franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

Manfred

Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#31

Beitrag von Manfred » Mo 11. Jan 2016, 11:21

Das hört sich interessant an. Magst nicht weitere Infos und Fotos einstellen dieses Jahr?
Die letzten Jahre hat ja mein Vater den Garten übernommen. Aber dieses Jahr kommt ein neues Gärtchen dazu, in dem ich mich dann wieder austoben könnte. Und arbeitsextensive + zuverlässige Methoden waren mir auch immer wichtig. Nicht nur für mich selbst. Es braucht einfach solche Methoden, wenn wieder mehr Leute Freude am Gemüsegärtnern bekommen sollen. Ideal wäre 1 x etwas Aufwand für die Bestellung und dann vergessen können bis zur Ernte...

hobbygaertnerin
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#32

Beitrag von hobbygaertnerin » Mo 11. Jan 2016, 14:01

Hallo Manfred,
ja, werde ich machen.
Hätte da gleich ein Beispiel- früher habe ich ganz früh im Gewächshaus Salat gepflanzt, meist war er noch nicht fertig, bis die Tomaten reingemusst hätten. Der frühe Salat brauchte sehr viel päppeln im GH.
Jetzt : habe vor ein paar Jahren nach den Tomaten Portulak und Feldsalat reingepflanzt, einmal im Winter noch gut gegossen- und im Frühjahr konnte die Ernte beginnen- an einigen Ecken liess ich Feldsalat und Portulak stehen, der blüht und samt sich aus - heute muss ich nur noch die Tomaten nach der Ernte abschneiden- ein wenig Kompost auf die Fläche und zart mulchen, giessen und es spriessen die beiden Wintersalate in rauen Mengen. Nur am Rand wächst Winterbutterkopf, der ist wesentlich früher dran als der im Februar gepflanzte Salat.

Und ja, du hast Recht, es braucht Wissen und Erfahrung für arbeitsextensive und zuverlässige Methoden im Gemüsegarten.
Deshalb gestehe ich, habe ich keine Karotten, mir ist diese mühsame Fuzzlerei nach der längeren Keimzeit zu aufwendig,
was geht, wird als Pflänzchen rausgepflanzt, damit kann ich die Beete viel intensiver nutzen.
Lieber ziehe ich mir im GH Pflanzen vor- kann dort im stehen oder sitzen arbeiten-
irgendwie haben mich die gartenbegeisterten Engländer angesteckt- für mich ist der Garten Ausgleich, Erholung, Lieferant von Duft, Farbe, Genuss und Freude.

LangerMann
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#33

Beitrag von LangerMann » Mo 11. Jan 2016, 22:08

Manfred hat geschrieben:Das sind Methoden, die für die professionelle Produktion von Marktgemüse entwickelt wurden. Es geht darum, dass das Gemüse den Boden leicht durchwurzeln kann und sehr gut mit Nährstoffen und Wasser versorgt wird. Dazu wird der Boden tief gelockert und mit Nährstoffen angereichert. Und das gleich, und nicht erst nach vielen Jahren.
Ob und was man davon übernehmen will, muss jeder für sich entscheiden. Wer nicht darauf angewiesen ist, den schönsten Knollensellerie zu produzieren, der braucht auch nicht 3 Spaten tief zu rigolen.
Trotzdem sind das veraltete Methoden. Wenn Regenwasser im Boden versickern kann, dann existieren genügend "Kanäle" in denen frische Pflanzenwurzeln Platz haben. Bleibt eine Wurzel einer abgestorbenen Pflanze im Boden, dann wird sie an Ort und Stelle zersetzt und wäre theoretisch Dünger für die neu wachsenden. Vermutlich war es auch der eigentliche Sinn der "Brache" über ein Jahr diese Verrottung alter Wurzeln zu ermöglichen und das Bodenleben damit zu stimulieren. Welchen Sinn sonst hätte Brache?
"Ich verurteile Sie zu 12 Monaten Pflanzenzuchthaus!"

Manfred

Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#34

Beitrag von Manfred » Mo 11. Jan 2016, 22:32

Auf einer Brache siedeln sich die Lebewesen an, die dort einen Standortvorteil haben, was gleichbedeutend damit ist, dass dieser Standort ebendiese Pflanzen gerade benötigt, um seinen Nährstoff- und Wasserhaushalt zu stabilisieren. In der Brachezeit versucht die Natur das Gleichgewicht wieder herzustellen, das vorher durch menschlichen Eingriff zerstört wurde.
Der Schluss den man daraus ziehen könnte (und viele tun das inzwischen), dass eine optimale Bewirtschaftung die Brache simuliert und sie damit unnötig macht. Habe gerade im Unterforum ein paar Infos zur Arbeit von Ernst Fötsch in Brasilien verlinkt. Das zeigt recht gut, was ich meine.

