Kompost aufgeben - noch jemand?

unkrautaufesserin
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#31

Beitrag von unkrautaufesserin » Fr 18. Dez 2015, 20:26

Wenn ich keinen Kompost hätte, müßte ich Erde für Aussaaten und Kübelkulturen kaufen.
So bin ich froh über alles, was ich auf meinen Haufen tun und zu Erde machen kann.

Auswaschungen machen mir keine Sorgen, es bleibt genug für mich übrig. Und wenn sich ein Baum über das zusätzliche Futter freut, so freue ich mich über zusätzliche Früchte.

Starkzehrer nur mit Mulch und Flächenkompost düngen zu wollen, halte ich für vergebene Liebesmüh. Eine frisch aufgetragene Mulchschicht verringert ja erst mal den vorhandenen Stickstoff.

DieterB
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#32

Beitrag von DieterB » Sa 19. Dez 2015, 12:21

Die Debatte fuer oder gegen Kompost wurde vor fast einem halben Jahrhundert von Fukuoka losgetreten und hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder fuer ideologische Grabenkaempfe gesorgt.

Die meisten sind am Anfang immer voll begeistert von der "do nothing, no-compost, etc." Methode. Jedoch nach ein oder zwei Jahren verlaufen Experimente in dieser Richtung meistens stillschweigend im Sand. Das Resultat ist, dass Fukuoka's Methoden sich nicht durchgesetzt haben, nicht einmal in Japan. Das liegt wohl an der ideologischen Ausrichtung, die es bei Verfechtern dieser Methode meistens gibt.

Ich hab damit seit ueber 20 Jahren experimentiert und mich immer wieder gefragt, ist es besser organische Materialien zu kompostieren oder direkt auf die Erde zu geben? Dazu kann es aber keine allgemein richtige Antwort geben. Die Methode, die sich am Ende als die beste herausstellt, ist in jedem Garten, auf jedem Hof, anders.

Am Anfang hab ich Alles kompostiert, mit Kompostreihen von bis zu 50 Metern pro Jahr. Dann hab ich Alles direkt als Mulch auf den Boden gegeben, einige hundert Schubkarren voll im Jahr. Jetzt bedecke ich die Anbauflaeche mit Gras und gehaeckselten Zweigen, usw., versuche aber auch soviel wie moeglich zu kompostieren. Verkommene Fruechte und Kuechenabfaelle, sowie Gras und Unkraeuter, die ich nicht zum Mulchen brauche, kommen auf den Kompost. Gehaeckselte Zweige kommen immer auf die Erde oder werden in separaten Haeufen gelagert bevor ich sie als Mulch verwende. Holzige Teile werden durch Pilze zersetzt, wogegen im Komposthaufen Mikroben vorherrschen. Deshalb hat es keinen Sinn holzige Teile auf den Komposthaufen zu geben, es sei denn man hat separate Haeufen fuer holzige Teile, die dann langsamer durch Pilze zersetzt werden.

Also das erste Prinzip lautet: keine nackten Flaechen! Dafuer brauche ich Mulch, um den Boden zu bedecken, aber trotzdem brauch ich soviel wie moeglich Kompost, z. B., um neue Gartenerde zu erschliessen. Dabei sollte man wissen: Kompost ist KEIN Duenger. Kompost bereichert den Boden aber enthaelt wenig Stickstoff, weil Stickstoff sich schnell verfluechtigt. Man sollte auch den Kompost nicht zu lange liegen lassen, denn, je laenger man wartet, desto mehr Naehrstoffe gehen verloren. Also besser mal halbreifen Kompost verwenden. Von daher waere es besser, Alles direkt auf die Erde zu geben, aber dabei gehen eben auch Naehrstoffe verloren weil die Kontaktflaeche mit der Luft groesser ist als im Komposthaufen.

