Geniessen erlaubt, eure Lieblingsrezepte

[viktualia]

Hobbygärtnerin, wenn du magst, stell ich dir ein "Geniesserdiplom" aus, mit Stempel und allem Pipapo.
Ich les sooo gern deine Beiträge die mit essen, deinen Rezepten oder deiner Ernte zu tun haben.
(Die andern auch, aber die über Essen "geniesse" ich besonders!)

Ich kenn so "Genuss- Seminare", fällt unter "Achtsamkeit"; Genuss ist anscheinend echt "vom Aussterben bedroht".
Da lernen die Menschen dann wieder zu riechen und zu schmecken. Was vorne an der Zunge ankommt, was hinten, wie (und wo) der Nachgeschmack herkommt; wie anders es schmeckt, wenn man sich Zeit lässt, bewusst kauen...

Zur Frage "Was ist Genuss" wäre die Psycho-Antwort: im Hier und Jetzt sein können, mit allen Sinnen.

Viktualisches Lieblingsrezept: mit den Fingern essen.....
(P.S.: bin Suppenkasparin)

[Rohana]

@Rohana,
ich komme mir oft wie eine einsame Insel vor. Hätte nix dagegen, wenn es eine breitere Genusskultur auf vielleicht normalem Stand geben würde.
Solche Diskussionen wie ich von Italien her kenne, wo über die Pasta und ihre Zubereitung diskutiert wird, das gibts in unserem Lande leider nicht.

Da hast du natürlich recht, das würde ich definitiv auch begrüssen...

[hobbygaertnerin]

@viktualia,
danke für das Angebot mit dem "Genussdiplom".
Die Spuren vom guten Essen sind aber auch leider auf den Hüften.
Da kannst du beim Lesen geniessen und dennoch keine Kalorien erwischen.
Freut mich, dass du von meinem Essbeiträgen gerne liest.

Schmecken und riechen- meiner Meinung fängts damit an, die ganzen Fix- und sonstigen aromatischen "Speisen" aussen vor zu lassen.
Mit den ganzen zugesetzten künstlichen und natürlichen bzw. naturidentischen Aromen wird der Geschmackssinn am Besten getäuscht.
Musste lächeln, du bist eine Suppenkasparin, aber da gehts nicht so einfach mit den Händen essen
Hab vor kurzem ein wirklich schwergewichtiges Bressehuhn im Wecktopf ganz langsam gekocht, das Huhn hatte für 20 l beste Suppe Geschmack und Aroma samt Kräutern, Gewürzen abgegeben, ergab noch wunderbares Hühnerfrikassee, die Suppe ist eingeweckt und wenn es schnell gehen muss, kommt ein Glas Suppe und irgendwelche Suppeeinlagen aus dem Gefrierschrank zum Zug.
In kurzer Zeit ist die Suppe heiss und die Suppeneinlage aufgetaut.
In einem Päckchen Hühnersuppe für 4 Personen aus dem Geschäft hab ich mal in einem Vortrag gehört sind 4 g Trockenhuhn oder 7 g Nasshuhn oder auch nur Hühnerfett als Geschmacksträger.
Da heg und pfleg ich lieber meine schwergewichtigen Bressehühner. Sie liefern und leisten nicht nur die Eier, sondern solche wunderbaren Hühnersuppen.
Heute riechts wie in Italien bei uns, die Tomaten werden zu Tomatensosse verarbeitet. Nächste Woche vielleicht auch noch einen grossen Topf mex. Grillsosse zum Einwecken.
Schade eigentlich, es gab noch nie so eine Fülle an Lebensmitteln, an Wissen und Rezepten, aber die Wertschätzung für gutes Essen sehe ich immer mehr verschwinden. Niemand muss mehr in einer rauchigen Küche stehen und mit den wenigen Küchenutensilien vergangener Zeiten herumhantieren.
Dank elektrischer Küchenhelferlein lässt sich auch vieles viel einfacher machen.
Tomatensosse aus dem Slow Cooker ist anders einfach nie so hinzubekommen, ohne ständig am Herd stehen und rühren zu müssen, damit nichts anbrennt.

[Minze]

Schon als Kind mit 10 Jahren mußte ich im Laden meiner Eltern Backwaren verkaufen. Wenn ich dann Mütter sah, die nur Fertiggerichte in Dosen kauften, taten mir deren Kinder leid. Und ich wollte unbedingt kochen lernen, damit ein solches Schicksal meinen Kindern erspart bleiben sollte. Und ich habe mit dem Kochen begonnen und nie wieder aufgehört.

