Flusskrebse im eigenen Teich

Teichwirtschaft und Aquakultur
Arno

Flusskrebse im eigenen Teich

#1

Beitrag von Arno » So 11. Mär 2012, 00:08

Hallo Ihr!

Habe derzeit einiges heraus recherchiert zu Flusskrebsarten, die in stehenden Gewässern, wie z.B. Gartenteichen, leben könnten und geeignet wären, den Speiseplan des Gartenteichbesitzers zu bereichern.

Der normale Flusskrebs (Astacus astacus) braucht eher sehr sauberes und fliessendes Gewässer. Geht nicht bei mir.

Die Amerika-Flusskrebse sind invasiv und verbreiten die Krebspest, außerdem wandern sie gerne und sind untereinander aggressiv, was ihre gehäufte Haltung in einem Gewässer ohnehin erschweren würde - das alles will ich natürlich nicht unterstützen, deshalb suchte ich nach Alternativen.

Und da fiel meine Wahl auf den Europäischen / Galizischen Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus). Einziger Haken ist hier evtl, dass die Untergrenze für seine Haltung bei 6° Celsius angegeben wird. Ansonsten ist dieser kandidat perfekt und sogar mit 18 cm Größe 50 % größer als der einheimische Flusskrebs. Lecker ist er ohnehin!

Wikipedia zeigt ihn im Normaltyp so (es gibt aber auch farblich auffälligere und meiner Meinung als wunderschön anzusehende, z.B. blaue Varianten):

Bild

Hat jemand hier mit der Zucht dieser Tiere Erfahrung und kennt eventuell sogar Bezugsquellen? Ich habe den Eindruck dies ist ein Stiefthema (= Geheimtipp?), denn die Krebse brauchen ja nicht einmal riesige Gewässer, um sich fortzupflanzen.

LG Arno

sybille
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Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#2

Beitrag von sybille » So 11. Mär 2012, 00:25

Das würde sich doch glatt lohnen in der Garage ein Becken zu haben um sie zu überwintern :)
Vielleicht hilft Dir das weiter: http://www.fischbottich.de/Galizischer- ... 126.0.html
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

Arno

Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#3

Beitrag von Arno » So 11. Mär 2012, 00:38

Danke Dir!

Die Seite hatte ich auch gelesen, vor allem die Videos sind motivierend! :-)

Deine Garagenidee hatte ich in Variation folgendermaßen: Ein Gartenteich dessen einer Ausläufer in den Innenbereich eines Wintergartens führt. ... Da könnten die Krebse am Ufer Röhren buddeln und überwintern.

Irgend sowas in der Art müsste die Sache ja tatsächlich zur 100%-Idee machen.

Ich hoffe ehrlich gesagt allerdings auch immer noch darauf, dass den Tieren (oder einer robusten Auslese davon) die 4° Celsius im unteren Bereich eines Gartenteichs, - oder die Temperaturen am Teichrand in gebuddelten Röhren in lehmigem Grund unter Steinen - auch ausreichen würden. Denn so ein Wanddurchbruch mit Gartenteicherweiterung in ein Wohnhaus hinein ist hier sicher nicht allen Beteiligten leicht zu vermitteln.

... Vermute ich vorsichtigerweise mal. ;-)))

LG Arno

sybille
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Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#4

Beitrag von sybille » So 11. Mär 2012, 00:47

Deine Garagenidee hatte ich in Variation folgendermaßen: Ein Gartenteich dessen einer Ausläufer in den Innenbereich eines Wintergartens führt. ... Da könnten die Krebse am Ufer Röhren buddeln und überwintern.
Das ist natürlich die noch viel bessere Idee :) Das gäbe einen coolen Wintergarten!
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

Arno

Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#5

Beitrag von Arno » So 11. Mär 2012, 00:54

Naja zumindest ist sowas evtl. machbar! Die Außenwand des Hauses könnte an der Verbindungsstelle des Teiches nach Innen einige Dezimeter unterhalb der Wasserlinie liegen, was dann im Wintergarten nicht mal für einen extremen Wärmeverlust sorgen müsste, selbst wenn die Eisschicht von Aussen recht dick würde. Und die Krebse könnten selber wählen: draussen oder drinnen einbuddeln!?

