Lokal, weil der die lokalen Gegebenheiten und Tücken des Baugrunds und die lokale Altbauweise kennen sollte. An den Bau kommen lassen, weil Ferndiagnosen vom Netz entweder unseriös oder so generell sind, dass man dann für den konkreten Fall doch nichts damit anfangen kann.
So verstehen die Schweizer Durchschnitts - Bauunternehmer eher wenig von weissen Wannen und hohem Grundwasserstand und vom Bauen auf Sand. Ich würde aber auch keinen Experten für Hangsicherungen aus Meck-Vorpommern bestellen.
Die paar hundert Euro Honorar sind gut angelegtes Geld. Jedenfalls besser, als einfach in den Baumarkt um die Ecke gehen, sich dort "beraten" zu lassen (Mein Schlüsselerlebnis diesbezüglich: "Luftkalk? Kalkhydrat? Haben wir nicht. Braucht keiner mehr. Da gibts inzwischen Besseres") und dann irgend ein teuflisches Dichtmassen-Zeugs an seine Wànde zu spachteln.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

viktualia

Re: Leitfaden - Energetische Sanierung

#12

Beitrag von viktualia » Mo 10. Okt 2016, 09:56

Kann ich mir jetzt nicht verkneifen:
unter welchen Umständen man früher bauen musste - viele Materialien und Maschinen gab es noch nicht,
"Luftkalk? Kalkhydrat? Haben wir nicht. Braucht keiner mehr. Da gibts inzwischen Besseres") und dann irgend ein teuflisches Dichtmassen-Zeugs an seine Wànde zu spachteln.
Ich respektiere bei den "Alten" nicht nur ihr handwerkliches Können, sondern auch den Umgang mit "lebendigeren" Materialien.

@Emil, das mit der nichtvorhandenen Kältestrahlung ist mir bekannt, aber was ist das mit dem Staubsauger?
Unterdruck saugt doch, oder wie macht ihr das in den Bergen?

Benutzer 146 gelöscht

Re: Leitfaden - Energetische Sanierung

#13

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mo 10. Okt 2016, 12:23

viktualia hat geschrieben: das mit der nichtvorhandenen Kältestrahlung ist mir bekannt, aber was ist das mit dem Staubsauger?
Unterdruck saugt doch, oder wie macht ihr das in den Bergen?
So wie nicht vorhandene Wärme als Kälte bezeichnet wird, heißt nicht oder weniger (als in der Umgebung) vorhandene gasförmige Materie Unterdruck. Die Natur mag keine Gegensätze und strebt nach Ausgleich, also ein gleichmäßiges Temperatur- oder Druckniveau. Dem kann man mit Energieaufwand entgegen wirken, z.B. mit einer Wärme- oder einer Luftpumpe, und im letzteren Fall die nachströmende Luft zum Sammeln von Staub nutzen. Der höhere Umgebungsdruck BLÄST also den Staub in den Beutel :)
Das Erzeugen eines niedrigeren Druckniveaus heißt saugen, aber das Gerät SAUGT nur die Luft `raus, der Staub wird `reingeBLASEN! (wenn man`s ganz genau nimmt :rot: )

babayaga
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Re: Leitfaden - Energetische Sanierung

#14

Beitrag von babayaga » Mo 10. Okt 2016, 20:17

Mal eine Frage zur 'Weltraumstrahlung', ich glaube in der Meteorlogie nennen sie das Albedo?
Zumindest kommt dieser Albedo zum Tragen, wenn Winters viel Schnee liegt (alles weiss) und es sternenklare Nächte gibt,
ich denke das kennt jeder, dass es bei dieser Konstellation mal locker unter -20°C werden kann.
Anderseits hat Schnee eine Dämmwirkung, insofern eigentlich auch nicht DER Punkt, 'Abstrahlung nach oben von nicht überdachten Flächen' nenne ichs mal,
... naja auch nicht besser als Weltraumstrahlung ;)

Nochwas zu Dämmszenarien unter OK Gelände:

http://www.paz-online.de/Peiner-Land/St ... n-Baugrube

Bitte nur mit Bedacht & ohne Leichtsinn, Grundbruch ist der finanzielle und gesundheitliche Supergau und lebensgefährlich.
Will nicht klugscheissen, wollts nur in dem Zusammenhang mal angesprochen haben ;)
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emil17
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Re: Leitfaden - Energetische Sanierung

#15

Beitrag von emil17 » Mo 10. Okt 2016, 20:26

danke, Frodo
Beim Staubsauger wird der "horror vacui" der Natur ausgenutzt :)
Macht jeder Mensch mit jedem Atemzug - man vergrössert das Volumen des Brustkorbes mit der Atemmuskulatur, und die Vergrösserung des Volumens erzeugt eine Druckverminderung, weil die gleiche Anzahl Gasteilchen nun mehr Platz hat. Der äussere Luftdruck drückt nun sofort so lange Luft in die Lunge, bis der Druck wieder gleich ist wie der Aussendruck. Wir sagen dem Einatmen.
Funktioniert genauso beim Trinken mit Strohhalm: Du vergrösserst das Volumen der Mundhöhle und der Luftdruck drückt dir die Limo durch den Strohhalm in den Mund.
Im Vakuum würde Trinken mit Strohhalm nicht funktionieren. Ausprobieren sollte man das allerdings nicht, weil man den dazu nötigen Aufenthalt im Vakuum nicht überlebt.
Das klassische Experiment dafür, dass der äussere Luftdruck und nicht das Vakuum der Antrieb der Sache ist, war das Barometerexperiment von Torricelli.
Man hat das klassische Quecksilberbarometer, ein u-förmiges, einseitig geschlossenes Rohr, deren Schenkel länger als 80 cm sein sollen. Den verschlossenen Schenkel füllt man mit Quecksilber und stellt das Ding auf. Der äussere Luftdruck drückt nun die Säule auf Meereshöhe ca. 760mm weit hinauf. Weiter geht nicht, weil die dann höhere Quecksilbersäule einen grösseren Druck als der Luftdruck ausüben würde. Wenn das sich oberhalb bildende Vakkum tatsächlich saugen könnte, würde die Säule höher werden.
Man kann es auch mit Wasser statt mit Quecksilber machen, allerdings braucht man dann etwa 10 Meter lange Rohrschenkel, und das Wasser fängt im Rohr zu sieden an, bis im "leeren" Raum darüber der Wasserdampfdruck (der Umgebungstemperatur) erreicht ist. Bei Quecksilber wäre das theoretisch auch der Fall, nur ist der Dampfdruck von Hg so niedrig, dass da nichts zu sehen ist.