Dazu koennte ich noch ewig weiter schreiben, aber ...

lg. Dieter

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poison ivy
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#33

Beitrag von poison ivy » Sa 19. Dez 2015, 15:33

DieterB hat geschrieben:Man sollte auch den Kompost nicht zu lange liegen lassen, denn, je laenger man wartet, desto mehr Naehrstoffe gehen verloren. Also besser mal halbreifen Kompost verwenden.
dann bleibe ich also bei heiss kompostieren statt Fitnesstudio,
schneller geht kaum
DieterB hat geschrieben:Dann hab ich Alles direkt als Mulch auf den Boden gegeben,...
gestern hab ich 4 Schubkarren voll Efeu ausgerissen, nicht mal Fukijama kann erwarten, dass ich den im Gemuesebeet quasi wieder einsetze!

cfun
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#34

Beitrag von cfun » So 20. Dez 2015, 00:15

DieterB hat geschrieben:Holzige Teile werden durch Pilze zersetzt, wogegen im Komposthaufen Mikroben vorherrschen. Deshalb hat es keinen Sinn holzige Teile auf den Komposthaufen zu geben
Ja, dahin bin ich im letzten Jahr auch gekommen. Im Kompost habe ich Holziges nur noch als Strukturmaterial verwendet und wenn ich es ausgesiebt habe als neuen Ansatz. Aber irgendwie ist das für mich nicht mehr sinnvoll.
DieterB hat geschrieben:Kompost bereichert den Boden aber enthaelt wenig Stickstoff, weil Stickstoff sich schnell verfluechtigt. Man sollte auch den Kompost nicht zu lange liegen lassen, denn, je laenger man wartet, desto mehr Naehrstoffe gehen verloren. Also besser mal halbreifen Kompost verwenden. Von daher waere es besser, Alles direkt auf die Erde zu geben, aber dabei gehen eben auch Naehrstoffe verloren weil die Kontaktflaeche mit der Luft groesser ist als im Komposthaufen.
Deshalb verwende ich nur halbreifen Kompost. Die Stickstoffverluste in die Luft sehe ich auch als den großen Nachteil der "Flächenkompostierung" an. Weißt du, wie groß der Anteil ist, der in die Luft verloren geht? Oder was man dagegen tun kann? Ein wenig in die Erde einarbeiten vielleicht?
DieterB hat geschrieben:Dazu kann es aber keine allgemein richtige Antwort geben. Die Methode, die sich am Ende als die beste herausstellt, ist in jedem Garten, auf jedem Hof, anders.
Ich denke, dass ist die Quintessenz. Bei mir klappt es schon fast vollständig ohne Kompost, das bisschen Rest geht auch noch. Ich habe aber auch genug Sträucher unter die ich größere Mengen oder nicht-Gemüsebeet-verträgliches einfach schieben kann. Von dort aus kann ich mir auch Erde für Töpfe/Aussaat holen, falls ich was brauche. Wenn ich nur Gemüsebeete hätte, müsste ich auch kompostieren.

Bei mir ist das Aufgeben des Kompost einfach aus der Not entstanden: zu wenig Stickstoff, zu wenig Mulch (ich kaufe nichts von Außen dazu).

