Kompost aufgeben - noch jemand?

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emil17
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#51

Beitrag von emil17 » So 10. Jan 2016, 16:25

Ein paar Halbwahrheiten hier ...
Ölkanne hat geschrieben:
ich versuche so weit wie moeglich auf Umgraben usw. zu verzichten, aber wenn es dann doch mal notwending ist, dann mach ich das niemals in der prallen Sonne, weil dann die umgegrabene Erde an der Luft schnell oxidiert
Sorry, aber das ist Quark.

Der Erde ist es völlig schnurz bei welchem Wetter du sie umgräbst.
Sorry, aber das ist Quark.
Es ist nicht egal, ausser vielleicht bei landwirtschaftlich intensiv genutzten Böden, wo der Humus schon ruiniert oder weg ist.
Weil Humus in der nachhaltigen Landwirtschaft etwas lebendiges ist (bei den traditionellen Bodenkundlern ist es bloss das organische Material, also das, was bei einer Erhitzung der Bodenprobe auf 500 Grad verbrennt), soll er möglichst nicht austrocknen. In der Natur liegt er nie offen, das ist kein Zufall.
Ziel der bodenschonenden Bestellung ist es ja gerade, die Humuszersetzung aufzuhalten bzw. das überall vorhandene Gleichgewicht von Humusabbau und Humusneubildung günstig, d.h. im Sinne eines grossen Humusghehaltes, zu gestalten. Der Schlepper auf dem Maisacker tut gerade das nicht.
Die intensive Landwirtschaft auf ehemaligen Waldböden setzt sehr viel CO2 aus Humus frei, wie jeder Vergleich des Humusgehaltes eines Ackerbodens mit dem eines danebenstehenden natürlichen Waldes zeigen kann.

Ausserdem hängt alles, was geht oder nicht, sehr vom Klima ab, wo man ist. Unsere Böden sind unseres kühl-gemässigten Klimas wegen recht fehlertolerant, d.h. die Quittung für bodenzerstörende Anbaumethoden erhält man erst nach Jahrzehnten.
Ölkanne hat geschrieben:Das was mittels Sauerstoff abgebaut werden kann ist dein Humus aber nur mit Hilfe von Mikroorgansimen.
Dieser Abbau liefert die Nährstoffe aus deinem Humus und findet immer statt.
Da die Bakterien aerob arbeiten, arbeiten sie umso schneller/besser jemehr " frische" Luft (und damit Sauerstoff) in der Erde ist.
Das Pflügen/Umgraben durchlüftet man eben den Boden am stärksten, deshalb ist auch der nachfolgende Humsaubbau am stärksten, ebenso das Nährstoffangebot.
Erstens ist Nährstoffangebot durch Humusabbau schlicht Raubbau am Boden und eine Bewirtschaftung, welche dieses bewirkt, ist dumm. Bei guter Bewirtschaftung nimmt der Humusgehalt des Bodens mit der Kultur eher zu, so wie auch in einem guten Waldboden. Das ist ja gerade die Kunst an der Sache.
Zweitens stimmt das sowieso nur manchmal: wenn der Boden sehr sauer ist, wird der Abbau stark gehemmt. Ebenso wenn der Humus kaum Stickstoff enthält. Kann man beides sehr gut in Gebirgsnadelwäldern beobachten, wo trotz bester Durchlüftung und Durchfeuchtung dicke Rohhumusschichten entstehen.
Auch in ungestörten Waldböden ist die Durchlüftung unter anderem wegen der Regenwurmaktivität sehr gut, dennoch kommt es da nicht zu Nährstoffmangel und auch nicht zu Humusverlust.

Eine der besten allgemeinverständlichen Darstellungen über den Sachverhalt ist nach wie vor in dem Klassiker von 1950 "Die letzte Chance" von A. Francé Harrar zu finden. Der Buchtitel ist durchaus kein Zufall und eigentlich sollte das Buch Pflichtlektüre für jeden sein, der sich mit Landwirtschaft beschäftigt.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

cfun
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Re: Kompost aufgeben - noch jemand?

#52

Beitrag von cfun » Mo 29. Feb 2016, 11:24

Ich habe endlich etwas gefunden, was für mich das Thema Humusaufbau, Stickstoff, Düngung etc. verständlich macht. Endlich! Von Christine Jones.

Artikel:
http://www.amazingcarbon.com/PDF/JONES% ... y14%29.pdf

Interview:
http://www.amazingcarbon.com/PDF/Jones_ ... 015%29.pdf

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