Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

Teichwirtschaft und Aquakultur
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emil17
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Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#51

Beitrag von emil17 » Fr 11. Jan 2013, 14:27

Der grösste je gemessene Ertrag an Biotrockenmasse war, wenn ich mich recht erinnere, 38t/ha und Jahr - in den Tropen bei optimalen Bedingungen (Düngung, kontinuierliche Ernte, ohne zuviel Blätter aufs mal zu entfernen, usw.).
Bei Algenkulturen in Suspension könnte der Ertrag noch höher sein, weil bei richtiger Verdünnung das Licht ins Kulturmedium eindringt. Zudem haben einzellige Grünalgen kaum Aufwand mit unproduktivem Stützgewebe, Wurzeln usw. und auch die Diffusionswege für Nährstoffe und CO2 sind kurz. Zudem könnte man Abwasser und Abwärme ausnutzen.
Bei Wasserlinsen besteht das Problem, dass die photosynthetisch aktive Fläche nur einschichtig ist. Das Optimum bei Landpflanzen scheint bei 5 - 6 zu liegen. Sowohl raschwüchsige Laubwälder wie Wiesen haben maximale Blattflächen, die das 5-bis 6fache der Bodenfläche betragen; ist es mehr sterben die untersten Blätter wegen Lichtmangel ab.
Physiker sind Spielverderber: Intensivkultur von Grünzeugs zur Energieerzeugung über Biomasse mit künstlicher Beleuchtung wäre etwa so schlau wie eine eine PV-Anlage mit Scheinwerfern nachts zu beleuchten.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#52

Beitrag von Manfred » Fr 11. Jan 2013, 14:38

emil17 hat geschrieben:so schlau wie eine eine PV-Anlage mit Scheinwerfern nachts zu beleuchten.
Das kommt ungefähr hin Bei Wikipedia wird der Brutto-Wirkungsgrad der Photosynthese mit ca. 20% angegeben.

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emil17
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Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#53

Beitrag von emil17 » Fr 11. Jan 2013, 16:07

Ist ja prinzipiell auch der gleiche Vorgang: Elektronen werden auf ein höheres Spannungsniveau gehoben, nur dass bei der Photosynthese der Elektronenakzeptor ein organisches Molekül und nicht wie bei PV ein metallischer Leiter ist. Die Chloroplasten müssen sich noch aktiv darum kümmern, dass die aufgeladenen primären Elektronenakzeptoren abtransportiert und durch neue ersetzt werden. Siliziumzellen haben dieses Problem nicht, weil dort ja nur Strom herauskommt.
Im Artikel in der wiki wird der Nettowirkungsgrad diskutiert. Dieser ist sehr verschieden, obwohl die biochemische Photoreaktion in den Chloroplasten bei jeder Pflanze von der Grünalge bis zur Eiche genau die selbe ist; Unterschiede erklären sich aus der Infrastruktur, welche die Pflanze drum herum bastelt.

Ein Netto-Wirkungsgrad von einigen Prozent ist übrigens verdammt gut, wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen die pflanzlichen Photozellen arbeiten müssen.
Im tatsächlichen Pflanzenleben ist übrigens kaum je die Photosynthese wachstumsbegrenzend, sondern eigentlich immer Konkurrenz um Licht oder um Nährstoffe oder ungünstige Umweltbedingungen. Es wird auf maximalen Wirkungsgrad zugunsten von Robustheit und Fehlertoleranz verzichtet. Die Blätter müssen ja Trockenheit, Fst, Sturm usw. ertragen, Wunden ausheilen, sich gegen Krankheitserreger wehren können - und auch noch bei laufendem Betrieb wachsen.
Die Photosynthese ist ein Wunder, das man nur deshalb nicht gebührend bestaunt, weil es alltäglich ist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#54

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Fr 11. Jan 2013, 16:13

Naja ich könnte mir vorstellen das die mit mehreren Lage übereinander Arbeiten die dann Abwechselnd ans Tageslicht gefahren werden und den Rest des Tages wird belichtet.
Assimilationslicht bei Pflanzen ist durchaus üblich und sinnvoll zur Tagesverlängerung.
Ich denke ein Geschäft wird draus weil sowas doppelt und dreifach subventioniert wird . Wärmenutzung der Biogasanlage , eigener Stromverbrauch der Photovoltaikanlage, Stromverkauf der Biogasanlage , Förderung als Forschungsprojekt usw.
Es wird wohl ein schlauer Mensch sich das ganze durchgerechnet haben :aeh:
Am besten wäre noch ne Schweinemast dann gebe es gleich Dünger nebenan :flag:

