Düngung der Obstbäume

hobbygaertnerin
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Düngung der Obstbäume

#1

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 29. Sep 2016, 06:59

War neulich im Gartenfachmarkt und bin an einer meterlangen Düngerregalwand vorbei gegangen, Extradünger für Tomaten, fürs Gemüse, für die Beeren, extra für die Heidelbeeren, für die Moorgbeetpflanzen, für die Blumen und für die Obstbäume, die Liste liesse sich noch um vieles mehr ergänzen.
So ganz viel bekommen unsere Streuobstbäume nicht ab, finde beim Graben aber auch nicht gerade viele Regenwürmer. Kompost reicht für den Garten, die Beeren, für die jungen Obstbäume, aber mehr leider nicht.
Naja, die Regenwürmer finden vermutlich auch nicht richtig viel auf der Wiese. Als Kind kann ich mich noch erinnern, dass im Herbst Mist unter den Bäumen gestreut , im Frühjahr das Streu wieder zusammengerecht und weggefahren wurde.
Später kam ein Mann vom Obst und Gartenbauverein zu meinen Eltern , der mit einer Lanze irgendwelchen Dünger an die Wurzeln der Bäume einbrachte.
Mache mir Gedanken, was ich den Bäumen zukommen lasse, denn wir nehmen ihren Obstertrag jedes Jahr weg- damit ist der Nährstoffkreislauf mit Sicherheit nicht mehr geschlossen.

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poison ivy
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Re: Düngung der Obstbäume

#2

Beitrag von poison ivy » Do 29. Sep 2016, 13:41

bei Dingen an den Wurzel muss ich passen,
aber ich 'fuettere' meine Obstbaeume im Spaetherbst,
nach dem Schnitt, flaechig mit Mist/Kompost

strega
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Re: Düngung der Obstbäume

#3

Beitrag von strega » Fr 30. Sep 2016, 13:45

jeh, in den Gartencentern komm ich mir immer wie in einer gigantischen Apotheke vor, fast überall steht dann dieselbe Marke irgendwo drauf auf den Produkten, die auch bei Kopfwehtabletten vertreten ist und sonstigem vielen anderen....
so nen Dreck bekommen meine Bäume nicht, die ham ja schliesslich keine Migräne :)

Würmer füttere ich an mit einigem herumliegenden Grünzeug- und Gemüseresten auf den Beeten, unter den Bäumen mulche ich mit ausgerupftem Unkraut und Stroh und im Herbst gibts ne Ladung Mist an den Baum, oberflächlich sanft eingehackt. Wahlweise Kuh- oder Pferd oder Schafshit, ich wechsel das Menue hin und wieder und bilde mir ein, es bringt was... :lol:
Das mit den Würmern ist bei mir schon viel besser geworden, am Anfang hab ich nie welche angetroffen, nur harte Erde und basta.
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: Düngung der Obstbäume

#4

Beitrag von marabu » Fr 30. Sep 2016, 19:16

Meine bekommen ihr eigenes Laub als Mulch, wenn es nicht reicht noch Schnitt von allem möglichen Grün und eine Gabe Kompost im Herbst. Und als Beipflanzung Meerrettich: als Wühlmausabwehr.
aller doucement, n'empêche pas d'avancer - langsam gehen, hindert nicht daran voran zu kommen

hobbygaertnerin
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Re: Düngung der Obstbäume

#5

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 1. Okt 2016, 07:15

Meerettich unter den Obstbäumen habe ich auch schon öfters versucht, aber bisher hatte ich da wenig Glück mit dem Anwachsen.
Habe mir vorgenommen, die Regenwürmer besser zu versorgen, mulchen trau ich mich nicht, weil sonst die Wühlmäuse der ganzen Gegend einziehen.
Ein alter Obstgartler hat mir den Tip mit Patentkali gegeben, soll angeblich den Bäumen sehr gut tun.