[Zacharias]

Schmecken und riechen- meiner Meinung fängts damit an, die ganzen Fix- und sonstigen aromatischen "Speisen" aussen vor zu lassen.
Mit den ganzen zugesetzten künstlichen und natürlichen bzw. naturidentischen Aromen wird der Geschmackssinn am Besten getäuscht.

Nicht nur getäuscht, sondern glatt ausradiert! Bin überzeugt, die töten die Geschmacksnerven.
Es kommt nicht so sehr auf erlesen teure Zutaten an, sondern vielmehr auf erlesen gute Zutaten. Und die nehmen leider immer mehr ab im Zeitalter von Hybridsaatgut und auf schnelle Masse gezüchtetes Fleisch.

[hobbygaertnerin]

Ich kann mir nicht helfen, aber ich find es ist Täuschung, wenn ich z.B. einen Erdbeerjoghurt essen würde und im Joghurt gibts fast keine Erdbeeren, der Geschmack ist zugesetzt. Ist inzwischen wie eine Seuche, alles und jedes ist mit irgendwas versetzt. Beim Tee treibts immer seltsamere Blüten, man findet fast keinen Früchtetee mehr ohne irgendwelchen Aromen.
Und überall in diesen Fix------- Sachen ist diese teure Tüte nötig, um denn gleichen Geschmack auf den Tisch zu bringen.
Da könnte man viele Zwiebeln, Karotten, Sellerie usw. kaufen, um einen guten Geschmack ans Fleisch zu bringen.


Erlesen gute Zutaten,
ich gehe gerne auf den Wochenmarkt, bei uns gibts da einen Gemüse- und Obststand, Pfirsiche, die wirklich erlesen schmecken, ich kann zum Glück ans Obstspalier gehen und dort ernten, die schmecken noch einen Tick besser.
Oder eben so was ganz einfaches wie Kartoffeln, ungewaschen gibt es sie fast in keinem Geschäft mehr zu kaufen.
Bei anderem Wurzelgeüse das Gleiche.
Ich war mal bei einer Genusreise mit dabei, teuerster Wiskey (mir schmeckt er nicht) und viele andere Genussmittel, die scheinbar zum Geschmackshimmel eines Geniessers gehören,
hab für mich festgestellt, dass mir das ganz normale Essen lieber ist.
Dafür nehm ich mir, sofern möglich, gerne die Zeit, um es zu kochen.
Etwas Gutes hat mein Hobby, bei Urlaub, Reisen und Sport wird nie darüber diskutiert, dass das was kostet,
mein Hobby, der Garten liefert Gemüse, Obst, Beeren, Kräuter, Erholung und darüber freu ich mich.
Vor vielen Jahren war mal ein Film über eine Luxusgegend irgendwo in Amerika, dort leben nur die Reichsten, unterschieden nach altem und neuem Geld.
Man sah bombastische Häuser, Villen, Parks und Geld spielte dort keine Rolle,
ein Anwesen war eins vom alten Geldadel, ein älterer Besitzer stellte es stolz vor, seinen selbstgebauten Hühnerstall, (der war so windschief, dass ich sofort zu Säge, Akkuschrauber usw. gegriffen hätte) der stolze Besitzer erklärte, dass er auch für ganz viel Geld keine nestfrischen Eier kaufen könnte, aber diesen Luxus, sie selbst aus dem Hühnerstall holen zu können und sich sein Rührei mit Schinken zu kochen, den würde er sehr schätzen. Ein kleiner Weinberg mit sehr luxuriösem Weinkeller rundete diesen Rundgang ab.
Es geht doch irgendwie um die Prioriäten-
und wie ich immer sage, ich habe noch in keinem Geschäft Schachteln, Packungen, Dosen gesehen, in die Freude abgepackt und zu kaufen war.
Heute Abend gibts auf alle Fälle wieder sonnenwarme Tomaten, hab mir ein paar Zwiebeln aus Tropea geleistet, Tomatensalat mit diesen Zwiebeln, nur einen winzigen Hauch eines guten Essigs, Salz, ein wenig Honig und gutes Olivenöl,
da bleibt nichts über, selbst die Marinade wird mit Brot aufgetunkt.

