Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

BernhardHeuvel
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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#11

Beitrag von BernhardHeuvel » Fr 31. Dez 2010, 16:55

Was heißt denn mühsam? Da gibt es doch ein Inhaltsverzeichnis. Die Seiten ab Seite 85 sind für den allgemeinen Humusprozeß interessant, über den Kreislauf von Kohlenstoff gibt es ein Kapitel ab Seite 134.

Ablauf der Humusbildung:

1) Rohmaterial.
2) Transformation durch Enzyme.
3) Dekomposition durch Vermittlung von Mikroben.
4) Mineralisation durch Mikroben.
5) Humifizierung. Kohlenstoffe der Reste des organischen Ausgangsmaterials wird zu Huminen umgewandelt.
6) Partitionierung. Aufspaltung der weiteren Dekomposition in verschiedene Prozeßwege.
7) Assimilation. Organischer Kohlenstoff entsteht durch Integration in die mikrobielle Biomasse.
8) Stabilisierung. Das Potential zur Mineralisierung der organischen Materie wird herabgesetzt durch biochemische Prozesse.


Die Holzkohle ist hilfreich bei Stufe 5 und in der Stufe 8. In der Stufe 5 bietet sie Kohlenstoffe, in der Stufe 8 Bildet die Holzkohle einen Speicherort durch den porenartigen Aufbau, sowie der Stabilität. Die Poren ermöglichen auchndie spontane Synthese organsicher Stoffe.

Außerdem ist die Holzkohle eine gute Quelle für Phenole, was wieder gut für die Huminbildung ist. Also der Synthese von organischen Stoffen in den Stufen 6+7.

Alles das ist aber unmöglich, ohne Bodenlebewesen. Und Bodenlebewesen kommen mit Wurzeln von Pflanzen daher. Die Wurzeln sind so wichtig, weil sie die Lebewesen mit Zuckern versorgen, die aus der Photosynthese stammen. Die Mikroben brauchen den Zucker, um daraus Speichergefäße für die vorgeformten organischen Verbindungen zu bilden, sie verkleben die Bodenminerale mit Zuckern.

Ein Teil der Photosynthese, ein nicht geringer, geschieht über die Bodenalgen. Bis zu einem Meter Tiefe können sie Photosynthese betreiben. Dazu brauchen sie aber Wasser, das in kleinen Minikanälen im Boden steht. Diese Kanäle entstehen durch Kleinstlebewesen im Boden, wenn sie auf der Jagd sind.

Wie gesagt gehört viel mehr als Holzkohle zum Humusprozeß. Pflanzenwurzeln und deren Diversität, Bodenpilze und Bodenalgen sind viel wichtiger.

Bernhard

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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#12

Beitrag von Leipziger » Fr 31. Dez 2010, 17:40

Wenn ich nun alles mal so zusammenfasse: :)

bei
Such mal bei youtube und im Netz nach "greening the desert".
Geoff Lawton hat da was auf die Beine gestellt, das wohl ziemlich hilfreich für Dich sein dürfte.
das sind für mich Böhmische Dorfer, doch es funktioniert. :eek: :eek: :eek:

bei schwarze Erden:
alles in einen Behälter (Holzkohle, pflanzliche Abfälle) gut Gähren lassen, ausbringen und in die Erde einarbeiten.
Dann Säen und ernten.
Vielleicht noch einmal mit Zuckerwasser gießen am Anfang? :hhe:

Und alle Mikroben und Kleinstlebewesen sind glücklich! :michel:

Und der Leipziger dann auch wenn es große Gemüse gibt!

