Peak Phosphor

hunsbuckler
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Peak Phosphor

#1

Beitrag von hunsbuckler » Mi 14. Aug 2013, 08:59

Dieses Problem wird in anderen Themen nur beiläufig erwähnt, aber ich finde, es hat einen eigenen Faden verdient:
Die Erschöpfung der mineralischen Phosphor-Vorkommen und die Monopolstellung einiger weniger Länder:

http://www.pm-magazin.de/a/zeitbombe-phosphor

Das PM-Magazin neigt zu Überdramatisierungen und in Europa sind viele Böden mit Phosphat überversorgt - kann es trotzdem sein, daß sich das Problem global rascher zuspitzt, als wir bisher dachten?

Reicht es, wenn wir uns auf die Schließung unserer privaten Phosphorkreisläufe in Haus und Garten beschränken - oder sollten wir uns auf kommunaler politischer Ebene für entsprechende Maßnahmen einsetzen?
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

centauri

Re: Peak Phosphor

#2

Beitrag von centauri » Mi 14. Aug 2013, 09:05

Hier eine doku dazu.
http://www.youtube.com/watch?v=q7BSLOoUU9o

Lg thomas

Manfred

Re: Peak Phosphor

#3

Beitrag von Manfred » Mi 12. Nov 2014, 09:12

Ein interessanter Artikel über die Beteiligung des Bodenlebens am Phosphorhaushalt (Englisch):

http://link.springer.com/article/10.100 ... 012-1493-z

Rati
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Re: Peak Phosphor

#4

Beitrag von Rati » Mi 12. Nov 2014, 11:53

hunsbuckler hat geschrieben:Dieses Problem wird in anderen Themen nur beiläufig erwähnt, aber ich finde, es hat einen eigenen Faden verdient:
Die Erschöpfung der mineralischen Phosphor-Vorkommen und die Monopolstellung einiger weniger Länder:...
ich weis nicht ob da vielleicht nur eben diese Monopostellung der mieralischen Phosphorlagerstättenbesitzer in Gefahr ist.

Ein Ausgewogenes Verhältniss von Tier und Ackerwirtschaft und im Stall Stroh statt Spaltenboden würde da schon viel bringen.
Und die Leute in zB Indien bräuchten mMn bessere Beratung bei der nachhaltigen Bodenaufbereitung.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

Steinbock
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Phosphor und andere Elemente aus dem Boden holen

#5

Beitrag von Steinbock » So 5. Apr 2015, 16:32

In einem Diskussions-Faden im Francé-Forum wird von Dr. Elaine Ingham erklärt, dass es keinen großen Input von Geld oder Energie braucht, um den den Pflanzen die nötigen Nährstoffe zur Verfügung zu stellen:

Soil Food Web - Groups Yahoo - Ingham: Quotes
...
Verfasst: Mi 22. Jan 2014, 11:42
Message 1 of 49, Aug 27, 2004
Teaching the Soil Biology and Soil Chemistry course with Dr. [Graham] Lancaster here at Southern Cross University, and we are showing some very interesting relationships between soil chem and soil biol.
Did you know that NO AGRICULTURAL SOIL lacks the NUTRIENTS needed to grow plants?
Maybe one or two rare exceptions to that rule when we get into non-ag [agriculture] soils, but any soil used for agriculture does not lack the nutrients needed for plant growth.
So, why do we add fertilizers?
Because the AVAILABLE nutrients may be limited.

But no one needs to add inorganic fertilizer to their soil, unless they lack the biology that should be there. When you look at total nutrients present in any soil, there’s more than adequate levels in any ag soil.
We calculated how many years’ worth of phosphate was actually present in wheat filed soil in Australian, soils where growers have been told they needed to add thousands of dollars of PO4 because there was no phophate present. There was 15,000 years worth of phosphate present in that soil (something like $48,000 worth of “fertilizer”), if that phosphate could be made available to the plants.

( http://groups.yahoo.com/neo/groups/comp ... opics/9587 )
http://stiftung-france.de/forum/viewtop ... 2b68f55370

Kurz zusammengefasst: In den Böden überall auf der Welt sind alle Nährstoffe in ausreichender Menge für tausende von Jahren vorhanden. Um an sie dran zu kommen bedarf es lediglich der richtigen Bodenbiologie. Frau Ingham hat das zusammen mit Ihrem Kollegen Graham Lancaster von der Southern Cross Universität in Australien herausgefunden.

