Der Zusammenhang zwischen Boden, Releif, Gestein und Klima ist kompliziert. Es lassen sich deshab nur generelle Aussagen machen.
Tscharlie hat geschrieben: ↑Do 18. Apr 2024, 17:52
Eigentlich müßte as Kalkgestein, da aus orgnischen Material "gewonnen", "nahrhafter" sein müßte als der Granit.
Das mit dem Kalk hat folgenden Grund:
Reiner Kalk ist chemisch reines Kallziumkarbonat und löst sich im durch CO2 angesäuerten Regenwassser vollständig auf, weshalb diese Gesteine verkarsten und arm an Oberflächengewässern sind, weil alles versickert. Die Bodenbildung ist gehemmt, weil es kaum Tonminerale gibt. Es fehlt auch Sand und anderes mineralischem Feinmaterial - Kalk löst sich im Regenwasser einfach auf. Zudem kommt es wegen des sehr harten Gesteins zu schroffen Formen. Das ist z.B. bei den nördlichen Kalkalpen oder auch im Friaul sehr auffällig. Dort hat man oft oberhalb der Waldgrenze nur noch kahle Berge. Von der Nähe betrachtet hat es aber in den Gesteinsspalten meist eine sehr artenreiche Vegetation. Da, wo es weniger steil ist und sich etwas mehr Feinmaterial ansammeln konnte (das zum Teil auch durch Gletscher von weiter weg gebracht wurde, oder was durch Verwitterung von etwas weniger reinem Kalk entstanden ist), hat es aber gute Böden, was man von weitem an den Wiesen sehen kann. Die typischen Böden sind Humuskarbonatböden - eine schwarze Feinerde auf reinem Kalkstein, Verwitterungsschichten fehlen.
Granite und noch mehr Quarzite sind auch sehr hart und verwitterungsbeständig, jedoch chemisch vielfältiger. Die Feldspäte darin bilden durch Verwitterung Tonminerale, und das Gestein ist nicht wasserlöslich, das Gebirge deshalb jedoch reich an Oberflächengewässern und somit erosionsanfälliger. Aus Graniten werden je nach Klima weniger schlechte Böden als auf Kalkgestein, die aber zur Versauerung neigen und stark ausgewaschen werden. In Geländemulden reichert sich aber fast stets Feinmaterial an, so dass dort sofort bessere Böden vorhanden sind.
Die besten Böden gibt es dort, wo Mischgestein vorliegt, Gegenden mit Tonschiefer oder Mischgestein bilden Berge mit sanften Formen und besseren Böden. Sie tragen deshalb auch die schöneren Almen und Heuwiesen. Man vergleiche z.B. den (das?) Karwendel nördlich von Innsbruck mit der Gegend von Kitzbühel mit Schiefergesteinen und guten Heubergen und dann, weiter südlich, dem Alpenhauptkamm, der aus Gneis und Granit besteht. In der Schweiz gibt es eine ähnliche Abfolge.
Es kommt aber im einzelnen sehr auf die genaue Art des Gesteins und natürlich auf das Klima an. Das Relief hat grossen Einfluss auf die Bodenbildung, weil durch die starke Erosion im steilen Gelände nur dünne Bodenschichten vorhanden sind. Die besten Böden sind Grundmoränen ehemaliger Gletscher.
Junge Vulkanböden sind oft sehr mineralstoffreich, weil das Ausgangsgestein sehr viele Mineralien enthält, die vulkanische Asche wie Gesteinsmehldünger wirkt und noch nicht alles ausgewaschen wurde. Diese Böden sind aber in Europa selten.
In der Schweiz wurde z.B. der Nationalpark im Unterengadin südlich vom Inn angelegt, weil es dort wegen dem Gestein nur schlechte Alpen gibt und die Bauern damals das bessere Land nördlich nicht hergeben wollten.
Was man auch nicht vergessen sollte: Die Alpen waren bis Anfangs 20. Jahrhundert überbevölkert. Jedes mögliche Stück Land wurde bewirtschaftet und die Viehhaltung hat oft lokal zu besseren Böden geführt, auf Kosten der Ausmagerung von Wäldern durch Waldweide und Streusammeln sowie der Übernutzung von Weiden weiter weg. Viel Boden ist auch durch Abholzung und nachfolgende Erosion verloren gegangen. Diese Schäden sind vielenorts noch nicht verheilt.
Es gibt Gründe zur Annahme, dass viele dennoch einigermassen gute Böden auf schlechtem Ausgangsgestein ihre Existenz wesentlich dem Eintrag von Saharastaub über Jahrtausende verdanken. Weil vor menschlicher Nutzung nichts entnommen wurde, kam trotz geringer Einträge über die Zeit dennoch einiges zusammen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.