Kompost aufgeben - noch jemand?

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poison ivy
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#41

Beitrag von poison ivy » So 20. Dez 2015, 16:25

Du magst Recht haben, dass im heissen Kompost alles schneller ablaeuft als im einfach so hingeschmissenen
ja, hab natuerlich mehr Kompost als nur meine heissen Schuten aber keiner meiner Haufen hat geschafft, ohne Hilfe einer Mistgabel in 3 Jahren quasi zu verschwinden, und die meisten meiner Haufen sind keine 3m hoch eher 1 1/2
dabei sollte das bei mir doch eh viel schneller gehen als bei Dir, warm und feucht
zB die Kiefernstaemme, auf denen mein Wasserfass stand, waren in 3 Jahren von-Hand-zerbroesel-morsch

aber
mein heisser Kompost sitzt auch nicht, wie ich hier immer wieder lese ein Jahr oder gar 3 Jahre einfach rum
der kommt je nach Bedarf und Anfall nach 3, 4, 5 Wochen auf Beete

auch ohne Hilfe von Permie-Semi-Gottheiten bin ich auf Hochbeete und swales gekommen,
in meinen inside-out-swales ist Platz fuer REICHLICH Kompost & Co

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Thomas/V.
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#42

Beitrag von Thomas/V. » So 20. Dez 2015, 17:09

Also besser mal halbreifen Kompost verwenden. Von daher waere es besser, Alles direkt auf die Erde zu geben, aber dabei gehen eben auch Naehrstoffe verloren weil die Kontaktflaeche mit der Luft groesser ist als im Komposthaufen.
Steht aber schon so in meinem 25 Jahre altem Bio-GartenBuch- Mist oder frisch ausgebrachten Kompost oberflächlich in den Boden einarbeiten und /oder mit irgendwas abdecken (also nochmal mulchen, kann auch altes Heu, Laub usw. sein, was man dann eben wieder wegnehmen muß, wenn man sät oder pflanzt).
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#43

Beitrag von cfun » Mo 21. Dez 2015, 00:33

DieterB hat geschrieben: Es kommt auch immer darauf an, welche Materialien fuer den Komposthaufen verwendet wurden. Wenn du einen Komposthaufen aus Stallmist hast, dann schrumpft das Volumen natuerlich wesentlich weniger, weil das Gras ja schon im Verdauungs-System der Tiere komprimiert wurde. Aber wenn man nur Gras und Unkraut verwendet, dann ist der Volumensverlust schon erheblich.
Küchenabfälle (einfache Kohlenhydrate, Eiweiße) zersetzen sich sehr schnell und fast vollständig, während Zellulose und holzige Sachen schlechter abbaubar sind. Gras kann schon Dauerhumus bilden (Weiden haben ja einen guten Humusanteil), Verholztes sowieso. Während Kräuter, Obst- und Gemüsereste eher zum Düngen gut sind und in kürzester Zeit weg sind, insbesondere wenn es schön warm ist.

Bei Stallmist kommt es m.E. darauf an, was die Tiere gefressen haben (Zellulose vs. einfache Kohlenhydrate/Eiweiß) und wie hoch der Strohanteil ist (hat Zellulose und Lignin).

Mein Küchenkompost ist immer im Nu weg, mein Grasschnittkompost hält sich, daher will ich gerade die Küchenabfälle auf die Beete kriegen und nicht im Kompost verschwinden lassen.

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#44

Beitrag von cfun » Mo 21. Dez 2015, 00:43

DieterB hat geschrieben:Wenn ich z. B. frisches Gras im Maerz auf der Gartenerde ausbreite, dann ist nach einem Monat fast nichts mehr uebrig. Durch die hohe Feuchtigkeit und die niedrigen Temperaturen ist der groesste Teil ist in den Boden gegangen. Wenn ich aber im Mai Gras ausbreite, dann ist das nach 6 Monaten immer noch nicht zersetzt. Bei der Trockenheit und den hohen Temperaturen wird ein groesserer Anteil an die Atmosphaere abgegeben. Aber zumindest schuetze ich so die Erde und verhindere, dass zuviel aus der Erde vergast.
So richtig verstehe ich das noch nicht. Ich dachte eher, trockene Hitze würde die Substanz konservieren, ggf. Eiweiße abbauen, aber noch nichts ausgasen. Ausgasen kann doch erst was, wenn der Zersetzungsprozess läuft und dazu braucht es Wasser? Ich stelle mir das eher so vor, dass a) der Boden Nitrat speichern kann oder auch nicht und b) im Boden Nitrat in Amonium umgewandelt wird (wird nicth ausgeschwemmt). Wie Nitrat gespeichert wird, weiß ich nicht, vielleicht über Kationen im Humus, d.h. man bräuchte möglichst viel Humus und die Zersetzung müsste auch im Humus stattfinden, damit die Bindungen hergestellt werden. Daher denke ich immer, die Rotte braucht guten Bodenkontakt oder besser -bedeckung, daber dazu muss ich erst noch Infos suchen. In Amonium wird Nitrat von irgendwelchen Bakterien (zurück)umgewandelt, da weiß ich auch nicht, wie man die fördern kann.