Saludos Leipziger :flag:
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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#13

Beitrag von luitpold » Fr 31. Dez 2010, 18:19

BernhardHeuvel hat geschrieben: Wie gesagt gehört viel mehr als Holzkohle zum Humusprozeß.
das hab ich noch nie bestritten, muss jetzt weg, der weltuntergang :haha: ruft.

lg
luitpold
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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#14

Beitrag von luitpold » Sa 1. Jan 2011, 20:20

bernhard DU irrst, DU vergleichst äpfel mit birnen.
BernhardHeuvel hat geschrieben:Kreislauf von Kohlenstoff... Ablauf der Humusbildung...
das ist alles löblich hat aber mit pyrogenen kohlenstoff gar nix zu tun.

in stufe 5 und 8 ist die rede von kohlenstoffkreislauf und nicht von pyrogenen kohlenstoff.

wirfst du beides aus unkenntnis in einen topf kannst du ein wenig erdöl und einen diamantring auch dazu tun, das sind auch alles kohlenstoffverbindungen haben aber mit deiner stufe 5 und 8 rein gar nix zu tun.

noch einmal kohlenstoff aus dem kohlenstoffkreislauf wird von deinem edaphon gebildet und abgebaut, in relativ kurzen zyklen von wenigen jahren.

pyrogener kohlenstoff ist langlebig, jahrtausende lang und deshalb NICHT teil des kohlenstoffkreislaufes, was dann auch der wesentliche unterschied ist.

es ist uraltes verbreitetes wissen dass pyrogener kohlenstoff böden besonders fruchtbar macht, das bodenleben ist mit oder ohne pyrC vorhanden. in schwarzerde sind einfach die besseren bedingungen für dein edaphon.
BernhardHeuvel hat geschrieben:Außerdem ist die Holzkohle eine gute Quelle für Phenole
das ist schlicht falsch, phenole sind flüchtige verbindungen die im pyrogenen prozess ausgetrieben und verbrannt werden. pure holzkohle ist phenolfrei.

allerdings sind phenole bestandteile des kohlenstoffkreislaufes und werden dabei abgebaut und aufgeschlossen, aber mit holzkohle hat das gar nix zu tun.

wesentlich für die bodenverbesserung, den gewässerschutz und noch einige dutzend eigenschaften ist das ausgeprägte speicher und filtervermögen der holzkohle.

ich könnte mir holzkohle als besonders geeignetes strukturmaterial für IMPFZIEGEL aller art vorstellen, aber das ist nur meine persönliche meinung.

lg und ein gutes neues jahr
luitpold
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden? Zwischenfrage

#15

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Sa 1. Jan 2011, 21:08

Ein Teil der Photosynthese, ein nicht geringer, geschieht über die Bodenalgen. Bis zu einem Meter Tiefe können sie Photosynthese betreiben
Hi Bernhard,

ich kann Dir da nicht ganz folgen, oder besser, in dem Punkt meldet sich mein "gesunder Menschenverstand" mit Widerspruch:
In 1m Tiefe IM BODEN wird sich kaum ein Photon hin verirren, wie soll also dort Photosynthese ablaufen? :hmm:

BernhardHeuvel
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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#16

Beitrag von BernhardHeuvel » So 2. Jan 2011, 00:59

So, ich irre mich also. Na gut, jetzt bin ich ja dank deiner Ausführungen schlauer, was daa pyrC für Funktionen erfüllt...

Ist es so schwer für Dich, einfach aufzulisten, was die Holzkohle bewirkt?

Im gesamten Prozeß der Humusbildung ist Holzkohle kein Thema. Was soll es denn bringen?

Frohes neues Jahr und liebe Grüße,

Bernhard

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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#17

Beitrag von Saurier61 » So 2. Jan 2011, 11:56

Hallöle,

ich versteh nicht ganz warum der Mensch immer alles in chemische Formeln bringen muss.
Als wenn das der Weg wäre, die Natur zu verstehen.
Alles chemisch umzusetzen hat schon bei den Düngemitteln nichts gebracht.
Beobachten, was die Natur macht, dieses dann nachmachen.. das ist der bessere Weg.
Da braucht es keine Chemiekenntnisse, die sowieso nur einen Bruchteil der Natur erahnen lassen.

Boden ist ausgelaugt, wenn sich dort keine Bodenlebewesen tummeln, weil sie keine Nahrungsgrundlage haben.
Künstlicher Dünger und "sauberhalten" der Anbauflächen und schon verhungern diese Bodenlebewesen.
Ergebnis... Boden tot.
Diese kleinen Helferlein sind nämlich eigentlich dazu da, Stoffe wie Pflanzen und Tierreste in verfügbare Stoffe für die Pflanzen umzusetzen.
In diesen natürlichen Kreislauf sollte man nicht mit Kunstdünger eingreifen.

