Grundsatz-Diskussion

heckenrose
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Grundsatz-Diskussion

#1

Beitrag von heckenrose » Di 28. Feb 2017, 14:28

Hallo,

aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und Probleme hab ich mal meine Überlegungen zusammengefasst und hoffe auf eure Diskussionsbeiträge mit viel Wissen und Erfahrungen :-)

Gelesen bei Seifert:
Kompost nach 2-3 Monaten reif, gute Ernteergebnisse, gesunde Pflanzen. Gibt sonst nur etwas Horn-Blut-Mehl und bedeckt ggf. Boden mit Pflanzenresten und Grünzeug.
Kein Umgraben, nur oberflächliche Lockerung.
Eher humusaufbauend, vor allem aber Bodenleben aufbauend.


Gelesen bei Lugerth (2000 Jahre Erfahrung im biologischen Gartenbau):
Kompost ist erst nach 3, besser nach 4 Jahren verwendbar, ansonsten enthält er keimhemmende, schädliche Substanzen. Höchste Vorsicht mit eiweißhaltigen Materialien. Am besten nur mit getrocknetem Material mulchen. Es soll unbedingt Sauerstoff in den Boden. Teils als (Kompost-)Asche (= oxidierte Substanz), teils durch häufiges Umgraben und Pflügen.
Wäre doch stark humusabbauend?!


Gelesen bei Pommeresche:
Bodenleben will lebendiges Material, so frisch wie möglich, direkt auf dem Beet.
Heißrotte und Warmkompost sind zu meiden.
Der harmlosere kühle Kompost verliert zu viel Leben beim Umwandlungsprozess außerhalb des Beetes. Erdisiert frisches Material durch Vermischen 1:1 mit Erde und kurzes Lagern.
Bedeckt frischgesetzte Jungpflanzen mit 10cm(!) frischgeschnittenem Gras.
Eiweiß“bombe“ – wie war das mit Fäulnis???


Meine eigenen Erfahrungen aus mehr als 30 Jahren Kleinst-Gemüsebau:
Arbeite mit Kompost, der ca. 1-2 Jahre reift und vor dem Bestellen der Beete oberflächlich eingearbeitet wird. (Mal schon im Spätjahr, oft erst im Frühjahr)
Mulche mal mehr, mal weniger.
Dauerprobleme mit (Nackt-)Schnecken ohne Ende, jedes Jahr wieder.
Keine Chance auf Salat aus dem Garten, oftmals sogar kaum Zucchini oder Kürbisse, da zuwenige Pflanzen überleben können.
Empfindliche Samen wie Doldenblütler (Karotte, Dill) gehen gar nicht auf, Rote Beete seit einigen Jahren auch nicht mehr oder so kümmerlich, dass sie sofort von Schnecken gefressen werden. Der Boden ist außerdem voll von Engerlingen (scheint aber ein spezielles Problem hier in der Gegend zu sein, muss also nicht mit den anderen Problemen in Zusammenhang stehen, könnte aber...)
Wenn ich dünn (also weit von Pommersches 10cm entfernt!!!) mit Grasschnitt mulche, dann führen sämtliche Spanierinnen der Umgegend bei mir einen Freudentanz auf.

Zum Boden: eher schwerer Lehm.
Klima: Weinbauklima

Die Nachbarn, bei denen in der gleichen Lage Salat gedeiht, haben
1) Hühner und geben keinen Kompost, sondern alten Hühnermist direkt obenauf
2) Land mit mehr Besonnung, mulchen und geben Kompost obenauf und töten täglich Schnecken,
3) Land mit mehr Besonnung und geben keinen Kompost, sondern Oscorna o.ä. bzw.
4) werfen mit Schneckenkorn nur so um sich...

Möhren scheinen bei keinem hier zu gelingen.

Ich suche das Fazit!!!
Was kann ich anders machen? Ich scheine das Schneckenproblem auf meinen kleinen Ländern zu vermehren :hmm:
Angeblich werden diese Tiere durch Fäulnisprozesse angelockt und gefördert. Dieselben Prozesse, die auch als keimhemmend für Möhren + Co. genannt werden (siehe Lugerth).

