Bodenverbesserung Sandboden

Ellie
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Bodenverbesserung Sandboden

#1

Beitrag von Ellie » Sa 27. Nov 2021, 10:25

Wir möchten jetzt im Winter einen Teil unserer Wiese zum Gemüsegarten umgestalten. Die letzten 10 Jahre (mindestens) wurde die Wiese als Pferdeweide genutzt und kaum Weidepflege betrieben. Der Boden drunter ist ziemlich sandig.
Ich habe in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit erhöhten Beeten gemacht, also keine Hochbeete, nur eine ca 30cm hohe Holzverschalung die mit gutem Kompost aufgefüllt wird, wie in England zb üblich.
Mein Nachbar (der natürlich von meinem ganzen neumodischen Permakultur und Bioanbau reichlich wenig hält) sagt, ich muss zuerst den Boden pflügen, Mist untermischen, eggen etc. Ich bin eher in der Mulchbeet/Boden nicht ummixen Ecke angesiedelt. Unsere Idee war, die Holzrahmen direkt auf die gemähte Wiese zu setzen, Pappe rein und mit (vorerst gekauftem) Kompost auffüllen. Da der sandige Boden drunter so leicht ist, sehe ich keinen Sinn darin zu graben...
Vermutlich wird es einige Jahre dauern, bis wir genug Kompost selbst herstellen bzw die Bodenfruchtbarkeit so erhöht haben, dass wir keinen Kompost mehr zukaufen müssen. Aber das ist für uns in Ordnung. Eine Investition in die langfristige Fruchtbarkeit unseres Gartens
Ich habe durch die Pächterin und ihre Ponys auch unbegrenzt Zugang zu Pferdemist. Sollte ich den zuerst kompostieren, oben auf die Beete machen oder beim anlegen unten in das Beet füllen und mit Kompost abdecken?

Würde mich über Anregungen oder Erfahrungen mit ähnlichen Bodenverhältnissen freuen :hhe:

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emil17
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#2

Beitrag von emil17 » Sa 27. Nov 2021, 11:03

Da es viele unterschiedliche Ansichten gibt und es kein Religionskrieg werden soll:
Wenn du Platz hast, mach eine Fläche mit Hozrahmen usw. und eine mit Mist und Umgraben, dann eine mit Pferdemist drunter und eine mit kompostiertem Pferdemist.
Dann siehst du, was passieren wird.
Was sicher notwendig sein dürfte: Quecken und degleichen wächst durch, also vorher entfernen und separat kompostieren.
Um mageren Boden fruchtbar zu bekommen, muss man nachhelfen, also wenn du Mist oder anderes Material bekommen kannst, her damit und kompostieren.
Was ich auch gelernt habe: Mist von Tieren, die mit Heu von magerer Wiese gefüttert wurden, gibt keinen fetten Kohl.

Bei Sand hilft auch Lehm, wenn man kriegen kann - es braucht aber reichlich.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eberhard
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#3

Beitrag von Eberhard » Sa 27. Nov 2021, 12:19

Bei Bodenverbesserung und langfristiger Fruchtbarkeit sollte man das Schlüsselwort Humus nicht unterschlagen, somit an machbare Möglichkeiten denken, eine Erhöhung des meist zu niedrigen Humusgehaltes hinzubekommen. Mist und Kompost sind noch kein (Dauer)Humus.
Wenn man an anderer Stelle viel von Zahlen hält, könnte man auch hier einmal messen statt nur über alles probieren und gucken. Also den Boden einer Untersuchung unterziehen (physikalisch, chemisch, biologisch), und daraus Schlussfolgerungen ableiten.

Mist bitte nicht eingraben. Das findet in der Natur so auch nicht in Größenordnungen statt. Man könnte aber den Mist derzeit per Mulchschicht in eine Flächerotte bringen und so die Zeit bis zur Frühjahrsbestellung nutzen, dabei besser die stoffliche und mikrobiologische Vielfalt erhöhen und daher entsprechend eigener Möglichkeiten Herbstlaub, Altgras und etwas von dem Kompost untermischen, dazu gerne auch Urgesteinsmehl, Zeolith, Bentonit-Katzenstreu, und natürlich Lehm- und Tonanteile, was Du bekommen kannst.