Manfred

Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#55

Beitrag von Manfred » Fr 11. Jan 2013, 20:28

Passend zum Thema habe ich gerade in der aktuellen Ausgabe des landwirtschaftlichen Wochenblattes einen Artikel über eine neue Algenproduktionsanlage in Bruck an der Leitha in Österreich gefunden.
Die arbeiten mit einzelligen Algen (die unter den Pflanzen wohl den mit Abstand höchsten Biomassezuwachs erreichen).
Auf 300 m2 Grundfläche wird ein jährlicher Ertrag von 18 Tonnen Trockenmasse erwartet.
Die ganze Anlage steht in einem beheizten Gewächshaus. Das Wasser mit den Algen wird durch senkrecht stehende Panels aus Glasrohren gepumpt. Die Panele werden durch Nachführsyssteme immer optimal zur Sonne ausgerichtet. Also nix mit PV auf dem Dach. Die Höhe der Panele ist nicht angegeben. Dem Fotos nach schätze ich sie auf ca. 5 m.
18 Tonnen Trockenmasse auf 300 m entsprächen 1200 Tonnen auf 2 ha. Das ist immer noch weit weg von den benötigten 0,35*9125 t = knapp 3200 Tonnen Trockenmasse.
Und mit Wasserlinsen wird man den Massezuwachs von einzelligen Algen nie auch nur annähernd ereichen.
Dazu kommt, dass man die Algentürme wegen des nötigen Lichtes nicht beliebig eng stellen kann. Die Anlage in Österreich ist hoch, lang und schmal. Für eine große Produktionsfläche müsste man wohl mehrere schmale Gewächshäuser mit Abstand nebeneiander stellen, damit alle Türme genug Licht erhalten. Zumindest in unseren Breiten.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#56

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Do 24. Jan 2013, 16:57

Der Gewächshausbauer der das Gh in der Schweiz gebaut hat , hat eine Stehwandhöhe von 8m angegeben.Photovoltaik ist geplant aber noch nicht eingebaut . In Japan stehen sogenannte Argrar Fabriken die nur mit Kunstlicht arbeiten . In Dänemark wird schon länger in geschlossenen Hallen produziert weil der Aufwand des Heizens geringer ist wie der Aufwand des Kunstlichts.

Nightshade
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Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#57

Beitrag von Nightshade » Do 24. Jan 2013, 17:09

Bitte, Wasserlinsen (Gattung Lemna) sollten nicht verzehrt werden. Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, aber ich glaube, auf diese zwei Punkte wurde noch nicht hingewiesen:

Teichlinsen stehen erstens gebietsweise unter Naturschutz.

Zweitens besitzen sie die ungewöhnliche Fähigkeit, radioaktive Isotope aus dem Wasser zu filtern und im Gewebe anzureichern.
Sie werden gerne für Forschungen und Untersuchungen in diesem Bereich herangezogen. (Mehrere Arten.)

Ja, ja, Tschernobyl ist eeeewig her und Fukushima ist eeewig weit weg und dazwischen ist eeeeeh nicht anderes passiert.
Aber wenn eine Pflanze strahlt, dann diese.

Benutzer 2354 gelöscht

Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#58

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Do 24. Jan 2013, 17:23

Auch im Dunkeln??
:motz: :holy:

Satrek
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Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#59

Beitrag von Satrek » Mo 17. Jun 2013, 22:22

An der Stelle muss ich mal wieder unbedarft fragen - wie könnte ich Wasserlinsen am sinnvollsten düngen? Ich will nicht unbedingt "richtigen Dünger" reinkippen, und bin mir nicht sicher ob ich ihnen nen Gefallen tue reinzupinkeln.

Ich hab nicht vor sie industriell zu produzieren, auch hab ich keine Teichfläche o.Ä. zur Verfügung. Wenn überhaupt käme eine verqueere Anlage heraus in der in irgendwelchen Wannen was für die Hühner (von Freunden) oder Wachteln wächst.

Und was die Strahlung angeht - irgendwo hab ich nen alten Zähler rumliegen, den muss ich mal suchen... Aber sie können ja nur anreichern was da ist - und das bestrahlt einen ja ohnehin.

beutelsend
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Re: Wasserlinsen, die ideale "Selbstversorger" Pflanze

#60

Beitrag von beutelsend » Di 18. Jun 2013, 08:12

also, unserer Wasserlinsen gedeihen prächtig - ich denke es liegt am Laub am Boden, das langsam zersetzt wird und Nährstoffe abgibt. Vielleicht ist das eine Möglichkeit

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