Eberhard hat geschrieben: ↑Sa 20. Feb 2021, 11:00
Fakten- und Fragenanreicherung:
Eine Relevanz einer Kohlenstoffbereitstellung wird schon real gesehen.
Was heisst das?
Natürlich ist Kohlenstoffbereitstellung relevant, aber das erledigt die Pflanze selber.
Wenn du z.B. den von dir verlinkten Spiegel-Artikel genau durchliesest, wirst du dort keine abschliessende Antwort finden. Zudem unterscheidet der Autor wie so viele nicht sauber zwischen Glashauseffekt und Freiland und nicht zwischen Kurz- und Langzeiteffekten. Die Frage, was bei Kulturen unter realen Bedingungen wachstumslimitierend ist, hat der Autor ja beantwortet, auch wenn du es vielleicht nicht gemerkt hast: Unter Nährstoffmangel und viel Luft-CO2 wird zwar etwas mehr, aber schlechtere Biomasse erzeugt (und, ganz nebenbei, immer noch deutlich weniger als wenn man die Nährstoffversorgung der Kulturen verbessert hätte). Bei einem 15%-Verminderungseffekt (von was? des Nährstoffgehaltes der Biomasse in Gewichtsprozent oder in der gesamten erzeugten Biomasse? Was sind 100%?) kommt es sehr auf das Versuchsdesign und die Auswertung der Ergebnisse (Statistik) an, dies liegt nämlich im Variationsbereich unterschiedlicher Jahre und unterschiedlicher Böden.
Es zeigt sich wieder einmal, dass eine Frage, was besser sei, nicht beantwortet werden kann, wenn man kein Ziel angibt. Geht es um reine Kalorienproduktion, so kann man mit CO2 einige Prozent mehr herausholen, aber nur zum Preis qualitativ schlechterer Nahrung. Ist jetzt mehr besser oder nicht? Wenn ich 20% mehr essen muss, weil der Gehalt geringer ist und ich die Nahrung deshalb schlechter ausnützen kann, aber nur 10% mehr erzeugt werden konnte, dann ist der Fall wohl klar.
Der Vergleich zwischen Mais und Hirse einserseits und Weizen und Kartoffeln andereseits hat nichts mit dem entwicklungsgeschichtlichen Alter dieser Nutzpflanzen zu tun, wie dort behauptet wird, sondern schlicht damit, dass Mais und Hirse typische C4-Pflanzen sind, die eine andere biochemische Methode haben, CO2 aus der Luft chemisch für die Photosynthese bereitzustellen. Der Autor scheint das nicht zu wissen.
Bliebe noch anzumerken, dass, wenn man sich so ernährt, dass bei einer 15% Abnahme des Nährstoffgehaltes (von was genau, bleibt Geheimnis des Autors) Mangelkrankheiten auftreten, dass dann eine Diversifizierung der Ernährung wohl weiter helfen würde - oder dass diese Leute mausarm und ohnehin schon chronisch unter- und mangelernährt sind.
Dass Mais erwähnt wird, der bekanntlich kein für den Menschen vollwertiges Eiweiss bereitstellt und der deshalb nicht Alleinnahrung sein darf, egal wie hoch sein Proteingehalt ist, zeigt ebenfalls, dass das Thema nur halb verdaut wurde.
Dann gibt es ja noch gewisse Leguminosen, die Inhaltsstoffe haben, welche die Proteine schwerer verdaulich machen. Es ist eben nicht nur eine Angelegenheit der Menge.
Eberhard hat geschrieben: ↑Sa 20. Feb 2021, 11:00
Die Frage der anderen optimalen Bedingungen müsste man aber noch einmal neu betrachten. Optimale "Düngung" aus dem Chemiebaukasten per Feinwaage und Bilanzrechnung, die auch die benötigten Mikronährstoffe bereitstellt - bekommt man hin?
Selbstverständlich - das ist Teil der Betriebsführung jedes Unterglasanbaus. Ob man seine Pflanzen so ziehen will, ist eine andere Frage - aber es geht und wie man das machen muss ist kein Geheimnis.
Eberhard hat geschrieben: ↑Sa 20. Feb 2021, 11:00
Dies unter dem Aspekt, dass die nötige Bodenlösung, also das Wasser selber schon, eine Bedingung ist, für die man alleine allerhand anstellen muss
Das nennt sich Bewässerung und wird schon seit einigen tausend Jahren gemacht.
Eberhard hat geschrieben: ↑Sa 20. Feb 2021, 11:00
Daraus (woraus?, emil17) kann man doch zumindest ableiten, dass etwas Diffusion von Ionenlösungen über die Wurzeloberfläche nicht der einzige Austausch mit der Umgebung ist (neben dem Gasaustausch über die Blätter). Der Begriff der Endozytose dürfte spätestens mit den Veröffentlichungen von Herwig Pommeresche und seinen Methoden so vertraut sein, um zu wissen und anzuerkennen, dass Pflanzen durchaus ganze Mikroorganismen gezielt aufnehmen und verwerten, also z.B. ganze Aminosäuren weiterverwenden.