hias90

Re: Düngung der Obstbäume

#6

Beitrag von hias90 » Sa 1. Okt 2016, 09:08

Würmer alleine haben ja leider keinen Düngewert. Sie fressen einfach nur organisches Material (also Kohlenstoffverbindungen) und können dabei Nährstoffe (N, P, K...) lösen, die da irgendwie mit dranhängen. Das würde aber auch irgendwann durch Bakterien und Pilze passieren. Aber trotzdem sind Regenwürmer natürlich super für den Boden :daumen:

Die Düngung von Obstbäumen wird häufig vernachlässigt. Jungbäume soll man nicht zu stark düngen, da sich das negativ auf das Wurzelwachstum auswirkt und der Baum anfälliger für Krankheiten wird. Quasi ein süchtiger Baum, wie manche Leute sagen. Trotzdem braucht ein Baum im Laufe seines Lebens wieder eine Nährstoffzufuhr, weil ja immerhin jedes Jahr Nährstoffe entzogen werden indem man die Äpfel erntet und selber isst oder trinkt. Und so mancher Streuobstwiesenbaum ist nun schon an die 80 Jahre alt und hat in seinem Leben keinen richtigen Dünger bekommen. Natürlich produziert er immer noch Äpfel, doch kann man die Baumgesundheit und Qualität des Obstes steigern, wenn er mit den richtigen Nährstoffen versorgt ist.

Jetzt ist es aber so, dass es bei einem Buschbaum oder Halbstamm mindestens ein Jahr dauert, bis die Nährstoffe die ich im Frühjahr gedüngt habe in den jungen und neuen Trieben des Baumes auch angekommen sind. Bei einem knorrigen alten Hochstamm entsprechend länger. Deswegen ist der beste Weg jedes Jahr eine Erhaltungsdüngung zu machen. Das bedeutet, dass der Baum mindestens so viele Nährstoffe bekommt wie man ihm Äpfel klaut. In der Realität kann man sogar noch ein bisschen mehr geben, weil der Baum in seinen ersten 20 Jahren auch noch viel vegetatives Wachstum hat, die Beikräuter um der Baumscheibe herum einen Teil für sich beanspruchen und es auch Auswaschungen gibt.

Ein günstiger und sicherer Weg zu Düngen ist das Aufbringen von Kompost, bestenfalls gleich in die offene Baumscheibe (bei Jungbäumen) einharken. Kompost ist günstig und die Nährstoffe liegen in verschiedenen Formen vor, d.h. sie sind nicht sofort Pflanzenverfügbar. Viel eher kann der Baum durch seine Wurzelausscheidungen bis zu einem bestimmten Grad selber bestimmen wie viel Nährstoffe er jetzt aufnehmen will. Eine Überdüngung ist unwahrscheinlich. Zudem hat guter Kompost noch andere Bestandteile die sich positiv auf den Baum auswirken können und er fördert die Bodenfauna.

Natürlich kann man auch normalen und günstigen NPK Dünger applizieren. Gerade bei etwas schwereren Böden sollte es kein Problem hinsichtlich einer Überdüngung geben. Der Boden kann das ganz gut puffern.

Wieviel soll man jetzt düngen? Wenn man mit reinen Kompost düngt, dann ist das schwer zu sagen und zu dosieren, da man nicht weiß wieviel im Kompost drin ist. Viele Quellen gehen von einem NPK Bedarf von 40/30/80 kg pro ha aus als Erhaltungsdüngung auf einer Streuobstwiese mit Mulchung (= keine Grasnutzung) aus. Das bedeutet, dass das bei einem NPK Dünger von ca. 10/8/17 und 100 Bäume pro Hektar (= 100m² pro Baum) mit etwa 4kg NPK pro Baum düngen soll. Mir persönlich erscheint das zu viel. Meine noch recht jungen Obstbäume auf der Streuobstwiese haben letztes Jahr ca. 200g organischen Volldünger bekommen. Wenn sie größer sind werde ich mich nach Mist oder Kompost umschauen, vll mit Zugabe von etwas organischen Volldünger.