[Zacharias]

Hier gibt es noch nicht mal mehr Geschmack auf dem Wochenmarkt, da hast du Glück! Auch da sieht es inzwischen alles wie gemalt aus und so schmeckt es auch. Noch nicht mal mehr frisch ist es, da ist selbst das Gemüse aus dem Discounter besser. Mir hat es vor Jahren den Tritt in den Hintern gegeben wieder mit Gemüseanbau anzufangen. Schlüsselerlebnis: Superteure Bohnen vom Wochenmarkt, angeblich aus eigenem Anbau. Der Preis war mir egal, Hauptsache ordentlicher Bohnengeschmack. Sie waren beim Auspacken schon ganz labberig und geschmeckt haben sie nach gar nichts.

[Thomas/V.]

Ja, als es hier noch einen Wochenmarkt gab, bin ich auch mal dort gewesen. War der gleiche Kram wie im Supermarkt.
Die kamen mit ihren LKW direkt vom Großhändler... .
Das haben wohl auch andere Leute mitbekommen, denn seit ca. 10 Jahren gibt es keinen Markt mehr hier. Dafür in unserer Klitsche mit 6000 Einwohnern 3 SM (und ein 4. ist in Planung, obwohl diese Kette erst vor 5 Jahren ihren zu gemacht hat, und im Nachbarort auch. Das Zeug sieht und schmeckt überall gleich.
Aber Gemüseanbau lohnt sich hier wohl nicht, also gibts auch keine Wochenmärkte mit Kleinerzeugern. Und Selbstvermarkter gibts auch kaum, da muß man ewig weit fahren.

[Baumfrau]

Der Bruder eines Nachbarn arbeitet auf dem Großmarkt. Er erzählte mal: zuerst kriegen die Discounter, die bekommen sehr gute Ware, weil die meisten Qualitätskontrollen haben und man schnell raus ist, wenn was nicht gut ist oder nicht stimmt. Der Rest geht u.a. an Marktbeschicker, wobei es "früher" durchaus vorkam, dass die gleichen Sachen mal als "Bio" abgefüllt wurden und mal als normale Ware. Ob das heute immer noch so ist, dazu wollte er sich mir gegenüber nicht äußérn.

Wie wunderbar, dass ich eigenes Gemüse habe - und wenn mal was nicht reicht, dann kaufe ich gerne von Gärtnern oder Landwirten, die ich kenne ... muss kein Biosiegel haben, wenn ich weiß, wie die arbeiten -:))

[hobbygaertnerin]

Da hab ich wohl echt Glück, unser Wochenmarkt hat wirklich hervorragende Qualität bei Obst, Gemüse, aber auch an anderen Lebensmitteln. Am Käsestand könnte ich mich durch die ganze Käseauswahl durchprobieren, selbst beim Obst kann man kosten- gestern gabs Erdbeertrauben, so was leckeres hatte ich noch nie probiert.
Obst und Gemüse hab ich zum allergrössten Teil selbst, brauchte nur ein Geschenk und habe ein paar ausgewählte Obste gekauft, da weiß ich wenigstens, dass ich was Gutes verschenke.
Bin auch froh um die grosse Auswahl an Pflanzen für den Garten, zur passenden Zeit Gemüsejungpflanzen selbst heranzuziehen, bis jetzt hab ich das noch nicht hinbekommen. Würde ich Gemüse brauchen, ginge ich auch auf den Wochenmarkt, weil das von diesem Betrieb selbst herangezogen wird und ich weiß, wie der mit seinem Gemüse auch arbeitsmässig drinhängt.

Einmal im Jahr fahre ich nach München und schlendere über den Viktualienmarkt- was es da gibt, erstaunt mich immer wieder und vor allem, dass man heute wirklich aus aller Welt alles zu jeder Zeit haben kann. War dort in einem Honigladen und hab mir so angesehen, was es alles an Honig auf dieser Welt gibt, als ich der Verkäuferin erzählte, dass ich selbst Bienen halte, gab sie mir den guten Rat, dies wirklich zu schätzen, besonders den wabenfrischen Honig, weil sie das in ihrem Laden gar nicht anbieten können.
Danach kommt der Dallmayer noch an die Reihe-
und dann freu ich mich auf das nach Hause fahren und dass ich das alles mal gerne anschaue, aber ansonsten nicht brauche.
Was mir mit der Genussakademie aufgefallen ist, es wird doch eher vermittelt, dass Genuss bzw. geniessen mit viel Geld zu tun hat, ich stelle dagegen fest, dass oftmals die einfachsten Sachen die Besten sind.
Angeblich sind in keinem Land in Europa die Lebensmittelpreise so niedrig- aber in keinem Land wird Essen so wenig wert geschätzt wie bei uns.
Low Buget Genuss ohne das Gefühl zu haben, dass es mit ganz viel Geld viel Besseres gäbe.