Pommeresche lebt in Norwegen, vermutlich ist das Klima zu rauh für die sog. Spanische Wegschnecke.
Seifert lebte in einer Höhenlage, auf der es wohl ebf. keine gibt/gab.

Und ich? Ich will gar nicht ständig umgraben, oder gar Kompost verbrennen (vom wo und wie mal abgesehen)! Will aber auch nicht jedes Frühjahr zur Schneckenkillerin mutieren müssen. Oder Gartenarbeit ohne Ernteerfolg als Outdoor-Sport betreiben.
Also Mühe nehme ich für meinen Garten schon auf mich, aber in Maßen, und bitte sinnvoll.
Das oberflächliche Ausbringen von frischen Pflanzenabfällen (à la Pommeresche) habe ich auch schon getestet, mit dem „Erfolg“, dass auf diesem Beet nur noch die Ackerbohnen aufgingen, alles andere kam nicht (nicht mal die „unkomplizierte“ Sorte Asia-Salat, die auf einem anderen Beet im Vorjahr abging wie Schmitt’s Katze.

Was stimmt denn nun eigentlich wirklich? Wie könnte ich vorgehen?
Was stimmt für euch? Welche Probleme habt ihr, und könnt ihr da Zusammenhänge mit eurer Arbeitsweise herstellen?

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Buchkammer
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Re: Grundsatz-Diskussion

#2

Beitrag von Buchkammer » Di 28. Feb 2017, 15:31

Hi heckenrose,

Ich hab noch keine 30 Jahre Erfahrung im Kleinst-Gemüsebau. Trotzdem vielleicht den ein oder anderen Tipp?

- Gegen die Schnecken vorerst weniger mulchen und am Ende der Saison mal ruhig einen oder mehrere Haufen mit Gestrüpp liegen lassen (falls noch nicht erfolgt) - für Igel und anderes Getier, die sich dann im Frühjahr auf die Suche nach Nacktschnecken und deren Eiern machen. Vielleicht bei hohen Schneckenpopulationen Bretter auslegen und die Schnecken darunter täglich ablesen.
Erst die größeren Pflanzen von Zucchini, Kürbis oder anderen Vorgezogenem auspflanzen und diese die ersten paar Tage durch Abdeckung oder ähnliches schützen?

- Etwas in dem Buch Kompostierung und Erdenherstellung - Praxisbuch und Anleitung für Hausgarten, Landwirtschaft, Kommune und Profi von 2015 (Gerald Dunst) lesen. Hab schon einige Bücher zu Humusaufbau und Kompostierung gewälzt, aber diese Seiten stellen doch einiges auf den Kopf und machen Mut zum ausprobieren. :daumen:

Ich denke, in einem gesunden humushaltigen Boden gibt es keine zu hohe Schneckenpopulation oder mehrfache Eier-Gelege selbiger - da kümmern sich die Lebewesen schon drum und den Nacktschnecken vergeht das Eier legen.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
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Re: Grundsatz-Diskussion

#3

Beitrag von heckenrose » Di 28. Feb 2017, 15:51

Hallo Buchkammer,
wie schön, so schnell eine Antwort zu lesen! :-)
Glaub mir, das habe ich schon ausprobiert. Ich hatte ja auch schon nicht gemulcht, bzw. nicht alle Beete.
Und Stein- und Holzhaufen hatte meine direkte Nachbarin, da verstecken sich leider jede Menge Schnecken drin. Und kamen zu mir rüber, um meine Jungpflanzen abzurasieren.
Die "Kleinst-Garten-Anlage" ist mitten im Dorf und besteht aus lauter winzigen Abschnitten, so ca. 20-30qm große Streifen, drei solche Länder sind meine. Man merkt also auch die Auswirkungen davon, was die direkten Nachbarn machen. Und Einsammeln ist ja mein bisher praktiziertes Vorgehen. Bretter hatte ich auch schon. Rhabarber dto. Jungpflanzen ziehe ich in Unmengen groß und pflanze satzweise aus - für manchmal 0 (in Worten: Null) Überlebende.
Ich habe vermutlich sämtliche Schnecken-Bücher auf dem Markt gelesen. Gieße nur morgens, etc.
Nee, ich möchte schon gerne wissen, ob tatsächlich Fäulnisprozesse für die Probleme (u.a. mit Schnecken, aber auch das beschriebene Keimproblem) verantwortlich sind - und ich damit durch Änderung der Bewirtschaftungsweise etwas zur Verbessersung beitragen kann.