Wertvollen fertigen Kompost würde man besser nicht kahl über den Winter bzw. über vegetationslose Zeiten liegen lassen, sondern nach Möglichkeit oberflächlich in den Boden einarbeiten und mit einer Mulchschicht schützen, solange nicht eine Pflanzendecke dies übernimmt.

Nebenher kompostieren, mit den gleichen Zutaten wie oben genannt, was das Zeug hält. Nach Helga Wagner braucht man etwa 10 Prozent der Gartenfläche für seinen Kompostplatz. Man denke da auch an Vorratshaltung von Mischstoffen, die einem nicht laufend zur Verfügung stehen.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

wörpedahler
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#4

Beitrag von wörpedahler » Sa 27. Nov 2021, 15:52

Ich hatt in der Mietwohnung einen "Garten" dessen Boden nur aus dem Aushub der Tiefgarage stammte. Entsprechend schlecht: Kein Humus, nur Sand und Kies mit etwas Lehm. So steinig, dass man nicht darin graben konnte.

Ich habe es genau so gemacht wie du und Rahmen-Beete drauf gesetzt. Zuerst wuchs rechts wenig. Ein paar Salate mit Glück. Im ersten Herbst Gründungung gemacht und einfach liegen lassen (erfrieren lassen). Ab dann immer wieder Grünmulch aufgebracht (damit die Würmer was zu fressen haben).

Nach 3 Jahren sah man langsam Humus im Boden. Es gab Regenwürmer. Die Grenze zwischen Beet-Boden und Kies darunter war nicht mehr so klar erkennbar (durchmischte sich langsam). Es wuchsen Brokkoli, Lauch, div. Salate, Kartoffeln, Kräuter... Nur Möhren gingen nicht, da der Boden unten einfach noch zu steinig war. Dann bin ich ausgezogen und hab den Garten den Nachmietern übergebem :bang:

Also meine Meinung: Ist machbar, dauert lange. Rechne mit einem langen Tal der Tränen. Aber auf Dauer geht das.

Ich bin allerdings kein grosser Fan von Pappe mehr. Welcher Wurm frisst Pappe? Und weisst du, was da alles drin ist? Ich würde lieber Rasenschnitt, Laub und sowas als ersten Mulch nehmen und da dann den Kompost drauf.

Wenn du schnelle Erfolge haben willst und genug Material hast: Mach doch an einer Stelle ein "richtiges" Hochbeet. Dann hast du ein Beet, was von Anfang an tiefgründig und ertragreich ist und die anderen Beete pflegst du langsam bis sie besser werden.

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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#5

Beitrag von Rohana » Sa 27. Nov 2021, 21:23

Dauerhumus, also Ton-Humus-Komplexe, brauchen auch Ton! Bitte berücksichtigen wenn man einen sehr ton-armen Boden hat.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Ellie
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#6

Beitrag von Ellie » So 28. Nov 2021, 23:38

Vielen Dank für die vielen Hinweise!
Ich glaube ich werde tatsächlich etwas experimentieren. Ein paar Beete Mist unten, Kompost oben, ein paar andersrum, ein paar mit Bentonit (scheint nach kurzer Recherche der hilfreichste bzw am leichtesten beschaffbare Ton zu sein) ein paar auch mit Lehmpulver. Mal sehen.
Musste erst mal googeln wer Helga Wagner ist :pfeif:

Was jetzt definitiv ansteht ist erst mal eine Bodenanalyse. Danach weiß ich schon mehr und kann entsprechend handeln.
Ich glaube ich mache mir vielleicht auch einfach zu viele Gedanken. Ich gärtnere seit 20 Jahren biologisch und immer mit viel Mulch und Kompost. Ich hatte nur noch nie Sandboden, der verunsichert mich ein bisschen :aeh:

Danke auf jeden Fall für die Rückmeldungen, wenn es jemanden interessiert, kann ich hier ja updaten, wie es läuft

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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#7