LG Arno

sybille
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Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#6

Beitrag von sybille » So 11. Mär 2012, 01:15

Das wäre dann sowas wie ein Allwetterbad, da wäre kein großer Wärmeverlust im Wintergarten. Ein schmaler Schlauch bzw. Gang von außen nach innen und innen dann wieder ein Becken.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

Manfred

Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#7

Beitrag von Manfred » So 11. Mär 2012, 08:48

@Arno:
Der heimische Edelkrebs kann problemlos auch in Teichen gehalten werden.
Das mit den saubereren, fließenden Gewässern ist ei falsches Gerücht. Es beruht auf den Folgen der Krebspest, nach deren Auftreten der Edelkrebs nur noch in isolierten Oberläufen der Gewässer zu finden war. Früher war er überall in D in allen Arten von Gewässern verbreitet.
Der Galizier hat in D nichts verloren und breitet sich zudem über Land in andere Gewässer aus. Keinesfalls besetzten.
Wenn du Krebse willst, hohl dir Edelkrebse aus einer renomierten Krebszucht. z.B. Dr. Keller.
Tiere aus dem Aquarienhandel sind nicht nur oft falsch deklariert (z.G. Signalkrebse als Edelkrebs) sondern wegen Hälterung mit anderen Krebsarten auch noch mit der Krebspest infiziert.

Arno

Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#8

Beitrag von Arno » So 11. Mär 2012, 22:12

Hallo Manfred!

Vielen Dank für deine Infos! Ich freue mich natürlich, wenn mans mit den Edel-Krebsen selbst durchführen kann und dann auch noch was für ihren Erhalt tun kann.
Ich habe gelesen, sie können 20 Jahre alt werden, wenn das stimmt, werde ich sicher nicht alle essen, sondern die Stammeltern markieren und in Ehren halten. Sind ja dann eher wie Haustiere! :-)

Was hältst du von diesem Anbieter, mir erscheint er seriös, er trennt offenbar streng innerhalb der verschiedenen Flusskrebsarten.

http://www.foerdefisch.de/

Dort steht auch ungefähr, was du über das Halten in stehenden Gewässern schreibst.

(...) Da sich Edelkrebse gut in Gartenteichen halten lassen, wäre es einfach, sie von dort aus wieder in Gewässer einzubürgern, wo sie vormals lebten. Bevor der Krebsfreund, oft ein Feinschmecker, daran geht Edelkrebse auszusetzen, sollte er sich gut über das neue Gewässer infomieren. Der Sauerstoffgehalt [Edit: das soll wohl Sauerstoffbedarf heissen!] von Edelkrebsen ist geringer anzusetzen als vielfach angenommen wird, und dürfte etwas über dem des Karpfens liegen. Edelkrebse bevorzugen Teiche, deren PH-Wert im neutralen Bereich liegen, aber auch Schwankungen von PH 5 bis PH 10 werden ohne Schäden vertragen. Gute Krebsgewässer sollten reichlich Unterschlupf bieten, da der Edelkrebs ein Höhlenbewohner ist. Edelkrebse sind Allesfresser und ernähren sich hauptsächlich von toten Pflanzen - Tieren. Die mänlichen Edelkrebse erreichen nach 8 bis 10 Jahren ein Gewicht von bis zu 500 Gramm und eine Körperlänge von bis zu 20cm. Bei Teichen können je nach Nahrungsangebot bis zu 6 Satzkrebse je m2 Teichfläche eingesetzt werden. Ein Geschlechtsverhältnis Männchen / Weibchen von 1 - 3 bis 1 -5 in Teichen und 1 -2 in Fließgewässern kann allgemein empfohlen werden. Besatzzeit: ganzjährig

Zum Galizier: Ich würde das nicht ganz so strikt sehen, der Galizier ist wohl längst nicht so invasiv wie die Amerikaner. Am Bodensee gibt es wohl einige davon, aber höher im Norden soll er sich schon schwerer tun. Auch ist das Wanderungsverhalten nach allen Quellen, die ich dazu gefunden habe, schwächer als bei den Amerikanern.
Und zudem sehe ich so etwas heutzutage nicht mehr so eng, die Natur, wie sie der Mensch bereits verändert hat, ist voller Neobiota. Robinie, Streifenhörnchen, Büffelzikaden, sogar Flamingos gibt es in Deutschland. Solange solche Einwanderer nicht zu invasiv werden, können sie auch eine Bereicherung sein. Das indische Springkraut z.B. kann einem ja schon manchmal Angst machen, wenn man sieht, wie es wuchert. Oder so, wie in den Südstaaten der USA "Kudzu", ursprünglich im japanischen Pavillon der Weltausstellung nach Amerika gekommen, heute alles überwuchernd, wos warm genug für diese Pflanze ist. ... Das ist dann natürlich schon ein Problem. Hier Infos zu "Kudzu" (auf Deutsch machmal auch "Weltengrün"), für alle dies interessiert und die die Pflanze nicht kennen. Da sie in Symbiose mit Bodenbakterien Stickstoffzugang hat, ist es ein "selbstdüngender", monströser Wucherer der ohne natürliche Feinde kein Halten kennt (zum Glück ist es in Deutschland dafür zu kalt, hier kann sie sich nicht so durchsetzen):