Wie sieht es denn bei dir im Garten aus? Baust du Gemüse an, und wenn ja, welches? Wie gehst du vor in Sachen Kompost, Bodenbedeckung (frisch - trocken), etc.? Wie groß und wie sonnig ist der Garten? Und welche Probleme treten auf? (Sag jetzt nicht keine! :-))
Jede Menge Rückfragen - ich hoffe, du magst antworten.
1000 Dank im Voraus :-)

Lg
Heckenrose

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Re: Grundsatz-Diskussion

#4

Beitrag von Baumfrau » Di 28. Feb 2017, 15:51

Habe ähnliche Probleme mit den Schnecken. @Buchkammer: Gesund und humushaltig ist mein Boden mittlerweile, glaube ich jedenfalls -:)) Ich habe aber Hochbeete und die legen ihre Eier vielleicht auch in die Ritzen. Werde dieses Jahr jedenfalls 2 Igelhotels bauen - der Igel wird sonst zu oft durch meinen Hund aufgestört.

Das Problem mit den stetig abgefressenen Kürbis- und Zucchinijungpflanzen hatte ich letztes Jahr zur Genüge - 3 x ausgesät, und erst beim dritten Mal klappte es halbwegs mit ständigem Absammeln der Biester.

Dieses Jahr habe ich mir "Schneckenkragen" besorgt und werde sie besonders bei den Kürbis- und Zucchinipflanzen anwenden.

Liebe Grüße
Regina

heckenrose
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Re: Grundsatz-Diskussion

#5

Beitrag von heckenrose » Di 28. Feb 2017, 15:57

Hallo Regina,

Schneckenkrägen hatte ich auch schon - und probiere es jedes Jahr wieder, in der Hoffung, dass es doch besser ist als ohne.
Aber Fazit: Die Schnecken kriechen drüber! Konnte ich selbst beobachten. Ja, ich weiß, sollen die nicht, aber sobald die Nacktschnecken etwas größer sind, sind sie auch dazu in der Lage.
Und nein, es hängt nix über, die Schneckenkrägen stehen ganz frei, ich hab sie sogar untenrum schon mit Schmierseife eingerieben, hat auch nicht geholfen, meine Schnecken sind zu geschickt dafür.
Ich könnte sie genausogut hergeben (die Krägen, aber gerner auch die Schnecken) :pft:

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Re: Grundsatz-Diskussion

#6

Beitrag von osterheidi » Di 28. Feb 2017, 16:25

hallo
schnecken ohne ende das kenn ich. habe allerdings überall wiese drumherum. ich pflanze keine salate mehr, denn die gibt's zur salatzeit billiger beim gärtner....ich kaufe auch pflänzchen beim gärtner die halten durch (da ich nichts zum vorziehen habe). Kürbis etc werden täglich befreit bis sie groß genug sind um zu überleben. eigene vorzucht nur bei bohnen. hilft wenn sie wirklich schon groß sind und das wetter nicht zu nass ist.
mit beetbereitung experimentiere ich. heuer z.b. mal sehen ob walnusslaub was hilft an einem beet.

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Re: Grundsatz-Diskussion

#7

Beitrag von heckenrose » Di 28. Feb 2017, 16:52

Hallo,

vielen Dank für die Rückmeldungen!

Vielleicht können wir das Schnecken-Thema mal rein hypothetisch als "Symptom" anschauen und wieder zur grundsätzlichen Frage übergehen?

@Osterheide: Da du ja ebf. ein ausgeprägtes Schnecken-Vorkommen hast: Wie bewirtschaftest du denn deinen Garten? Kompost ja - nein? Jung - alt? Mulch? Trocken - frisch?

