terra preta

jesamine
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Re: terra preta

#621

Beitrag von jesamine » Mo 9. Apr 2018, 10:53

@hobbygaertnerin
Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen.
Ich denke also das beste ist es für die Pflanzung von Tomaten, Zuccini etc. schnellstmöglich Brennesjauche anzusetzen und damit etwas Kohle auf zu laden und die restliche und weiter anfallende Kohle in den Kompost für nächstes Jahr einzubringen.
Kannst du bitte noch sagen wie groß die Kohlestücke idealerweise bzw maximal sein sollten.
LG Jesamine

Rati
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Re: terra preta

#622

Beitrag von Rati » Mo 9. Apr 2018, 13:49

ihno hat geschrieben:die erhaltung der Bodenfruchtbarkeit hat auch keine " Tradition " in Europa...
Das ist mMn so aber nicht richtig ihno.
Traditionelle Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit in Europa nannte sich Dreifelderwirtschaft.
Während terra petra meines Wissens nicht der Erhaltung sondern der Erschaffung fruchtbaren Bodens diente.

Grüße Rati
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Benutzer 2354 gelöscht

Re: terra preta

#623

Beitrag von Benutzer 2354 gelöscht » Mo 9. Apr 2018, 13:58

Ok überredet.
Ist Terra Preta bewusst hergestellt worden oder war es eher ein glücklicher Zufall ?
Hab ich mich noch nicht mit beschäftigt.

Rati
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Re: terra preta

#624

Beitrag von Rati » Mo 9. Apr 2018, 14:59

ihno hat geschrieben:Ok überredet.
Ist Terra Preta bewusst hergestellt worden oder war es eher ein glücklicher Zufall ? ...
wie bei fast allem zur damaligen Zeit, können wir davon ausgehen das es bewust hergestellt wurde, nachdem zufällige Ereignisse sich als glücklich erwiesen. :mrgreen:
Noch mal ohne Witz.
Wahrscheinlich haben die menschen bemerkt das auf ihren "Müllkippen" kräftigere Pflanzen wuchsen als auf dem schnell ausgelaugem nur brandgerodeten und freigeräumten Regenwaldböden.
Dann begann die Experiomentierphase und schließlich die bewuste Herstellung.


Grüße Rati
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Re: terra preta

#625

Beitrag von Sonne » Mo 9. Apr 2018, 22:58

Danke Hobbygärtnerin für deine nochmals so ausführliche Antwort. :herz:

Muss ich mir mal in aller Ruhe durchlesen und auch weiter im Internet forschen.

Aber doch noch eine Frage:

Du 'lädst' also die Holzkohle 1/2 Jahr auf und dann kommt sie auf's Beet.

Und dann?

Läd sie sich dann wieder ab...'entleert sich' sozusagen und bleibt als leere 'Hülle' zurück, die dann ja eigentlich wertlos ist....
oder zu 50% wertlos, denn die Fähigkeit, Wasser zu speichern bleibt ja wahrscheinlich.

Oder läd sie sich wieder auf, durch Düngung auf dem Beet zum Beispiel. :hmm:
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: terra preta

#626

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 10. Apr 2018, 06:08

@jesamine,
je kleiner die Kohlestückchen sind, umso grösser ist ihre Oberfläche. Ich denke, dass die Reststückchen aus dem Ofen bzw. vom Grill eh schon ziemlich klein sind.

@Sonne,
ich lass die Holzkohleteile für mindestens 2 Wochen in einer Brühe oder Jauche aufladen.
Praktischerweise schütte ich die abgelöschte Holzkohle in einen grossen Behälter und lass sie dort, bis ich sie raushole und unter den Mist mische, den ich auf den Komposthaufen gebe.
Die Holzkohle, die ich in den Hühner- oder Kaninchenstall auf den Boden gebe, hat dort gleich Zeit und Gelegenheit, sich mit Stickstoff aufzuladen, das kommt dann alles gleich auf den Kompost und da geb ich noch etwas abgelöschte Holzkohle daraunter.
Den Komposthaufen fülle ich übers Jahr auf und lasse ihn dann noch über den Winter ein halbes Jahr reifen - im Frühjahr kommt er dann wieder auf die Beete. Da sind die zugegebenen holzigen Shredderteile noch nicht total verrottet, aber das macht nichts, die lockern die Erde. Allerdings hacke ich alles, was ich in den Kompost gebe, relativ klein- z.B. Sonnenblumen- Maistengel,auch im Frühjahr alles, was beim Staudenbeetabräumen anfällt. Dafür erspare ich mir das Umsetzen und Sieben des Kompostes. (So ein elektrisches Kompostsieb steh schon ewig auf meiner Wunschliste, aber bis jetzt hab ich das noch nicht hinbekommen)
Bei der Aufladung der Holzkohle geht es darum, dass die Holzkohle sonst im Kompost oder Gartenbeet den Pflanzen die Nährstoffe wegräubert und die Pflanzen in die Röhre schauen.
Die Pflanzenwurzeln wachsen in die Holzkohleteile rein, holen sich dort, was sie suchen und brauchen.
Bei der Terra Pretazuteilung gehen die Meinungen auseinander, die einen geben einmal eine ziemlich grosse Menge auf ein Beet und das soll sich dann für viele Jahre einwachsen und im besten Falle auch noch vermehren,
die anderen geben jedes Jahr eine normale Kompostmenge auf die Beete.
Was mir noch als Unterscheidung von Kompost zu Bokashi eingefallen ist,
Kompost kommt oben auf die Beete, Bokashi ist fermentiertes Material, das in den Boden eingegraben wird.
Durch die Umwandlungsprozesse im Kompost gehen auch Nährstoffe verloren, die beim Bokashi beim Vergraben noch vorhanden sind.
Mit der Holzkohle will man diese Nährstoffverluste im Kompost auffangen.

