Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

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emil17
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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#11

Beitrag von emil17 » Mi 28. Feb 2018, 20:12

Es hängt alles von den tatsächlich vorhandenen Konzentrationen ab.
Ein aktueller schlimmer Fall von Quecksilberverseuchung im Wallis kannst du hier lesen. Das könnte für das technische Vorgehen und die Grenzwerte aufschlussreich sein.
Wie problematisch die Gehalte in den Ernten werden, hängt u.a.a vom Boden-pH ab; stark basische Böden sind in der Regel günstig weil Schwermetalle unlöslich werden.
Grundsätzlich kann man Schwermetalle nicht durch Hinzufügen von etwas aus dem Boden entfernen. Man kann sie auswaschen oder durch Pflanzen aufnehmen lassen und dann die Biomasse entsorgen (mit trocknen, Müllverbrennung, die Asche aus Müllverbrennungsanlagen ist sowieso belastet). Oder man kann die Aufnahme durch Nutzpflanzen durch Wahl geeigneter Kulturen und Ändern des Boden-pH_Wertes verringern - dies ist meist der praktikablere Weg.

Zuerst musst du mal wissen, wieviel überhaupt da ist. Hierzu eine Hochrechnung: Wenn der Oberboden bis 50 cm mit dem Sanierungsgrenzwert von 2 mg/kg Quecksilber verseucht ist, sind das pro 100 m2 Fläche 100 m2 * 0.5 m * 1300kg/m3 * 2mg/kg = 130 g Quecksilber unter der Annahme, dass das Zeug gleichmässig im Boden verteilt liegt, was durchaus nicht der Fall sein muss. Hättest du eine Kultur, die 0.5% der Trockenmasse als Hg speichert, müsstest du pro 100 m2 26kg Trockenmasse ernten und entsorgen.
Das wäre nun eine Sache eines Jahres, wenn es mit Mais oder einer anderen Massenertragspflanze funktionieren würde. Leider sind aber die schwermatalltoleranten Arten Kleingewächse mit wenig Biomasseproduktion pro Fläche, und zudem kann eine Kultur immer nur einen bestimmten Bruchteil des noch vorhandenen Materials aufnehmen.

Im Zweifelsfall Ernte auf Gehalt prüfen lassen.
Hier und hier und hier und hier findest du Links zum Problem des Anbaus auf belasteten Böden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Rasumichi
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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#12

Beitrag von Rasumichi » Do 1. Mär 2018, 21:02

Hmm erst mal danke, aber so richtig bringt es mich nicht weiter. Wie ist das genau bei Blei und Quecksilberbelastungen (genau Quecksilbersulfat bei mir)im Boden? Ist das dort eingelagert oder wie kann ich mir das vorstellen? Warum geht das durch Regen usw. nicht in die Tiefe, also nach unten?

Grund der Verunreinigung ist eine alte Lackfabrik in der Nähe die aber schon 1930 geschlossen wurde.
Hochbeete würden also gehen. Und wenn ich die obere Schicht Erde wegnehme?
Ich habe sehr viele Regenwürmer im Boden, ist das ein gutes Zeichen bezüglich der Schwermetalle? Die Nadelbäume sind alle gesund, Rasen auch, die Goldfische im Teich ebenfalls...PH Wert des Bodens ist neutral ich habe es mehrmals gemessen.



Nein das mit dem Rinderdung war keine Werbung. Ich wollte nur wissen ob die Pellets im Laden etwas taugen, oder die mit Chemie versetzt sind (Massentierhaltung, Abtibiotika etc.)

woidler
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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#13

Beitrag von woidler » Do 1. Mär 2018, 23:13

Bezüglich der Quecksilbersulfatbelastung hast Du ja Werte. ich würde mich mal informieren , ob es es für die gärtnerische Nutzung irgendwelche
Grenzwerte gibt, ab denen man die Fläche nicht nutzen soll.
Ich stell mir das bildlich so vor, daß sich in Deinem Boden verteilt Moleküle von dem Quecksilbersulfat finden .

Wie ist denn das geographische Verhältnis zu der alten Lackfabrik ? Gabs vielleicht eine Kontamination über ablaufendes Wasser, Grundwasser oder über die Luft (Schornstein ?)

Bezüglich der Nutzung machts vielleicht auch bezüglich der potentiellen Anreicherung auch einen Unterschied , ob man Wurzelgemüse anbaut , oder
eher oberirdisches Gemüse.