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#35

Beitrag von hobbygaertnerin » So 20. Dez 2015, 09:56

Die Frage, welche Kompostzubereitung, welche Möglichkeiten,
ich habe dazu zu wenig Langzeiterfahrung.
Aber- ich habe das Buch eines amerikanischen Landbauprofessors gelesen, der über 4.000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan vor gut 100 Jahren ein Buch geschrieben hat- seine Reiseerfahrungen fand ich sehr lesens-, nachdenkenswert. Und vor allem dieses aufgeschriebene Wissen auch nachahmenswert.
Hab da noch ein kleines Büchlein über 2.000 Jahre Erfahrung im biologischen Gartenbau-
wo über die Gartenkunst der Mauren einiges geschrieben ist.
Interessant fand ich die beiden Bücher deshalb, weil wir im Jahre 2015 nicht die 1. sind, die sich mit Kompostierung, Gartenbau usw. befassen, sondern über lange Zeiträume Bodenfruchtbarkeit ein Überlebensgarant war- war der Boden ausgelaugt, mussten sie weiterziehen oder verhungern.
Heute kann man alles aus aller Welt kaufen, da stellt sich diese Frage eher weniger.
Was mir auch manchmal durch den Sinn geht, wie konnten die Menschen in Ägypten solche Pyramiden bauen, in Südamerika z.B. Matchu Pitchu, Stonehege,
solche Steinblöcke so behauen und bearbeiten, sie transportieren und an Ort und Stelle so aufbauen, dass sie ohne Mörtel über Jahrtausende zusammenhielten.
Oder z.B. in China mit kleinen Flächen doch genug Lebensmittel erzeugen oder die Menschen, die die Kunst der Terra Pretaherstellung kannten, die im feuchten Klima eine dermassen gute Verarbeitung der Stoffströme hinbekamen, wo zu der Zeit bei uns die Nachttöpfe auf die Strassen der Städte gekippt wurden. Ein gutes Klima für Ratten und Krankheitserreger.

DieterB
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#36

Beitrag von DieterB » So 20. Dez 2015, 10:50

poison ivy hat geschrieben:dann bleibe ich also bei heiss kompostieren statt Fitnesstudio,
schneller geht kaum
Das ist gelaufen wie gehupft ... oder wie sagt man das nochmal auf Deutsch :hmm:

Ganz im ernst, je heisser der Kompost, desto schneller vergast dein Kompost. Das heisst, du hast auf alle Faelle Verluste. Das ist der normale Kreislauf des Lebens. Den kann man nicht anhalten.

Mit anderen Worten, dein heisser Kompost hat die gleichen Verluste in kurzer Zeit wie ein Komposthaufen mit niedrigen Temperaturen in einem laengeren Zeitraum. Du musst nur mal morgens bevor die Sonne aufgeht die Hand ueber einen heissen Kompost halten. Da merkst du richtig, wie das verdampft. Das sind manchmal Temperaturen, die man mit der Hand kaum aushaelt.

Die Theorie ist zwar, dass die hohen Temperaturen Unkrautsamen und dergleichen abtoeten. In einem offenen Kompost-System ist das aber niemals vollstaendig und es bleiben immer noch genug saatkraeftige Samen uebrig. Unkraeuter sind auch Teil des Gartens. Damit muss man sich abfinden.

Deshalb verzichte ich weitgehend auf heisse Kompostierung. Ich achte nur darauf, dass ein Kompost nicht zu lange liegen bleibt. Ich hab mal einen Komposthaufen aus Gras und Unkraeutern fuer Jahre liegen gelassen. Der Haufen, der am Anfang 2 m hoch war, war nach 3 Jahren gerade mal 2 oder 3 cm hoch. Aber man hat an der Stelle deutlich gesehen, dass das Gras wesentlich dichter und hoeher wuchs. Aber jetzt nach ca. 15 Jahren kann man selbst das nicht mehr sehen. Das heisst der ganze Kompost ist weg ohne Spuren zu hinterlassen. Es gibt nicht einmal mehr staerkeres Wachstum.

Deshalb versuche ich, alles so schnell wie moeglich an den Boden zurueckzugeben.

lg. Dieter

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#37

Beitrag von Sabi(e)ne » So 20. Dez 2015, 10:55

@Maria:ja, genau sowas meinte ich - und nicht nur in Bezug auf Seidenraupen. Die Bienen machen ja dasselbe - denk nur mal an verlorene Pollen oder sterbende Bienen - alles Stickstoff, in weitem Umkreis verteilt.
Das ist ein sehr komplexes System...
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#38