Das dies keine Spinnereien sind, kann man anhand zweier Forschungsberichte zu den Mineraliengehalten in deutschen Böden erkennen:

1. Ein Bericht einer bundesweiten Untersuchung (BZE - Bodenzustandserhebung, speziell der Waldböden) die im Jahr 2010 durch die sächsische Landesforstverwaltung im Auftrag des Johann Heinrich von Thünen-Institut (in Braunschweig?) durchgeführt wurde (das Dokument stammt allerdings von der FH Eberswalde in Brandenburg, nördlich von Berlin):

„Analyse der Elementgehalte der BZE I-Humusproben mittels Königswasseraufschluss [Aqua-Regia-Methode]“
Zentrale Aufgabe der BZE ist die Untersuchung und Quantifizierung des chemischen Zustands der Waldböden. Obligatorisch sind im Rahmen der BZE I (1987-1993) die Elementgehalte [also die Gewichtsmengen der Elemente in Reinform] von Kalium (K), Magnesium (Mg),(...)Phosphor (P) (...) und Cadmium (Cd) in der Humusauflage bestimmt worden.(...) Zur Ermittlung der Elementgehalte im Humus sind in der Arbeitsanleitung zur BZE I 1 der HNO 3 -Druckaufschluss, der Königswasseraufschluss und der Gesamtaufschluss mit Flußsäurezusatz und Perchlorsäureaufschluss zugelassen.(...) Der GAFA [Gutachterausschuss für Forstliche Analytik] sprach deshalb für die Folgeinventur (BZE II) die Empfehlung aus, den Königswasseraufschluss als einzige zulässige Aufschlussmethode in der Arbeitsanleitung zur BZE II 3 festzulegen, da dieser auf nationaler sowie internationaler Ebene die Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet.(...) Als Referenzmaterial wurde das vom GAFA für die Aqua-Regia-Methode zur BZE II validierte Mineralbodenmaterial SAC (Sa1) aus der Ringanalyse MB 2005 (siehe BZE_II_RingBoden_1A.pdf) verwendet (...)
______________________________________Probe_Merkmal_Einheit_Mittelwert_Std.-abw.
[hier nur der Phosphor herausgegriffen]____SAC___KW_P_____mg/g___1,08____0,057

http://bfh-web.fh-eberswalde.de/bze/upl ... ericht.pdf

D.h. pro Gramm Waldboden ergab sich ein Gehalt von 1,08 Milligramm Phosphor bzw. pro Kilogramm Waldboden (bei einer Dichte von ca. 1,5kg/Liter Waldboden = 0,67 Liter) ca. 1,08 Gramm Phosphor (reines Phosphor!). Das kann man sich dann entsprechend auf einen Hektar mit entsprechender Bodentiefe selber ausrechnen (Für einen Hektar mit 0,5 m Tiefe wären das schon 10.000 x 0,81 kg = 8100 kg Phosphor). Und Waldböden wurden und werden nur ganz selten mit NKP-Dünger gedüngt.

In dieser BZE wurde allerdings nur Königswasser als "Lösungsmittel" verwendet.

2. Ein Bericht über den "Vergleich von Methoden zur Bestimmung der Gesamtgehalte von
Haupt- und Spurenelementen in Böden"
(gefördert durch das Ministerium für Umwelt und Naturschutz in NRW)
http://www.gd.nrw.de/zip/a_pjb02.pdf

In diesem Dokument erfährt man, dass selbst Königswasser nicht ausreicht um den wahren Totalgehalt eines Elements in einer Bodenprobe zu ermitteln:

"S.3:
Im Bereich der Geowissenschaften ist die Ermittlung echter Totalgehalte das übliche Verfahren, da nur auf dieser Basis einwandfreie Bilanzierungen durchgeführt werden können. Dazu wird vor allem die Röntgenfluoreszenzspektroskopie mit Schmelzauf- schluss oder Preßling oder nasschemische (Druck)-Aufschlussverfahren mit Flusssäure bzw. -gemischen und AAS- und ICP-Spektroskopie angewendet.
S.64:
Tabelle 27 : Mittlere (xG) Königswasser extrahierbaren Anteile am Totalgehalt (HF-Druckaufschluss) der Elemente
Geometrisches Mittel der Königswasser-extrahierbaren Anteile am Totalgehalt
___________Phosphor P
Gesamt________71"


D.h. der wahre Totalgehalt an Phosphor eine Bodenprobe liegt noch um ca. 40% höher als es der Aufschluss mit Königswasser angibt.