Praktische technische Konsequenzen:
1.Bei einer Entwässerungspumpe kann der Ansaugschlauch maximal einige Höhenmeter überwinden, dann reicht der Luftdruck nicht mehr aus, um das Wasser in die Pumpe zu drücken. Je höher die Saughöhe, desto weniger Druck steht dazu zur Verfügung und desto weniger fördert die Pumpe, egal wie stark sie ist. Deshalb sind gewöhnlich Tauchpumpen die bessere Wahl, denn druckseitig besteht dieses Problem nicht.

2. Ein Turbolader drückt aktiv ein Kraftstoff-Luft-Gemisch in den Ansaugstutzen des Motors, der dadurch wesentlich mehr Leistung hat.

3. Hochvakuumtechnik. Da kann man nicht mehr Gas "absaugen". Man muss vielmehr warten, bis die Restmoleküle zufällig von selbst aus dem zu evakuierenden Volumen in den Ansaugschlauch fliegen. Daraus wiederum folgt, dass man mit Saug-Pumpen kein absolutes Vakuum erzeugen kann.
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Re: Leitfaden - Energetische Sanierung

#16

Beitrag von emil17 » Mo 10. Okt 2016, 20:43

babayaga hat geschrieben:Mal eine Frage zur 'Weltraumstrahlung', ich glaube in der Meteorlogie nennen sie das Albedo?
Nicht ganz. Albedo ist der Teil der einfallenden Strahlung, der an der Oberfläche wieder reflektiert wird und so nichts zur Wärmebilanz beiträgt.
Wäre die Erdoberfläche über das ganze Stahlungsspektrum ein perfekter Spiegel, würde sie sich durch die Sonne überhaupt nicht erwärmen.

Auf Schnee kommt es zu besonders starker Abkühlung, weil viel Strahlung reflektiert wird. Das sieht man gut an Gegenständen wie Blättern oder Fichtenzapfen, die auf den Schnee gefallen sind und sich stärker erwärmen als der Schnee selbst, weil sie eben weniger reflektieren, und sich dadurch in die Schneeoberfläche einschmelzen. Auch die Schneeblindheit oder der Sonnenbrand von Leuten, die im Winter skifahren, kommt daher.
Eine Schneefläche kann sich zudem (logisch!) tagsüber nie über Null Grad erwärmen.
Nachts kühlen Schneeoberflächen besonders stark aus, weil der Schnee auch noch thermisch gegen den Boden dämmt, der Wärme nachliefern könnte.
Besonders gut funktioniert das in windstillen klaren Nächten und in Senken:
- Die Luft lässt die Strahlung in beiden Richtungen ziemlich ungehindert durch, kühlt sich aber an der kalten Oberfläche ab und fliesst, da schwerer, nach unten und bildet einen Kaltluftsee.
Der Weltraum hat eine Temperatur von wenigen K (Grad) über dem absoluten Nullpunkt, strahlt also praktisch nicht zurück. Im Gegensatz dazu sind Wolken warm. Auch wenn man nachts unter einem Vordach sitzt, hat man weniger kalt als unter freiem Himmel, auch wenn die Lufttemperatur die selbe ist.
Solche Studien kann man mit ausreichend Zeit und den passenden Wetterbedingungen am besten beim Wache schieben beim Bund machen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Leitfaden - Energetische Sanierung

#17

Beitrag von babayaga » Mo 10. Okt 2016, 22:12

Gut erklärt, Emil. Stimmt, der Albedo hat nur bedingt damit zu tun, konnts nur nicht so gut beschreiben wie Du ;)
Dass es unter überdachten Flächen/Unterständen stets paar Grad wärmer ist, als unter freiem Himmel - kann ich nur bestätigen.
Nicht umsonst stellt man empfindliche Pflanzen bei drohenden Nachtfrösten erstmal 'geschützter' - sprich Überdacht.
Das hat noch nix mit letztendlichem Winterquartier zu tun und gilt auch nur für die Übergangszeiten.

Ich merks zB an/in meiner Garage (70qm, 24cm MW ungedämmt, Einfachverglasungen, um diese Jahreszeit kanns schonmal abends/nachts recht kühl werden),
drinnen ist es abends wärmer als draussen (unter freiem Himmel).
Aber im Winter, nach paar Wochen Frost frisst sich die Kälte auch da durch, gibts im Frühjahr den kompletten Umkehrschluss,
nämlich drinnen ist es kälter als draussen.

Insofern möchte ich Dir nicht widersprechen, sondern nur untermauern ;)

lg baba
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