Wer länger glaubt bleibt länger dumm. Also Glauben so gut es geht mit Wissen ersetzen. Für den Anfang reicht hier ja sogar schon sowas wie "Bereitschaft zu logischem Denken". Und da wäre man ja zumindest schon mal an dem Punkt daß Spekulation nicht ein "modernes Schlaraffenland" sein kann.ihno hat geschrieben:Ich bin ja ein bisschen Dumm. Und muss mir Sachen vereinfachen-
Der Eine meint Spekulanten beeinflussen nicht die Preise
und der andere sagt Spekulanten beeinflussen die Preise und das ist schlecht für die Menschen in der 3 Welt.
Und da wird nun drüber gestritten ???
Richtig oder falsch ??
Im Prinzip geht es doch darum daß Spekulation als Sündenbock für alle möglichen negativen Erscheinungen herhalten muß. Egal was irgendwo schief läuft (und wann) - Schuld ist angeblich immer Spekulation...
Die Situation erinnert mich da ein bissl ans Mittelalter... Egal was irgendwo schlimmes passiert ist... Schuld waren irgendwelche Außenseiter/Minderheiten. Sprich Völkerschaften wo der Normalbürger auch sehr vage bis wirre Vorstellungen davon hatte was diese Leute eigentlich so treiben. Das ist ja bei Spekulation heute nicht anders...
Die hygienischen Probleme des Mittelalters wurden bekanntlich nicht mit Judenverfolgungen und Hexenverbrennungen gelöst... folglich sollte man ja auch vor der "Generalveruteilung" von Spekulation vielleicht erstmal gucken was Spekulation eigentlich ist und macht - und die Frage stellen ob die offensichtlichen (unstrittigen) Probleme überhaupt von Spekulation verursacht sein können.
Und da beginnt ja das Wahrnehmungsproblem schon beim Wort Spekulation. Spekulation ist im Prinzip Alles was "zukunftsorientiert" ist. Spekulant ist man sobald man sich über Zukunft Gedanken macht und darauf ausgerichtet handelt. Jemand der eine Versicherung abschließt ist ebenso Spekulant wie ein Versicherer...
Ein Großteil von Spekulation ist genaugenommen auch eine reine Diestleistung. Warum gibt es überhaupt Warentermingschäfte? Die Ursache ist daß die Realwirtschaft (Bauern als Produzenten ebenso wie Bäckereien als Abnehmer) ein Interesse an zwei Faktoren haben: Sichere Abnahme bzw. Lieferung von Produkten UND festen Preisen haben mit denen sie disponieren können.
Man kann zwar Preise auch staatlich festsetzen - aber dann ist in der Praxis nicht mehr gewährleistet daß Versorgung UND Abnahme funktionieren. War der festgesetzte Preis zu niedrig dann verzichten viele Bauern auf Produktion - und gleichzeitig steigt vielleicht noch die Nachfrage weil das Produkt so billig ist daß man damit auch mit Vorteil einen geringeren Nutzen anstreben kann. (Brot wird an Schweine verfüttert...). Ist der festgesetzte Preis zu hoch - dann haben wir Überproduktion an einem Gut und vielleicht auch noch Mangel an Alternativprodukten...
Für einen Abnehmer von Waren heißt Spekulation: Ich bekomme 100% sicher meine Rohstoffe - egal was diese später auf dem Markt kosten werden...
Der Spekulant ist also der Dienstleister der den Wunsch nach bekanntem Preis und sicherer Abnahme/Lieferung für Produzenten und Abnehmer zusammenbringt.
Da er hierbei auch noch "in Konkurrenz" zur Alternative des "Verzichts auf diese Diensleistung" steht - liegt der Gewinn der Spekulanten insgesamt *unterhalb* dem erwarteten Vorteil der anderen Beteiligten.
Man kann also sagen: Spekulation ist für Produzenten/Abenehmer unter dem Strich günstiger als sich selbst auf die Risiken von Preisschwankungen einzulassen. Das heißt: Ohne Spekulation steigen die Risiken für die Realwirtschaft. Das heißt auch: Ohne Spekulation kalkulieren Produzenten und Abnehmer "vorsichtiger"... Sie produzieren also "im Zweifelsfall lieber nicht"...
Mit dieser Überlegung kommt man dann auch noch zu dem Ergebnis daß Spekulaiton sogar die Produkte für den Endverbraucher verbilligt. Schließlich ist dank Spekulation die Produktion höher - und folglich die Preise sogar niedriger bzw. das Angebot größer.