Die Idee mit den Hochbeeten ist für Beginn sicherlich mal gut. Wenns darüber geht, daß du einfach über dem Boden was anbauen kannst, würde ich schauen, ob Du nicht irgendwo ein paar m³ Muttererde anliefern lassen kannst, die kannst Du dann ja mit Dünger verschiedenster Art vermengen . Mag ja nicht alles ein direktes Mistbeet.


woidler

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#14

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Do 1. Mär 2018, 23:35

Ich wollte nur wissen ob die Pellets im Laden etwas taugen, oder die mit Chemie versetzt sind (Massentierhaltung, Abtibiotika etc.)
Abgesehen von den hohen Nährstoffpreisen in diesen Pellet sind die unbedenklich, denn Kuhkot ist Kuhkot ;)

Ich würde beim nächsten Landwirt nach ein zwei Autoanhänger Mist fragen,
idr bekommst du den geschenkt oder für einen sehr schmalen Taler.

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emil17
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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#15

Beitrag von emil17 » Fr 2. Mär 2018, 00:11

Rasumichi hat geschrieben:Hmm erst mal danke, aber so richtig bringt es mich nicht weiter. Wie ist das genau bei Blei und Quecksilberbelastungen (genau Quecksilbersulfat bei mir)im Boden? Ist das dort eingelagert oder wie kann ich mir das vorstellen? Warum geht das durch Regen usw. nicht in die Tiefe, also nach unten?
Warum das dort bleibt wo es ist? Weil die Kräfte, mit denen es an Bodenteilchen absorbiert ist, grösser sind als die Kräfte, mit denen es sich im Wasser auflösen kann (was bedeutet, dass sich eine Wasserteilchenhülle um das Quecksilber-Ion bildet, d.h. die Wassermoleküle müssen sich zwischen das Quecksilber und das, woran es festsitzt, dränge können).
Damit eine Substanz ausgewaschen wird, muss sie wasserlöslich sein und darf nicht zu stark absorbiert werden.
Neben der Substanz selber spielen vor allem bei Schwermatallen der Boden-pH und das Redoxpotential eine grosse Rolle.

Ein typisches Beispiel ist Eisen auf Böden mit Ortsteinbildung: Oben wird es ausgewaschen, unten fällt es wieder aus, weil sich die Eisenteilchen auf dem Weg abwärts chemisch verändern, und es bildet sich ein Ortsteinhorizont.
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holzgaser
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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#16

Beitrag von holzgaser » Mo 5. Mär 2018, 13:27

Schwermetalle im Boden kann man mit Holzkohle binden oder mit KUP - Pappeln aus dem Boden in das Holz bringen. Das Holz kann dann verbrannt werden und die Asche in den Müll wandern.
So kann die Schwermetallbelastung reduziert werden. Einfach und effektiv.
Holzkohle - warum die wertvollste Kohle nicht das Geld ist!

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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#17

Beitrag von emil17 » Mo 5. Mär 2018, 14:19

holzgaser hat geschrieben:Schwermetalle im Boden kann man mit Holzkohle binden
...
So kann die Schwermetallbelastung reduziert werden. Einfach und effektiv.
Ja da schau her!
Also ich hab im Garten Schwermetall im Boden und einen Sack Holzkohle zur Hand. Was muss ich tun?
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#18

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 5. Mär 2018, 14:59

untermischen?
denke ich mal, dann bindet die Kohle das Quecksilber.

Vielleicht ist es eh gar nicht so schlimm fürs Gemüse??
Eher eine Gefahr fürs Grundwasser!
http://www.boden-fachzentrum.de/bodenqu ... nbelastung

Steinpilze anbaun und dann der Schwiegermutter schenken? :grr: (nicht ernst gemeint!!!)

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65375
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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#19

Beitrag von 65375 » Mo 5. Mär 2018, 18:20

Und wie kriegt man die mit Quecksilber aufgeladene Holzkohle dann wieder aus dem Boden raus?
Ansonsten holen sich die Pflanzen wie bei Terra preta die Nähr- und damit auch Giftstoffe wieder aus der Kohle und man hat nichts gewonnen.

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Re: Schwermetall im Boden, trotzdem Permakultur?

#20

Beitrag von bielefelder13 » Mi 7. Mär 2018, 07:53

Für mich wäre das nicht vorstellbar auf verseuchtem Boden etwas Anzupflanzen. Auch nicht wenn ich Ihn bearbeite. Hätte beim Essen der Ernte nie ein gutes Gefühl.Ich würde den Boden abtragen und erneuern. :hmm:Ach Quatsch, ich würde mir etwas anderes suchen. :flag:
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