Manfred

Re: Peak Phosphor

#6

Beitrag von Manfred » So 5. Apr 2015, 16:53

Hallo Steinbock,

siehe auch der Thread zu Dr. Ingham. Da haben wir bereits einiges an Infos zusammen getragen:
http://www.selbstvers.org/forum/viewtop ... 11&t=12591

Steinbock
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Re: Peak Phosphor

#7

Beitrag von Steinbock » So 5. Apr 2015, 17:11

Danke!
Ich hatte nur nach Phosphor geschaut bevor ich meinen Beitrag schrieb. Wenn ich mal Zeit habe, werde ich mir die ganzen Videos anschauen.

hunsbuckler
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Re: Peak Phosphor

#8

Beitrag von hunsbuckler » So 5. Apr 2015, 18:34

Hallo Steinbock!
Über acht Tonnen Phosphor pro Hektar hört sich ja erst mal ziemlich beeindruckend an.
Und da Phosphor eher schwerlöslich ist, dürfte es in fast geschlossenen Kreisläufen wie Waldböden auch lange erhalten bleiben.
In der Landwirtschaft haben wir aber keine geschlossenen Kreisläufe mehr und es wird auch äußerst schwierig sein, sie im globalen Maßstab wieder herzustellen.
Wenn wir nun durch optimierte Bodenbiologie diese Phosphorvorräte verfügbar machen, aber nicht zugleich für die Schließung des P-Kreislaufs sorgen, dürfte durch den P-Entzug über die Ernte der P-Vorrat im Boden umso schneller erschöpft werden.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

Steinbock
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Re: Peak Phosphor

#9

Beitrag von Steinbock » Mi 8. Apr 2015, 18:25

Hallo hunsbuckler,
so wie ich die Theorie zum Bodenleben verstanden habe, liefern die Bakterien, Pilze, Algen etc. immer genauso viel wie die Pflanze gerade braucht, indem sie Stärke oder Kohlenhydrate diesen biologischen Abbauern als Energie liefert, damit diese wiederum die Säuren etc. bilden, die die schwer löslichen Verbindungen pflanzenverfügbar machen. Die Mikroorganismen bauen ja nicht einfach so alle Verbindungen, die im Boden, genauer in den Steinen und Sandkörnern sind, auf einmal ab, sondern nur nach und nach wie eben die Pflanze sie braucht. Deswegen kann da gar nichts versehentlich weggeschwemmt, sonstwie abtransportiert werden oder einfach so verschwinden.
Ich glaube diese Infos habe ich entweder von den Harrars oder von Elaine Ingham.
Das Bodennahrungsnetz ("Soil Food Web" Copyright Elaine Ingham) ist ein in sich geschlossenes System von Aufbau und Abbau mit Hilfe verschiedenster Organismen von Bakterien bis Regenwürmern und Maulwürfen.

Direktsaat in Chile: Erfahrungen eines Direktsaatpioniers
Soviel Bodenbedeckung wie nur möglich!
...
Die Bodenfruchtbarkeit in Chequen begann sich zu verbessern, als wir mit der Bodenbearbeitung aufhörten und den Boden ständig mit Ernterückständen bedeckten.(...) Bei der Bodenbildung spielen sowohl hetereotrophe Organismen (Einzeller, Pilze, Aktinomyzeten sowie die meisten Bakterien) und die Photoautotrophen, wie Algen, Moose oder Flechten eine wichtige Rolle.(...) Zum Prozess der biochemischen Verwitterung tragen organische Säuren, Enzyme und andere organische Stoffe bei. Die Bodenlebewesen setzen organische Säuren wie Zitronen-, Apfel-, Bernsteinsäure frei, wodurch schwerverfügbare Nährstoffe freigesetzt werden.

http://www.pfluglos.de/beitraege.html?f ... 202007.pdf

Rati
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Re: Peak Phosphor

#10

Beitrag von Rati » Do 9. Apr 2015, 08:10

Steinbock hat geschrieben:...so wie ich die Theorie zum Bodenleben verstanden habe, liefern die Bakterien, Pilze, Algen etc. immer genauso viel wie die Pflanze gerade braucht, indem sie Stärke oder Kohlenhydrate diesen biologischen Abbauern als Energie liefert, damit diese wiederum die Säuren etc. bilden, die die schwer löslichen Verbindungen pflanzenverfügbar machen.
ich bin mir jetzt nicht ganz sicher ob ich diese Aussage richtig verstanden habe.
Bakterien, Pilze und andere Destruenten bauen ab, Photosyntese betreibende Organissmen bauen auf.

Zwar gibt es eine enge zusammenarbeit und Symbiosen zwischen diesen ganzen Parteien, aber das die Mikrofauna nur so auf oder abbauen würde wie die darauf wachsenden Pflanzen es gerade brauchen ist nicht richtig.
Was da ist wird benutzt und die Populationen wachsen so lange sie können.
Richtig ist, das es besser ist mit Langzeitdüngern (also solchen an dem die Mikros lange zu knabbern haben) zu arbeiten, als ausschließlich die von den Pflanzen benötigten anorganischen Mineralien sofort zur Verfügung zu stellen.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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