http://de.wikipedia.org/wiki/Kudzu_%28Pflanze%29

http://www.jjanthony.com/kudzu/

http://www.google.de/search?hl=de&gs_nf ... sgaNyeD-Cw

Und es könnte sogar sein, dass dieses Problem sich gerade beginnt von selbst zu lösen, da nun ein Käfer aufgetaucht ist (der das verwandte US-Gensoja auch gleich mit befällt :lol: - den Käfer sollte man mal in Mato Grosso und überall wo Gensoja in Monokultur wächst, aussetzen :hhe: ):

http://lawnbuz.com/forum/?p=113

Die Natur kennt ja bekanntlich keine Lücken ... .

Aber zurück zum Flusskrebs, denn mir ist dennoch klar: Wenn man etwas für den Erhalt der legendären Edelkrebse in Deutschland tun kann (ohne die Tiere im Teich dann mit falschen Bedingungen zu quälen), dann sollte das natürlich auch am besten getan werden. Wird insofern jedenfalls ein spannendes kleines Projekt für mich und ich werde berichten, wenns klappt und was so passiert.
Vor allem darüber, wie ich den Teichboden und insb. auch den Uferbereich gestalten muss, damit sich die Tiere sicher wohl fühlen, muss ich mich jetzt noch genauer informieren.

VlG Arno

Manfred

Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#9

Beitrag von Manfred » So 11. Mär 2012, 23:28

Krebse kannst du nicht markieren, weil sie sich regelmäßig häuten.
Zu dem anbietern kann ich nichts sagen. Ich würde mich an die renomierten Edelkrebszüchter halten.
z.B. http://www.keller-krebs.com/Index.html
Sonst bekommst du evtl. nicht mal, was du bestellt hast. Wärst nicht der erste, dem ein unwissender oder geldgeiler Händler Signalkrebse andreht.

Von Galizier scheint es überall in D Inselbestände durch Besatz oder Fluchttiere zu geben. Die werden aber nirgends zentral erfasst.
Da er hier nicht heimisch ist und sich wie gesagt über Land ausbreitet, ja sogar Sumpfwiesen besiedeln kann, wäre er eine unnötige Konkurrenz für die eh bedrängten heimischen Arten. Für Gartenteiche mit Folie ist er eh Gift, weil er gerne Höhlen gräbt und dabei Teichfolie problemlos zerstört.

Wenn du dich ernsthaft für einen Krebsbesatz interessierst, kauf dir das Buch von Johannes Hager: Edelkrebse: Biologie, Zucht, Bewirtschaftung
Habe ich selbst aus der Zeit als ich angefangen habe, mich mit Krebsen zu beschäftigen. Ist sehr empfehlenswert.
Mein eigener Edelkrebsbestand wurde inzwischen leider durch zugwanderte aus ausgesetzte Signalkrebse ausgelöscht...

Arno

Re: Flusskrebse im eigenen Teich

#10

Beitrag von Arno » So 11. Mär 2012, 23:40

Hallo Manfred!

Schade, dass dir eine US-Invasion deine Edelkrebse genommen hat. Das Buch von Hager habe ich übrigens tatsächlich gestern auch entdeckt (über ZVAB) und bereits vorgemerkt. Markieren kann man die Krebse schon, nur muss mans nach jeder Häutung neu machen. Und das Erneuern der Kruste dauert Stunden bis Tage, d.h. nach der Häutung kann man das entsprechende Tier relativ gut ausmachen und dann neu markieren, denke ich mir.
Dein anderer Einwand: Signalkrebse sind sehr leicht von allen anderen Flusskrebsen zu unterscheiden durch die markanten Flecken auf den Scheren. Ich glaube auch nicht, dass ein Anbieter wie der von mir oben genannte so naiv ist, diesen Fehler zu machen, wo schon amerikanische Arten nur an Universitäten abgegeben werden und niemals an Privatinteressenten.

Dass Krebse mit ihren Scheren durch eine 1,5 mm dicke Teichfolie aus Kautschuk kommen, halte ich allerdings für ein Gerücht, Plastik dürfte natürlich weniger ein Problem sein ... . Übrigens vermute ich, dass sie ohnehin lieber Löcher oberhalb der Wasserlinie bohren. Das wäre dann auch oberhalb der Folie. Oder irre ich mich da?


VlG Arno

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