Humus aus dem Wasser?

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dobi

Humus aus dem Wasser?

#1

Beitrag von dobi » Di 5. Okt 2010, 19:05

Hallo,

wir haben vor etwa 15 Jahren einen Schwimmteich gebaut, in der Mitte Schwimmzone ohne Pflanzen, aussenrum mageres Lehm - Sand - Schottergemisch mit den Wasserpflanzen.

Nach 4 oder 5 Jahren war die Pflanzenzone vollständig zugewuchert, seither entnehmen wir Jahr für Jahr wahre Berge an Biomasse. Den sich am Grund bildenden Belag in der Schwimmzone saugen wir ab - auch das jedesmal ein schöner Haufen.

Der ursprüngliche Gedanke, mit der Entnahme die Nährstoffanreicherung hintanzuhalten, funktioniert offensichtlich nicht. :schaf_1:

Bei einem größeren Seerosenbecken, in das wir ursprünglich nur ein paar Seerosen im Topf gestellt hatten, und sonst ausser gelegentlichem Wasserergänzen nichts gemacht haben, dasselbe. Vom Wasser sieht man überhaupt nichts mehr, so zugewuchert ist es, und am Grund, der ursprünglich blanke Folie war, ist jetzt so ca. 20 cm hoch - braune Erde(?), obwohl es an dieser Stelle nicht einmal einen Eintrag von Blättern gibt.

Ich stelle einfach fest, dass da eine Menge Erde drin ist, die wir da nicht reingetan haben. :hmm:

Hat jemand eine Erklärung?

lg
dobi

Benutzer 72 gelöscht

Re: Humus aus dem Wasser?

#2

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 5. Okt 2010, 20:00

hallo!

Ich bin kein Wissenschafter, aber wir haben auch einen Teich ;)
Ja, unter Wasser entsteht auch sowas ähnliches wie "Humus" - die Seerosenblätter zum Beispiel, die verotten alle im Herbst, aber auch die anderen Pflanzen und Algen sterben laufend teilweise ab (blöd formuliert, sorry - ich hoffe, du verstehst, was ich meine!) - und daraus wird "Humus" - in dem die Wasserpflanzen auch sehr gut wachsen können!!
ist ein Kompliment an die Mikroorganismen deines Teiches, wenn diese Rotte schnell und ohne allzu viel Gestinke funktioniert! :daumen:
und es ist ein toller Dünger für den Garten....

trotzdem: bist du ganz ganz sicher, dass der Wind keine Blätter reinweht??
Vielleicht baden Enten drin, wenn niemand schaut??
Ansonsten weiß ich nur vom Hörensagen, dass schwimmende Menschen einen Teich auch "düngen", womit frag mich jetzt nicht :hmm:

liebe Grüße!

Sabi(e)ne
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Re: Humus aus dem Wasser?

#3

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 5. Okt 2010, 20:28

@dobi: du unterschätzt den Staub/Polleneintrag per Wind schwerstens.
Pollen ist pures Eiweiß = Stickstoff = alles wächst wie doof.
Bei den Staubstürmen im Weizengürtel der USA kam es 1936 zu einem Eintrag von 1000 pounds pro Acre (1400qm) in 24 Stunden...
Allein aus der Sahara kommen hier in Mitteleuropa bei günstigen Windverhältnissen bis zu 10kg/ha an Staub an pro Jahr.
Und wenn du Mais/Raps in der Nähe hast - alles Windbestäuber, siehe gelbe Autos im Frühjahr... :mrgreen:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

dobi

Re: Humus aus dem Wasser?

#4

Beitrag von dobi » Di 5. Okt 2010, 23:34

Hallo,

ja, wir wohnen hier in einem ziemlichen "Windloch", auch mit dem Pollen kannst Du echt haben.

Nur landet der Pollen Staub etc. ja genauso nebenan in der Wiese, die müßte dann genauso wuchern. Tut sie aber nicht. :pfeif:

lg
dobi

BernhardHeuvel
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Registriert: Mi 4. Aug 2010, 13:02

Re: Humus aus dem Wasser?

#5

Beitrag von BernhardHeuvel » Mi 6. Okt 2010, 10:01

Hallo dobi,

das Stichwort, das Du suchst, lautet: Detritus.

Und ja, die Verbindung von Süßwasser und Humus ist zu ziehen. Die Süßwasserorganismen stammen allen Beobachtungen nach aus dem Erdboden (durch Regen und fließendes Wasser eingeschwemmt und haben ein aquatisches Leben entwickelt. Das läßt sich daran erkennen, daß sie noch harte Schalen besitzen, die die Bodenlebewesen benötigen, um den Druck der sie umgebenden Erde auszuhalten. Im Wasser ergeben diese Schalen keinen Sinn, weswegen sie als Überreste des Lebens im Boden zu betrachten sind.

Zur Frage: Warum gibt es im Wasser einen schnelleren Aufbau von Detritus als auf der Wiese nebenan?

Auch das ist leicht zu erklären: Im Wasser gibt es viele Wasseralgen, die ordentlich Photosynthese betreiben und dadurch organische Verbindungen herstellen. Der Detritus im Wasser wächst dadurch sehr schnell.

Im Boden gibt es auch Algen, die sogenannten Bodenalgen. Doch leider sind die heutigen Böden kein guter Ort für Bodenalgen - zu trocken, zu wenig Licht, zu wenig Kolloide. In kolloidalen Böden steht das Wasser in den Röhrchen, die von den vielen Bodenlebewesen gegraben und stabilisiert werden. Durch die Bodenlebewesen gibt es auch mehr Atmung und dadurch Kohlensäure. Die Kohlensäure reichert sich dann im Boden "stehenden" Wasser an - und kann für die Photosynthese genutzt werden.

Würde der Boden weniger faulen, und dadurch mit vielen aufbauenden Bodenlebewesen bevölkert sein, würde sich eine kolloidale Struktur herausbilden, Röhrchen gegraben werden, Wasser ansammeln, Kohlensäure ausgeatmet und im Wasser angereichert werden - und viel mehr Bodenalgen würden Photosynthese und organischen Aufbau betreiben.

Fruchtbare Erden schimmern grün.

Das Süßwasser ist für den Bodenkundler ein gutes Lehrbild.

Siehe auch: http://www.selbstversorgerforum.de/perm ... _klein.pdf (PDF, 29 MB) (Lesen und Verstehen)

Viele Grüße
Bernhard

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