Bodenverbesserung Sandboden

Manfred

Re: Bodenverbesserung Sandboden

#11

Beitrag von Manfred » Di 30. Nov 2021, 10:04

Das Einbringen größerer Mengen organischen Materials (Kompost, Mist, etc.) ist schon sehr hilfreich, um den Boden schnell zu verbessern,
ebenso wie das lockern.
Ich wollte nur auf die die 2. Seite hinweisen.

Was Pflanzenkohle angeht, bin ich davon kein großer Freund.
Wird die Pflanzenkohle extra hergestellt, ist das durch die sauerstoffarme Verbrennung oft mit Schadstoffemissionen verbunden.
Und in alten Hausgärten, wo oft jahrzehntelang die Asche aus Holz- und Kohleöfen als Dünger und zur Entsorgung ausgebracht wurde, lassen sich idR alle möglichen Schadstoffe nachweisen, wenn man nur danach sucht, die sich durch den Ascheeintrag über die Zeit angereichert haben.
Der Kohlenstoff in der Kohle ist zudem sehr schwer löslich und steht dem Bodenleben damit nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung.
Ich würde mich deshalb eher auf die Förderung der Bodenbiologie statt auf solche vermeintlichen Wundermittel konzentrieren.
Ein gewisser positiver Effekt mag mit der Kohle erreichbar sein. Aber je besser die Bodenbiologie im Schuss ist, desto geringer wird dieser Effekt ausfallen.

Ellie
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#12

Beitrag von Ellie » Di 30. Nov 2021, 10:13

Ja, das sind gute Überlegungen. Mein Gedanke bei terra Preta bzw der Kohle war die Wasser- und Nährstoffspeicherkapazität zu erhöhen. Da ja bei sandboden alles so schnell ausgewaschen wird, dachte ich das sei sinnvoll. Generell sehe ich auch die Förderung der Bodenlebewesen und den Aufbau von (dauer-) Humus (was ja Hand in Hand geht) als Priorität.

Eberhard
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#13

Beitrag von Eberhard » Di 30. Nov 2021, 12:09

Aber je besser die Bodenbiologie im Schuss ist, desto geringer wird dieser Effekt ausfallen.
Selbstverständlich muss nicht näher ausdiskutiert werden, dass ein Tropfen Wasser auf einer heißen Herdplatte eine andere spürbare Wirkung erzielt als wenn man den Tropfen in den Bodensee fallen lässt.
Von solchen Überschuss-Situationen kann man aber i.d.R. nicht ausgehen, so dass man schon aufwandsarm weitere Maßnahmen beifügen kann.
Der Kohlenstoff in der Kohle ist zudem sehr schwer löslich und steht dem Bodenleben damit nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung.
Diese Kohle ist nun gerade nicht zur Verbauung in organische Stoffe gedacht.
Pflanzenkohle in richtiger Herstellung zeichnet sich aus durch hohe Porosität, also zum einen eine Riesenoberfläche und eine Vielzahl von Hohlräumen. Damit bekommt man eine Lebensraumbereitstellung für die Bodenmikroben. Die Mikroporen sind zudem Speichermöglichkeiten für Wasser und Luft.
Daneben hat die Kohle auf Grund ihrer chemischen Eigenschaften eine enorme Bindefähigkeit zu diversen Stoffen.
Asche aus ... Kohleöfen
Man darf aber jetzt nicht alles in einen Topf werfen - Ausgangsstoffe, woher, wie verarbeitet ...? Asche selber ist dann bekanntlich etwas sehr anderes als Holzkohle.
Typische Pflanzenkohle ist zertifiziert (Ausgangsstoffe, Regionalität, Gehalt an Problemstoffen). Bei Eigenherstellung sollte man sich, schon aus Eigeninteresse, an diesen Regeln für die Zertifizierung orientieren und eher die Mäßstäbe höher ansetzen: Self-Bio!