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Re: terra preta

#627

Beitrag von Sonne » Di 10. Apr 2018, 16:52

Danke für die vielen Infos. Du könntest wirklich ein Buch schreiben. :hmm:
hobbygaertnerin hat geschrieben: Bei der Aufladung der Holzkohle geht es darum, dass die Holzkohle sonst im Kompost oder Gartenbeet den Pflanzen die Nährstoffe wegräubert und die Pflanzen in die Röhre schauen.
Die Pflanzenwurzeln wachsen in die Holzkohleteile rein, holen sich dort, was sie suchen und brauchen.
st auffangen.
Ja genau...das habe ich verstanden. Die Pflanzen nuckeln die Holzkohle aus, wie Babys die Milchflasche.

Aber danach?

Bleibt die Holzkohle dann 'leer' zurück?
Dann wäre ja mit der Zeit viel unbrauchbares Material auf dem Beet.
Oder läd sie sich durch nachfolgenden Kompost oder sonstwas wieder auf?

Aber damit würde sie (die Holzkohle) ja auch zumindest eine zeitlang wieder den Pflanzen Nahrung rauben und ev später dann wieder abgeben.

Oder versteh' ich da was nicht ganz? :hmm:
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: terra preta

#628

Beitrag von osterheidi » Di 10. Apr 2018, 20:26

Versuche es , es klappt :grinblum:

Benutzer 72 gelöscht

Re: terra preta

#629

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 10. Apr 2018, 21:33

Ich hab das mit dem "Nachwachsen der terra preta" immer so verstanden, dass sie sich eben durch alles mögliche permanent wieder auflädt.
Also durch Düngegaben und auch durch die Prozesse im Boden selbt. Die Mikroorganismen leben, es fallen Pflanzenteile an und so - ?

viktualia

Re: terra preta

#630

Beitrag von viktualia » Di 10. Apr 2018, 22:13

Das ist grad eher ein begriffliches Problem, "aufladen" ist nicht ganz verkehrt, weil die Kohle, wenn sie die Baktis bei ihrer Arbeit beherbergt, auch deren biochemischen Prozesse auf ner "elektrischen Ebene" unterstützt. http://www.ithaka-journal.net/pflanzenk ... fuetterung(bissl runterscrollen bis 3.2, Redoxpotential), sie also was "batteriemässiges" hat.
Aber solange der "Strom lebt", wird sie nicht leer, die Kohle. Irgendeine Baktigeneration tut ihr Werk.

"Aufgeladen" wird sie nur einmal am Anfang, weil sie halt leer ist; deswegen wurde sie ja nicht einfach gebrannt, sondern gelöscht, um diese Poren zu leeren, zu erzeugen. Diese leeren Poren wollen erst besiedelt werden.
Wenn du frische Kohle und Pflanzen zusammenbringst, hast du halt Konkurrenz um das vorhandene Futter, erstmal. Das geht aber sowohl wieder weg, bzw. du musst es ja nicht gleichzeitig tun (nimm irgendwas, Apfelsaft, Hefewasser, Kefir, Sauerkrautsaft, Kompostwasser, egal)
und kommt auch nicht wieder, du bekommst die Kohle nicht mehr leer.

Die Kohle als solche nährt nicht die Pflanzen - die Ernährung auf natürlichem Weg, also das Umsetzten des Humus in pflanzenverfügbare "Größe", läuft leichter ab, die Baktis tun ihr Werk williger in der "schönen Wohnung"/aufgeladenen Batterie.

P.S.: wenn du gleichzeitig aufladen und pflanzen willst, ist es natürlich nicht ganz egal. Dann lass sie 2 Tage in Blumenerdewasser ziehen; wenn du 2 Wochen dazwischen hast, nimm halt irgendwas, was gären kann.)

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