http://www.gartenakademie.rlp.de/Intern ... wiesen.pdf

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Till
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Re: Düngung der Obstbäume

#7

Beitrag von Till » Sa 1. Okt 2016, 20:03

Auf der Wiese fällt (bei regelmäßigem mähen und schneiden) Schnittgut für ungefähr 1L Kompost pro Quadratmeter und Jahr an. Der Kompost muss wieder auf die Fläche, sonst magert sie ab. Ich kompostiere fast alles, was im Garten so anfällt zusammen und verteile davon im Herbst alle 3 Jahre ca. 3L pro Quadratmeter zusammen mit der Erhaltungskalkung unter den Obstbäumen. Weit mit der Kartoffelgabel von der Schubkarre geschleudert, über die Jahre vergleichmäßigt sich die Verteilung schon. Kalk streue ich von Hand.
Bei schorfempfindlichen Obstsorten kann es trotz der jahrelangen Düngewirkung und dem damit verminderten Zeitaufwand geschickter sein, jeden Herbst etwas Kompost auszubringen, um so die Rotte des Falllaubes zu beschleunigen. Unter Bäumchen mit schwachwüchsigen Unterlagen muss mehr gedüngt werden, wobei ich dafür im Frühjahr die Baumscheibe flach hacke und nach der Blüte einen Blaudünger mit Nitrifikationshemmstoff verwende, den ich auch für viele andere Pflanzen nutze (Compo Premium). Mist verwende ich dort nicht mehr direkt, da sich immer wieder Brennnesseln angesiedelt haben.

Benutzer 3370 gelöscht

Re: Düngung der Obstbäume

#8

Beitrag von Benutzer 3370 gelöscht » Sa 1. Okt 2016, 21:37

hias90 hat geschrieben:Würmer alleine haben ja leider keinen Düngewert.
:hmm:
Der englische Forscher und Wissenschaftler Sir Albert Howard schätzte den jährlichen Anfall an
RW-Excrementen in einem gut bevölkerten Landstück auf nicht weniger als 25 tons und mehr pro acre
(ca. 4000 qm), das sind 65 tons(!) oder drei große Waggons pro Hektar. Dieser Regenwurm-Auswurf
(Kot) enthält alles, was die Pflanzen brauchen: Nitrate, Phosphate, Kali etc., alles im Überfluß und in dem
Zustand, in welchem die Pflanzen optimalen Gebrauch davon machen können. Neueste Untersuchungen
haben gezeigt, daß der frische RW-Kot:
fünfmal reicher an löslichem Stickstoff
siebenmal reicher an löslichen Phosphaten
elfmal reicher an löslichem Kali
zweimal reicher an Magnesium und
um ein Vielfaches reicher an allen Spurenelementen
ist als die oberen 20 cm guter Gartenerde. Den Regenwurm kann man also mit Recht als die
"Düngerfabrik des Bauern und Gärtners" bezeichnen und seinen Auswurf als "Kompost-Konzentrat" oder
"biologisches Dünger Konzentrat".
Auszug aus dem Buch "Die Revolution beginnt im Garten" Gustav von Heyer

marabu
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Re: Düngung der Obstbäume

#9

Beitrag von marabu » So 2. Okt 2016, 10:20

Danke Richard, war gut das mal so genau gelesen zu haben! :daumen:
aller doucement, n'empêche pas d'avancer - langsam gehen, hindert nicht daran voran zu kommen

holzgaser
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Re: Düngung der Obstbäume

#10

Beitrag von holzgaser » So 2. Okt 2016, 12:15

Würmer alleine haben ja leider keinen Düngewert.
nein das ist nicht richtig. Die abgestrobenen Kompostwürmer werden seher schnell zersetzt und von den Bodenbewohnern als Nahrung für die Kultrupflanzen aufbereitet.

Also sind Kompostwürmer durchaus ein ernstzunehmender Faktor für die Pflanzenernährung.
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