Ich nehme mal an, es gehe immer noch um Kohlenstoff.
Und selbst wenn da einige organische Moleküle ins Wurzelinnenleben gelangen ... mengenmässig ist es gegenüber der Photosynthese unbedeutend. Da beispielsweise alle Botenstoffe auf organischen Verbindungen beruhen, ist überall Kohlenstoff beteiligt. Ich wüsste jetzt aber nicht, dass es grüne Pflanzen gibt, die einen nennenswerten Anteil ihres organischen Kohlenstoffes nicht aus der Photosynthese beziehen, sondern aus der Aufnahme von organischen energiereichen Substanzen und Mikroorganismen. Selbst Wurzelparasiten wie Misteln oder Wachtelweizen, Klappertopf usw. machen das nicht, da sie selber Photosynthese treiben. Bei Vollparasiten wie Sommerwurz oder Kleeseide ist das zwar so, aber die produzieren nichts.
Was die anderen Nährstoffe angeht:
Einmal werden die meisten Nährstoffe nicht durch Diffusion aus dem Bodenwasser aufgenommen, sondern durch Ionenaustauschprozesse und aktive Aufnahme, mit dafür spezialiserten Proteinen und Energieaufwand. Das ist etwas grundsätzlich anderes.
Man kommt mit ganz wenig selbst Nachdenken drauf: Warum werden Trinkwasserquellen unter Wäldern bevorzugt? Richtig: weil da nichts drin ist. Trotzdem wachsen Wälder normaleerweise recht fröhlich. Eine Pflanze, die unter solchen normalen Bedingungen nur mit Diffusion Nährstoffe aus dem Bodenwasser aufnehmen könnte, wäre zum Hungertod verurteilt.
Dann sind das bei so ziemlich allen Nährelementen anorganische Verbindungen, die aufgenommen werden; die Pflanze hat die ganze chemische Ausrüstung, um daraus unter Energieaufwand Enzyme und organische Verbindungen aufzubauen.
Eberhard hat geschrieben: ↑Sa 20. Feb 2021, 11:00
Wieso gibt es verbreitet Bedenken, eigene Fäkalien zur Düngung und zum Ersatz für verlorene Nährstoffe einzusetzen, wenn nicht aus Gefühl und Wissen heraus, dass da nicht nur Nährstoffe in die Pflanze übergehen?
Wenn man die Frage so versteht, wie sie gestellt ist: Nein. (Die dreifache Verneinung hilft dem Verständnis nicht, und "wieso?" sollte man nur fragen, wenn der Grund zutrifft. Wieso hat eine Katze fünf Beine?).
Warum man nicht Latrine aufs Feld bringen soll (falls das gemeint war)?
Eberhard hat geschrieben: ↑Sa 20. Feb 2021, 11:00
Das ist jetzt das Totschlag-Argument für Verwendung von Mist jeder Art?
Latrine und Mist sind nicht dasselbe ... Faktenanreicherung!
Ein Hauptproblem sind menschliche Endoparasiten wie Bandwürmer. Deren Eier sind extrem dauerhaft. Wenn man mit Latrine düngt, wird der Entwicklungskreislauf geschlossen, falls man nicht dafür sorgt, dass sie sicher abgetötet werden. Im normalen Kompost gibt es immer Zonen, wo die Temperatur nicht hoch genug dazu wird. Eine Infektion ist dann nur eine Frage der Zeit. Ob man das mit Hausmethoden durch "saubere Führung" auf Dauer verhindern kann, ist wohl Glaubenssache, und ob es sich für dicht besiedelte Landstriche durchsetzen lässt, nachdem es einzelnen engagierten Leuten gelungen ist, ist nochmals eine ganz andere Frage.
Deshalb ist es ein Problem der Bevölkerungsdichte und der allgemeinen Hygiene, siehe z.B. die Choleraepidemie in Hamburg 1898, und deshalb kümmern sich Ämter drum und setzen die Vorschriften durch.
Das Abwasser der Kläranlagen geht in Flüsse, nicht in Gärten, deshalb ist das Problem zunächst einmal gering. Zudem wird dort der Schlamm sterilisiert. Bei Klärschlamm sind deshalb Schwermetalle, nicht die Hygiene, das Hauptproblem.
Allerdings wird man sich diese Nährstoffverschwendung nicht ewig leisten können. Zur Zeit ist aber Herstellung von Kunstdünger aus Fäkalien in grosstechnischem Masstab zu teuer, unter anderem wegen Schwermetallen, die entfernt werden müssen.