Mykhorizza und Obstbäume

Pastinake

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#41

Beitrag von Pastinake » Sa 2. Sep 2017, 22:35

Nachdem ich heute mein ausführlichstes Pilzbuch durchgeguckt hab, ob es irgendeine Pilzart gibt, die mit Apfelbäumen lebt, und keine im Buch gefunden habe...
Bin ich jetzt auf eine interessante Seite gestossen, wo zumindestens für Rosengewächse wie Pflaume zwei Pilzarten als Symbionten genannt sind.
http://www.passion-pilze-sammeln.com/my ... pilze.html
Allerdings habe ich die 2 Pilzarten noch nie bewußt irgendwo gesehen?! Muß mal bei Schlehen suchen gehen.

Auf der Seite gibt es sogar eine Abteilung über Wollefärben mit Pilzen... Zeuch gibt's!
Und man kann anscheinend Sporen von Hutpilzen gewinnen, indem man den Hut abschneidet und mit den Lamellen nach unten auf ein Blatt Papier legt. Die Sporen fallen dann wohl raus.

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#42

Beitrag von Fred » So 3. Sep 2017, 01:10

65375 hat geschrieben:Im Weinbau war ess früher üblich, jegliches Schnittgut aus den Weinbergen zu tragen und zu verbrennen; heute wird alles liegengelassen und in den Boden eingearbeitet.

Es wird angenommen, daß diese Masnahme verantwortlich ist für die Ausbreitung einer relativ neuen Rebkrankhei namens Escat, die innerhalb von wenigen Wochen einen Rebstock absterbrn läßt.
Das ist ja strange, die Esca-Blätter zeigen eigentlich genau dasselbe Muster, wie Kaliummangel:

Esca aus Wikipedia:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ptom_1.JPG

Kalimangel aus Nährstoff 1x1:
http://www.kali-gmbh.com/dede/fertilise ... ne-k-2.jpg

Was Wikipedia schreibt sind die Ursachen auch entsprechend nebulös:
Nach neuesten Forschungsergebnissen ist die Ursache der Krankheit mit einer Gruppe von latenten pilzlichen Pathogenen verbunden, deren Lebensweise vielfach noch unbekannt ist. Die Untersuchungen ergaben, dass die Pilzgemeinschaften von insgesamt 158 Pilzarten in gesunden und kranken Pflanzen gleich sind. Pilze die als mutmaßliche Esca-Erreger bekannt sind, wurden mit ähnlichen Frequenzen und Häufigkeiten aus gesunden und kranken Pflanzen isoliert. Diese Erkenntnisse zeigen, dass die Esca Pilze keine echte Pathogene sind, sondern spezialisierte Arten die bereits totes Holz besiedeln und abbauen.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Esca_(Weinbau)]

Wenn die Krankheit durch Nährstoffmangel bedingt ist, dann könnte eine Nicht-Versorgung durch Mykhorrizza eine Rolle spielen, eventuell auch Trockenheitsbedingte schlechte Nährstoffaufnahme (um Bezug zum Thread herzustellen). Nebenbei bemerkt, ist die "Kranheit" nach Wikipedia seit dem Altertum bekannt, nur breiten sich die Symptome die letzten Jahrzehnten wohl aus.

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#43

Beitrag von Fred » So 3. Sep 2017, 01:47

Pastinake hat geschrieben: Vielleicht ist es dann ja auch eher so, daß Pflanzen, die sich durch Selbstaussaat in kleinem Radius vermehren, die Mykhorizza durch ihren Nachwuchs weiternutzen? Und der Pilz überlebt dann auch in den jungen Pflänzchen weiter im Boden? Das könnte auch erklären, warum selbstausgesäte Pflanzen meistens viel kräftiger und gesünder wachsen: Weil sie an das vorhandene Mycel andocken können.
Ja Pflanzen klinken sich in bestehende Pilznetzwerke ein. Und Pilze versuchen ja auch mehrere Pflanzpartner einzubinden, so wie Bäume auch mit mehren Pilzen zusammenarbeiten. Wobei die Entfernung da weniger relevant ist, als daß geeignete Partner da sind.

