gedämpfte Erde

Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: gedämpfte Erde

#31

Beitrag von Oli » Do 27. Mai 2021, 08:45

Lieber Eberhard,
ich lade dich herzlich ein dir meinen Garten bei Gelegenheit anzusehen und dann ggf. deine Einschätzung zu überdenken oder zu wiederholen.

Ich bin nicht der Typ, der so lange nach Problemen sucht, bis das ganze Unterfangen unmöglich wird sondern eher als Praktiker bekannt, der gegen die Widerstände sein Ziel durchsetzt. Und ich rechtfertige mich auch nicht gerne, aber hier kurz die Erklärung:

- Garten erschaffen aus einer Koppel, die nahezu komplett mit Quecke bewachsen ist. Ich meine damit nicht das Vorkommen von Quecke, wo man hier und da mal lockern und zupfen muss, sondern einen dichten Teppich
- von seltenen Hitze- und Trockenperioden abgesehen dauerfeuchtes Klima wo das Zeitfenster zum verdorren lassen von Wurzeln klein ist
- Schreiberling einer kleinen Serie 'Schrecken mit Quecken' wo ich über alles mögliche berichtet habe, was hier so mit Quecke passiert ist und getestet wurde (beispielsweise der Versuch, Quecke zu verjauchen, über Winter unter Wasser in einem verschlossenen Behälter gehalten, Jepp, die lebt weiter)
- einen Acker ausgeschachtet und durchgesiebt, alle noch so kleinen Wurzelstückchen entfernt, zum Verdorren (LOL) hingelegt, Ergebnis siehe oben
- der Garten ist als Naturgarten angelegt, im oberen Bereich am Haus geordneter, nach unten zum Landschaftsschutzgebiet hin ein wilderer Übergang, hier wachsen und blühen viele Wildkräuter seit wir hier sind und das soll auch so. Geordneter Wildwuchs nenne ich das.
- das Ganze ist etwas größer und ich habe leider nicht die Zeit, um jedes Unkraut vor der Samenreife zu ernten. Ich wünschte es wäre anders aber das wird die nächsten 16 Jahre oder so voraussichtlich nicht der Fall sein
- es sind körperliche Einschränkungen vorhanden
- hier gab es kaum Leben, Frösche und Kröten wurden ebenso getötet wie Maulwürfe; alles was hier jetzt kreuchen und fleuchen kann und Unterschlüpfe und Nahrung dafür findet, ist hier weil wir den Garten so angelegt haben
- wir leben nicht in einer Utopie


Daher:
Ich wiederhole mich gerne: ich bewundere jeden, der einen großen Biogarten mit verschiedenen Bereichen so bewirtschaften kann, dass alles perfekt und optimal läuft und jede Menge Nahrung bei rausspringt.

Ich kann das offenbar nicht und gebe das sogar
Also, was zum Geier spricht gegen den Kompromiss, Teile der anfallenden Biomasse zu dämpfen? :)

Benutzeravatar
Seth
Beiträge: 162
Registriert: Di 26. Nov 2019, 15:53

Re: gedämpfte Erde

#32

Beitrag von Seth » Do 27. Mai 2021, 10:19

Was mich nerven würde, wäre die Erde erst zu sieben, das ist aufwändig, hab ich keine Lust zu.
Was mir beim Dämpfen leid tun würde, wären wirklich die vielen Regenwürmer, die sich in meiner Komposterde befinden.

Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: gedämpfte Erde

#33

Beitrag von Oli » Do 27. Mai 2021, 10:45

Ggf. könnte man die Würmer rüberlocken in einen anderen Haufen so wie bei einer Wurmkiste?
Das sieben könnte man ja mit dem Einfüllen kombinieren indem man die Erde durch ein Gitter einfüllt. Ist zwar auch aufwändiger als einfach rüberschaufeln aber hält sich doch in Grenzen.

Benutzeravatar
Seth
Beiträge: 162
Registriert: Di 26. Nov 2019, 15:53

Re: gedämpfte Erde

#34

Beitrag von Seth » Do 27. Mai 2021, 11:37

Hier schreiben sie, dass gedämpfte Erde gar nicht so gut geeignet ist für Jungpflanzen. Ich dachte dadurch sei alles abgetötet, die schreiben nun das sehr viele Nährstoffe freigesetzt werden.
Ich verstehe es nicht.