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Re: Grundsatz-Diskussion

#8

Beitrag von Thomas/V. » Di 28. Feb 2017, 17:16

Hier habe ich auch das Schneckenproblem.
Mittlerweile glaube ich nicht mehr, das es an irgendwelchen Fehlern liegt, denn es ist egal, wo ich hin schaue (Gemüsegarten, ungedüngte Wiese, Schafsweiden vom Nachbarn, Feldwege, konventionell bearbeiteter Acker und sogar Nadelwald); überall kriechen die Viecher herum.
Offensichtlich hat die Art der Bodenbearbeitung kaum einen Einfluß auf die Viecher, die überleben überall und treffen sich dann alle im Gemüsegarten.
Abendliches Absammeln ist noch die erfolgreichste Methode, wenn man es 3-4 Abende konsequent macht- aber auch die mühsamste.
Ansonsten säe ich so gut wie gar nichts mehr direkt, mit Glück wirds am ehesten im trockenen Sommer, aber das weiß man ja nicht vorher, ob die in 2 Wochen aufgegangenen Pflänzchen nicht nach 2 Tagen mit Regen wieder abrasiert werden.
Ich reduzierte meine Gemüsearten drastisch und ziehe alles im GH vor, bis es einigermaßen groß ist. Trotzdem muß ich mit großen Verlusten rechnen, wenn das Wetter feucht ist.
Das Igel Nacktschnecken fressen ist ein Märchen. Und alles andere bringt immer nur temporäre Erleichterung, da schneckenfreie Bereiche sofort wieder von außen besiedelt werden, man müßte wohl einen Todesstreifen um den ganzen Garten einrichten...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Benutzer 72 gelöscht

Re: Grundsatz-Diskussion

#9

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 28. Feb 2017, 17:23

heckenrose hat geschrieben:Vielleicht können wir das Schnecken-Thema mal rein hypothetisch als "Symptom" anschauen und wieder zur grundsätzlichen Frage übergehen?
Schnecken spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt - sie sind eine Art Gesundheitspolizei, die schwächelnde Pflanzen (die angeblich extra riechen, um diese Hilfe sogar anzulocken - ??), entfernen.
Das dürfte auch erklären, warum sie unsere kultuvierten Pflanzen so sehr lieben - die sind einfach schwächer. :im:

Bei mir war es bisher eher egal, wie ich den Boden dünge - lebendes Unkraut zwischen den Kulturpflanzen mindert den Fraßdruck in unserem Garten, warum auch immer.
Es stellen sich recht bald viele Laufkäfer ein, die in der Nacht mit mir auf Wettjagd gehen, "wer mehr Schhnecken fängt" - na gut nicht ganz so aber in etwa ;)

So richtig empfindliche Kulturen gehen einfach nicht - ich bin schon jahrelang am Selektieren bei Salat und Kohl, leider bisher fast ganz erfolglos. Auch den ewigen Kohl haben sie gekillt - mal sehen, ob der es heuer wieder probiert, denn mehrjährige Pflanzen so etwa ab dem zweiten jahr werden weitgehend verschont -
Und die, die es schaffen, sich selber auszusamen.

Ob ich mulche oder nicht hat bei uns (schattig, feucht) keine Auswirkungen.

heckenrose
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Re: Grundsatz-Diskussion

#10

Beitrag von heckenrose » Di 28. Feb 2017, 17:29

Hallo Thomas und Ina Maka

wie "funktionieren" bei euch denn empfindliche Samen wie Möhren und Dill etc.? Oder auch Rote Bete?

Und allgemein vermute ich aus euren Antworten, dass ihr ebenfalls mit "normalem" Kompost arbeitet. (Korrigiert mich, falls falsch.)
Mein einziges gutes Ergebnis mit Roten Beten hatte ich, als ich sie in einem Saatbeet gezogen habe, in das nur Oscorna kam, sonst nix. Weder Kompost noch Mulch.
Und mein einziges gutes Möhrenergebnis war auf einem frisch angelegten Beet, da hatte ich noch keinen Kompost, sondern habe gekauften sehr feinen RindenHUMUS (nicht -mulch) eingearbeitet.
Ich mach das nur nicht mehr, da ich das ewige Zukaufen gerne weglassen wollte.

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