Vielleicht ist es dann auch umgekehrt so, daß Pflanzen, deren Samen durch den Wind oder Tiere weiter weggetragen werden, keine Mykhorizza brauchen?
Wie z.B. Salat, Schwarz- und Haferwurzeln.
von den Pflanzenfamilien die keine Mykhorrizza eingehen sind die Kohlpflanzen, die in der Natur im Uferbereich wachsen. Dort ist der Boden oft in Bewegung, was Pilznetze zerstört, daher sind Bakterien dort bessere Partner, und Wasser bringt ja meist viel Nährstoffe mit. Für Sauergräßer, die ja noch mehr im Sumpfberreich siedeln gilt dasselbe, bzw. Ihr boden ist für Mykhorrizza meist zuwenig Sauerstoff. Was bei Fuchsschwanz und Erika Grund für Anpassung ohne M. ist weis ich nicht.

Fraglich ist allerdings für mich immer noch, wie man "gute" Pilze an den Obstbäumen ansiedeln könnte? Muß mal mein Pilzbuch konsultieren, welche Pilze mit meinen Obstsorten zusammenleben würden...
Die Pilze mit Fruchtkörper zum Sammeln sind meist Ektomykhorrizza, die bei Waldbäumen vorkommt, oder andere Pilztypen. Endomykhorrizza sind meist Pilze ohne Fruchtkörper, vorallem die weit verbreitete VA-Mykhorrizza.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arbuskul% ... rhizapilze
https://de.wikipedia.org/wiki/Jochtr%C3%BCffelartige

Fred
Beiträge: 832
Registriert: Mi 23. Okt 2013, 02:04

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#44

Beitrag von Fred » So 3. Sep 2017, 02:22

Pastinake hat geschrieben: Bin ich jetzt auf eine interessante Seite gestossen, wo zumindestens für Rosengewächse wie Pflaume zwei Pilzarten als Symbionten genannt sind.
http://www.passion-pilze-sammeln.com/my ... pilze.html
Allerdings habe ich die 2 Pilzarten noch nie bewußt irgendwo gesehen?! Muß mal bei Schlehen suchen gehen.
Hmmm.... :hmm:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schild-R% ... erbreitung
https://link.springer.com/article/10.1007%2FBF00203608

Grrr... €41 will Springer Verlag dafür abgreifen, kann denen mal jemand die Idee von freier Forschung mal richtig erklären...

So wie mein Stand ist, sind die Partner der Obstbäume VA-Mykhorrizza wie die meisten krautigen Pflanzen.

btw: Wer sich intensiver mit Mikhorrizza-Pilzen bechäftigen Möchte:
Kleine Seminararbeit mit Verfahrensbeschreibungen
Dissertation zum arbuskulärer Mykorrhizapilze mit mehr Verfahren zum erkennen von Pilzen.
Mehr was zum durchklicken: Ipb-Halle

Benutzeravatar
kraut_ruebe
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 10733
Registriert: Di 3. Aug 2010, 09:48
Wohnort: Klimazone 7b - pannonisches Klima

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#45

Beitrag von kraut_ruebe » So 3. Sep 2017, 06:08

ah, danke, nach sowas wollt ich ja noch suchen, und da ist es schon :) da sind Ms auf totholz aufgelistet. Saprobionten ist deren benennung. das wär jetzt die erkärung zu den vergrabenen holzteilchen von post nr 2.
There's a crack in everything. That's how the light gets in.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#46