Beitrag von Wurzltrockner » Mo 29. Nov 2021, 10:27

Ich hab selbst schon versucht, eine Wiese in Kartoffelacker umzuwidmen .... mit mäßigem Erfolg. Aber das lag wohl eher am zu schattigen Platz, zu viel Mist (?) und zu viele Wühlmäuse.
Was aber gut funktioniert hat, ist die Wiese in ein Beet umzufunktionieren. Hab z.T. Pappe auf die Wiese gelegt, dann reichlich MIst, Heu, Stroh drauf. Das Gras ist nicht durchgekommen, da die Auflage ca. 30cm oder mehr war. Einen Unterschied mit / ohne Pappe hab ich nicht feststellen können - nächstes Mal spar ich mir die Pappe, zumal ich da auch Bedenken hab, dass da zu viel Klebstoffe etc. drin sind.

Die Idee mit den leicht erhöhten Beeten ist super - hätte man ja auch mal selbst drauf kommen können ... :platt:

Eberhard
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#8

Beitrag von Eberhard » Mo 29. Nov 2021, 10:34

Begleitend könntest Du Dir Anregungen hieraus ableiten:

Erkenntnisse von unserer Exkursion zu Dr. Jürgen Reckin am 28.4.2012, Dr. Reckin lebte auch in einer Sandgegend

Suche nach "Regenerative Landwirtschaft", insbesondere Beispiele für Brandenburg
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

Manfred

Re: Bodenverbesserung Sandboden

#9

Beitrag von Manfred » Mo 29. Nov 2021, 12:32

Bei Weideflächen ist die obere Bodenschicht oft verdichtet.
Die Bodenbiologie lockert diese Verdichtungen auch irgendwann. Maschinell geht es halt schneller.

Ein Bauer dürfte die vorgeschlagenen Mengen Kompost nicht aufbringen. Dafür würde er empfindlich bestraft, wegen der Überdünung und Nährstoffauswaschung (Nitrat).
Bei Hobbygärtnern schaut da aber idR niemand hin, aber man muss es ja nicht mit Gewalt übertreiben.

Einen Feinanteil fürs Bodengefüge kann man z.B. in Form von Bentonit (Tonmehl) einbringen.
Und langfristig sollte man halt mögl. ganzjährig eine lebende Bodenbedeckung- und Durchwurzelung haben, weil sich das Bodenleben überwiegend von den Wurzelexsuaden ernährt. Wird diese Ernährung unterbrochen, wird Humus abgebaut. Den Humus könnte man in der Hinsicht quasi als die Fettreserve des Bodens ansehen und die Wurzelexsudate als die Kohlehydrate, mit denen sich der Boden das Fett anfrisst.

Ellie
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Re: Bodenverbesserung Sandboden

#10

Beitrag von Ellie » Di 30. Nov 2021, 09:38

Regenerative Landwirtschaft ist auf jeden Fall mehr Richtung. Bin ein großer Anhänger von Richard Perkins in Ridgedale.
Über terra preta hab ich auch schon nachgedacht. Ich sammle momentan alle Holzkohle aus unserem Ofen (das Holz ist vom Nachbargrundstück) und werde mich im Frühjahr mal mit dem mixen befassen. Idealerweise käme die terra preta direkt mit dem Kompost auf die neuen Beete, oder?

Ich gärtnere seit sheen mit (Winter-) Gründüngung und Mulchen, den m bedeckt zu halten sollte also kein Problem sein. Inwieweit Verdichtung bei dem leichten Boden ein Problem ist, weiß ich nicht. Ich hatte überlegt den Untergrund jeden Beetes einmal mit einer Doppelgrabegabel (ich hoffe das ist der richtige deutsche Begriff für "broadfork") zu lockern. Meinst du das reicht? Die Beete werden dann mit Mischkultur bestellt, sodass überall verteilt auch tiefgründig wurzelnde, den Boden lockernde Pflanzen stehen. Ich erwarte keine top Erträge im ersten Jahr (oder sogar im zweiten und dritten) es geht mir eher darum die Fruchtbarkeit und Gesundheit des Bodens aufzubauen. Das dauert halt seine Zeit :opa:

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