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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#35

Beitrag von LangerMann » Di 12. Jan 2016, 02:30

Manfred hat geschrieben:Auf einer Brache siedeln sich die Lebewesen an, die dort einen Standortvorteil haben, was gleichbedeutend damit ist, dass dieser Standort ebendiese Pflanzen gerade benötigt, um seinen Nährstoff- und Wasserhaushalt zu stabilisieren. In der Brachezeit versucht die Natur das Gleichgewicht wieder herzustellen, das vorher durch menschlichen Eingriff zerstört wurde.
Gehen wir mal von einer Kulturbrache aus. Pflanzen haben darauf vorher gewisse Nährstoffe gesammelt und nach dem Liebig`schen Minimumgesetz fehlen jetzt diese Nährstoffe. Das Gleichgewicht wird durch die Bepflanzung durch andere Monokulturen hergestellt.

Dass die richtigen Ruderalpflanzen, die sich ansiedeln, das Gleichgewicht herstellen, ist aber blanke Theorie, an den Haaren herangezogen. Denn fehlt nunmehr beispielsweise Nitratstickstoff, haben Pflanzen mit wenig Stickstoffbedarf einen Standortvorteil, das heißt aber nicht, dass es dadurch zu einer Stickstoffanreicherung kommt. Das Gleichgewicht stellt nämlich dann eher der Mensch wieder her, indem er die eiweißarmen Ruderalpflanzen ausreißt um das Feld neu zu bestellen. Dann haben wir wieder das Gleichgewicht, aber trotzdem eine Bodenverarmung.
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#36

Beitrag von hobbygaertnerin » Di 12. Jan 2016, 09:13

Ein paar Dinge sind mir aufgefallen-
unser Gemüsegarten ist mit Sicherheit seit 100 Jahren als Gemüsegarten genutzt, trotz einer viergliedrigen Fruchtfolge sind mit den Jahren das Wurzelgemüse, die Rettiche immer schlechter gewachsen, ebenso das Weisskraut.
Draussen auf dem Acker konnte man dem Gemüse beim Wachsen- passende Witterung und Niederschläge vorausgesetzt- zusehen.
Inzwischen betreibe ich eine andere Form der Gartenbewirtschaftung und versuche mit einer anderen Form der Kompostierung, Bodenbewirtschaftung wirklichen Humusaufbau zu betreiben.
Auf alle Fälle kann ich jetzt wieder Rettiche und anderes Wurzelgemüse in sehr guter Qualität und ebenso Kohl in prachtvollem Wuchs ernten. Vor allem, das Gemüse schmeckt jetzt wieder besser, mir fällt das eigentlich gar nicht auf, aber ich bekomme von Bekannten, die von mir hin- und wieder Gemüse bekommen- diese Rückmeldung.
Im Sommer fehlt mir die Zeit, um Bücher zu lesen, aber im Winter nehme ich sie mir, um mich für mein Hobby den Garten weiterbilden zu können.
Ob Chadwick überholt ist, darüber mögen sich andere streiten, mich interessiert, wie war es früher möglich,
für ausreichend Nahrung sorgen zu können, das gesamte Transportwesen (Pferde und andere Zugtiere) zu füttern, Flachs für Bekleidung auf den Feldern anzubauen- und prachtvolle Burgen, Schlösser und Kirchen zu bauen.
Wenn das lauter ausgemergelte, halb verhungerte Menschen gewesen wären, die dies hätten leisten müssen, das hätten sie niemals zustande gebracht.
Und heute, in diesem Überfluss, frisches Gemüse, Obst das ganze Jahr, sind wir, obwohl wir uns nicht mehr so plagen müssen,
fiter, gesünder?
Wenn es möglich ist, Flächen intensiv zu nutzen und dennoch Humusaufbau betreiben zu können- dann bin ich dabei.
Und vor allem, kleinere Flächen sind leichter zu händeln, arbeits- und zeitmässig zu verkraften. Gemüsegarten früherer Zeit war ein Stück weit eine Abschreckung für Kinder, diese ewige Hackerei, das Unkrautzupfen, es durfte kein Hälmchen wachsen- das rechte Maß zu finden, das ist meiner Meinung nach der einzige Weg, um auch mit Freude im Garten arbeiten zu können.
Heute braucht keiner aus Not seinen Gemüsegarten bestellen, ist in den Discountern in überreicher Fülle und sehr preiswert zu kaufen.
Gemüse mit Familienanschluss, ohne weite Wege, vom Garten sofort in die Küche- was will man mehr?