Mich nervt es, dass ich das nicht verstehe, vielleicht schaffe ich es über die Weihnachtspause, da was rauszufinden.

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#45

Beitrag von MeinNameistHASE » Mo 21. Dez 2015, 09:42

cfun: Wenn du darüber Infos suchst kann ich dir das "Lehrbuch Bodenkunde" von Scheffer-Schachtschabel empfehlen oder auch die Grundlagenliteratur zur Pflanzenernährung (Grundwissen Bachelor von Schubert). Nach dieser Lektüre dürften deine Fragen beantwortet sein.
Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#46

Beitrag von cfun » Mo 21. Dez 2015, 10:43

MeinNameistHASE hat geschrieben:cfun: Wenn du darüber Infos suchst kann ich dir das "Lehrbuch Bodenkunde" von Scheffer-Schachtschabel empfehlen oder auch die Grundlagenliteratur zur Pflanzenernährung (Grundwissen Bachelor von Schubert). Nach dieser Lektüre dürften deine Fragen beantwortet sein.
Den Scheffer habe ich seit mehreren Jahren, komme darin aber kaum voran und wenn, dann vergesse alles wieder recht schnell. Aber ich hab's mir gestern wieder mal aus dem Schrank geholt und heute morgen im Zug ein wenig gelesen. Mit meiner derzeitigen Motivation sollte doch endlich mal was hängen bleiben ... :)

Und eine Korrektur noch: Es gibt natürlich auch schnell zersetzbare komplexe Kohlenhydrate, wie Stärke, nicht nur Zellulose.

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#47

Beitrag von DieterB » Mo 21. Dez 2015, 11:28

cfun hat geschrieben:So richtig verstehe ich das noch nicht. Ich dachte eher, trockene Hitze würde die Substanz konservieren, ggf. Eiweiße abbauen, aber noch nichts ausgasen. Ausgasen kann doch erst was, wenn der Zersetzungsprozess läuft und dazu braucht es Wasser?
Dass Boeden in kuehlen oder gemaessigten Klimazonen wie Niedersachsen mehr Humus haben als Boeden in heissen und trocknen Gegenden wie das Alentejo ist eine Tatsache. Jeder der hier mal den harten Lehmboden bearbeitet hat versteht das sofort.

Wie man das genau erklaert, kommt auf unser Weltbild drauf an. Man kann das ja auch verstehen, indem man das z. B. durch das Ein- und Ausatmen des Bodens und der Pflanzen erklaert. Eine rein chemische Sichtweise fuehrt in die Sackgasse.

Aber gleich welchen theoretischen Rahmen wir anwenden, am Ende kommt es doch auf die praktischen Massnahmen an, die wir zur Bodenbearbeitung anwenden. Z. B., ich versuche so weit wie moeglich auf Umgraben usw. zu verzichten, aber wenn es dann doch mal notwending ist, dann mach ich das niemals in der prallen Sonne, weil dann die umgegrabene Erde an der Luft schnell oxidiert und Humus verloren geht. Ich versuch also, bei Bewoelkung, nach Sonnenuntergang oder im Schatten zu arbeiten und nach dem Umgraben, die Erde sofort mit Mulch zu bedecken. Wenn ich sehe, wie umgepfluegte Erde wochenlang der prallen Sonne ausgesetzt ist, dann tut mir das richtig weh. Man kann foermlich sehen, wie die schwarze Erde zu gelbem Lehm wird.
Ich stelle mir das eher so vor, dass a) der Boden Nitrat speichern kann oder auch nicht und b) im Boden Nitrat in Amonium umgewandelt wird (wird nicth ausgeschwemmt). Wie Nitrat gespeichert wird, weiß ich nicht, vielleicht über Kationen im Humus,
Wie gesagt, eine rein chemische Sichtweise fuehrt in eine Sackgasse. Du kannst Humus nur biologisch verstehen. Zuerst zersetzen Mikroben und ander Lebewesen die Pflanzen- und Tierreste. Dann verwandeln die Mikroben usw. den kurzzeit Humus in langzeit Humus, dann versorgen andere Mikroben die Pflanzenwurzeln aus diesem Humus-Vorrat mit Naehrstoffen. Der Stickstoff sowie die anderen Naehrstoffe werden in den Mikroben usw. sowie im Humus gespeichert. Selbst wenn eine chemische Analyse diese Naehrstoffe nicht feststellen kann, koennen die Mikroben sie zur richtigen Zeit aus diesem Humus-Vorrat fuer die Pflanzen erzeugen.
Daher denke ich immer, die Rotte braucht guten Bodenkontakt ...
Das ist sicher richtig. Deshalb gibt man ja auch immer Erde in den Komposthaufen. Wenn Pflanzenreste zerfallen, koennen sie entweder an der Luft oxidieren oder in die Erde uebergehen. Es gibt immer beides, aber je nach Umweltbedingungen, ueberwiegt das eine oder das andere. Deshalb ist es wichtig, dass von Anfang an immer Erde dabei ist, indem 1) man Erde in den Komposthaufen gibt, 2) den Kompost so schnell wie moeglich in den Boden gibt 3) Kompost oder Mulch flach in die Erde einarbeitet, usw.