Einige Hinweise zu Pflanzenkohle hatte ich hier hinterlegt: Terra Preta
Für die eigentliche Wirkung der Pflanzenkohle in einem Boden genügt es, aufgeladene Kohle in den Boden hineinzubringen. Der andere Hokuspokus rundherum bedient andere Interessen.

Gedanken zu den Schadstoffen:
Natürlich kann Pflanzenkohle Schadstoffe mitbringen, besonders wenn man alles mögliche Schwarze aus verschiedensten Quellen in unterschiedlichster Erzeugung zu Pflanzenkohle erklärt, begonnen bei Grillkohle.
Für eine angemessene Beurteilung wird man aber einbeziehen müssen, was man sonst noch auf seinen Boden wirft, auch über Mist, Kompost, Gülle, Düngemittel, Pestizide, und was die Luft selber beibringt. Durch Geschichte und Gegenwart von Bergbau, Hüttenwesen, Industrie (inklusive industrielle landwirtschaftliche Produktion) und Verkehr gibt es flächenhaft langfristige Belastungen.
Wenn man Eigenurin als Dünger anspricht, kommt sehr schnell der Aufschrei wegen Schadstoffen, Drogen, Medikamenten, Hormonen, Antibiotika, Krankheitserregern usw. - was eigentlich zum Nachdenken darüber führen sollte, wie man lebt und womit man sich umgibt. Wenn man eine Wahl hat, könnte man eine gute treffen.

Die Quelle dazu habe ich leider verloren, aber mir war das Ergebnis einer Untersuchung untergekommen, die die Bindefähigkeit von Holzkohle zu anderen Stoffen betrachtete. Danach war die Bindefähigkeit bspw. zu Schwermetallen deutlich höher als jene zu Nährstoffen. So gesehen werden Schwermetalle darüber im Boden gebunden und damit weit weniger an Pflanzen abgegeben und somit weniger in den Nahrungskreislauf zurückgebracht.
An anderer Stelle nutzt man Aktivkohle (Herstellung bei deutlich höheren Temperaturen, viel geringere Porosität) bekanntlich zur Fixierung von Schadstoffen. Diese chemische Fähigkeit ist sicher allgemein bekannt.

Der Bioreaktor im Komposthaufen
Naturnahe Führung des Bodens mit viel Leben könnte sinngemäß auch zu einer eigenen Schadstoffminderung führen.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#14

Beitrag von emil17 » Di 30. Nov 2021, 12:56

Es ist nun mal oft so, dass man Gartenböden übrnimmt, die schon sehr lange in Kultur sind. Früher hat man so ziemlich alles in den Ofen geworfen, was brennt, Asche dann auf den Mist oder in den Garten.
Ich habe aus meinem Hausgarten jahrelang pfundweise Scherben, alte Nägel, Schuhnägel, Beschläge, Aluminiumtuben und anderes herausgelesen, das meiste wohl aus Asche von Hausfeuerungen. Die Nachbarn haben noch bis vor kurzem in ihrem Gartencheminee druckimprägnierte Rebpfähle verbrannt. Wenn ich daran denke, was früher für Farbpigmente verwendet worden sind, dann dürfte da einiges im Boden sein.
Eberhard hat geschrieben:
Di 30. Nov 2021, 12:09
Pflanzenkohle in richtiger Herstellung zeichnet sich aus durch hohe Porosität, also zum einen eine Riesenoberfläche und eine Vielzahl von Hohlräumen. Damit bekommt man eine Lebensraumbereitstellung für die Bodenmikroben. Die Mikroporen sind zudem Speichermöglichkeiten für Wasser und Luft.
... unter anderem deswegen hielt ich ja Müllkohle für eine nicht ganz fertig durchdachte Idee ...
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#15

Beitrag von Eberhard » Di 30. Nov 2021, 14:30

Nein, durchdacht war die Idee nicht.
Aber auch, wenn die Herausforderung umsetzbar wäre: Man kann und muss nicht immer alles von etwas Multifunktionablen haben.
Die Grobporigkeit bekommt man bei mittleren Temperaturen mit idealerweise Aufsprengen der Hohlräume per Wasser/Wasserdampf. Damit werden auch Anforderungen an Ausgangsstoffe und Prozesse definiert.
Aber Holzkohle an sich hat weitere nützliche Eigenschaften, das weiß auch der Chemiebegabte. Für spezielle Anforderungen können spezielle Eigenschaften genügen.