Benutzer 72 gelöscht

Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#37

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 12. Jan 2016, 09:32

Vielleicht weil es "früher" keinen Müll gab und kein Abwasser, sondern nur Dünger??

Mich tät interessieren, ob und wie das Umgraben und erst recht das tiefe Umgraben den Boden lockert.
Wir haben schweren Lehm- (in der Wiese sogar Ton-) Boden, der im nassen Zustand nicht bearbeitbar ist, ich konnte nicht beobachten, dass Umgraben dem Boden irgendwie helfen tät - nur Flächenkompost und Unkraut wachsen lassen. Vor allem den Schachtelhalm lass ich dazwischen immer wieder stehen, die anderen ernte ich für einen Tee oder als Mulch.....
Das Unkraut lockert den Boden, Umgraben tut es bei uns nicht.

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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#38

Beitrag von Thomas/V. » Di 12. Jan 2016, 16:36

Wir haben schweren Lehm- (in der Wiese sogar Ton-) Boden, der im nassen Zustand nicht bearbeitbar ist, ich konnte nicht beobachten, dass Umgraben dem Boden irgendwie helfen tät -
Hier so ähnlich. Die ersten Jahre hab ich auch alles immer umgegraben und Mist rein getan, wie es mein Opa gemacht hat.
Aber zusätzlich dann auch gemulcht und reifen Kompost oberflächlich eingearbeiet, mal ne Gründüngung angebaut oder sogar mal Getreide oder Feldsalat übern Sommer als Brache.
Ich würde sagen, über die Jahre ist der Boden schon "besser" geworden, sodaß ich jetzt mit der Grabegabel den Boden lockern kann, ohne ihn zu wenden. Auch die Anzahl der Regenwürmer ist im Vergleich zu damals wesentlich höher (falls das irgendwas aussagt).
Erstaunlicherweise sind auch nicht mehr soviele gößere Steine in den alten Beeten, ob die sich mit der Zeit "aufgelöst" haben?

Aber der tollste Bio-Humus-sonstwas-Boden nützt einem nichts, wenn einem die Schnecken alles weg fressen oder das Wetter jedes Jahr in anderen Extremen rein knallt...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#39

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 13. Jan 2016, 08:51

Ich habe früher den Garten jedes Jahr im Herbst umgegraben, Mist unterzugraben- gehörte dazu.
Hatte aber rückblickend nicht das Gefühl, dass unser Garten vor Fruchtbarkeit nur so strotzte.
Tiefes Untergraben funktioniert vielleicht mit gut vererdetem Kompost, Mist vertorft und bringt nicht viel.
Ich verwende eine dicke Mistschicht als Bodenheizung im Frühjahr- auch gut mit Pflanzenkohle vermischt- ansonsten kommt mir der Mist auf dem Kompost sinnvoller vor.
Wir sind auch mit einem schweren Boden "gesegnet"- mit den Jahren sehe ich dennoch einiges an Veränderung an der Krümelstruktur, am Wasserhaltevermögen, am Besatz an Regenwürmern und am Pflanzenwachstum.
Besonders jetzt im Winter staune ich, auf den Gartenwegen sind jede Menge Regenwurmhaufen und -strohsterne, selbst auf dem vielbegangenen Weg zum Bienenhaus.

althea
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Re: franz. Biointensivmethode nach Allen Chadwick

#40

Beitrag von althea » Sa 13. Feb 2016, 10:44

Grüß euch,

beim Durchlesen der 4 Seiten ist mir hoffentlich nichts entgangen; falls ich etwas wiederhole - verzeiht bitte!

Vorletztes Jahr hab ich begonnen auf einem Teil der Fläche 2 Spaten tiefe Gräben mit Mist+Steinmehl +EM zu füllen; das Material habe ich festgetreten, Erde drauf und links und rechts Starkzehrer gepflanzt. Die Ernte war bestens! Im Jahr darauf wurden die Reihen versetzt, dann kamen die Starkzehrer auf die Gräben, die Mittelzehrer daneben.
Auf diese Weise wird die gesamte Fläche mit der Zeit zu fruchtbarem Humus.

Dadurch verteilt sich die "Kreuzarbeit" auf einen längeren Zeitraum - tut gut! ;-)

LG
althea

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