Beitrag von DieterB » So 20. Dez 2015, 11:19

cfun hat geschrieben:Deshalb verwende ich nur halbreifen Kompost. Die Stickstoffverluste in die Luft sehe ich auch als den großen Nachteil der "Flächenkompostierung" an. Weißt du, wie groß der Anteil ist, der in die Luft verloren geht? Oder was man dagegen tun kann? Ein wenig in die Erde einarbeiten vielleicht?
Das kommt ganz auf die Umweltbedingungen an. Ich leb in einem heissen Klima, aber wir haben meistens bis April genug Feuchtigkeit. Wenn ich z. B. frisches Gras im Maerz auf der Gartenerde ausbreite, dann ist nach einem Monat fast nichts mehr uebrig. Durch die hohe Feuchtigkeit und die niedrigen Temperaturen ist der groesste Teil ist in den Boden gegangen. Wenn ich aber im Mai Gras ausbreite, dann ist das nach 6 Monaten immer noch nicht zersetzt. Bei der Trockenheit und den hohen Temperaturen wird ein groesserer Anteil an die Atmosphaere abgegeben. Aber zumindest schuetze ich so die Erde und verhindere, dass zuviel aus der Erde vergast.

In Deutschland ist das nicht so kritisch, weil ihr mehr Feuchtigkeit und niedrigere Temperaturen habt. Deshalb habt ihr auch mehr Humus im Boden, als dass in heissen und trockenen Gegenden der Fall ist.

Allgemein versuch ich, frische Materialien wie Kuechenabfaelle mit trockenen wie Heu oder gehaeckselten Zweigen zu bedecken, um zu verhindern, dass sie an der Luft vertrocknen.

Es geht ja auch nicht nur um Stickstoff, der verfluechtigt sich sowieso. Was vergast, sind ja hauptsaechlich Kohlenstoffverbindungen. Humus besteht ja zum groessten Teil aus Kohlenstoffverbindungen. Der Stickstoff sowie andere Naehrstoffe kann aber durch Mikroben und andere Lebewesen im Boden gebunden werden. Die pflanzlichen Uberreste (d.h. die Kohlenstoffverbindungen) dienen als Nahrung fuer die Mikroben, die ihrerseits dann wieder Stickstoff sowie andere Naehrstoffe im Boden hinterlassen, der dem Pflanzenwachstum dient.

lg. Dieter

Benutzer 72 gelöscht

Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#39

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » So 20. Dez 2015, 13:33

DieterB hat geschrieben:Der Haufen, der am Anfang 2 m hoch war, war nach 3 Jahren gerade mal 2 oder 3 cm hoch.
interessant!
Wir haben Haufen vom Vorbesitzer "geerbt" und die sind nach ca. 5 Jahren noch immer da - zugewachsen, aber als deutlicher Hügel. Bei uns draußen in NÖ, wo es nie wirklich heiß wird und alles dauerfeucht ist...
Wir fingen heuer an, die Erde von dort zur Gartengestaltung zu verwenden (und haben noch ein paar Plastik- bzw. Silberpapierteilchen drin gefunden).

DieterB
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#40

Beitrag von DieterB » So 20. Dez 2015, 15:10

ina maka hat geschrieben:Wir haben Haufen vom Vorbesitzer "geerbt" und die sind nach ca. 5 Jahren noch immer da - zugewachsen, aber als deutlicher Hügel. Bei uns draußen in NÖ, wo es nie wirklich heiß wird und alles dauerfeucht ist...
Es kommt auch immer darauf an, welche Materialien fuer den Komposthaufen verwendet wurden. Wenn du einen Komposthaufen aus Stallmist hast, dann schrumpft das Volumen natuerlich wesentlich weniger, weil das Gras ja schon im Verdauungs-System der Tiere komprimiert wurde. Aber wenn man nur Gras und Unkraut verwendet, dann ist der Volumensverlust schon erheblich.

Vielleicht hat auch das Klima etwas damit zu tun. In einem heissen Klima wird Humus bis zu 6 Mal schneller abgebaut als in einem kalten oder gemaessigten Klima.

lg. Dieter

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