Erst Würmer und Pilze zum Vorverdauen?

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Sabi(e)ne
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Erst Würmer und Pilze zum Vorverdauen?

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 4. Okt 2010, 17:33

Aloha,
ich kreise ja immer noch um das Bodenverbesserungsthema.
Mittlerweile dürfte es sich ja herumgesprochen haben, daß das "verbrauchte" Substrat aus der Pilzzucht genial gut für den Boden ist - ich vermute mal, weil damit eine wesentliche Abbaustufe der Cellulose (aus dem Stroh) und der Stickstoffanteile (aus dem Pferdemist) schon erledigt ist, also Platz für aufbauende Organismen.
Ich meine, die Holländer importieren seit Jahren aus Rußland und dem Baltikum alles an strohigem Pferdemist, was sie kriegen können (das Stroh darf nicht gespritzt sein) für ihre Pilzzuchten, und verkaufen nicht bloß die Pilze, sondern auch diese Erde danach.
Wenn's nicht gut wäre, würd es keiner kaufen - jedenfalls nicht öfter als einmal... :engel:
Eure Gedanken dazu? Hat das schon mal selbst jemand angetestet?
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Little Joe
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Re: Erst Würmer und Pilze zum Vorverdauen?

#2

Beitrag von Little Joe » Mo 4. Okt 2010, 18:05

Mein Pferdemist wandert ja mit allem Grünzeugabfall und altem Heu und Stroh in den Würmerkompost. Unter den Küchenabfällen scheinen auch Pilzreste gewesen zu sein nu hab ich da ne Champingonplantage. Nach einem Jahr haben die Würmchen die Miete durch und gehen zur nächsten was sie hinterlassen ist super für alles wachsende Grünzeug.
Erstaunlich, dass Menschen, die alles besser wissen, nie etwas besser machen.

Landfrau

Re: Erst Würmer und Pilze zum Vorverdauen?

#3

Beitrag von Landfrau » Di 5. Okt 2010, 14:13

Wiesenhof - ja, die mit den Hühnern - machen auch Zuchtchampignons.
Jemand aus unserem Dorf hatte von dort mal ne Ladung alten Substrates bekommen und ausgebracht.

Man aß Massen von Pilzen in der Zeit danach......
Ob es den Boden verbessert hat, ist mir nicht bekannt. Hab auch nicht gefragt.
Ich glaube aber nicht, dass (auf Sand) irgendeine Maßnahme etwas bringt, wenn sie nicht damit einhergeht, den Boden dauerhaft zuzudecken.
Und eine Mulchwirtschaft hat keiner der LAndwirte hier.

Bekäme ich es, tät ich auch welches nehmen - primär, um Champignons anzusiedeln.
Dies Jahr hat es gut gepilzt hier, aber als Zugezogenen kennen wir die "Stellen" ja nicht und immer nur Parasole sind nicht so der Brüller. Champignons auf düngesalzfreier Schafweide sollten eigentlich in Gang kommen.....

Zur Bodenverbesserung: Wir hatten hier auf sog Karnickelsand begonnen - ich beschränke die Betrachtung mal auf dem gemüsegarten. Nach reichlichem Mulchen mit altem Heu, Schafmist, dem Einbringen von allem, was sonst noch anfällt: Holzasche, Sägemehl, Schafwolle, Laub, Bentonit (die nasse Katzenstreu) und natürlich den abgeernteten gemüsepflanzen kann ich heut nur sagen "boah ey, datt wächst!"
Wobei nicht unberücksichtigt bleiben darf, dass es seit 8 Wochen gut feucht ist. Wohingegen es davor 8 Wochen extrem trocken war und nix wuchs und sich auch das Substrat nicht abbaute. Was aber kein Wunder ist, ohne Wasser.

Die terraPreta-Reaktoren stehen noch unberührt da, ich habs auch nicht so mit dem Herumtransportieren von MAterial - zu faul. darum flächenkompostier ich ja auch. Trotzdem find ich die idee, Holzkohle mit Ionen zu beladen, interessant, zufällig hab ich gestern in einem 60 Jahre alten Hauswirtschaftsbuch von einer Technik gelesen, Torf in ähnlicher Weise aufzuladen - leider ist Torf aber nicht ökorrekt. Wobei man den ja selber abbauen könnte, bei ausreichend tiefem Buddeln hier - es wäre so zumindest garteninterne Kreislaufwirtschaft.

Und einen Haufen gibt es noch, in dem ich unbrauchbare Wolle vergraben hab zusammen mit holzigem Material. Der wird nun demnächst noch aufs gemüseland gehen, dann hat es sich zu Ende haufenkompostiert

Derzeit bin ich dabei, abgeerntete Flächen "platt" zu machen, die werden demnächst entweder mit Bändchengewebe zugedeckt oder nochmal gemulcht, dann sind sie im Frühjahr sofort bestellfertig.

Ich halte es für das Sinnvollste, möglichst mit wirtschaftseigenen Mitteln ein zunächst kleines Stück Land zu meliorisieren. So, dass man nichts heranschaffen und keine komplizierten Verfahren anwenden muss.