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 3. Sep 2017, 06:31

ehrlich?
Ich liebe die Vielfalt in der Natur und auf unserm Grundstück darf sehr sehr vieles wachsen....
Aber ich möchte trotzdem keine Schnecken an meinem Salat und keine Saprobionten an meinen Obstbäumen :im:
Aufzehrer oder Saprobionten übernehmen eine zentrale Bedeutung im Kreislauf der Natur, in dem sie tote Bäume, Nadeln und Laub zersetzen und in Humus verwandeln. [....] Verschiedene Enzyme helfen den Pilzen bei der Aufspaltung von Holz in seine Bestandteile. Braunfäulepilze zehren nur den Zelluloseanteil des Holzes auf. Weißfäulepilze spalten den zweiten Hauptbestandteil des Holzes auf, das Lignin. Gesunde Bäume werden in der Regel nicht von Pilzen befallen. Wurde aber die Rinde verletzt, oder der Baum durch Krankheiten oder Insekten geschädigt, können sich Pilzsporen ansiedeln.
welcher Obstbaum hat nicht des öfteren mal eine Verletzung?
Neben den Holzpilzen zählen auch noch die so genannten Streuverzehrer zu den Saprobionten. Diese kümmern sich um die Umwandlung von Laub, Nadelstreu und Zapfen.
Diese ja, ok, die lass ich leben!
Aber werden die durch Totholz im Boden gefördert?? :hmm:

Verrottetes Holz bringt wertvolle Bestandteile in die Erde - ich denke fast, beinah so wertvoll wie Kohle - ?
die Lignine glaube ich, hab es vergessen, aber doch bitte nicht die holzzersetzenden Pilze als Symbionten für Obstbäume ..... :platt:

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#47

Beitrag von hobbygaertnerin » So 3. Sep 2017, 06:59

Hier auch noch ein wenig zusätzliches Wissen über die wichtigen Bodenbewohner

http://www.landwirtschaftundleben.at/do ... f3.3.8.pdf
https://books.google.de/books?id=n1OsBg ... en&f=false

viktualia

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#48

Beitrag von viktualia » So 3. Sep 2017, 11:01

http://rodaleinstitute.org/quick-and-ea ... roduction/
Selbermachanleitung auf englisch. Von hier:
http://rodaleinstitute.org/a-complete-h ... roduction/
(Der Kompost wird verdünnt, je nach N, bzw. P Anteil. Mengenangaben und Begründung sind dabei, auf der allgemeinen Seite, also 2ter link.)

Ina, doch, du willst Saprobionten, aber halt nicht im Gemüse oder an gesunden Bäumen.
Die sind auch keine Symbionten im Sinne der AMs, entsorgen aber halt das abgestorbene Holz. Andere Baustelle.

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#49

Beitrag von hobbygaertnerin » So 3. Sep 2017, 12:02

Danke für die vielen Wissensbausteine um den Mykhorizzabereich.
Wissen vermehrt sich, wenn man es miteinander teilt.

viktualia

Re: Mykhorizza und Obstbäume

#50

Beitrag von viktualia » So 3. Sep 2017, 12:59

Oh, Hobbygärtnerin, you made my day; gern geschehen.

Ich hab sie gesehen!
Lach, das geteilte Wissen vermehrt sich ja dann auch in mir selbst nochmal, jedenfalls konnte ich eben im Garten das weiße "Zeug" um eine herausgerissene Birke (10cm groß) "identifizieren". Höchst ungenau, aber ein Myzel wird es wohl gewesen sein.....

Es herbstelt schon ganz schön hier, überall Spinnennetze und die ersten kleinen Pilzchen strecken auch schon ihre Hüte raus.
Die guck ich jetzt mit ganz andern Augen an.

(Öhm, Hobbygärtnerin, du hast aber mitbekommen, dass die Tips in dem obigen link für deine Heidelbeeren nochmal modifiziert werden müssten, weil die ja "die anderen" brauchen - andererseits kannst du aber zumindestens davon ausgehen, dass ALLE ericaartigen diesen Pilz haben, da sie ja mehr als "normale Pflanzen" darauf angewiesen sind.
Kannst du überprüfen, wieviel Phosphor in deinem Boden ist? Zuviel hemmt möglicherweise das Pilz Wachstum; so hab ich es bei den "eigentlichen" gelesen.)

Antworten

Zurück zu „Bodenpflege, Humus, Kompost, Düngung“