Durch die schnelle, hohe Freisetzung der Nährstoffe, eignet sich die sofortige Verabreichung von gedämpfter(m) Erde/Kompost nicht für Jungpflanzen. Hier würde es zu einer Überversorgung kommen, welche Jungpflanzen nicht vertragen und im schlimmsten Fall eingehen. Mit einer großzügigen Portion Sand oder Einarbeitung von Kokosfasern kann die Erde/der Kompost deutlich neutralisiert und für Jungpflanzen brauchbar gemacht werden.


https://www.hausgarten.net/kompost-und- ... ieren.html

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: gedämpfte Erde

#35

Beitrag von penelope » Do 27. Mai 2021, 12:31

Kompost oder eben auch nährstoffreicher Mutterboden eignet sich gundsätzlich nicht zur Anzucht - egal ob gedämpft oder nicht gedämpft. Das hat ja immer zuviel Nährstoffe.

Aber spezielle sterile nährstoffarme Anzuchterde braucht es ja nur für die allererste Zeit, dann können die Pflanzen in aufgedüngte Erde pikiert werden. In reinen Kompost würde ich aber gar keine Pflanze direkt pflanzen und Gartenerde in Töpfen funktioniert ja auch nicht. Leider braucht es für eine sinnvolle Topfkultur ja immer irgendein Substrat, sei es Torf oder Kokosfaser, das gut Wasser speichern kann.

Zur Verwendung in Beeten wäre Komposterde, die garantiert unkrautfrei ist, natürlich super gut. Es ist nur eben fraglich, wie groß der Effek auf den gesamten Unkrautdruck ist und wie hoch der Aufwand dafür ist. Ich denke, es hängt sich sehr viel von den individuellen Gegebenheiten vor Ort ab, ob sich das lohnt oder nicht.

(Wenn noch viele Würmer im Konpost sind, dann ist der noch nicht feritg)

Eberhard
Beiträge: 378
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: gedämpfte Erde

#36

Beitrag von Eberhard » Do 27. Mai 2021, 14:07

die schreiben nun das sehr viele Nährstoffe freigesetzt werden
Tiere, Pflanzen und Miikroorganismen benötigen für ihr Leben und Funktionieren Nährstoffe. Diese sind gebunden in diesen Organismen.
Mit dem Ableben wird diese Bindung beendet, und es beginnt über diverse Prozesse (Fäulnis, Rotte) eine Mineralisation, also vereinfacht eine Zerlegung in Moleküle/Ionen, so also auch eine Mineralisation des Lebens im Kompost als auch eine Mineralisation noch vorhandener Pflanzenteile sowie vmtl. auch von vorhandenem Humus. Zusätzlich dürfte auch durch die Beseitigung des Lebens ein möglicher Humusaufbau generell abgebrochen werden.

Das ist also eine Umkehrung davon, wie man Nährstoffe (eigentlich) gut und sehr sicher vor Auswaschung im Boden speichern kann: Reiches Bodenleben, lebende Pflanzenwurzeln, (Dauer)Humus - alles gerne auch über den Winter.
Kompost oder eben auch nährstoffreicher Mutterboden eignet sich gundsätzlich nicht zur Anzucht - egal ob gedämpft oder nicht gedämpft. Das hat ja immer zuviel Nährstoffe.
Ich glaube nicht, dass man Angst haben muss, wenn man seine Samen in die Erde der ukrainischen Schwarzerderegion legt. Es kommt eher darauf an, ob diese Nährstoffe mineralisiert als Salzionen wirken oder ob sie organisch gebunden vorhanden sind und von der Pflanze eigenbestimmt "abgerufen" werden können (Pflanzen können so etwas, wenn man sie lässt).
Aber: Kompost ist nicht gleich Kompost, Boden ist nicht gleich Boden.

@Oli: Dein Problem ist jetzt ein spezielleres, für das ich keine Lösung anbieten kann - was ja angesichts meines Nichtstuns und Nichtswissens, bescheinigt von hier auftretenden Praktikern und Wissenden, auch sehr verwunderlich und gegenüber der versammelten Intelligenz nicht angemessen wäre, zumal in der Kurzfristigkeit. In jedem Fall ist der Kampf gegen solche besonderen Gegner etwas anderes als ein normaler Umgang mit Boden und Kompost und würde auch in mir kriegerische Handlungen mit besonderen Maßnahmen provozieren.