lg. Dieter

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#48

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 21. Dez 2015, 15:58

Ich stelle mir das eher so vor, dass a) der Boden Nitrat speichern kann oder auch nicht und b) im Boden Nitrat in Amonium umgewandelt wird (wird nicth ausgeschwemmt). Wie Nitrat gespeichert wird, weiß ich nicht
Nitrat kann nicht gespeichert und nicht in Ammonium verwandelt werden.
Ist das Nitrat vorhanden wird es aufgenommen oder in tiefere Bodenschichten verlagert.

Aus Ammoniumstickstoff können die Nitrifizierer Nitrat "basteln", zum Teil versucht man das durch Nitrifizierungshemmer (StabilN oder auch Ntec etc.) zu verlangsamen.
Eine rein chemische Sichtweise fuehrt in die Sackgasse.
Alles was in deinem Boden, deiner Pflanze und deinem Komposthaufen abläuft ist Chemie.
ich versuche so weit wie moeglich auf Umgraben usw. zu verzichten, aber wenn es dann doch mal notwending ist, dann mach ich das niemals in der prallen Sonne, weil dann die umgegrabene Erde an der Luft schnell oxidiert
Sorry, aber das ist Quark.

Der Erde ist es völlig schnurz bei welchem Wetter du sie umgräbst.
Die mineralischen Bestandteile deiner Erde (90-97%!) können gar nicht oxidiert werden, da es schon idr. Oxide, Silicate oder andere Minerale sind.

Das was mittels Sauerstoff abgebaut werden kann ist dein Humus aber nur mit Hilfe von Mikroorgansimen.
Dieser Abbau liefert die Nährstoffe aus deinem Humus und findet immer statt.
Da die Bakterien aerob arbeiten, arbeiten sie umso schneller/besser jemehr " frische" Luft (und damit Sauerstoff) in der Erde ist.
Das Pflügen/Umgraben durchlüftet man eben den Boden am stärksten, deshalb ist auch der nachfolgende Humsaubbau am stärksten, ebenso das Nährstoffangebot.
Wenn ich sehe, wie umgepfluegte Erde wochenlang der prallen Sonne ausgesetzt ist, dann tut mir das richtig weh. Man kann foermlich sehen, wie die schwarze Erde zu gelbem Lehm wird.
Meinst du damit die Winterfurche?

cfun
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#49

Beitrag von cfun » Di 22. Dez 2015, 03:46

Ölkanne hat geschrieben:Nitrat kann nicht gespeichert und nicht in Ammonium verwandelt werden.
Ist das Nitrat vorhanden wird es aufgenommen oder in tiefere Bodenschichten verlagert.
Ausgegast wird auf jeden Fall ein Teil. Aber ich habe auch schon mehrmals gelesen, dass Nitrat in Ammonium umgewandelt wird. Leider finde ich nicht mehr, welche Bakterien/Pilze das machen sollen. Hier aber https://www.youtube.com/watch?v=UwIhCxFjdSQ ab 5:36 zumindest die Behauptung dass das geht.

Hier ist was zu Pilzen/Nitrat-Speicher im Boden: http://www.boku.ac.at/fileadmin/data/H0 ... s_NirA.pdf, umwandlung in Aminosäuren.

Bestimmt findet man Genaueres, wenn man ein bisschen sucht, aber ich komme da gerade nicht zu.

Auf jeden Fall kann in humosem Boden mehr Nitrat gespeichert werden als ohne Humus. Das findet man schon bei leichtem Stöbern.

EDIT: Und dass Sonnenlicht/UV-Strahlung dem Humus schadet, kann ich mir sehr gut vorstellen (UV-Licht zersetzt ja sogar Plastik). Vielleicht nur über ein Abtöten und Austrocknen der Bodenlebewesen/Pilze, aber gut ist intensive Sonneneinstrahlung sicher nicht für den Boden.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#50

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Di 22. Dez 2015, 21:14

cfun hat geschrieben:Ausgegast wird auf jeden Fall ein Teil
Ausgasen ≠ auswaschen ~ verlagern in tiefere Bodenschichten
cfun hat geschrieben:Aber ich habe auch schon mehrmals gelesen, dass Nitrat in Ammonium umgewandelt wird.
Ich glaube das wäre der Traum ein jeden Wasserwerkes und Landwirts :mrgreen:
cfun hat geschrieben:umwandlung in Aminosäuren
=>
Ölkanne hat geschrieben:Ist das Nitrat vorhanden wird es aufgenommen
cfun hat geschrieben:Auf jeden Fall kann in humosem Boden mehr Nitrat gespeichert werden als ohne Humus. Das findet man schon bei leichtem Stöbern.
Hat ja auch niemand behauptet das die Nitratspeicherkapazität unabhängig vom Humusgehalt ist ;)

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