So... wie bekommt man diesen Boden wieder lebendig....
man sorgt für Nahrung und schon stellen sich wieder Bodenlebewesen ein.
Dafür sollte man aber dieses Material zum Zersetzen der Natur so überlassen, wie es ist. Max. etwas zerkeinern.

Nichts gären lassen... da stellen sich dann zwar auch Lebewesen ein, aber nicht die Richtigen. Und vor allem nicht diese Vielzahl an verschiedenen Lebewesen.

Wenn man einen Kompost mit halbverrottetem Material hat... am Besten aus einem Offenen, denn nur hier entstehen die passenden Lebewesen... kann man dieses Material auf den Boden aufbringen. Etwas mit dem Grubber einarbeiten, damit es mehr Bodenkontakt hat.
Ansonsten pflanzliches Material, wie Grasschnitt, Laub, Unkraut, Kartoffel, Obst und Gemüseschalen, wenig Häckselgut auf den Boden geben.
Das erste Unkraut wachsen lassen, und erst wenn sich die erste Blüte gebildet hat rausrupfen und wieder auf den Boden geben. Je größer die Pflanzen sind um so mehr Material hat man.
Unkraut, das man leicht rausziehen kann, sollte man zum Teil aussamen lassen... gibt wieder kostenloses Futter für die Bodenlebewesen. Und somit Nährstoffe für die Nutzpflanzen.

Als unterstützende Massnahme kann man auch noch Regenwürmer in den Garten setzen. Davon gibt es in ausgelaugten/toten Böden auch zu wenig. Regenwürmer sind wichtig, weil sie den Boden lockern und lüften, Humus bilden und den Kleinstlebewesen gute Vorraussetzungen für die Vermehrung geben.

In einen geschlossenen Kompost kommt Unkraut, das man garantiert nicht mehr im Garten haben möchte.
An einem sonnigen Platz aufgestellt, leicht feucht gehalten, sterben hier die meisten Samen und Wurzeln durch die Wärmebildung bei der Verrottung ab.

Im ersten Jahr kann man dann schon Kartoffeln zusammen mit Bohnen in einem Beet; Erbsen, Mangold, Salate, Radieschen, Chinakohl,
Buschtomaten,Erdbeeren, Kräuter... anbauen.
Kohl, Zwiebelpflanzen, Wurzelgemüse wachsen erst im 2ten Jahr vernünftig.

Wir können die Natur nicht nachbauen aber unterstützen....

Lieben Gruß von
Helga
Diplomatie ist... Jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut.....

Benutzer 72 gelöscht

Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#18

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 2. Jan 2011, 12:32

hallo!
Saurier61 hat geschrieben:Hallöle,

ich versteh nicht ganz warum der Mensch immer alles in chemische Formeln bringen muss.
Als wenn das der Weg wäre, die Natur zu verstehen.

[....]

Wir können die Natur nicht nachbauen aber unterstützen....

Lieben Gruß von
Helga
:daumen: :daumen:

Beobachten - ohne zu analysieren - oder so ähnlich??
Welche Bedingungen herrschen dort, wo der Boden (die Pflanzen) gut gedeihen?

Wobei Bernhards Idee, das Unkraut nur abzuschneiden, damit die Wurzeln in der Erde bleiben - das hat was an sich!
Aaaaber: sind nicht nur "lebendige" Wurzeln gut für den Boden?
Was hat es für Auswirkungen, wenn sich im Boden eine Menge absterbender Wurzeln befinden (ganz unten, wo normalerweise kein Abbau mehr stattfindet, wo kein Sauerstoff etc. hinkommt)? :hmm:
(Viele einjährige Pflanzen sterben ab, wenn man ihnen alle Blätter nimmt)

liebe Grüße!

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luitpold
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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#19

Beitrag von luitpold » So 2. Jan 2011, 15:10

BernhardHeuvel hat geschrieben: Ist es so schwer für Dich, einfach aufzulisten, was die Holzkohle bewirkt?