Wenn man eine Dimension für sich entdeckt hat: Eindimensionales Denken und Multifunktionabilität sind oft komplizierte Partner.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#16

Beitrag von emil17 » Di 30. Nov 2021, 16:50

Ich verstehe zwar jedes einzelne Wort, aber nicht was du damit sagen willst.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Bodenverbesserung Sandboden

#17

Beitrag von Manfred » Di 30. Nov 2021, 19:53

Die kalte "Verschwelung" in traditionellen Meilern oder kleinen Verkohlungsbehältern dürfte halt eher wenig geeignet sein für die Herstellung offenporiger (Aktiv-)Kohle.
Großtechnisch wird die Kohle dafür meist bei um die 900°C über mehrere Stunden lang mit Dampf aufgeschlossen.

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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#18

Beitrag von Rohana » Di 30. Nov 2021, 21:15

emil17 hat geschrieben:
Di 30. Nov 2021, 16:50
Ich verstehe zwar jedes einzelne Wort, aber nicht was du damit sagen willst.
... aber es hört sich toll an! Nu sei doch mal friedlich! :nudel:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#19

Beitrag von Eberhard » Di 30. Nov 2021, 22:37

Ich habe gerade noch einmal in eines der von mir verlinkten Videos reingeschaut. Diesmal fiel mir auf: Bei originalen Terra Preta-Böden wurden pro Quadratmeter 5 Kilogramm Holzkohle und noch einmal 20 Kilogramm Kohlenstoff in Humus gemessen.
Gelingt es, das zu begreifen? Gelingt es, Vorstellungen dazu zu entwickeln, was das an Gehalten im Boden und Schichtmächtigkeiten bedeutet?
Was darf man ableiten für Bodenleben, Bodenstruktur, Speicherfähigkeit, Fruchtbarkeit & Co.?
Wie würde man sich fühlen, wenn man solch einen Boden hätte?
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Manfred

Re: Bodenverbesserung Sandboden

#20

Beitrag von Manfred » Mi 1. Dez 2021, 00:15

@Eberhard:
Ich verstehe nicht, wieso du dich derart auf Terra preta versteifst.
Das ist eine Kulturtechnik der feuchten Tropen, also warmer Regenwaldstandorte mit hohen Niederschlägen, wo Nährstoffe, insbesondere essentielle Mineralien sehr schnell umgesetzt und ausgewaschen werden, wenn sie nicht in lebender Biomasse gebunden sind.
Aufgrund dieser Umweltbedingungen dominieren dort geschlossene Wälder. Der humose Oberboden ist in diesen Wäldern meist dünn, wegen der schnellen Umsetzung absterbender organischer Masse.

Die traditionellen Kleinrodungen dort wurden per Brandrodung geschaffen und nach Nutzungsaufgabe schnell wieder von Wald bedeckt.
Bei dieser Bewirtschaftung reichern sich natürlich chemisch stabile Kohlereste aus den in Abständen wiederholten Rodungen im Boden an. Und dort machen sie auch als zusätzlicher Nährstoffspeicher Sinn, der die Auswaschung bremst.

Hier haben wir völlig andere Bedingungen. Die Nährstoffauswaschung ist gering bis null, wenn man nicht wesentliche Bewirtschaftungsfehler (längerfristig nackter Boden, nicht durchwurzelter Boden, starke Überdüngung) macht. Der am stärksten begrenzende Faktor ist hier die Verfügbarkeit von Wasser, gefolgt von Sauerstoffmangel (und damit Übersäuerung) durch Verdichtung oder andere widrige Umstände im Boden. Deshalb sollte man sich hier prioritär auf die Verbesserung der Wasserspeicherkapazität und die Beseitigung anaerober Zustände konzentrieren.

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