Trotzdem als Gedanke: Wenn es um "geerntete" Biomasse geht: Silage/Sauerkraut kennst Du sicherlich (nichts anderes als der Bokashi-Gedanke). Bei einer vollständigen Fermentation sollte da eigentlich nichts Eigenständiges daraus wachsen können, zumindest könnte man das testen. Mit einer (abgedichteten) Erdgrube oder einem Durchfahrtsilo kann man da auch größere Mengen beherrschen. Das resultierende Substrat ist nicht nur nutzbar, sondern auch wertvoll. Die Vorteile von einem Sauerkraut gegenüber geschnittenem Weißwohl muss ich sicher nicht erläutern.

Zusatzgedanke: Solche Silage, etwas verdünnt, könnte man zur Basisfüllung von Hochbeeten nutzen, also für untere Schichten. So hält man das Substrat einerseits noch isoliert, andererseits kann es als Wachstumsturbo wirken. Bei einem Austausch so aller drei Jahre hat man dann auch eine gute Vererdung und kann dann diesen fertigen und lebenden Kompost außerhalb einsetzen.
Ich hatte ja mal größeren Mengen gehäckseltes Fichtenreisig. Etwas angemischt mit weiteren Materialien hat das wie beschrieben teilweise seine erste Nutzung darin gefunden, Füllmasse für Hochbeete zu geben und dabei schön geduldig zu vererden, so mit lebenden Pflanzen oben darauf.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: gedämpfte Erde

#37

Beitrag von penelope » Do 27. Mai 2021, 14:21

Es geht hier ja nicht um Samen in ukrainischer Schwarzerde, sondern um Gemüseanbau zur Selbstversorgung, sprich: ich habe Samen von Pflanzen, die in dieser Region der Erde nicht natürlich vorkommen und die stark züchterisch verändert wurden und möchte diese in der künstlichen Umgebung eines Anzuchttopfes, in einem geheizten/bzw. aufgewärmten Innenraum und ggfls. noch mit künstlichen Licht zum Keimen bringen und daraus Jungpflanzen ziehen.

Das es schon immer irgendwas gibt, was sogar direkt auf dem Kompost wächst, zeigt mir die Ackerwinde sehr beharrlich. Aber die Tomaten und der Salat werden halt direkt im reinen Kompost nix.

Eberhard
Beiträge: 378
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: gedämpfte Erde

#38

Beitrag von Eberhard » Do 27. Mai 2021, 14:57

im reinen Kompost
Kompost ist kein Humus und kein Boden. Aber in diesen drei Begriffen wird eine hohe inhaltliche Vielfalt vereint - man kann auch sagen: Beinahe jeder meint etwas anderes, obwohl er gleiche Worte verwendet.
Wie wird aus Kompost eigentlich Humus?
Annie Francé-Harrar hat in ihren mexikanischen Kompostierungen z.B. nach einer Heißrotte dem Kompost explizit Tonerde und gezielte Mikroorganismen beigefügt, damit eine Humufizierung überhaupt einsetzen kann. Wer tut so etwas hier bzw. welcher Kompostratgeber enthält eine solche Information?

Meine erste "Schwarzerde" hatte ich erzeugt, indem ich Pflanzenkohle eingemischt habe. 20 Prozent Anteil färben ganz ordentlich ... Natürlich ist das damit noch keine höherhumose Erde.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: gedämpfte Erde

#39

Beitrag von penelope » Do 27. Mai 2021, 15:05

Eberhard hat geschrieben:
Do 27. Mai 2021, 14:57

Kompost ist kein Humus und kein Boden.
Deswegen hab ich oben ja gerschrieben Kompost UND nächstoffreicher Mutterboden - das war schon Absicht. Man könnte es auch noch erweitern in: jegliches besonders nährstoffreiches Substrat ist für eine Anzucht (von den meisten in mitteleuropa üblichen Gemüsepflanzen) eher nicht gut geeignet.

Eberhard
Beiträge: 378
Registriert: Sa 23. Jan 2021, 12:58

Re: gedämpfte Erde

#40

Beitrag von Eberhard » Do 27. Mai 2021, 15:12

Eine Direktsaat im Freien ist quasi auch eine Anzucht. Wie hältst Du das da?
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Antworten

Zurück zu „Bodenpflege, Humus, Kompost, Düngung“