Im gesamten Prozeß der Humusbildung ist Holzkohle kein Thema. Was soll es denn bringen?

Frohes neues Jahr und liebe Grüße,

Bernhard
kohle aus biomasse, ist im boden ein speicher- und filtermedium für wasser und flüssigkeiten gase und bodenchemikalien. durch die lockere und feinporige struktur wird der wasserhaushalt und der bodenluftanteil verbessert.

bedeutsam ist die chemische stabilität der kohle aus biomasse über viele jahrtausende, wie funde rund um die welt beweisen.

mit dem einbringen von biokohle wird CO2 langfristig im boden gebunden, was positiv unser klima beinflusst. durch die bindeeigenschaften der biokohle werden im humuskreilauf sonst flüchtige methane und andere treibhausgase gebunden und pflanzenverfügbar gemacht.

die bei der erzeugung von biokohle anfallende energie kann in wärmenetze eingebunden, oder zum antrieb von motoren (holzgas) verwendet werden. dabei entstehende destilate (holzessig, harze, flüssigrauch) werden in medizin chemie und lebensmittelerzeugung als biogrundstoffe schon jahrtausende lang genutzt.

in der tierzucht können mit biokohle die sonst flüchtigen amoniakgase aus gülle und stallmist(gestank aus stickstoffabbau) gebunden werden. dieser amoniak ist wenn pflanzenverfügbar gemacht wertvoller dünger, in die atmosphäre entlassen ein treibhausgas.

als filtermedium in der trink- und abwasseraufbereitung hat biokohle unbestritten positive eigenschaften, die verbrauchten (aufgeladenen) filter dienen dann als düngersubstrat in garten und feldbau.

bei der humusbildung = humuskreislauf sowohl auf der fläche wie auch im komposthaufen entstehen gasförmige flüssige und feste zerfallsprodukte. diese produkte werden teilweise im boden gebunden, entweichen aber auch oder werden ausgewaschen, was schädlich für das grundwasser ist.

kohle aus biomasse erhöht die speicherfähigkeit des bodens, und bindet einen nennenswerten teil der flüchtigen oder gasförmigen zerfallsprodukte und verhindert die auslaugung in den wasserkreislauf.

die so gebundenen abbauprodukte stehen jetzt dem pflanzenhorizont zur verfügung, dh. die pflanzen wachsen besser weil mehr nährstoffe aus dem humuskreislauf im boden pflanzenverfügbar sind.

andere kohlenstoffträger wie stroh pflanzenreste und holz können das natürlich auch, nur unterliegen sie, weil chemisch nicht stabil ebenfalls einem umbauprozess, was oft dem pflanzenwachstum abträglich sein kann.

francis harrar schreibt von bis zu vier meter humushorizonte im tschernosem, das nur nebenbei.

das wissen um die schwarzerde ist uralt, jeder bauer jeder wissenschaftler bezeugt das, was in gewissen kreisen vermutlich sofort gegen die schwarzerde spricht.

sehr vereinfacht gesagt, biokohle ist der echte jesuspfennig der menscheit, alles was eingelagert wird steht über jahrtausende als nahrungsgrundlage zur verfügung, und das bei optimaler verzinsung.

lg
und ein gutes neues jahr
luitpold
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Dagmar
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Re: Erste Hilfe bei ausgelaugtem Boden?

#20

Beitrag von Dagmar » So 2. Jan 2011, 18:10

Hallo Luitpold,

hast du im Netz oder in Büchern schon von praktischen Erfahrungen gelesen, als jemand hier in Mitteleuropa angefangen hat, diese Biokohle einzusetzen. Also Ertrag vor dem Einsatz Biokohle und Ertrag nach dem Einarbeiten der Holzkohle?

Und wie könnte man die Biokohle (Holzkohle) am besten in den Boden einarbeiten. Hacke, Grubber, Fräse, Wiesenegge Kreiselegge??

Irgendwie hört sich das Alles ja ganz interessant an.

Sind auch irgendwelche Nachteile bekannt?


Dagmar
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