Dahinter steht der gedanke, im Zweifelsfall mit dem auszukommen, was vorhanden ist.
Das oben erwähnte Hauswirtschaftsbuch beeindruckte mich da sehr. Wer Seymour gelesen hat, könnte sich so etwas als Komplement mal anschauen. Für eine fünfköpfige Familie - da sind also 1 - 3 Kinder bei - rechnet man pro Monat 30 kg Wäsche. Das sind etwa 6 Maschinen voll. Nebenher wurden 5 Kühe von HAnd gemolken, gebuttert, Schweinefutter gekocht, Brot gebacken, Küken aufgezogen, ein Garten von ca 500 qm bestellt, gemostet, Wäsche genäht und gewaschen (im Dorfwirtschaftshaus) und geflickt, geschlachtet und gevorratswirtschaftet. Weitgehend ohne Maschinen und E-geräte.

Heuer läuft in einem Haushalt mit Kindern die Waschmaschine rund um die Uhr, nebenher der Trockner, Garten ist bestenfalls Spielplatz und der Apfelbaum ein Alibi ("wir sind gar nicht dazu gekommen, einen Apfelkuchen zu backen..."), Socken werden nicht gestopft und Säume nicht herausgelassen, Lebensmittel werden verzehrfertig eingekauft und trotzdem steht morgens noch nicht mal ein gedeckter Frühstückstisch für die Familie bereit, geschweige denn eine geordnete warme Mahlzeit für alle. "Inken, möchtest du noch einen Dinkelkeks?"

Gut, hat nun nix mit Würmern und Pilzen zu tun.
Aber die haben sich auf dem Gemüseland auch eingefunden - ganz von allein und in beeindruckender Zahl.

Kannst es dir gern mal anschauen kommen, solang es noch nicht richtig herbst ist...

Gruß, Landfrau,
die auch nicht wie in Nachkriegsjahren leben möchte. Aber sich gern mal die Augen für den selbstverständlichen Luxus von heute öffnen lässt und nebenbei erfährt, wie man selber sterile Binden machen kann und woran man erkennt, dass jemand handmelken kann: es schäumt im Eimer.

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luitpold
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Re: Erst Würmer und Pilze zum Vorverdauen?

#4

Beitrag von luitpold » Di 5. Okt 2010, 15:58

Landfrau hat geschrieben: Die terraPreta-Reaktoren stehen noch unberührt da, ich habs auch nicht so mit dem Herumtransportieren von MAterial - zu faul. darum flächenkompostier ich ja auch. Trotzdem find ich die idee, Holzkohle mit Ionen zu beladen, interessant, zufällig hab ich gestern in einem 60 Jahre alten Hauswirtschaftsbuch von einer Technik gelesen, Torf in ähnlicher Weise aufzuladen - leider ist Torf aber nicht ökorrekt. Wobei man den ja selber abbauen könnte, bei ausreichend tiefem Buddeln hier - es wäre so zumindest garteninterne Kreislaufwirtschaft.
reaktoren :eek: huch, ich würde einfach die holzkohle dazuwerfen, im hühnerstall auf den boden, unter und auf den kompost, als schwimmschicht auf die gülle, auf den vor sich hinrottenden misthaufen, das lädt dann schon. auf den komposthaufen und auf der gülle werden so wenigsten die flüchtigen substanzen (ammoniak etc.) teilweise zurückgehalten und pflanzenverfügbar gemacht.
Landfrau hat geschrieben:keine komplizierten Verfahren anwenden. Dahinter steht der gedanke, im Zweifelsfall mit dem auszukommen, was vorhanden ist.
meine rede.
Landfrau hat geschrieben:Das erwähnte Hauswirtschaftsbuch...... Für eine fünfköpfige Familie ein Garten von ca 500 qm bestellt, gemostet.....
sind da genauere flächenangaben dabei??? kartoffel, tierfutter, obstflächen??? dieses thema haben wir ja glaub ich immer noch nicht durch.

lg
luitpold
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

BernhardHeuvel
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Re: Erst Würmer und Pilze zum Vorverdauen?

#5

Beitrag von BernhardHeuvel » Mi 6. Okt 2010, 09:41

Sabi(e)ne hat geschrieben:Hat das schon mal selbst jemand angetestet?
In unserer Gegend bringen die Landwirte jedes Jahr die Überreste der Pilzzuchten aus Holland auf seine Felder. Die Felder blühen danach vor lauter Pilzen und in der Gegend riecht es recht unangenehm.

Pilze sind natürlich eine Art Vorverdauung - doch der Fehler liegt in der Anwendung/Umsetzung, und zwar so, daß dieser Rohhumus dann massenhaft aufgebracht und dann auch noch in die Erde eingepflügt wird. Daraufhin findet eine Restverwesung unter begrenzter Sauerstoffzufuhr statt.

(Regen-)Würmer ernähren sich nicht direkt von verwesendem Material, sondern legen mit diesem Material kleine Gärten in ihren Gängen an. In diesen Gärten wachsen dann Pilze und Kleinlebewesen - von denen sich der Regenwurm dann ernährt.

Viel wichtiger für die Vorverdauung sind Nematoden, der Pilz Aspergillus niger, die verschiedenen Arten von Fliegenlarven (welche in einer Reihenfolge den Rohmist besiedeln, auf einer Art folgt die andere!), sowie die Insektenwelt. Für die Verdauung von den harten Materialien, das sind Lignin, Chitin, Cellulosen - also Vielfachzuckerverbindungen - sind vor allem die Lithobionten verantwortlich, die ja auch für den Aufschluß der Mineralien zuständig sind. Der Aspergillus niger ist von den Lithobionten ein wichtiger Vertreter.

Viele Grüße
Bernhard

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