Langzeiterfahrung mit Solar-Dörrgeräten?

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guzzmania
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Langzeiterfahrung mit Solar-Dörrgeräten?

#1

Beitrag von guzzmania » Di 19. Sep 2023, 09:43

Weil gerade Stromkosten elektrischer Dörrgeräte debattiert werden fällt mir eine Frage ein, die mich schon länger beschäftigt:
Kann hier jemand Langzeit-Erfahrungen berichten, ob selbstgebaute Solar-Dörrgeräte sich bewähren? Bzw. welche Art von Konstruktionen sich bewähren?
Ihr kennt sicher die diversen Bilder und Anleitungen, die im Internet und Ratgebern kursieren.

Aus Erfahrung vergangener "Permakultur"-Materialexzesse klug geworden, bin ich mittlerweile etwas misstrauisch. Warum sieht man hunderte Anleitungen für den Bau, aber kaum Videos und Berichte über diese Geräte im langfristigen Gebrauch? Warum sehe ich keine in ambitionierten Hausgärten stehen? Kann es sein, dass die gar nicht funktionieren oder rasch vergammeln?

Grund meiner Frage ist, dass ich gerne mit Sonnenenergie dörren würde, aber ich fürchte die Geld- und Materialverschwendung.

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emil17
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Re: Langzeiterfahrung mit Solar-Dörrgeräten?

#2

Beitrag von emil17 » Di 19. Sep 2023, 10:07

Ich kann dazu etwas schreiben, denn wir hatten, lange ists her, in der Studenten-WG in Basel mal so etwas gebastelt, im wesentlichen aus Schrott und Sperrgut: ein alter Bürostuhl als drehbarer Ständer, alte schwarz gestrichene Offset-Druckplatten als thermischer Solarkollektor, Lüfter aus altem PC als Ventilator und so weiter.
Achtung: Wenn man die Siebe aus Fliegengitter baut, solches aus Edelstahl nehmen, oder die Kunststoffnetze vewenden, die man im Baugewerbe zur Armierung von Putz und Estrich braucht. Gewöhnliches Fliegengitter rostet, wenn es mit dem Saft der Fruchtstücke in Kontakt kommt.
Die Siebe sollten auf einen handelsüblichen Dörrer passen, damit man das Dörrgut fertig trocknen kann, wenn das Wetter nicht mit macht.

Das Gerät funktioniert so gut, wie die Sonne scheint.
Im Herbst kriegt man damit die Menge von Obst nur trocken, wenn es sonniges wolkenloses Wetter ist, ab Mitte Oktober wird es auch dann zäh.
Im Sommer geht es sehr fix, aber dann hat man meist nur Kräuter, die man auch so auf Sieben oder Tüchern an die Sonne legen kann.
Wenn du viel Bohnen dörren willst, ist es eine gute Sache. Aber auch die kriegt man durch Auslegen auf Tüchern im Spätsommer noch trocken.
Ein Nachteil ist auch, dass das Gerät, wenn es Durchsatz haben soll, recht gross und sperrig wird und man entsprechend Platz braucht. Zudem muss man sich drum kümmern, also der Sonne nachdrehen - oder auch dafür etwas basteln. Und es sollte standfest und unter Dach sein, sonst wird man irgendwann mal von einem Gewitter erwischt.
In südlicheren Klimazonen, etwa im Tessin, sicher nützlich, in der Nordschweiz und in Deutschland eher etwas für Freaks.
Wenn schon würde ich mir ein Hybridgerät basteln, d.h. einen Untersatz als Solar-Thermokollektor, der die Luft vorwärmt, die das Elektro-Dörrgerät ansaugt. Wenn man ein südexponiertes zugängliches Schrägdach hat, muss das nur ein altes Fenster mit Abstand als Lüftungskanal sein, die Dachhaut ist dann die Kollektorfläche. Damit kann man dann bei schönem Wetter einiges an Strom sparen. Das Dörrgerät muss es allerdings zulassen, dass man Heizung und Lüftung separat regeln kann.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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